Du gehst auf die Bühne, der erste Ton erklingt. Du zupfst noch etwas an deinem kneifenden Outfit und entwirrst das Mikrofonkabel vom Mikrostativ. Vielleicht hast du gerade das Gefühl, dich irgendwie nicht mehr so gut zu hören wie beim Soundcheck. Der erste Song klingt noch unsicher und deine Stimme ist nicht da, wo sie sein könnte. Du denkst an viele Kleinigkeiten und begutachtest das Publikum – hat der eine Typ da eben komisch geguckt? Schlimmer noch als wenn du ein ganzes Konzert vor dir hast und dich zumindest in den nächsten Songs eingrooven kannst, sind solche Situationen, wenn du, zum Beispiel im Rahmen eines Features, nur einen kleinen Slot von nur einem Song hast, in dem du voll da sein musst. Wenn du solche Momente schon mal auf der Bühne erlebst hast, dann können dir die folgenden Tipps dabei helfen, ab dem ersten Song präsent zu sein!
Gute und großzügige Planung
Oft gehen Dinge schief, weil sie in der Eile passieren. Die Wasserflasche fehlt, die Setlist muss noch geschrieben werden („Hat jemand ’nen Zettel?“), der Merchstand ist noch nicht aufgebaut, jemand kommt viel zu spät und man zwängt sich 10 Minuten vor dem Auftritt noch etwas zu essen rein. All dies sind Dinge, die dir den Fokus für deinen Auftritt rauben. Zwar kann man immer mal etwas vergessen, aber viele potenzielle Fehler lassen sich im Vorfeld durch gute und großzügige Planung vermeiden.
Auch wenn sich das etwas behördlich anfühlt, fang an, dir Listen zu schreiben, die du vor Abfahrt zum Gig abhakst: Hast du alles dabei, was du dabeihaben musst? Ist der Ablauf großzügig genug geplant? Fahr lieber zu früh los, kalkuliere Staurisiko lieber zu konservativ und check frühzeitig, wie man am besten fährt. Plane ausreichend Zeit zum Luftholen zwischen Soundcheck und Konzertbeginn. Wenn du all diese Themen schon aus dem Kopf verbannen kannst, hast du mehr Raum, um dich auf deine musikalische Performance zu konzentrieren.
Wähle ein Outfit, in dem du dich wohlfühlst
Was bringt dir das aufregendste Glitzer-Outfit, wenn es kratzt und kneift? Du hast dir ein Bühnenoutfit überlegt, das auf einem Foto vielleicht super aussieht, aber bei der kleinsten Bewegung mehr preisgibt, als du eigentlich wolltest? Oder du hast dich beim Essen vor dem Auftritt bekleckert und keine Alternative dabei?
Es klingt vielleicht etwas oberflächlich, aber unterschätze niemals, welche Wirkung ein Bühnenoutfit haben kann – im positiven wie auch negativen Sinne! Ein Outfit, das nicht gut sitzt (oder schmutzig ist), wird dich ab der ersten Minute auf der Bühne deinen Fokus kosten. Deswegen fließt in das Thema Bühnenoutfits für viele Künstler/innen eben auch viel Energie. Probiere mehrere Bühnenoutfits für dich aus, habe pro Gig mindestens eine weitere Alternative dabei, um im Notfall Ersatz zu haben. Spielt ihr Open Air, dann stell dich auf verschiedene Wettersituationen ein und denke an Schuhe zum Wechseln. Wieder ein Punkt weniger, um den du dir Gedanken machen musst!
Für dich ausgesucht
Etabliere eine Einsingroutine
Dieser Punkt ist sehr individuell und jede/r Sänger/in hat andere Bedürfnisse. Frage dich, was DU brauchst, um stimmlich deine Leistung abrufen zu können. Was musst du tun, um dich in deinem gesanglichen Optimum zu bewegen? Hilft es dir, im Backstage mit einem LaxVox-Schlauch zu blubbern? Möchtest du nochmal bestimmte Stellen in einem Song durchsingen? Fühlst du dich wohl genug, dich neben deinen Bandkolleg/innen einzusingen oder brauchst du dafür Ruhe? Eine auf dich abgestimmte Einsingroutine kannst du dir auch mit einem Vocal Coach erarbeiten und vor jedem Gig anwenden. Nimm dir dafür auch unbedingt den Raum und die Zeit, die du brauchst, und plane das konsequent für dich ein.
Aufgaben auslagern
Kannst du hier mal? Wo ist die Gästeliste? Wann kommt das Essen? Ist Wasser an der Bühne? Wer baut den Merch auf? Unter uns gesprochen: Viele organisatorische Aufgaben bleiben meistens an den Sänger/innen hängen und rauben uns Aufmerksamkeit von unserem Auftritt. Am Ende steht man wegen vielen weiteren zu erledigenden Aufgaben gestresst auf der Bühne. Auch, wenn es dein persönliches Musikprojekt ist, muss das nicht so sein. Dafür gibt es mehrere Lösungen:
Die einfachste, aber nicht für alle umsetzbare wäre ein Tourmanagement oder eine Tourassistenz. Ein Tourmanagement kümmert sich um alle organisatorischen Abläufe im Tourbetrieb, ist aber natürlich ein Kostenfaktor. Vielleicht kennst du aber auch jemanden aus deinem Umfeld, der/die gern als helfende Hand auf Tour mitkommen möchte und als “Person für alles“ unterstützend am Start sein kann. Die Alternative dazu wäre, kleine Aufgaben unter der Band aufzuteilen – wenn nicht alles an dir hängen bleibt, profitiert auch euer Auftritt davon!
Ausreichender Soundcheck
Dieser Punkt knüpft eigentlich an den allerersten an. Sofern es möglich ist, plane unbedingt genügend Zeit für einen Soundcheck ein. Gerade, wenn du das Venue und das technische Personal vor Ort nicht kennst, solltet ihr einen Puffer haben, um euren Sound ausreichend checken zu können, etwaige Probleme in Ruhe lösen zu können, alles an der richtigen Stelle zu haben und mit einem guten Gefühl auf die Bühne zu gehen.
Für knackige Festivalslots mit kurzen Changeover-Zeiten ist ein/e eigene/r Techniker/in – am besten mit eigenem Pult – die angenehmste und sicherste Variante, aber natürlich nicht für jeden Act realisierbar. Solltest du ohne eigene Technik reisen, macht es für diese Fälle Sinn, wirklich auf Nummer Sicher zu gehen, dass der korrekte Tec Rider bei der Technikfirma ankommt. Am besten telefoniert ihr kurz vorher, damit auch sich nichts schiefgeht.
Sei musikalisch vorbereitet
Dieser Tipp ist zwar sehr offensichtlich, kann aber nicht oft genug betont werden: Wenn du im Konzertmoment voll da sein willst, darfst du dir um die Basics keine Gedanken machen müssen. Das heißt konkret: Die Songs müssen gesanglich und textlich sitzen, du solltest dir schon mal Gedanken um Moderationsblöcke zwischen den Songs gemacht haben und die Setlist sollte im Vorfeld stehen.Es ist ganz einfach: Je mehr Gedanken du dir um das „Was“ deiner Performance machst (Welcher Text, welche Töne, welcher Ablauf?), desto weniger Kapazität hast du, um dich auf das „Wie“ zu konzentrieren und um deine Performance qualitativ nach vorn zu bringen.
Die letzten Minuten vorm Auftritt
Die Minuten vor dem Auftritt sind besonders wichtig. Wie du sie verbringst, ist natürlich dir überlassen und da tickt jede/r Sänger/in anders. Die einen pushen sich mit Partymusik und in der Gruppe so richtig hoch, die anderen ziehen sich etwas zurück und gehen in sich. Manche schnattern viel mit der Band, andere wollen sich in Ruhe alleine einsingen. Falls du dir selbst noch nicht darüber im Klaren bist, finde heraus, welcher Typ du bist und was du brauchst. Überlege, wie die Situation vor Auftritten war, in denen du dich besonders wohlgefühlt und gut performt hast. Lassen sich daraus Regelmäßigkeit ableiten? Dann sorge dafür, dass du dir die Augenblicke vor deinen Auftritten so gestaltest, damit du in deiner persönlichen Komfortzone bist.
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