Pro Metronome App Test

In Zeiten, in denen ein Großteil der Musiker über ein Smartphone verfügt, überlegt sich so mancher, ob er mehrere Scheine für ein „echtes“ Metronom hinblättern oder sich aus dem App- oder Play-Store nicht lieber eine Metronom-App besorgen sollte, die im besten Fall gratis ist, im schlechteren Fall aber auch nicht mehr als ein Glas Bier in der Stammkneipe kostet. 

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Fakt ist, dass ein vernünftiges Metronom mit Sicherheit nachhaltiger wirkt als ein alkoholisches Getränk, so dass sich die kleine Investition doch tatsächlich lohnen sollte. In genau diese Kerbe schlägt die für Android und iOS entwickelte Pro Metronome App, die wir euch in diesem Test in der kostenpflichtigen „Pro“-Variante, also quasi als „Doppel-Pro“, vorstellen.

Details

Professioneller Look und klare Aufteilung

Der professionell und aufgeräumt wirkende Startbildschirm der App wird dominiert von einem großen Tempoeinstellrad, in dessen Mitte sich die Start/Stop-Taste befindet. Zur Feineinstellung in „1 bpm“-Schritten dienen zwei kleine Buttons, die ebenfalls in das Temporad integriert sind. Unten links ist die aktuell gewählte Taktart zu sehen, daneben befindet sich ein Lautstärke-Button, der allerdings keine separate Einstellung gewährleistet, sondern die globale Lautstärkeeinstellung des Smartphones aufruft. Rechts unten ist der Tap Tempo Button positioniert.
Im oberen Bildschirmbereich wird links das Tempo angezeigt, welches, außer über das Einstellrad und Tapping, auch numerisch als Zahlenwert eingegeben werden kann. Danach folgt die Takteinstellung und weiter rechts der Notenwert für die Subdivisions bzw. das ausgewählte Polyrhythmik-Pattern, je nachdem, welcher Bereich aktiviert ist. Subdivisions bedeutet, dass beispielsweise die Viertel oder Achtel – je nach Taktart – weiter unterteilt werden können. Über einen unauffälligen Button im „Subdivisions“-Fenster betritt man den „Polyrhythm“-Bereich. Dahinter verbirgt sich die Möglichkeit, über die Zeitdauer eines Schlages oder eines ganzen Taktes polyrhythmische Figuren zu generieren.

Hervorragende optische Kontrolle dank Balkendarstellung

Zentraler Bestandteil des oberen Bildschirmdrittels ist die Grafik zur Darstellung des eingestellten Taktes. Entsprechend der Anzahl der Schläge pro Takt sind Balken zu sehen, denen durch mehrmaliges Antippen drei verschiedene Lautstärkewerte bzw. Sounds zugeordnet werden können. Auch die Möglichkeit zur Stummschaltung ist vorhanden. Der Bereich direkt unter den Balken bietet im „Pendulum Mode“ Platz für ein von horizontal hin und her springendes Rechteck. Alternativ kann dieser Bereich auch mit einer Blinkanzeige bestückt werden.

Zusätzliche Optionen bieten die Settings, und eine Speichermöglichkeit gibt‘s auch

Die Menüs, die sich hinter den beiden Buttons links und rechts über dem Tempoeinstellrad verbergen, kann man  auch durch eine Rechts- oder Links-Wischbewegung erreichen. Dabei handelt es sich zum einen um die Sektion zum Speichern und Laden von Presets und zum anderen um die allgemeinen Einstellungen, genannt Settings. Sehr praktisch finde ich, dass die Presets direkt aus der Liste heraus gestartet werden können. Noch toller wäre eine Verkettungsfunktion, auf die wir aber leider verzichten müssen. In den Settings können die Metronom-Sounds und die Art der grafischen Tempoanzeige bestimmt werden. Weiterhin bietet dieser Bereich die Möglichkeit, optische Signale oder einen Vibrationseffekt zuzuschalten, Tastentöne oder den Rhythm Trainer zu aktivieren. Außerdem kann hier festgelegt werden, ob das Smartphone Musik parallel zum Metronom abspielen darf oder dieses beim Starten der Musik App automatisch abgeschaltet wird. Lediglich die Funktion der vorletzten Taste namens „Mute Reminder“ bleibt mit schleierhaft. Egal ob ich den Metronom-Sound, die Gesamtlautstärke oder einzelne Schläge eines Beats mute, ein Signal erscheint nicht. 

Fotostrecke: 4 Bilder Presets können direkt aus der Liste heraus gestartet und gestoppt werden.

Das Optimum bietet der Landscape Mode

Zum Üben nach Zeitplan gibt es am oberen Bildschirmrand einen Timer, der sich durch Betätigen der Uhrzeitanzeige öffnet. Hier kann eine beliebige Übezeitspanne von bis zu 100 Minuten eingestellt werde, wobei die Zeit als Countdown angezeigt wird. Unscheinbar, aber sehr effektiv ist das kleine Symbol in der rechten oberen Ecke: Es dient der Aktivierung des „Landscape Mode“, der zwar keine zusätzlichen Funktionen bietet, aber die Balkendarstellung bildschirmfüllend im Querformat ermöglicht. In diesem Modus ist die optische Kontrolle auch aus größerer Entfernung kein Problem, und man hat, trotz veränderter Darstellungsform, nach wie vor Zugriff auf alle Parameter.

Fotostrecke: 3 Bilder Die optimale Übersicht gibt‘s im Landscape Mode.

Praxis

Das wahrscheinlich schnellste Metronom der Welt

Ich teste das Pro Metronome auf einem LG Leon 4G Smartphone mit Android 5.0.1 Betriebssystem und staune erstmal nicht schlecht, als ich das Tempoeinstellrad zum ersten Mal betätige, denn außerhalb von 300 Schlägen pro Minute, wo bei den meisten Metronomen allerspätestens Schluss ist, geht hier noch einiges. 500 bpm lautet die Obergrenze, da sollten doch auch Blastbeat-Fanatiker voll auf ihre Kosten kommen. Mit 96 kommt die Anzahl der möglichen Taktarten nicht weniger üppig daher. Die Anzahl der Schläge pro Takt beträgt maximal 16, und die Taktart kann nicht nur auf Viertel oder Achtel, sondern bis zu Zweiunddreißigsteln eingestellt werden. 9/16-Grooves, 15/32-Patterns … warum eigentlich nicht? Was Terry Bozzio kann, können wir doch schon lange! 

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Standard Click Alle 13 Sounds in Folge

Das Pro Metronome als Drum Machine

Als sehr angenehm empfinde ich die grafische Taktdarstellung – vor allem im Landscape Mode – , deren dunkelrote Balken im laufenden Betrieb nacheinander blau aufleuchten. Durch einfaches Antippen kann jeder Balken vier verschiedene Modi einnehmen: Sind alle drei Segmente ausgefüllt, bedeutet das „Hauptakzent“, zwei Segmente kennzeichnen einen „Subakzent“, und ein Segment entspricht einem normalen Schlag. Im Stummschaltungsmodus erscheint der Balken grau. 
Interessant wird es, wenn man dem Metronom Sound Nr. 12 („Drum“) zuweist, denn dann entspricht ein normaler Schlag einer Hi-Hat, ein Subakzent einer Snare und ein Hauptakzent einer Bass Drum. Wählt man nun beispielsweise einen 16/16-Beat aus, kann man schnell ein eintaktiges Drum-Pattern, basierend auf Sechzehntelnoten, oder zwei einfache Achtelnoten-Takte erstellen und das Pro Metronome so in eine Rhythmusmaschine verwandeln. 

Die grafische Darstellung eines 16tel Drum-Beats
Die grafische Darstellung eines 16tel Drum-Beats
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Drum Beat Sound

Freunde der Polyrhythmik kommen voll auf ihre Kosten

Bezüglich der Subdivisions gefällt mir, dass die Unterteilungen nicht nur in gleichmäßigen Rastern wie zum Beispiel Achteltriolen oder Sechzehnteln erfolgen können, sondern auch in diversen anderen Figuren wie zum Beispiel Shuffles (erste und letzte Note der Achteltriole). Die „Polyrhythm“-Funktion bietet all jenen, die ganz tief in die Materie einsteigen wollen, eine Menge Hirnfutter. Wer schon immer mal wissen wollte, wie beispielsweise eine „4 gegen 11“-Verschiebung sich anhört, bekommt hier die Antwort. Die Rechts/Links-Aufteilung im Stereobild hilft dabei, die beiden Stimmen separat wahrzunehmen. Übrigens sind die Bereiche Subdivisions und Polyrhythm in der kostenlosen Version der Pro Metronome App nicht enthalten.

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Beat mit Shuffle Subdivisions Polyrhythmik – 2:3 und 2:5:

Kaum zu übersehender Beat, aber minimalistischer Rhythm Trainer

Kommen wir nun zu den Settings: Hier können, neben den 13 unterschiedlichen Metronom-Sounds, verschiedene Darstellungsformen der Taktanzeige gewählt werden. Damit auch der Nachbar aus dem Haus gegenüber das Tempo erkennen kann, kann man sogar am Anfang jedes Taktes das integrierte Blitzlicht der Handy-Kamera aufleuchten lassen. Von dieser Option würde ich aber dringend abraten – die eigenen Augen sowie die der in 20 Meter Umkreis befindlichen Personen werden es danken.
Auch wenn die Bezeichnung „Rhythm Trainer“ einiges verspricht, bietet dieses Feature lediglich die Möglichkeit, beliebige Kombinationen aus hörbaren und stumm geschalteten Takten – jeweils maximal 16 – zu erstellen.

IOS User haben die Nase vorn

Bezüglich der Laufstabilität – häufig ein Problem von Software-Metronomen – registriere ich in der Standarddarstellung (Hochformat) im halbstündigen Dauerbetrieb nur einen einzigen Aussetzer. Sollten diesbezüglich häufiger Probleme auftreten, versprechen die Entwickler der App die besten Resultate im Landscape-Modus. 
Ein genereller Nachteil von Metronom-Apps gegenüber herkömmlichen Geräten ist das leicht verzögerte Ansprechen des Start-Buttons, was leider auch hier zu verzeichnen ist. Ich habe mich aber mittlerweile durch viele Apps gewühlt und keine gefunden, bei der das nicht der Fall wäre. Vor diesem Hintergrund gibt es also diesbezüglich keinen Anlass zur Beanstandung. Allerdings finde ich dann doch noch eine kleine App-spezifische Macke: Der Button zur Bestimmung der Taktart reagiert zeitweilig sehr träge, im schlimmsten Fall mit einer Verzögerung von knapp zwei Sekunden. Kein Riesenproblem, da man ja nicht alle Nase lang die Einstellung verändert, aber erwähnt sollte es sein. Leider konnte ich nicht testen, ob dieses Phänomen bei der – offenbar aktuelleren – iOS-Version auch auftaucht. Überhaupt scheint es so, als würden Updates nur noch für iOS stattfinden, was schade für alle Android User wäre. Dennoch leistet sich die App auch in der vorliegenden Version kaum Schwächen.

Fazit

Die Pro Metronome App bietet in der „Pro“-Version mehr als so manches zigfach teurere Hardware-Metronom. Besonders hervorzuheben sind die umfangreichen Möglichkeiten von Subdivisions und die Polyrhythmik-Funktion, die auch hochkomplexe Patterns ermöglicht. Trotz der zahlreichen Funktionen ist die Bedienoberfläche selbsterklärend, und die grafische Darstellung der Takte überzeugt ebenso wie die vielfältigen Sounds, die das Metronom sogar in eine einfache Rhythmusmaschine verwandeln können. Wenn es überhaupt einen Kritikpunkt gibt, bezieht sich dieser auf das zeitweilig stark verzögerte Ansprechen der Taste für die Einstellung der Taktart. Im Dauerbetrieb zeigt sich das Pro Metronome stabil, obwohl Aussetzer, wie bei den meisten Software-Metronomen, nicht vollständig ausgeschlossen werden können. Für sensible Anwendungen im Live-Betrieb sollte man daher lieber auf ein hochwertiges Hardware-Metronom zurückgreifen. Zum Üben für zu Hause oder mit der Band hingegen kann ich das Pro Metronome uneingeschränkt empfehlen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • umfangreiche Einstellmöglichkeiten
  • klares Erscheinungsbild
  • hervorragende optische Taktdarstellung
Contra
  • teilweise verzögerte Tastenansprache
Artikelbild
Pro Metronome App Test
Alles so schön bunt hier: Die farbenfrohe Pro Metronome App macht einfach Spaß.
Alles so schön bunt hier: Die farbenfrohe Pro Metronome App macht einfach Spaß.

Technische Spezifikationen

  • Bezeichnung: Pro Metronome (Pro Version)
  • Entwickler: EUMLab
  • Art: App für Android und iOS
  • Version: 0.12.29 (Android)
  • Speicherbedarf: 20,49 MB
  • Tempobereich: 10 – 500 bpm
  • Tempoeinstellung: stufenlos per Rad, in Einzelschritten oder per Tap Tempo
  • Anzahl der Taktarten: 96
  • Subdivisions: 14 Varianten
  • Metronom-Sounds: 13
  • Features:
  • 4 verschiedene optische Tempodarstellungen
  • Flash LED
  • Flash Screen
  • Vibration
  • Rhythm Trainer
  • Timer
  • Preis (Pro-Version):
  • 2,99 Euro (iOS) / 2,25 Euro (Android)
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Kommentieren
Profilbild von Max

Max sagt:

#1 - 15.05.2022 um 10:05 Uhr

0

Leider funzt das Verschieben der Songs i.d. Setlists nicht ! Es springt NICHT an gewünschte Position sondern springt irgendwo hin ;-(

Profilbild von Der Lars

Der Lars sagt:

#2 - 27.05.2022 um 10:44 Uhr

0

Das Hochladen einer erstellten Playlist (z.B. zum Teilen der Playlist mit den übrigen Bandmitgliedern) funktioniert ebenfalls nicht auf Android.

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