Praxis
Softwareinstallation
Vor dem Einsatz des Presonus Revelator Dynamic müssen die Begleit-Software und seine Treiber installiert werden. Beim Start der Universal Control Software wird gegebenenfalls auf ein bereitstehendes Firmware-Update hingewiesen. Es kann dann mit einem Klick heruntergeladen und auf das Mikrofon übertragen werden. Danach werden in Universal Control die wichtigsten Parameter angezeigt beziehungsweise stehen sie zum Justieren bereit. Soweit, so gut. Weniger intuitiv ist für mich dagegen der Weg zur Mix-Umgebung. Denn um zu ihr zu gelangen, muss man das Mikrofonsymbol im unteren Bereich des Software-Panels anklicken. Das ist beim ersten Gebrauch nicht auf Anhieb ersichtlich.
Das USB-Mikrofon kann auf dem mitgelieferten Tripod oder der beiliegenden Verlängerungsstange montiert werden. Dafür werden die Reduziergewinde und der Arretierring benötigt, die zum Lieferumfang gehören. Das Tischstativ ist zusammengeklappt herrlich klein und passt deshalb locker in jeden Rucksack. Ausgeklappt hat es eine Spannweite von etwa 20 cm. Dank seiner Gummifüße steht es auch auf glatten Oberflächen rutschsicher. Mithilfe der Arretierschraube an der Aufhängung lässt sich das Mikrofon dann kippen und in seine Position fixieren.
Schwächen des Revelator Dynamic
Dadurch, dass die Aufhängung beim Revelator Dynamic einseitig gelöst ist, muss auch nur eine einzelne Arretierschraube bedient werden. Mit der beiliegenden Verlängerungsstange kann bei Bedarf für eine größere Aufbauhöhe gesorgt werden. Das alles ist zweifelsohne praktisch. Allerdings sind die Buchsen des Mikrofons an einer ungünstigen Position untergebracht. Deshalb kann das Mikrofon nach Anschluss eines USB-Kabels und/oder eines Kopfhörers nicht mehr frei beweglich gekippt werden. Das scheint auf den ersten Blick kein Problem zu sein, da das Mikrofon von oben besprochen wird. Und wenn eine andere Schallquelle aufgegriffen werden soll, kann das Mikrofon samt Tripod auch einfach umgestellt werden.
Anders ist es aber, wenn ein Sprecher oder Sänger das Mikrofon allein bedient und die Bedienelemente nutzen möchte. Dann befinden sich die Tasten und der Regler des Mikrofons entweder an seiner Unterseite und können nicht nach oben geschwenkt werden. Entsprechend kann der Nutzer dann weder die Beschriftungen der Tasten noch die gerade aktiven Farben der Taster- und Regler-Beleuchtung sehen.
Die Bedienung ist dann entweder ein Blindflug oder das Mikrofon muss dabei mitsamt Tischstativ in die Hand genommen werden. Oder aber das Mikrofon wird so in Schräglage gebracht, dass seine Taster und sein Regler sich auf der Oberseite befinden. Dann allerdings steht ihre Beschriftung auf dem Kopf. Das ist aus meiner Sicht das kleinere Übel. Eine Lösung für dieses Problem ist es, das Mikrofon von oben herab zu besprechen. Dann muss man sich als Nutzer nur ein wenig zurücklehnen, um alle Infos sehen zu können. Ein Nachteil ist dann wiederum, dass sich das Mikrofon dazu direkt unter dem Sprecher auf dem Tisch befinden muss und es ihm somit im Weg steht.
Stärken des Revelator Dynamic
Ebenfalls praktisch ist die beiliegende Verlängerungsstange. Als kleiner Hack kann sie bei Live-Recordings hilfreich sein, bei denen beispielsweise O-Töne aufgezeichnet werden. Dafür lässt sich die Verlängerungsstange nämlich ohne das Tripod als Handgriff für das Mikrofon nutzen. Ist mehr Reichweite gewünscht, kann auch das zusammengeklappte Tripod als Griff genutzt werden. Dann kann das Mikrofon samt Verlängerungsstange nochmals ein wenig weiter reichen. Was dieser Konstruktion dann noch fehlt, ist allerdings eine akustische Entkopplung gegen Griffgeräusche. Das betrifft aber auch den Einsatz mit dem Tripod auf einem Desktop. Denn hier können Körperschallübertragungen allenfalls geringfügig durch seine Gummifüßchen gedämpft werden. Vorbeifahrende Laster, überfliegende Flugzeuge oder Geräusche, die an der Tischplatte entstehen, könnten damit hier und da zum Problem werden.
Zu den Stärken des Mikrofons gehört seine Mixumgebung mit ihrer Channel- und FX-Sektion. So lässt sich beispielsweise die Audioausgabe parallel ausgeführter Programme auf die die virtuellen Kanäle des Software-Mixers routen. Das ist praktisch für Gamer und zur Tutorial-Erstellung für Software-Titel bei denen nicht mit nachträglichen Overdubs gearbeitet werden soll. Der Mikrofonkanal und die verschiedenen internen und virtuellen Playback-Kanäle lassen sich dabei komfortabel an gleich drei Mixe senden. Sie lassen sich individuell regeln.
Der Kopfhöreranschluss kann ebenfalls in dieser Umgebung geregelt werden. Allerdings kann auch der Multifunktionsregler am Mikrofon hierfür genutzt werden. Er fungiert zum einen als Gain-Regler für die Mikrofonvorverstärkung. Zum anderen wird er zum Lautstärkeregler des Kopfhörerausgangs, wenn die Monitortaste gedrückt wird. Drückt man den Drehregler, ist die Stummschaltung des Mikrofons aktiv. Deshalb bietet das Revelator trotz weniger Bedienelemente überraschend viele Features.
Im Screenshot ist zu sehen, dass sich neben acht vorgefertigten Presets weitere acht User-Presets anlegen lassen. Sie werden per Software-Drehknopf abgerufen. Vier dieser Presets können wiederum farbliche Schaltflächen zugewiesen werden, über die ein Schnellzugriff möglich ist. Der Clou dabei ist, dass dieser Schnellzugriff auch via Mikrofon erfolgen kann. Sie lassen sich nämlich mithilfe seiner Preset-Taste durchsteppen. Dabei wechselt die Beleuchtungsfarbe des Tasters analog zur Farbe der Software-Schaltflächen. Sind die Taster erreichbar und ablesbar, sind sie deshalb ein wahnsinnig große Hilfe bei der Bedienung des Mikrofons.
So klingt das Presonus Revelator Dynamic
Das Einpegeln des Mikrofonsignals ist mithilfe der Pegelanzeige in der Software kein Problem. Zwar fallen in der Nahbesprechung keine unangenehmen Rauschanteile auf. Aber bereits bei mittlerer Distanz von 25 cm wird das Eigenrauschen des Mikrofons zu einem hörbaren Faktor. Nach dem Installieren der Software sind die Grundeinstellungen des Mikrofonkanals aktiv. Wird das Mikrofon mit ihnen aus der Nähe besprochen, liefert es einen satten Nahbesprechungseffekt. Die Bässe klingen dabei kontrolliert und keineswegs wummernd. In den Mitten zeigt der Sound sowohl ausreichend Fleisch, um rund zu klingen, als auch im oberen Bereich Präsenz, die Stimmen Aufmerksamkeit geben kann und durchsetzungsstark macht. In den Höhen klingt das Mikrofon für ein dynamisches Mikrofon vergleichsweise offen. Dazu transportiert es deutlich mehr Details als so manches klassisches Handheld-Mikrofon mit gleicher Arbeitsweise. Transienten werden ausreichend prägnant wiedergegeben.
Gerade bei einem Mikrofon, das auf einem Sitzplatz von nur einem Sprecher genutzt wird, darf seine Richtcharakteristik durchaus einen schmalen Einfallswinkel haben. Dadurch würde weniger Schall vom Revelator Dynamic aufgegriffen, der nicht von der hauptsächlichen Schallquelle stammt. Das Revelator Dynamic behält dagegen aber auch bei Besprechung im 45°-Winkel seine Klangcharakteristik bei und verliert auch nicht wesentlich an Pegel. Deshalb ist es auch für alle geeignet, die sich wenig Gedanken um die perfekte Sprecherposition vorm Mikrofon machen möchten. Einsteiger, Gelegenheits-Podcaster und Gamer wird das freuen.
Die Presets des USB-Mikrofons
Ein zwiegespaltenes Bild habe ich von den Presets. Zwar sind hilfreiche Anlaufstellen dabei, wie etwa die Voreinstellung “Broadcast Basic”, die eine satte Sprechstimme zaubert, und auch das noch kräftiger zupackende Preset “Broadcast Radio”. Hier sind die Parameter der Voreinstellungen allerdings derart krass, dass man unbedingt die Gain-Einstellung des Mikrofons nachjustiert muss. Die Aufnahmen für die Audiobeispiele zum Review habe ich dagegen allesamt mit identischer Vorverstärkung gemacht. Beim Einsatz einiger Presets können sonst in der ausgegebenen Stimme Verzerrungen auftreten. Das könnt Ihr auch in den Audiobeispielen hören. Noch dazu wurde die Anpassung der Preset-Lautstärken vernachlässigt. Das bedeutet, dass nach dem Wechseln zwischen zwei abgespeicherten Sound-Einstellungen nicht nur die Mikrofonvorverstärkung, sondern gegebenenfalls auch die Lautstärke des Mikrofonkanals nachgeregelt werden muss. Ein weiterer Wermutstropfen ist, dass sich einige der Voreinstellungs-Sets sehr ähnlich sind, andere wiederum nicht wirklich praxisnah erscheinen.