Premier Artist Heritage Club Kit Test

Praxis

Wie ich schon erwähnt habe, war mein damaliges Club-Kit von so guter Qualität, dass ich mich gewundert habe, dass es so günstig verkauft wurde. Auf den Badges meines Sets stand noch „Made in England“. Damals wurde die Geschichte erzählt, dass Premier sich den Luxus leistet, die Verchromungen von Betrieben machen zu lassen, die auch britische Edel- Automarken beliefern. Beim Auspacken meines mittlerweile in Taiwan hergestellten Testsets habe ich das Gefühl, dass sich hier ein Paar Dinge geändert haben. In Sachen Chrom haben die Spannreifen nachgelassen, der Hoop der Snare hat sogar ab Werk ein wenig Flugrost. Ich bin erstaunt, was das für einen Einfluss auf den Gesamteindruck eines Schlagzeugs hat.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Abhebung ist einfach, aber funktional. Die Die Spannreifen der Snare haben deutliche Unreinheiten im Chrom

Gelungenes Design

Der Rest der Hardware meines Sets, inklusive des Tomhalters, glänzt aber wie eh und je. Die Kessel sind mit „Heritage“- Einzelböckchen ausgestattet, was der Optik des Sets einen klassischen Touch gibt. Auch die ovalen Halterungen für die Beine des Standtoms und der Bassdrum reihen sich hier gut ein. Ich finde das Design der Heritage Trommeln auf jeden Fall gelungen. Nicht klassisch, aber dafür zeitgemäß ist es, dass alle Kesselanbauteile mit Kunststoff unterlegt sind. Über die augenscheinliche Qualität der Kessel meines Testkandidaten kann ich auf den ersten Blick nur Gutes sagen. So sind die Nahtstellen der einzelnen Holzlagen sehr sauber verleimt und auch die Holzqualität sieht hochwertig aus. Die Gratungen haben einen 45° Winkel. Die feinen Fellauflagekanten liegen dabei fast mittig auf der Kesselwand, was auch wieder eher klassisch, ja fast sogar schon retro ist. Wenn ich meckern wollte, könnte ich noch erwähnen, dass die Nahtstellen der Dekofolie hier und da nicht ganz optimal verklebt sind und daher teilweise etwas beulig auf den Kesseln verlaufen. Wenn ich meinen Blick so über das Testset, dass sich jetzt so langsam bereit für den Soundcheck machen kann, schweifen lasse, fallen mir noch die Bassdrumbeine auf. Diese sind anders als früher einteilig, also nicht ausziehbar. Außerdem stützen sie die Bassdrum eher seitlich ab, was ihren Stand etwas wackelig macht.

Langbeinig: die Bassdrum des Premier Artist Heritage Club Kits
Langbeinig: die Bassdrum des Premier Artist Heritage Club Kits

Die Befellung bedarf eines raschen Tausches

Snareabhebung und Snareteppich begeistern mich übrigens auch nicht besonders. Die Verchromung ist nicht so schön wie bei den Böckchen, das Design der Abhebung wirkt trotz schickem Premier-Schriftzug eher klobig. Beides erfüllt aber seinen Zweck, obwohl ich ja gerne für den Tausch billiger Snareteppiche plädiere, da man damit die Klangqualität einer Snare deutlich verbessern kann. Auch nicht ganz unwichtig für den Klang eines Schlagzeugs sind natürlich die Felle. Mein altes Heritage war mit einschichtigen Evans in weißer Farbe bespannt. Und heute? Remo, sagt die Premier Website. Das kann man auf den ersten Blick nicht erkennen, da statt des Remo Schriftzuges ein Premier Supersonic-Logo auf die Felle gedruckt ist. Auf den zweiten Blick finde ich allerdings auch kein Zeichen von Remo-Qualität. Aus den USA kommen diese Felle sicher nicht. Hier handelt es sich eher um günstige Remo UTs. Die Snare hat ein weißes einschichtiges Schlagfell. Toms und Bassrum sind inzwischen zu klaren Fellen gewechselt, bei den Toms kommen doppelschichtige Schlag- und einschichtige Resofelle zum Einsatz. Bei der Bassdrum ist ein Schlagfell mit Dämpfring und ein glattes weißes Frontfell mit Premier Schriftzug aufgezogen. Die etwas mindere Qualität der Felle macht sich auch beim Soundcheck bemerkbar. Sie lassen sich einfach nicht so schön stimmen wie ihre hochwertigen Artgenossen. Außerdem nutzen sie sich viel schneller ab.

Audio Samples
0:00
tiefe Stimmung, bedämpft 1 tiefe Stimmung, bedämpft 2 tiefe Stimmung, bedämpft 3 hohe Stimmung, unbedämpft 1 hohe Stimmung, unbedämpft 2 hohe Stimmung, unbedämpft 3 hohe Stimmung, unbedämpft 4 hohe Stimmung, unbedämpft 5

Die Bassdrum hat keinen reduzierten Bassgehalt

Das Fellproblem soll aber das einzig Schlechte gewesen sein, was ich zum Sound des Heritage Club Kit sagen möchte, denn ansonsten hat mich das Set auch diesmal voll überzeugt. Vor allem war ich wieder von der Bassdrum überrascht. Trotz ihrer “Tiefe” von nur 8“ produziert sie ei Spektrum wie eine große Bassdrum, ist allerdings weniger laut. Mit dem geschlossenen Frontfell und leicht bedämpft hat sie einen eher jazzigen Sound, ist dabei impulsiv und durchsetzungsstark. Letzteres gilt auch für die Toms. Die Birkenkessel haben viel Ton und sind sehr fokussiert. Sie lassen sich einfach stimmen und haben einen großen Tonumfang, bei gleichbleibend guter Klangqualität. Lediglich die preisgünstigen Felle fangen bei tieferen Stimmungen an, unsauber zu schwingen, aber das Problem kann man ja schnell durch einen Felltausch beseitigen. Die Snare klingt schön offen und hat eine tolle Teppichansprache. Sie ist recht „singfreudig“, was heißen soll, dass man ihre für meinen Geschmack sehr lebendigen Fellobertöne mit etwas Dämpfung im Zaum halten muss. Das Ergebnis der guten Einzelleistungen der Trommeln ist ein sehr schlüssiger und harmonischer Gesamtklang des Club Kits.

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.