STROPHEN
In der ersten Strophe von „Primadonna“ kommt der Drumgroove hinzu. Wobei „kommt hinzu“ eigentlich gelogen ist, denn alles, was wir für den Refrain zusammengebaut haben, setzt jetzt aus. Die Strophe besteht nur aus Drums, Gesang und einem Monsterbass.
Wir beginnen mit einer harten Dance-Kickdrum. Ein Drumsample aus dem Spectrasonics Stylus RMX kommt dem Sound bei Marina sehr nahe.
Auch die Snare stammt aus dem Stylus. Das Ausgangssample habe ich mit einem EQ etwas „bauchiger“ gemacht, indem ich die Frequenzen um 200Hz etwas angehoben habe. Dafür nehmen wir bei etwa 500-600Hz etwas weg. Außerdem wird die Snare sehr stark (lies: obszön) komprimiert und dann recht leise gemischt, damit sie sich wie ein Kissen auf die Bassdrum legt. Für den „Schmatz“ sorgen dann die Claps, zu denen wir gleich kommen. Im Beispiel hört ihr die Snare zunächst unbearbeitet und dann am Ende der Effektkette.
Um die Zählzeiten 2 und 4 klarer zu definieren, brauchen wir jetzt noch eine Reihe von Claps. Sie werden im Stereobild verteilt und auch gerne leicht im Timing gegeneinander verschoben. Hier heißt es ausprobieren, sowohl im Hinblick auf die verwendeten Sounds, als auch beim Timing und Mischungsverhältnis. Die ersten beiden Claps spielen immer:
Der dritte Clap ist tiefer und voller und kommt nur als „Special Effect“ an ausgewählten Stellen zum Einsatz.
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Hören wir uns Kick, Snare und Claps schon einmal an:
Auch bei „Primadonna“ kommt wieder eine Technik zum Einsatz, die wir in diesem Workshop schon einige Male hatten. Snare und Claps werden durch einen Hall geschickt, neu gesampelt und rückwärts abgespielt. Ein kleiner Ausschnitt aus diesem Sample wird dann vor die Snare gesetzt und dient als „Beschleuniger“ hin zu den Zählzeiten 2 und 4.
Kommen wir nun zum Bass. In den Strophen von „Primadonna“ haben wir es mit einem mächtigen Gebilde aus mehreren fetten Sounds zu tun. Der Bass wird mit einem rabiaten, von der Kick gespeisten Sidechain-Kompressor bearbeitet, so dass er wie wabernde Offbeats wirkt. Doch zunächst müssen wir uns um das Ausgangsmaterial kümmern.
Den Anfang macht der Moog Little Phatty mit einem dicken Sound mit weit offenem Filter und etwas Filter-Overdrive. Ich habe den Klang programmiert und anschließend zweimal aufgenommen, um ihn dann im Stereobild etwa auf halb links und halb rechts legen zu können. Hier hört ihr erst eine Hälfte, und dann den gedoppelten Sound.
Zur Unterstützung fügen wir jetzt noch zwei Instanzen des Spectrasonics Trilian hinzu. Der erste liefert einen weiteren, breiten Synth-Bass:
Die zweite Instanz ist für die Drecksarbeit zuständig. Der Synth-Bass-Sound mit verstimmten Oszillatoren wird durch einen Bitcrusher geschickt, der ihn nach allen Regeln der Kunst zerstört. Anschließend wird der Sound den restlichen Bässen leise beigemischt. Ihr hört ihn zunächst unbearbeitet und dann hinter dem Bitcrusher. Im zweiten Beispiel sind alle vier Bässe gemeinsam zu hören.
Die Bässe durchlaufen einen gemeinsamen Bus, auf dem der Sidechain-Kompressor seinen Dienst verrichtet. Wer wissen möchte, wie so etwas geht, wird in zahlreichen früheren Folgen dieses Workshops fündig – der Effekt ist derzeit so populär, dass er in so gut wie jedem Dance-Pop-Titel angewendet wird. Hören wir nun die Sidechain-Bässe in Kombination mit den Drums:
Zur Unterstützung brauchen wir nun noch einen Synth-Sound, der Akkorde spielt und auch den Sidechain-Kompressor durchläuft. Dadurch wirkt er fast wie eine Einheit mit den Bässen. Bei meinem alten Korg Poly 61 gehen zwar nur noch die Hälfte der Tasten, aber solche Sounds kann er ganz gut. Auch diesen Klang habe ich gedoppelt und dann durch den Kompressor geschickt. Zunächst hört ihr eine Hälfte und dann den gedoppelten Sound.
Im Zusammenspiel mit den Bässen und den Drums klingt das dann so:
Als letztes Element brauchen wir für die erste Strophe nur noch eine kaputt klingende Drummachine-Hihat, die ebenfalls unter ausgiebiger Verwendung des Bitcrushers entstanden ist:
Und das war’s schon fast. Der Rest des Strophen-Arrangement setzt sich aus Vocals zusammen, die bei Marina recht kreativ gesetzt und gemischt sind. Die erste Strophe können wir jedenfalls schonmal vorhören:
In der zweiten Strophe kommen nur noch wenige neue Elemente hinzu. Ein paar Hall-Experimente mit den Claps sind am auffälligsten. Dafür habe ich die Claps durch Logics Space-Designer-Hall geschickt, der über ein resonanzfähiges Multimode-Filter mit Hüllkurve verfügt. Das Ergebnis habe ich neu gesampelt und an ausgewählten Stellen als Effekt eingesetzt. Bei solchen Effekten arbeite ich gern auf Audiospuren, denn so kann man Schnibbeleien wie beim zweiten Clap im Beispiel leicht realisieren. Der eigentliche Clap wird durch rhythmisch gesetzte Schnipsel seiner eigenen Hallfahne eingeleitet.
Die Hi-Hat darf in der zweiten Strophe zusätzlich zu ihren regelmäßigen Fills Achtelnoten durchspielen:
Zum Schluss brauchen wir noch einen Arpeggiator-Sound in C64-Manier, der in Marinas Gesangspausen ein kleines Pattern spielen darf. Dafür habe ich den TAL ELEK7RO verwendet.
Zusammengesetzt klingt die zweite Strophe so: