Praxis
Braucht man für den ADL 700 ein Handbuch? Eigentlich nicht, wenn man halbwegs mit der Aufnahmematerie vertraut ist. Sollte man doch mal einen Blick riskieren wollen, so kann man sich über ein hervorragendes, deutsches Manual freuen, was übrigens auch gedruckt und in weiteren Sprachen beiliegt. Das ist keine Selbstverständlichkeit und soll deswegen auch explizit gelobt werden. So finden gerade Anfänger auch den ein oder anderen „heißen Tipp“. Apropos Hitze, übermäßig Abwärme produziert die Blackbox übrigens nicht – die Lüftungsöffnungen sollte man trotzdem nicht blockieren.
Das fließt aber alles nur in die B-Note ein, denn das Wichtigste ist und bleibt vor allem der Klang! Aber hört doch bitte lieber selbst:
Der ADL 700 klingt wirklich sehr sauber und rauscht selbst für ein Röhrengerät der Neuzeit wenig. Dabei agiert er sehr „smooth“ – wird also nicht harsch – und versprüht einen leichten Hauch von „Wärme“ bzw. angenehmer Farbe. Vor allem bei den „knackigen“ Bass-Files fällt das auf. Vergleichsweise erklingt der Avalon U6 „cleaner“, aber auch mit etwas weniger „Cojones“, der UA 610 hingegen färbt stärker, wird mir tendenziell aber auch schon etwas zu „schwammig“. Die Akustik-Gitarre, welche über ein Brauner VM1 aufgenommen wurde, klingt ebenfalls sehr rund und gut. Sie offenbart den schön aufgelösten und mit hohem Detailreichtum versehenen Grundklang des ADLs, weswegen hier auch nur ein dezentes Low-Cut zum Einsatz kam. Anders gesprochen: der ADL 700 zwängt dem Nutzer keine besonders drastischen Verzerrungen auf, ist also trotz der „altmodischen Röhrentechnik“ eher modern in seinem Klang, was sicherlich auch an den hochwertigen und gut dimensionierten Übertragern liegt. Die Dynamik bleibt ebenfalls erhalten und lässt die Files „atmen“, was man wiederum auch bei dem Shaker hört. Trotzdem hat die Impedanz-Anpassung einen erheblichen Einfluss auf den Klang und macht das höhenreiche Brauner mit der 150 Ohm Einstellung bedeutend weicher. Schön also, wenn man diese Optionen hat.
Der Kompressor verrichtet seine Arbeit gut. Für meinen Geschmack ist er allerdings nicht unbedingt für allzu drastische „Plättungen“ ideal, sondern besser dem dezenten „A/D Wandler Schutz“ hinzuzuzählen. „Schnell“ genug ist er aber allemal. Mit dem EQ lässt sich ebenfalls gut arbeiten, wobei meiner Meinung nach auch hier und bei der Aufnahme tendenziell eher weniger mehr ist. Ich persönlich hätte lieber weniger Bänder, diese dafür aber voll-parametrisch und gern auch mit etwas mehr „Sexappeal“ versehen gesehen. Bitte nicht falsch verstehen, der EQ macht seine Sache gut, die „Sonne aufgehen“ hab ich allerdings nicht gesehen. Zugegebenermaßen bin ich da auch etwas von meinem Manley Massive Passive verwöhnt, der aber auch erheblich teurer ist. Den hier verbauten EQ sowohl Post bzw. Pre Kompressor schalten zu können, erhöht den Nutzwert aber ungemein.
Einschränkend finde ich auch etwas den abrupten Einsatz des Low-Cuts, was bei „natürlichen“ Instrumenten allerdings zu vernachlässigen ist. Erschwerend kommt die einrastende Postion für „Off“ hinzu: Man muss also erst aufdrehen, „Klack“ abwarten und dann wieder etwas zurückdrehen. Das fällt gerade bei der tiefen, analogen Kick meines Korg Volca Beats auf, welchen ich für folgende Audiobeispiele an den Instrumenten-Eingang angeschlossen habe. Das zweite Audiobeispiel soll die Obertonstruktur der gesättigten Vorstufe zeigen, wobei ich dafür versucht habe, gleichmäßig den TRIM aufzudrehen und mit LEVEL zu kompensieren. Am besten hat es mir aber zum Ende hin – wieder mit viel Headroom – gefallen.
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Natürlich sind die Auswirkungen des Preamps auf einzelnen Spuren bzw. die Unterschiede zwischen den hier zum Vergleich gestellten Preamps nicht „riesig“ und weiterhin auch etwas durch die MP3-Codierung beeinträchtigt, in der Summe aber, sprich bei dem Zusammenfügen vieler Spuren in einem Projekt, die durch ein und denselben Preamp aufgenommen wurden, verstärkt sich der Charakter allerdings. In dem Zusammenhang finde ich die Abstimmung des Grundklangs des ADLs gelungen, zumal in Anbetracht der umfangreichen Ausstattung der Preis mehr als fair scheint. Wer auf den Kompressor und EQ verzichten kann sowie den Stereo/Dual-Mono Betrieb bevorzugt, sollte sich einmal den ADL 600 anschauen, der aber auch etwas teurer ist. Ein weiterer, kleiner Kritikpunkt: Die blauen LEDs, die für meinen Geschmack auch noch etwas zu hell leuchten.
Matthis sagt:
#1 - 05.02.2014 um 19:37 Uhr
Presonus ist nicht aus Irland. Kommen aus USA ;)
Felix Klostermann sagt:
#2 - 05.02.2014 um 21:15 Uhr
Hi Matthis, gut aufgepasst! Die Hardware Sparte von Presonus kommt natürlich aus den USA, und nicht wie deren Software aus Irland. Danke dir und beste Grüße, Felix.
Markus Galla sagt:
#3 - 11.02.2014 um 15:01 Uhr
Auch die Software kommt nicht komplett aus Irland. Hinter Studio One stecken Hamburger Entwickler, die teilweise früher einmal Cubase entwickelt haben.