Groove
Ein hervorstechendes Merkmal der Produktion von „All The Right Moves“ ist der sehr räumliche und etwas trashige Schlagzeugsound. Bereits im Intro hört man ein Drumkit, bei dessen Mischung die Raummikrofone sehr weit in den Vordergrund gemischt wurden. Ich habe für diesen Sound das Plug-In „BFD 2“ von fxpansion verwendet. Dieses Software-Instrument ist ein virtuelles Drumkit, das zusätzlich zu den trockenen Einzelsamples auch den Raumanteil und sogar Übersprechungen zwischen den einzelnen Mikrofonen simuliert. Damit kommt man einer Mehrspuraufnahme eines echten Schlagzeugs ziemlich nahe und kann die Spuren nachher im Mix wie eine Live-Schlagzeugaufnahme weiterverarbeiten. Die Direktsignale von Kick, Snare und Hihat habe ich im Vergleich zu den Raummikrofonen relativ leise gemischt. Im Vordergrund steht der Raumklang. Diesem nehmen wir mit einem EQ viel Bassanteil und die Dröhnfrequenzen um 300Hz, damit er sich später mit den anderen Drumsounds verträgt.
Dieser Drumsound wird bei One Republic durch Sounds ergänzt, die etwas an den scheppernden Klang einer Marching-Band-Drumline erinnern. Wer einmal eine Halbzeitshow bei einem American-Football-Spiel erlebt hat, weiß, was ich meine. Also rufen wir eines der Factory Kits der „Battery 3“ von Native Instruments auf – passenderweise enthält der Drumsampler der Berliner Software-Schmiede ein „Marching Band Kit“. Die „Firecracker“-Samples liefern den Sound, den wir brauchen, um den Groove zu ergänzen. Sie sind im Mix sehr prominent vertreten. Im folgenden Klangbeispiel hört ihr diesen Sound zuerst trocken aus der Battery, und dann mit EQ und Hall versehen.
Zusätzlich habe ich diese Marching-Band-Sounds noch mit einem weiteren angereichert. Dabei handelt es sich um ein geschlagenes Backblech, das ich vor einiger Zeit beim Überspielen meiner zahlreichen Vierspur-Kassetten-Aufnahmen aus längst vergangenen Schülerzeiten auf dem Rechner fand. Das rauschende und ziemlich kaputt klingende Sample bringt eine individuelle Note und unterstützt den etwas rauen Klang des Drumkits. Da der Sound nur etwas Farbe geben soll, habe ich mit einem drastischen EQ-Eingriff alle Frequenzen unterhalb von etwa 1kHz entfernt und mit Logics Enveloper-Plugin (einer Art Transient Designer) den Attack stark zurückgefahren.
Um dem räumlichen Beat die nötige Power zu verleihen, kommt zu guter Letzt noch ein weiteres Drumkit hinzu. Dieses besteht hauptsächlich aus einer tiefen Kickdrum, die relativ lange ausklingt, und einer unauffälligen Snare, die sich unterstützend unter die Raum-Snare legt. Bei mir kommen zu diesem Zweck häufig die druckvollen Samples des Stylus RMX von Spectrasonics zum Einsatz. Obwohl dieses Software-Instrument in erster Linie zum Abspielen von Loops gedacht ist, verwende ich es auch sehr gerne im „Kit-Mode“, um die Samples gezielt einsetzen zu können.
Für dich ausgesucht
Alles zusammen ergibt einen Drumsound, der sehr räumlich und trotzdem druckvoll ist.
glofi sagt:
#1 - 28.02.2012 um 18:23 Uhr
Super klasse, vielen Dank!!!
Ich liebe die Produce-alikes, sie sind höchst aufschlussreich. Persönlich würde ich mich über ein weiteres Produce-alike aus der Rock-Ecke freuen, beispielsweise etwas wie "Time Won't Let Me Go" von The Bravery, was von Placebo oder eben auch was Aktuelles von den Black Keys.
Frage mich zudem oft, wie die Bands ihre Produktionen dann wieder live umsetzen. Hat der Mixer für jeden Song eigene Pre-Sets oder kommt doch ein Teil des Songs vom Play-Back? Ist sicher auch ein umfangreiches Thema. Vielleicht habt Ihr Lust, das mal aufzugreifen...
Viele Grüße, ich freue mich schon auf die nächste Folge!!!