1. Strophe
Das Intro ist kaum der Rede wert: Zwei Takte Gitarre, dann geht’s in die Strophe. Die gedoppelte, cleane E-Gitarre spielt die achttaktige Akkordfolge | F# | F# | C# | C# | D#m | D#m | B | B |. Wer dieses empfehlenswerte Video gesehen hat, der weiß, dass man mit dieser Akkordfolge nie falsch liegt, wenn man einen Hit schreiben möchte! Hier hört ihr die Strophengitarre:
Hinzu kommt eine Kickdrum, die vorerst der einzige Drumsound bleibt. Sie unterstützt die Betonungen der Gitarre:
Nach acht Takten, also zum zweiten Durchlauf der Akkordfolge, kommt ein E-Bass dazu, der Achtelnoten spielt. Ich habe wieder Spectrasonics Trilian mit dem Retro 60s Bass benutzt. Im Live-Mode kann man per Keyswitch Slides und andere Effekte einbauen, womit das „Hochrutschen“ beim Einsatz des Basses realisiert wurde.
Beim dritten Durchgang gesellt sich eine Akustikgitarre hinzu, die im Hintergrund bleibt und nur für etwas Farbe und Breite sorgt. Sie spielt das gleiche Pattern wie die E-Gitarre:
Außerdem brauchen wir noch eine kleine Snare, die mit einem EQ so bearbeitet wird, dass nur der metallische, obere Frequenzbereich erhalten bleibt. Sie spielt den gleichen Rhythmus wie die Kickdrum.
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Damit ist die erste Strophe auch schon fertig:
Prechorus
Es folgt ein Prechorus, in dem der Rhythmus unterbrochen wird. Kick, Snare und Bass setzen hier aus. Auf der ersten „1“ liegt ein tiefer, verhallter Effektsound, den ich aus einer per Pitchbend nach unten gezogenen 808-Kick und einem Hall-Hit zusammengebaut habe:
Die beiden Gitarren nehmen die Akkordfolge des Refrains vorweg: | D#m | B | C# | F# C# | und spielen liegende Chords auf jedem Akkordwechsel. Unterstützt werden sie von einem Piano, wofür ich Native Instruments Alicia’s Keys benutzt habe. Der gesampelte Yamaha-Flügel von Alicia Keys ist Bestandteil von NI Komplete 9 Ultimate und ein gut klingendes, ausgewogenes Pop-Piano:
Nach acht Takten beginnt die Steigerung hin zum Refrain. Der Bass und die Kickdrum setzen wieder ein, wobei letztere hier mit einem Tiefpassfilter bearbeitet ist und dumpfer klingt. Per Automation wird das Filter aktiviert und auch wieder abgeschaltet.
Eine ebenfalls gefilterte Snaredrum spielt Achtelnoten. Das Filter geht langsam auf und unterstützt so die Steigerung. Hierfür habe ich eine 909-Snare programmiert, die Spur durch das Filter meines Arturia Minibrute geschickt und dann mit manueller Filterfahrt wieder aufgenommen. Hier hört ihr zunächst das Ausgangsmaterial und dann die gefilterte Spur:
In den letzten vier Takten darf auch die Snare aus der Strophe wieder mitspielen. Ganz am Ende bricht für einen halben Takt alles weg. Das ist ein effektvolles Mittel, um den Einsatz des Refrains zu betonen. Zusätzlich kommt ein Soundeffekt zum Einsatz, der an das manuelle Abstoppen einer Schallplatte erinnert. So etwas findet man in zahlreichen Sample-Libraries, meiner kommt aus dem Stylus RMX.
So klingt der fertige Prechorus:
Aurel sagt:
#1 - 16.04.2013 um 22:15 Uhr
Hammmer ich war schon am verzweifeln danke für die professionelen tipps :D
micha sagt:
#2 - 18.04.2013 um 00:52 Uhr
Könntest du vielleicht den rückwärts hall besser beschreiben bin ein Anfänger wäre super
Lasse Eilers (bonedo) sagt:
#3 - 18.04.2013 um 20:37 Uhr
Hi micha, danke für deinen Kommentar! Ich schicke die Snare durch einen großen Hall, wobei der Hallanteil recht weit aufgedreht ist (schließlich geht es hauptsächlich um die Hallfahne). Das Ergebnis bounce ich als Audiofile und schneide in einem Sample-Editor den Anfang weg (also den eigentlichen Snare-Sound), so dass nur der Ausklang des Halls übrig bleibt. Dieses Hall-Sample wird dann umgedreht (rückwärts) und auf einer Audiospur an die gewünschten Stellen gesetzt. Mit der Länge kann man dann direkt auf der Audiospur noch experimentieren. Manchmal hilft auch ein Fade-In dabei, den gewünschten Effekt zu erzielen. Viel Spaß beim Basteln! Viele Grüße, Lasse
micha sagt:
#4 - 22.04.2013 um 03:15 Uhr
Danke Lasse super erklärt :D
Fenox sagt:
#5 - 15.05.2013 um 19:16 Uhr
Verdammt gut erklärt!
wahnsinn das du dir die mühe machst das ganze nachzubauen und vorallem so teteiliert zu erklären!
Hilft SEHR wenn man im Pop genre produziert und muss unbedingt verbreitet werden!
lg
eardrop sagt:
#6 - 26.06.2013 um 01:33 Uhr
Hallo Lasse und micha,
ich habe eine andere Vorgehensweise für "heranfliegende" Snares oder Samples: Zuerst kehre ich das Sample um, mische dann einen großen Hall dazu, bounce das Ergebnis und kehre es wieder um.
Ist der Übergang zwischen Hallfahne und Sample zu fließend (Snares sollen ja immer noch perkussiv klingen), kann man hier hinterher den "Heranflug" kürzer schneiden.
Viele Grüße!