Praxis
Das Pedal hat einen internen Speicherplatz für insgesamt neun Sounds, die man mit eigenen Pedalkreationen belegen kann. Allerdings lassen sich die Sounds weder mit einem der beiden Fußtaster des Pedals noch per MIDI schalten. Ab Werk sind folgende Verzerrermodelle vorprogrammiert: Low Gain Drive, Ole School Metal, Dirty Booster, Classic Valve, Screamer, Blues OD, PG Distortion, Pro Mouse und Crazy Highway. Wenn man das Pedal mit dem beigelegten Mini-USB-Kabel anschließt, lassen sich nicht nur die Parameter in Echtzeit verändern, sondern auch die Belegung der Programmspeicherplätze. Wegen der immensen Möglichkeiten kann ich euch im Rahmen dieses Tests unmöglich alle Klangvariationen vorstellen, weshalb ich mich auf die Standardsounds und zum Schluss auf die Reinkarnation meines alten Tubescreamers beschränke. Zum Einsatz kommen meine Stratocaster und meine Les Paul jeweils mit aktiviertem Bridgepickup. Hier zuerst die beiden Referenz-Audiobeispiel ohne Pedal.
Der Low Gain Drive bietet eine Tubescreamer-artige leichte Verzerrung, deren Mittennase und Zerrstruktur allerdings etwas dezenter ausfallen.
Die Zerrstruktur des Ole School Metal Modells ist weitaus schmutzige und rauer. Der Sound kann zwar auch ohne zusätzliche Ampzerre überzeugen, aber wenn es hier richtig böse zur Sache gehen soll, empfiehlt sich ein bereits gut köchelnder JCM 800 oder ein ähnlich aufgebauter Amp.
Einige der werkseitigen Low/Medium-Gain-Presets ähneln sich für meinen Geschmack zu stark. Im Gegensatz zu den analogen Vorbildern wie den Tube Screamer oder den Blues Driver gleichen sich deren Zerrstrukturen viel zu sehr, wodurch man den Eindruck gewinnen könnte, dass die Sounds zur Gleichmacherei tendieren. Dem ist aber nicht so, auch wenn sich das Spielgefühl von dem klassischer Pedale unterscheidet. Aber dazu später mehr.
Zuerst hört ihr den Dirty Booster, den Classic Valve, den Screamer und den Blues OD jeweils mit Strat und Les Paul.
Die drei verbleibenden Pedal-Klone klingen im Gegensatz zu den vorherigen Presets weitaus unterschiedlicher, sie eint eine insgesamt härtere Verzerrung.
Für dich ausgesucht
Um einen Verzerrer zu klonen, benötigt man übrigens nicht das Bias Distortion Twin Pedal selbst, sondern ausschließlich die PC- oder Mac-Software und ein Audiointerface mit einem Hi-Z-Instrumenteneingang. Der zum Klonen anstehende Verzerrer wird nun zwischen Gitarre und Interface geschaltet. Bevor es ans Eingemachte geht, sollte man ein Basis-Preset suchen, das dem Original möglichst nahekommt. Jetzt muss man mit gespitzten Ohren und viel Feingefühl im A/B-Vergleich versuchen, die Zerrstruktur und den Frequenzgang des Originals nachzubauen. Um von der Färbung durch einen Gitarrenamp unabhängig zu sein, habe ich alle Amp- und Speakersimulationen ausgeschaltet, auch wenn das Ganze dann eher nach Rasierapparat klingt. Denn nur so kann man den Obertonbereich der Zerrstruktur ungeschminkt hören. Ein Analyzer wie beispielsweise der Channel EQ von Logic Audio kann die Ohren beim Angleichen der Frequenzen gut unterstützen. Übrigens habe ich beim “Pedal Match”-Vorgang anstelle der Gitarre auch mit weißem Rauschen herumexperimentiert, was erstaunlich gut funktioniert hat. Als Vorlage für das Klonen meines alten Tubescreamers habe ich das Screamer-Modell angewählt und etwas modifiziert. Danach habe ich den Pedal Match neu ausgeführt und anschließend noch weitere kleine Veränderungen vorgenommen. Obwohl mir die Übereinstimmung nicht zu 100 Prozent gelungen ist, kann sich das Ergebnis hören lassen. Im ersten Audiobeispiel hört ihr den Tubescreamer und danach den geklonten Sound im Bias Distortion Twin.