Pro-Ject VC-E INT Schallplatten-Reinigungsgerät Test

PRAXIS

Bislang habe ich meine Schallplatten immer manuell gesäubert: mit zwei, drei Spritzern eines speziellen Reinigers aus dem Sprühspender, einem antistatischen Tuch zum Abwischen und einem Ständer zum kurzzeitigen Trocknen, während die nächste Platte gereinigt wird. Das ist gründlich, mitunter kontemplativ, aber auch sehr langwierig. Insofern war ich gespannt, ob mir der Pro-Ject VC-E INT diese Arbeit erleichtern kann.

Fotostrecke: 2 Bilder Alles aufgebaut: Es kann losgehen

Und so wird’s gemacht: 

Schritt 1: Platte auf den Plattenteller legen, mit der Clamp sichern und den bidirektionalen Motor auf der linken Seite einschalten. 

Der Clamp ist übrigens genauso groß wie das Plattenlabel, um das zumeist aus Papier bestehende Label vor der Flüssigkeit zu schützen. Das funktioniert gut.

Fotostrecke: 3 Bilder Mit dem aufschraubbaren Clamp wird die Platte fixiert …

Do it fluid

Schritt 2: Nun können wir etwas Reinigungsflüssigkeit auftragen. Der Hersteller empfiehlt, die Flüssigkeit aus der Mixflasche in deren Deckel zu füllen und von dort auf die drehende Platte zu träufeln. Sowohl die Flaschenöffnung als auch der Deckel sind mir für eine feinfühlige Dosierung jedoch entschieden zu groß.

Deshalb habe ich mir für einen Euro beim ehemaligen Hertha-Trikotsponsor ein kleines Fläschchen mit feiner Spitze besorgt. Das funktioniert schneller und besser und hat zudem den Vorteil, dass wir in verschiedenen Fläschchen auch verschiedene stark konzentrierte Reinigungsmischungen bevorraten können.

Nach dem Auftragen wird das Reinigungsmittel bei laufendem Motor mit der Ziegenhaarbürste von innen nach außen sanft verteilt. Ein bis zwei Rotationen in beide Richtungen reichen bereits aus, um die Plattenoberfläche zu bedecken. Bei starker Verschmutzung lohnt sich natürlich etwas mehr Zeit.

Bei den ersten Reinigungsgängen habe ich stets zu viel Fluid aufgetragen, aber man kommt schnell in die richtige Routine rein. Und wenn mal was vorbeitropft: Die Aluminiumoberfläche ist flüssigkeitsabweisend. Zudem ist die Ziegenhaarbürste irgendwann so stark mit dem Reinigungsmittel getränkt, dass nur noch ein paar Spritzer pro Plattenseite aufgetragen werden müssen. Die Reinigungsflüssigkeit sollte für ein paar Sekunden auf der Oberfläche verbleiben, um einwirken zu können.

Fotostrecke: 4 Bilder Vorsichtig portionieren, ….

Hoover Alert

Schritt 3: Nun wird der Staubsaugerarm in Position gebracht und eingeschaltet. Nach zwei bis drei Umdrehungen ist die Platte abgesaugt und kann umgedreht und auf der B-Seite behandelt werden.

Die abgesaugte Flüssigkeit wird im Inneren des Reinigers von einem Plastiktank mit einem halben Liter Fassungsvermögen aufgefangen. Dieser Tank muss eigentlich nicht geleert werden, weil laut Hersteller die Flüssigkeit von allein verdunstet.

Dennoch könnte er bei übermäßigem Gebrauch des VC-E INT so voll werden, dass Spritzer an die Unterseite der Platte gelangen könnten. Die durchsichtige Acryl-Scheibe ist genau wegen diesem Splashback im Lieferumfang enthalten. Ich habe sie jedoch nicht gebraucht, sie ist nicht wirklich notwendig bei „normaler“ Nutzung.

Auch deswegen rät der Hersteller von „kommerzieller Nutzung“ ab. Wer das Gerät im Dauerbetrieb nutzen möchte, ist mit dem Kauf des großen Bruders VC-S2 ALU und seinem 2,5 Liter-Tank für ca. 500 Euro besser beraten.

Fotostrecke: 4 Bilder Saughahn aufsetzen, ….

Shiny vinyl

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Selbst stumpf gewordene Schallplatten werden glänzend sauber und bekommen diesen besonderen shiny gloss. Das Handling ist easy, kann zwar etwas monoton werden, aber ist wesentlich unproblematischer als das Putzen per Hand, bei dem die Vinyls auch mal abrutschen und Schaden nehmen.

Durch den aufschraubbaren Clamp wird nicht nur die Platte sicher fixiert, auch das Plattenlabel wird komplett abgedeckt und vor Feuchtigkeit geschützt. Der Schraubmechanismus des Clamps ist schön leichtgängig, nur das Platzieren der Scheibe auf der Spindel nimmt einem das Pro-Jekt VC-E INT nicht ab.

Fertig: Das Vinyl glänzt wie neu

Let’s get loud

Insgesamt funktioniert das Pro-Ject VC-E INT Schallplatten-Reinigungsgerät also ganz wunderbar. Es gibt allerdings einen Haken, den man auf Fotos oder auch manchen YouTube-Videos nicht hört: Die Saugeinheit ist unangenehm laut. Und ich meine über 90-dB-Staubsauger-Laut! Beim ersten Einschalten zuckt man unwillkürlich zusammen.

Als Club-DJ bin ich angenehmer Lautstärke überhaupt nicht abgeneigt. Aber so ein lautes Gerät passt in mein Leben einfach nicht rein. Schallplattenreinigen geschieht bei mir nebenbei, beim Musikhören oder Fernsehen. Diese kurzen, aber immens lauten Noisebursts beim Absaugen der Platten haben mir einfach keine Freude bereitet. Und beim nächtlichen Betrieb in einem Mietshaus, mit einem Kind, das nebenan schlafen soll, kann ich mir das erst recht nicht vorstellen. 

Wer sich für den Pro-Ject VC-E INT interessiert, sollte also auch die Nachbarn bedenken, die jeden Absaugvorgang akustisch mitbekommen werden.

Das Schallplattenreinigungskonzentrat kann natürlich nachgekauft werden. Eine 100-ml-Flasche Pro-Ject Wash It kostet 15,90 Euro bei Thomann und reicht laut Hersteller für ca. 135 Vinyl- oder Schellackplatten. Ein halber Liter Pro-Ject Wash It kostet 32,90 Euro und reinigt ca. 675 Schreiben.

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.