Groove
Der Beat des Songs ist recht einfach aufgebaut und ändert sich auch im Songverlauf nicht entscheidend. Fills gibt es kaum. Interessant wird er erst durch die Schichtung von Sounds und durch minimale Timingschwankungen, die ihm ein leicht federndes Feeling verleihen. Wir beginnen zunächst mit einer dumpfen, tiefen Kickdrum, die auf jedem Viertel spielt. Sie ist bereits im Intro zu hören. Ich habe eine klassische 909-ähnliche Dance-Bassdrum als Ausgangsmaterial genommen, die mir aber unbearbeitet viel zu knallig klang. Deshalb wird sie durch einen Verzerrer leicht verfremdet und außerdem noch mit einem EQ und dem Waves Renaissance Bass-Plugin im Frequenzspektrum bearbeitet. Die hochfrequenten Anteile nehmen wir fast völlig heraus. Außerdem senken wir im Bereich von 200-300Hz etwas ab, damit sie sich später nicht mit den anderen Elementen um diesen immer dröhnverdächtigen Frequenzbereich streitet. Im Soundbeispiel hört ihr diese Bassdrum zunächst unbearbeitet, und dann das Ergebnis der Bearbeitung.
Die zweite Bassdrum, die auf den Zählzeiten 1 und 3 spielt, klingt völlig anders. Hierbei haben wir es eher mit einer akustischen Variante zu tun, die für einen saftig schmatzenden “Kick”-Sound zuständig ist. Meine Roh-Bassdrum stammt aus dem Stylus RMX von Spectrasonics. Die Samples aus diesem Software-Instrument zeichnen sich durchweg durch einen ausgesprochen druckvollen, manchmal schon etwas zu fetten Grundsound aus. Daher brauchen wir diese Kick auch gar nicht weiter zu komprimieren. Wir nehmen lediglich mit einem EQ alles Störende heraus (auch den schmatzenden Sound, den wir möchten, müssen wir in diesem Fall noch etwas zurückfahren). Wichtig ist in erster Linie, dass sich die beiden Kickdrums wie eine natürliche Einheit verhalten – ein vorsichtiges Ausbalancieren der Frequenzspektren ist also unumgänglich.
Die Snaredrum führt in dem Hit der Black Eyed Peas ein bisschen ein Schattendasein, das Ohr nimmt hauptsächlich die recht laut gemischten Claps wahr. Trotzdem können wir auf eine Snare nicht verzichten. Statt im Rampenlicht zu stehen, verrichtet sie unauffällig ihren Dienst und sorgt dafür, dass der Druck im unteren Frequenzbereich nicht abfällt, wenn die zweite Bassdrum auf 2 und 4 pausiert. Dafür brauchen wir eine tiefe Snare, die wir ebenfalls vom Stylus RMX geliefert bekommen. Dieser drehen wir bei 150Hz soviel “Bauch” rein, dass sie für sich genommen total ätzend klingt.
Leise genug auf die tiefe Kick gesetzt, ist das jedoch genau das, was wir brauchen. In den Frequenzbereichen darunter und darüber schaffen wir etwas Platz für die anderen Elemente des Beats und betonen mit einem Kompressor noch ein wenig den Attack. Nun kommt es entscheidend auf die richtige Lautstärke der Snare an. Wenn sie zu laut ist und sich über ihre Aufgabe hinaus, für etwas “Punch” zu sorgen, zu stark bemerkbar macht, zerfällt der Beat in seine Einzelteile.
Wie bereits erwähnt, stehlen die recht lauten Claps der Snare ein bisschen die Show. Auf 2 und 4, gemeinsam mit der Snare, kommt ein scharfer, durchdringender Clap-Sound zum Einsatz, den ich aus zwei Komponenten zusammengesetzt habe. Ein knalliger und ein etwas leiserer, dumpferer Clap ergänzen sich hervorragend. Dazu kommt noch ein Finger-Snap. Besonders wichtig ist hier, dass die Claps erstens untereinander etwas im Timing “schwimmen” und zweitens nie genau auf der Snare liegen, sondern meist etwas später kommen. In diesem Fall ist es eindeutig von Vorteil, die Finger von der Quantisierungsfunktion des Sequenzers zu lassen. Mit leichten Ungenauigkeiten gibt man dem Beat eine gewisse Lebendigkeit und verhindert, dass er zum statischen Techno-Stampfer verkommt.
Hinzu kommt ein mit viel Hall versehener zweiter Clap, der als Fill und Variation des Grooves dient.
Die Hi-Hats verhalten sich eher unauffällig. Zwei verschiedene Sounds sorgen für Schub, ohne sich dabei groß in den Vordergrund zu spielen. Der erste, etwas tiefere und fettere Sound betont die Viertel. Dazwischen amüsiert sich eine leise, dünne Achtel-Hihat, die wir natürlich ebenfalls
nicht quantisieren!
Zusammengenommen ergeben diese Einzelkomponenten dann so etwas:
Die Kicks und die Snare durchlaufen noch gemeinsam einen leichten Kompressor, bevor sie sich mit den übrigen Elementen vereinen. Das macht den Sound kompakter und “klebt” die tragenden Teile des Beats zusammen.