Teil 2: Die Werkzeuge
Schwester, Skalpell bitte!
(Übersetzung: Lasse Eilers)
Im zweiten Teil des Workshops geht es um die Techniken und Werkzeuge, mit denen man die typischen Probleme bei Mehrspur-Liveaufnahmen in den Griff bekommen kann.
Die goldene Mitte
Die unvermeidlichen Übersprechungen vieler lauter Klangquellen in der Nähe eines Mikrofons können zwar zum „Live-Feel“ eines Mixes beitragen – vor allem, wenn man keine guten Aufnahmen von Publikums- bzw. Raummikrofonen hat – sind in den meisten Fällen aber eher Fluch als Segen. Tatsächlich kommen nur wenige Mehrspur-Liveaufnahmen von lauten Bands ohne Maßnahmen aus, um problematische „Leckagen“ in den Griff zu bekommen. Selbst leichte Übersprechungen führen gerne zu Frequenzballungen, die die gesamte Balance eines Mixes durcheinanderbringen können. Das klassische Problem: Je lauter die Band, desto mehr geraten die Reflektionen im Raum außer Kontrolle. Hinzu kommen unter Umständen das Plärren einer kleinen PA an ihrer Leistungsgrenze, das dubiose Off-Axis-Verhalten der meisten Mikrofone mit Nierencharakteristik und die Tatsache, dass viele Mikros auf engem Raum gleichzeitig offen sind. Da ist es wenig überraschend, dass die Übersprechungen meist eher stören, als dass sie willkommen wären.
Wird es in einem kleinen Raum laut, entsteht beinahe automatisch eine unangenehme Überbetonung der scharfen oberen Mitten. Auf größeren Bühnen in größeren Läden wird es hingegen schnell dröhnig oder matschig. Derartige Probleme mit der grundlegenden Färbung einer Aufnahme werden oft ignoriert, weil sich die Ohren rasch daran gewöhnen. Hier sei der häufige Vergleich mit einer vertrauten Referenzmischung wärmstens empfohlen. Gerade bei Liveaufnahmen ist dieses Problem relevant und man sollte auf jeden Fall schon am Anfang checken, ob es unausgewogen klingt. Weil man es in der Regel mit einer dynamischen Performance in einem nicht perfekten Raum zu tun hat, kann sich die Färbung während eines Sets zudem deutlich verändern.
In meinen Augen ist der Umgang mit einer aus dem Gleichgewicht geratenen Frequenzbalance häufig der schwierigste Aspekt beim Mischen von Liveaufnahmen, vor allem, wenn es eine durch Übersprechungen entstandene Überbetonung von topfigen oder scharfen Mitten gibt. Ein naheliegender Ansatz wäre es, den Master mit einem EQ zu bearbeiten. Das kann helfen, indem man die Klangregelung automatisiert, sodass sie den verschiedenen Problemen bei unterschiedlichen Lautstärken gerecht wird. In leiseren Passagen klingt es meistens mehr oder weniger ok, sodass ein aggressiver EQ-Einsatz nur an lauteren Stellen angebracht wäre.
Eine nicht konstante Frequenzbalance lässt sich bis zu einem gewissen Grad auch mit paralleler Kompression in den Griff bekommen. In diesem Fall sorgt ein Filter vor dem Sidechain-Eingang des Kompressors dafür, dass Letzterer nur von den problematischen Frequenzen getriggert wird. Obwohl dieses Verfahren überraschend transparente Resultate liefern kann, reicht es meist allein nicht aus. Bei gravierenden Problemen bietet sich auch der Griff zu einem Multiband-Kompressor oder einem dynamischen Equalizer an, wobei es davon nur wenige gibt, die unauffällig genug arbeiten. Manchmal bleibt nur die gezielte und getrennte Behandlung von Einzelspuren, Instrumentengruppen und/oder Master-Bus als letzte Möglichkeit.
Zu guter Letzt sollte man bedenken, dass der Mix einer Liveaufnahme auch durchaus akzeptabel ist, wenn er nicht ganz so glatt wie eine Studioaufnahme daherkommt. Auf vielen Wiedergabesystemen kann ein etwas scharfer und spitzer Mittenbereich sogar dazu beitragen, die Spannung und Energie einer Live-Performance zu vermitteln. Auch ist es oft nicht ganz einfach, einen Kompromiss zwischen einem satten Sound in den tiefen Mitten und einem undefinierten, schwammigen Durcheinander zu erzielen. In einem solchen Fall ist eine insgesamt etwas dünnere Mischung vielleicht die bessere Lösung.
Für dich ausgesucht
Kontext ist alles
Wenn Übersprechungen auf den Einzelspuren zu Schwierigkeiten beim Mix führen, ist es am besten, das Problem bereits an der Quelle zu bekämpfen. Allerdings muss man bei den Bearbeitungen den Zusammenhang bedenken. Werden zum Beispiel beim weiblichen Leadgesang die Höhen angehoben, um sie luftiger zu machen, kann das für den Mix kontraproduktiv sein, wenn dadurch auch die Übersprechungen der Becken auf das Gesangsmikrofon verstärkt werden. Ebenso ist es sinnlos, den Drum-Bus stundenlang für einen an sich gut funktionierenden Drum-Mix solo zu schalten, nur um später festzustellen, dass die Übersprechungen der HiHat auf den anderen Spuren alles wieder zunichtemachen. Meistens ist es für einen runden Gesamtsound besser, sich mit nicht ganz optimalen Einzelsounds abzufinden, als den umgekehrten Weg zu gehen. Zum Beispiel klingt das Schlagzeug oft erschreckend „splashy“, wenn alle Gesangsmikrofone aufgedreht sind. Dann ist es wahrscheinlich die bessere Lösung, die Problemfrequenzen auf dem Drum-Bus zu entfernen, statt den Vocals alle Höhen zu nehmen.
Vielleicht stellt es sich auch heraus, dass ein normalerweise unnatürliches Verhältnis von Nahmikrofonen und Overheads wegen der überall vorhandenen Übersprechungen im Gesamtzusammenhang besser funktioniert. Eigentlich bin ich kein Freund von Drummischungen mit hochpassgefilterten Overheads, sodass die tiefen Frequenzen nur von den Nahmikrofonen kommen, aber genau das kann der beste Weg sein, wenn das Overheadsignal starke Bassübersprechungen und Rumpeln enthält.
Und obwohl man Übersprechungsprobleme bei einzelnen Teilen des Kits vielleicht gut in den Griff bekommt, indem man die Gesangsmikrofone mutet, wenn gerade niemand singt, kann das Problem dadurch sogar offensichtlicher werden – dann nämlich, wenn die Übersprechungen beim nächsten Gesangseinsatz plötzlich wieder da sind. In diesem Fall ist ein einheitlicher Mix auf jeden Fall eher angeraten als einer, der abwechselnd sauber und nicht sauber ist. Und wenn ein bestimmtes Instrument besonders problematisch ist, muss man sich manchmal einfach damit abfinden, dass es nicht ganz so laut sein kann, wie man es eigentlich haben möchte. Dennoch gibt es Möglichkeiten, die negativen Auswirkungen von Übersprechungen zu reduzieren:
Hochpassfilter: Ein Werkzeug, das beim Mischen einer Liveaufnahme häufig zum Einsatz kommt, ist der Hochpassfilter. Bass neigt dazu, sich überall einzuschleichen, und ein Mix wird oft viel transparenter, wenn man den betroffenen Signalen die tiefen Frequenzen nimmt.
Tiefpassfilter: Obwohl etwas weniger offensichtlich, kann auch ein Tiefpassfilter von Nutzen sein. Aus den meisten Gitarren- und Bassverstärkern kommt über 6 kHz kaum etwas Hörenswertes heraus. Also kann man in der Regel getrost die Höhen zurückfahren und damit fiese Becken- und Snare-Übersprechungen reduzieren, ohne dass das nennenswerte Auswirkungen auf den Gitarrensound hätte. Sogar akustische Instrumente lassen sich bisweilen so bearbeiten, vor allem, wenn sie lang ausgehaltene Klänge spielen. Beispielsweise ist der Frequenzbereich eines Akkordeons ziemlich schmal und man kann oben und unten überraschend viel wegschneiden, bevor es beginnt, nicht mehr nach einem Akkordeon zu klingen (oh ja, ich habe es probiert …).
Dynamische EQs / Kompression: Neben gewöhnlichen EQs können auch De-Esser und andere dynamische Equalizer hilfreich dabei sein, Drum-Übersprechungen auf andere Mikrofone in den Griff zu bekommen. Ich habe mit dem FabFilter Pro-DS bei dieser Aufgabe sehr gute Ergebnisse erzielt. Wenn Übersprechungen hauptsächlich von einem ganz bestimmten Instrument kommen, kann man zum Beispiel einen Multiband-Kompressor verwenden, dessen Sidechain-Eingang von diesem Signal gespeist wird. So lässt sich beispielsweise der Bassbereich einer akustischen Gitarre immer dann reduzieren, wenn der Bass spielt, und bleibt ansonsten intakt.
Gesang kaputt?
Wenn es ein Signal gibt, bei dem man normalerweise keine Kompromisse machen sollte, ist es der Leadgesang. Und wenn es ein Signal gibt, das bei einer Liveaufnahme meistens radikal anders als bei einer Studioaufnahme klingt, ist es der Leadgesang. Auf der Bühne geben Sänger/innen gerne alles, und während diese zusätzliche Energie den Livecharakter der Aufnahme natürlich verstärkt, kann sie auch mit fragwürdiger Intonation oder Heiserkeit einhergehen. Meistens werden auf dem Gesangsmikrofon zu viele Übersprechungen sein, als dass man Pitch-Correction-Tools einsetzen könnte, und natürlich gibt es auch keine Extra-Takes, um eine gute Performance zusammenzuflicken. Hinzu kommt die Auswahl des Mikrofons und wie der Sänger oder die Sängerin es benutzt.
Es gibt zwei Sorten Sänger/innen auf dieser Welt: Diejenigen, die über ein Shure SM58 gut klingen und diejenigen, die über ein SM58 nicht gut klingen, aber in aller Regel trotzdem eines benutzen. Und wo wir schon dabei sind, Sänger/innen in Schubladen zu stecken: Es gibt auch zwei Schulen, was den Umgang mit dem Mikrofon betrifft. Einige meinen, dass das Schutzgitter des Mikros permanent an ihren Lippen kleben sollte, während andere zu glauben scheinen, dass ihr Gesang perfekt rüberkommt, solange sie sich irgendwo im gleichen Postleitzahlbezirk wie das Mikrofon befinden. Jede Gruppe stellt den Mix-Engineer vor andere Probleme. Sänger/innen, die das Mikro fast verschlucken, erzeugen oft jede Menge Plosivlaute und Plopps, sogar über Bühnenmikrofone mit einer eingebauten Absenkung des Low-Ends. Einige schaffen es auch, heftige Zischlaute zu produzieren. Sänger/innen, die umherwandern, benötigen in der Regel viel Dynamikbearbeitung über Kompression oder Faderbewegungen, wodurch automatisch die Übersprechungen verstärkt werden. Ein zu großer Abstand von einem für die Nahbesprechung gedachten Bühnenmikrofon lässt den Klang zudem oft sehr dünn werden.
Plopps und Zischen bekämpft man traditionell am effektivsten per Hand, indem man die Cutoff-Frequenz eines Hochpassfilters bzw. die Lautstärke der Spur automatisiert. Beim Mischen eines stundenlangen Live-Sets kann dieses Verfahren aber unfassbar ermüdend sein. In diesem Fall tut es vielleicht auch ein Multiband-Kompressor und/oder ein De-Esser. Wenn das nicht klappt, bleibt noch der Versuch, die relevanten Abschnitte der Automation von einem Plopp zum nächsten zu kopieren oder die betroffenen Abschnitte herauszuschneiden und mit einem destruktiven EQ zu bearbeiten.
Wurde der Gesang über ein Mikrofon aufgenommen, das nicht zur Stimme passt, kann man natürlich probieren, dem Signal mit Antares Mic Modeler oder einem „Match EQ“-Plugin den Frequenzgang eines anderen Mikrofons aufzudrücken, wobei die meisten wohl zuerst zum EQ greifen würden. Das SM58 betont die oberen Mitten ab etwa 2 kHz sehr stark. Wenn der Gesang nasal oder sägend klingt, sollte man diesen Bereich etwas absenken, dünne oder zischende Vocals profitieren vielleicht von einer Absenkung etwas weiter oben. War ein Sänger oder eine Sängerin sehr nah am Mikrofon, ist meist eine Absenkung der tiefen Mitten gefragt. Bewegt sich Frontmann oder -frau viel, muss man die EQ-Settings unter Umständen häufig anpassen. Auch hier kann ein Multiband-Kompressor die flexiblere Alternative sein. Manchmal hilft es auch, die Lead-Vocals einfach auf zwei oder drei Spuren mit unterschiedlichen EQ-Settings zu splitten.
Zurück im Raum
Studio-Vocals werden in der Regel mit Kompression, Hall und Delay bearbeitet. Der Einsatz starker Kompression auf einem Signal, das Übersprechungen enthält, ist aber meist nicht zu empfehlen. Also sollte man darauf vorbereitet sein, beim Mischen einer Liveaufnahme mehr „Fader-Riding“ zu betreiben. Hall und Delay landen nicht nur auf dem gewünschten Signal, sondern auch auf den Übersprechungen, was viel Unruhe in den Mix bringen kann, besonders, wenn Schlagzeugübersprechungen ein Delay durchlaufen. In solchen Situationen erreicht man bisweilen viel, indem drastische Automation und Prozessoren wie De-Esser, Expander, Filter usw. auf dem Sendsignal für den Hall oder das Delay eingesetzt werden und nicht auf der Stimme selbst.
Auch wenn das Gesangssignal sauber und relativ frei von Übersprechungen ist, wird man es bei einer Liveaufnahme in der Regel anders behandeln als bei einer Studiomischung. Stammt die Aufnahme aus einem kleinen Club und hat eine entsprechende Raumprägung, sollte dem Gesang kein völlig anderer Hall aufgedrückt werden. Das klingt oft unpassend und stört den Eindruck der Liveaufnahme. Besser probiert man, eine subtile virtuelle „Verbesserung“ der echten Räumlichkeit zu erzielen oder verwendet ein Slapback-Echo.
Bewegungen des Gesangsspurfaders können offensichtliche Veränderungen des hörbaren Raumanteils zur Folge haben. Das Problem verstärkt sich, wenn es mehrere Sänger/innen gibt oder auch die Lautstärken anderer Instrumente häufig angeglichen werden müssen. Ein Trick, den ich in Extremfällen schon angewendet habe, ist es, ein Mikrofon herauszusuchen, das wenig benutzt wurde und eine vergleichsweise angenehme Balance der Übersprechungen aufweist (es ist überraschend, wie oft es kaum benutzte Backing-Vocal-Mikrofone gibt oder vielleicht eines, das für die Vorgruppe aufgebaut und einfach mit aufgenommen wurde). Dieses kann dann mit einem EQ so bearbeitet werden, dass es möglichst gut klingt und als „Füllsignal“ dienen, um die Balance der Übersprechungen und des Raumklangs nötigenfalls auszugleichen.
Ich gehe hier natürlich davon aus, dass keine gut klingenden, speziellen Raummikrofone zur Verfügung stehen. Das sage ich deshalb, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass es gar nicht so leicht ist, in einem kleinen Laden Raummikrofone so aufzubauen, dass ein wirklich brauchbares Ergebnis herauskommt. Wenn es doch geklappt hat, können die Raummikros dazu beitragen, das durch die Übersprechungen entstandene Durcheinander im Mix zu kaschieren.
Raummikrofone – oder besser Publikumsmikrofone, die von der Bühne nach außen zeigen – sind natürlich enorm hilfreich dabei, die Reaktionen des Publikums einzufangen (jedenfalls dann, wenn es ein Publikum gab und es reagiert hat. Gab es keines, hätte man den Gig ja vielleicht gar nicht erst aufnehmen müssen…). Aber selbst, wenn es keine ordentlichen Publikumsmikrofone gibt, ist noch nicht alles verloren, weil sich meist ein oder zwei Bühnenmikros finden, in die niemand zwischen den Songs „Vielen Dank, ihr seid super, das ist unsere nächste Single!“ gerufen hat. Mit etwas kreativem EQ-Einsatz lassen sich diese zu Publikumsmikrofonen machen. Ich schneide meist die Abschnitte zwischen den Songs heraus und kopiere sie auf Extraspuren, wo ich sie dann bearbeiten kann, ohne dass es die musikalischen Aufnahmen dieser Mikrofone an anderer Stelle stört.
Nichts als die Wahrheit …
Das Eingeständnis des Produzenten Tony Visconti, dass auf Thin Lizzys Album „Live and Dangerous“ fast nur die Drums und das Publikum von der ursprünglichen Liveaufnahme stammen und der Rest von der Band im Studio nachträglich neu eingespielt wurde, ist legendär. Ähnliche Geschichten ranken sich um viele sogenannte „Live“-Alben und es gibt viele bekannte Künstler, die ihre Live-Mehrspuraufnahmen ganz bewusst als Startpunkt für Overdubs betrachten. Natürlich ist es fragwürdig, eine Aufnahme als Liveaufnahme zu betiteln, wenn sie offensichtlich keine ist. Aber bevor eine ansonsten gut klingende Aufnahme von einer verstimmten Akustikgitarre, einem erkälteten Sänger, einer nicht aufgenommenen Violine oder dergleichen ruiniert wird, ist es sicherlich besser zu versuchen, sie zu retten. Manchmal kann schon das nachträgliche Ersetzen der Backing Vocals die Übersprechungsprobleme drastisch reduzieren, ohne die Illusion einer Live-Show zu zerstören.
Normalerweise würde man dazu tendieren, Overdubs mit dem gleichen Mikrofon und im gleichen Raum wie die ursprüngliche Aufnahme zu machen, aber man sollte den gesunden Menschenverstand einsetzen. Bei Overdubs aus nächster Nähe mit einem SM58 wird der unterschiedliche Raumklang kaum ein Problem darstellen. Und wird etwas ersetzt, weil es auf der Liveaufnahme nicht gut klingt, sollte es logischerweise beim zweiten Mal anders gemacht werden. Es ist frappierend, was man sich alles herausnehmen kann, solange der Overdub synchron genug ist, um nicht durch Übersprechungen entlarvt zu werden.
Der Einsatz von Samples, mit denen die echten Drummikrofone ersetzt oder unterstützt werden, ist eine Mixtechnik, die in den letzten Jahren immer populärer wurde – und eine, die beim Mischen von Liveaufnahmen sehr wertvoll sein kann. Wenn der Drumsound eigentlich gut ist, aber durch Übersprechungen gestört wird, kann man versuchen, die Samples aus einem Abschnitt der Originalaufnahme zu gewinnen, in dem nur die Drums spielen, was ein natürlich klingendes Ergebnis verheißt. Liegen die Probleme mit den Close-Mikrofonen von Kick und Snare aber auch in der Platzierung, den verwendeten Mikrofonen selbst und der Stimmung der Drums, muss nach besseren Samples gesucht werden. In jedem Fall wird das Ersetzen oder Unterstützen von Drums nur dann von Erfolg gekrönt sein, wenn man genau auf die Details achtet. Wichtig ist, jeweils an kurzen Abschnitten zu arbeiten und unbedingt sicherzustellen, dass die Samples nur dort getriggert werden, wo sie wirklich spielen sollen. Möglicherweise wird nämlich das Drum Replacement Plugin von den in der Liveaufnahme vorhandenen Übersprechungen verwirrt. Und wenn man es übertreibt, zerstört man unter Umständen das mühsam herausgearbeitete Livegefühl.
Andere Schummeltechniken, an die wir uns im Studio längst gewöhnt haben, sind bei Liveaufnahmen eher schwierig einzusetzen. Wenn jemand zum Beispiel das Timing oder die Intonation vergeigt hat, kann man wegen der Übersprechungen leider meist wenig tun. Lässt das Material es zu, sind Fehler manchmal zu korrigieren, indem man ganze Abschnitte der Performance der gesamten Band kopiert, statt zu versuchen, das vermurkste Einzelinstrument zu isolieren und zu bearbeiten. In jedem Fall sollte man unbedingt darauf achten, den schmalen Grat zwischen der Korrektur offensichtlicher Fehler und der Verwässerung des natürlichen Livecharakters nicht zu überschreiten.
Nobody Said It Would Be Easy
Die Arbeit an Liveaufnahmen kann ein hervorragendes Mix-Training sein. Die Ressourcen sind begrenzt, sowohl beim verfügbaren Ausgangsmaterial als auch bei den durchführbaren Bearbeitungen. Man kann sich nicht auf Comps und Overdubs, exzessive Kompression und Effekte verlassen und muss doch etwas produzieren, das die Vitalität und den Charakter der Performance rüberbringt. Wenn man das draufhat, kann einem beim Mischen eigentlich nicht mehr viel passieren.
Außerdem kann es der Karriere einen Schub geben, wenn man Liveaufnahmen mischen kann. Viele Bands möchten wissen, wie sie auf der Bühne klingen, und gute Liveaufnahmen sind beliebt als Bonustracks, Fan-Downloads und so weiter. Wenn man es schafft, in einem lokalen Club der „Haus-Mixer“ zu werden, kann man Bands aufnehmen und mischen, mit denen man sonst nie arbeiten würde. Wenn sie das Ergebnis mögen – wer weiß, wo es hinführt?
Im dritten und letzten Teil des Workshops zeigen wir euch mit einigen Klangbeispielen, wie man diese Werkzeuge beim Mischen von Live-Aufnahmen effektiv einsetzt. Bald an dieser Stelle – stay tuned!
steffen sagt:
#1 - 06.10.2014 um 15:16 Uhr
Hallo,
Sehr Hilfreicher Artickel aber wann kommt Teil 3?