Zum Abschluss unseres Testmarathons gab es eine entspannte Gesprächsrunde, die für uns alle sehr informativ und lustig war. Es ging dabei um alle Themen rund ums Livemikrofon. Hier die wichtigsten Ergebnisse:
Wie kaufe ich ein Mikro für mich?
Das eigene Mikro zu finden ist ein höchst individueller Vorgang. Es gibt zwar Kriterien die die Eigenschaften der verschiedenen Mikros beschreiben (siehe unseren Test), aber letztendlich entscheidet Eure Stimme, welches Mikrofon am besten zu ihr passt.
Buket bringt es kurz und bündig auf den Punkt: „Ich hatte das Gefühl, es hat mich singen lassen.“ Und Ulita ergänzt noch: „Du musst Dich frei fühlen, so dass Du frei Deine Sounds und Sachen machen kannst.“
Wir sind uns alle einig, dass eine große Verbindung zwischen Hören und Fühlen besteht. Darauf könnt ihr erstmal grundsätzlich vertrauen. Auf die Frage von Alex, ob es mehr objektive oder subjektive Kriterien waren, die Buket zum Kauf ihres Mikros bewogen haben, antwortet sie: „Ich glaube das ging nach meinem Gehör in dem Augenblick. Was sich für mich gut anfühlt und das wiedergibt, was ich höre.“
Ulita ergänzt: „Wenn mich ein Mikro blockiert, weil es zum Beispiel auf einmal zu scharf reagiert…“ Buket: „…oder zu dumpf ist…“ Ulita: „Ja, und du versuchst dagegen anzukämpfen. Das fühlst Du ja sofort.“ Buket: „…und dann fängst Du an, anders zu singen.“
Der Weg zum eigenen Mikro…
…hört eigentlich nie auf. Mit der Entwicklung Eurer Stimme, oder dem Wechsel der Musikrichtung, könnt ihr ein Leben lang immer wieder an den Punkt kommen, ein neues Mikro wählen zu wollen. Das ist ähnlich, wie einen eigenen Kleidungsstil zu entwickeln. Mit den gleichen Fragen: Was steht mir? Was will ich damit ausdrücken und betonen (oder kaschieren)? Wenn ihr dazu noch Eure Arbeitsumstände (laute Band, leise Band, Performance, Robustheit, Stimmpegel etc.) addiert, habt ihr das Grundrezept für eine Auswahl.
Wo teste ich meine Auswahl an Mikros?
Buket hat gute Erfahrungen damit gemacht, die ihr empfohlenen Mikros gleich im Laden zu testen. Ich teste lieber allein, oder in einer gewohnten Umgebung. Deswegen gebe ich die Empfehlung, es so wie wir zu machen: Leiht Euch die Mikros zusammen, oder hinterlegt im Laden Geld und testet alle Mikros an einem Tag hintereinander weg, unter den gleichen Bedingungen und mit neutraler Klangeinstellung. Und dann fangt mit dem gefundenen Mikro erst mal an. O-Ton Ulita: „Fahr dann erst mal ein paar Jahre damit, und guck mal.“ Alex hat es sich noch einfacher gemacht: Er hat sich ein Mikro empfehlen lassen, es sich von einem Kumpel ausgeliehen und losgelegt.
Eure Stimme stellt sich auf Euer Mikro ein.
Nicht zu unterschätzen ist der Faktor, dass sich Eure Stimme (oder besser gesagt: Eure Art zu singen), noch auf das gewählte Mikro einstellen muss. Damit ich jetzt nicht zu kryptisch rede, lass ich einfach unsere Gesprächsrunde erzählen:
Catharina: „Ulita, Du hast vorhin zu mir gesagt, dass man mit der Zeit seine Stimme auf ein Mikro einstellt. Das fand ich sehr gut. Das war mir gar nicht bewusst, aber es ist wirklich so. Ich habe ja normalerweise immer mein Beta mit, muss aber gerade in einer Theaterproduktion über ein Sennheiser singen. Und ich habe wirklich eine Zeit gebraucht, bis ich ein Gefühl dafür bekommen habe, wie ich dieses Mikro handhabe. Ich singe durch das Sennheiser anders als durch mein Shure Beta 58. Wie ich Sounds setzte, wo ich die hindenke. Ich brauche eine Zeit, bis ich meinen Weg da gefunden habe.“
Ulita: „Ich finde das auch sehr interessant, wenn man sich so sehr auf ein Mikro einschießt, ist man auch sehr verbunden mit dem Mikrosound. Ich merke, dass ich durch die Jahre ganz schön mit dem SM58 Sound verwachsen bin. Ich weiß auch genau, wie ich es handeln muss, und wie es auf meine Stimme reagiert.“
Jan: „Ja, man braucht eine Woche, oder ein paar Konzerte, um bei dem Mikrofon anzukommen.“
Und auch für den Test Eures Mikros würde ich empfehlen, Euch Zeit zu nehmen. Nur so könnt Ihr Euch richtig einhören. Die feinen Unterschiede offenbaren sich nicht in den ersten fünf Minuten, sondern brauchen mehrere Runden.
Das Mikro als Inspirationsquelle.
Gebt Euch also Zeit, Euch auf Euer neues Mikro einzustellen. Manchmal müsst ihr Euch den Umgang mit dem Mikro auch ein bisschen erarbeiten, bis es zur oben erwähnten Symbiose kommt. Probiert ruhig aus, wie ihr am besten mit dem Mikrofon umgeht, damit es sein ganzes Potential entfalten kann.
Erfahrene SängerInnen nutzen diesen Umstand sogar, um sich durch die andere Art zu Singen, neu inspirieren zu lassen.
Ulita: „Ja, und es (das neue Mikro) kann mich echt auf eine andere Art und Weise inspirieren zu singen. Und so kann es den kreativen Prozess anregen.“
Alex: „Das was gerade gesagt wurde, kann ich auch auf Gitarren projizieren: Das stimmt schon, wenn Du ein anderes Instrument in der Hand hast, spielst Du anders. Dann hast Du neue Ideen. Das ist mit Mikros bestimmt auch so.“
Das Thema Shure
Auf meine Eingangsfrage an die Gesprächsrunde, welches Mikro wir alle benutzen, kam als Antwort vier mal die Marke Shure. Ulita und Alex haben das klassische SM58, Buket und ich das Beta 58. Dieses Ergebnis hat mich erstaunt. Ehrlich gesagt hatte ich mir, ganz naiv, bis zu diesem Zeitpunkt, nie Gedanken darüber gemacht. Gerade bei Ulita als Jazzsängerin hätte ich Stein und Bein darauf geschworen, dass sie ein Kondensatormikrofon benutzt, um alle Feinheiten ihrer Stimme transportiert zu bekommen.
Neugierig geworden habe ich mit noch mehr SängerInnen gesprochen. Und kam zum gleichen Ergebnis. Egal aus welcher Musikrichtung sie kamen, und egal ob noch ein zweites Mikro benutzt wurde: Ein Shure SM58 war immer dabei. Und alle wissen, dass es theoretisch bessere und modernere Mikrofone gibt. Aber anscheinend ist das egal: Bei keinem anderen Mikro scheint die gelungene Schnittmenge aus Handhabung, Unempfindlichkeit im Umgang, Robustheit, Feedbackresistenz, Klang und Preis so hoch zu sein. Die SängerInnen betonten mir gegenüber immer wieder, wie wichtig es für sie in der Livesituation ist, nicht immer auf das Mikro Acht geben zu müssen, und wie gut das SM58 und das Beta 58 genau diese Vorgabe erfüllen.
Und auch im ’world wide net’ spiegelt sich das gleiche Bild in den Foren und Testberichten wieder: Es muss also irgend etwas dran sein – oder es ist ein Fall von Massenhypnose. Bitte lasst Euch nicht zu sehr davon beeindrucken: Zieht los, probiert aus, und habt Spaß auf der Entdeckungsreise zu Eurem eigenen perfekten Mikrofon!
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