SONG
Intro und Strophen
Das Arrangement des Songs ist außerhalb der Refrains extrem sparsam. Nicht einmal einen Bass gibt es in den Strophen. Die Black Eyed Peas beschränken sich auf den Beat und eine Synth-Streicherfläche. Hierfür nehmen wir ein Preset aus dem Logic-Sampler EXS24, das wir bei 300Hz etwas “entschärfen”. Außerdem modulieren wir etwas am Lowpass-Filter herum, damit es nicht allzu langweilig wird. Fertig ist der Sound für das Intro und die Strophen.
Darüber breiten die Black Eyed Peas ihre Rap-Vocals aus, die auch in diesem Song vom reichlichen Einsatz der wieder in Mode gekommenen Effekte Autotune, Vocoder und Pitch Shifting geprägt sind. Auf die Feinheiten dieser Art der Vokalproduktion, die sich durch das gesamte Album zieht, werden wir sicher in einer der nächsten Folgen näher eingehen.
Refrains
Interessanter wird es im Refrain. Hier setzt ein Bass-Riff ein, das sich aus mindestens drei Komponenten bildet. Man nehme:
a) einen tiefen, druckvollen Sub-Bass-Sound – bei mir aus dem Spectrasonics Trilian
b) einen typischen “Eurodance”-Synth-Leadsound. Diese Art von Sound aus den frühen 90ern ist ja seit ein paar Jahren wieder schwer en vogue. Meiner stammt aus dem Access Virus TI, einem Hardware-Synth, der sich mittels des dazugehörigen Plugins nahtlos in den Mixer des Sequenzersintegrieren lässt.
c) und schließlich eine angezerrte E-Gitarre.
Diese drei Sounds spielen alle dasselbe Riff, wobei die Gitarre und der Synth eine Oktave über dem Bass liegen. Damit es im Spektrum nicht eng wird, befreien wir den Synth von fast allen Frequenzen unterhalb von 1kHz – er ist eher für die brizzeligen Höhen zuständig. Dem Synth und der Gitarre habe ich zudem ein kleines Delay spendiert.
Auch zum Beat kommt im Refrain noch ein Element hinzu: Ein Tom-Groove, der den Rhythmus des Bass-Riffs umspielt. Hier habe ich mich des Software-Instruments “Addictive Drums” von XLN Audio bedient. Im Bild sieht man auch die MIDI-Darstellung des schnell auf der Tastatur gespielten Loops, der selbstverständlich ebenfalls nicht quantisiert wird.
Die übrigen Elemente im Refrain sind eine zweite Gitarre, die schnelle 16tel-Akkorde in einer hohen Lage schrammelt, sowie ein Paukenwirbel, der zur Überleitung dient. Diesen habe ich aus der Vienna Symphonic Library, wobei ich dem Sound mit einem EQ noch ein bisschen die Schärfe in den oberen Mitten genommen habe.
In der zweiten Hälfte des Refrains, die eher ein “Tag-On” zum Mitsingen ist, benötigen wir zu guter Letzt noch einen klassischen Synth-String-Sound nach Solina-Art. Dieser unterstützt in diesen Passagen die Gesangsmelodie und macht sich relativ laut im Arrangement breit.
Jetzt haben wir alle Bausteine beisammen, um den Welthit der Black Eyed Peas in seinen Grundzügen nachbauen zu können. Setzt man die Einzelteile zusammen, kommt das dabei heraus:
Natürlich geht der Song noch weiter, und es kommen auch noch ein paar Elemente und Variationen hinzu, aber das würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen. Bis hierhin haben wir jetzt jedenfalls das passende Werkzeug parat.
Damit kommen wir zum Ende der ersten Folge unseres neuen Workshops. Ich hoffe, dass es interessant und vielleicht sogar ein bisschen aufschlussreich war. In der nächsten Ausgabe widmen wir uns wieder einem aktuellen Top-Hit und versuchen, uns die Produktions-Tricks der Profis
abzuschauen.
Bis zum nächsten Mal!