Mittelteil
Die zweite Strophe und den zweiten Refrain habe ich ausgeklammert, weil hier nur sehr wenig Neues passiert. Im nun folgenden Mittelteil setzt der Groove aus. Das gesamte Arrangement bricht weg und ein dumpfes, schwebendes Pad bleibt stehen, das zur Akkordfolge Hsus4 – C#m – A wechselt. Das Pad habe ich auf dem guten alten Native Instruments Pro-53 programmiert. Der Sound ist so angelegt, dass sowohl der Filter-Cutoff als auch die Oszillatorpulsbreite von einem LFO moduliert werden, wenn man das Modulationsrad aufdreht. Der LFO ist zum Songtempo synchronisiert und liefert eine Rechteckwelle. Mit ganz leicht aufgedrehtem Modulationsrad pulsiert die Fläche leicht in Achtelnoten. Das klingt so:
Hinzu kommt ein zweiter Sound aus dem Pro-53, der ein paar Akkorde spielt, genauer gesagt jeweils zwei Achtelnoten bei jedem Akkordwechsel. Er bekommt ein gefiltertes Delay aus dem sehr flexiblen Logic-Plugin Delay Designer. Dieses Tap-Delay ermöglicht es, jedes Tap gesondert mit einem resonanzfähigen Filter zu bearbeiten, wodurch sehr interessante Delays machbar sind. Hier hört ihr den Akkord-Sound trocken und mit Delay, und dann in Kombination mit der Fläche.
Das geht eine Weile so weiter, bis in den letzten acht Takten des Teils die Steigerung hin zum letzten Refrain einsetzt. Hier kommt der Bass wieder ins Spiel. Der Sound ist aus dem Refrain-Bass gebaut und besitzt die gleichen Schwebungen der beiden verstimmten Oszillatoren. Allerdings ist das Filter weit zugedreht, sodass der Bass sehr “subbig” wird. Er spielt lange Noten. Im Verlauf der acht Takte geht das Filter langsam auf. Gleichzeitig wird per Automation ein Pump-Kompressor “eingeblendet”, der ebenfalls von einer “stillen” Kick gespeist wird. Zu Beginn arbeitet er noch gar nicht. Der Threshold wird per Automation langsam heruntergedreht, sodass der Kompressor mehr und mehr zu “pumpen” beginnt. So kann man die Intensität in Richtung Refrain effektiv steigern – man erwartet richtig, dass die Kickdrum gleich wieder einsetzt. Übrigens bleibt der Akkord in den letzten vier Takten vor dem Refrain auf Hsus4 stehen – im Bass und in der Fläche. So klingt der Bass im Mittelteil:
Um die Steigerung noch zu unterstützen, habe ich auch beim Flächensound in den letzten acht Takten des Mittelteils den Cutoff etwas aufgedreht.
Hinzu kommen ein paar tiefe, verhallte Trommeln, die ich aus der Kontakt-Library Heavyocity Damage habe. Sie läuten die letzten acht Takte mit einem “Paukenschlag” ein. Danach beginnen sie leise mit Achtelnoten und steigern sich dann stetig in der Lautstärke. In Logic kann man solche gleichmäßigen Velocityverläufe sehr gut im ausklappbaren Controllerbereich des Pianorolleneditors erstellen. Hier kann man mit der Maus eine gerade Linie von Velocitywerten erzeugen, wie auf dem Bild zu sehen ist.
Für dich ausgesucht
Die aus dem Refrain bekannte Melodie darf in den letzten acht Takten in einer leicht abgewandelten Form auch nochmal mitspielen. Außerdem kommen verschiedene Soundeffekte wie Reverse-Cymbals zum Einsatz, um die Steigerung zu unterstützen. Auf der “3” im letzten Takt vor dem Refrain wird alles gemutet, wodurch die folgende “1” schön knallt. Hören wir uns den fertigen Mittelteil einmal an (ich habe ihn gegenüber dem Original etwas gekürzt):
Der nun folgende letzte Refrain entspricht weitestgehend den ersten beiden. Hauptsächlich kommen noch ein paar Gesangsspuren hinzu. Damit haben wir alles parat, um C’mon in seinen Grundzügen nachzubauen. Ich hoffe, dass euch diese Folge Spaß gemacht hat! Bis zum nächsten Produce-alike!
Karl Aubaque sagt:
#1 - 28.02.2013 um 19:53 Uhr
Vnice wie eigentlich immer! Nicht ganz mein Musikkgeschmack, aber es macht viel Freude, hinter die Kulisse zu schauen. Vielen Dank an den Autor!!!