In dieser Folge des Produce-Alike Workshops soll es um die Single „Burn“ der Singer-Songwriterin Ellie Goulding gehen. Die Britin hatte ihren Durchbruch 2010 mit dem ultra-catchigen „Lights“, einem frischen Popsong, der ihre markante, luftige Stimme zur Geltung brachte. „Burn“ von ihrem zweiten Album „Halcyon Days“ ist Gouldings erster Nummer-1-Hit.
Der Song wurde vom amerikanischen Hit-Garanten Ryan Tedder (der Sänger von One Republic) ursprünglich für Leona Lewis geschrieben, die ihn auch aufnahm, aber nicht auf ihrem Album veröffentlichte. Ellie Gouldings Version wurde von Greg Kurstin produziert, der neben seiner Arbeit mit Lily Allen (u.a. „The Fear“) auch bei Songs zahlreicher anderer Künstler wie Pink, Kelly Clarkson, Sia und Kylie Minogue an den Reglern saß. Die Vocal-Production übernahm Tedder selbst. Wir haben den Hit für euch in seine Einzelteile zerlegt.
Intro, 1. Strophe und Chorus
Bereits im Intro begegnet uns die Synth-Figur, die den gesamten Song trägt. Ein fetter Trance-Leadsound, der an Supersaw-Orgien aus dem Roland JP-8000 erinnert, macht den Anfang. Für solche Sounds ist das Software-Instrument reFX Nexus 2 prädestiniert – der Synth ist voll von aktuellen Dance-Sounds und besitzt passenderweise ein Preset namens Supersaw x 4. Der Sound wird per Automation zunächst dumpf gefiltert und das Filter öffnet sich im Verlauf der vier Intro-Takte.
Danach beginnt die erste Strophe und das Filter des Leadsounds geht erstmal wieder zu (im Verlauf der Strophe wird es in Richtung Chorus wieder geöffnet). Zusätzlich kommt nun ein zweiter Synthesizer hinzu, der einen definierteren Attack aufweist. Auch hierfür habe ich den Nexus 2 verwendet. Die meisten Nexus-Presets sind für meinen Geschmack etwas zu großzügig mit Delay und Reverb versehen – damit der Sound sich in den Song einfügt, muss man das alles in der Regel erstmal entfernen. Ein kleines Delay kann in diesem Fall allerdings nicht schaden, also bleibt es drin. Der Nexus-Reverb wird aber herausgenommen und per Send-Weg durch einen Hall ersetzt, der auch auf anderen Instrumenten zum Einsatz kommt. Das trägt nachher zu einem homogenen Gesamtsound bei.
Für dich ausgesucht
Nach einer Weile kommen ein paar Glöckchen hinzu. „Burn“ ist voll von Glöckchen unterschiedlichster Machart – für diesen Workshop habe ich mich auf zwei Sounds beschränkt. Und wo wir schon dabei sind, kommen auch die Bells aus dem Nexus 2.
Gegen Ende der Strophe ändert sich die bis hierhin gleich gebliebene Akkordfolge. In Richtung Übergang zum Chorus kommen außerdem ein paar recht traditionelle Tubular Bells hinzu, die ich aus einer Orchester-Soundlibrary habe. Sie ersetzen an dieser Stelle die anderen Glocken, die für einen Moment Pause haben.
Hören wir uns das Intro und die erste Strophe einmal komplett an, bevor es in den Chorus geht:
1. Chorus
Im Chorus läuft der Synth-Sound aus dem Intro weiter, wobei das Filter hier endlich ganz geöffnet wird. Außerdem kommen die Drums hinzu. Mit einem rollenden Tom-Groove trägt „Burn“ die Handschrift von Ryan Tedder. Zunächst brauchen wir aber eine simple Kickdrum, die vergleichsweise natürlich klingt:
Für die Snare habe ich ein Sample verwendet, das wie eine stark komprimierte Kombination aus Snare und Clap klingt. Da mir der beißend-scharfe Clap-Anteil um die 2 kHz etwas zu heftig war, habe ich ihn mit einem EQ abgeschwächt und stattdessen den „Bauch“ der Snare hervorgehoben. Hier hört ihr die Snare erst trocken und dann bearbeitet.
Eine Hi-Hat gibt es auch. Sie wird mit einem Bitcrusher stark verfremdet. Durch die massive digitale „Zerstörung“ ist es eigentlich fast egal, was man für ein Ausgangssample verwendet – reduziert auf 4 bit klingen alle Hi-Hats irgendwie gleich.
Dazu brauchen wir noch ein paar sehr räumlich klingende, prägnante Toms. Dafür habe ich mal wieder die bewährte Library East West Quantum Leap Stormdrum II verwendet, die etliche stark akzentuierte, „smashige“ Drum- und Percussion-Instrumente nicht nur für Hollywood-Scores à la Hans Zimmer beinhaltet. Den eingebauten Hall der Toms habe ich mit der Hüllkurve des Plugins gekürzt und den Trommeln stattdessen etwas von dem großen Hall gegeben, den ich auch auf anderen Spuren verwendet habe.
So klingt der Chorus-Groove bis jetzt:
Mit ein paar Crashbecken peppen wir das noch etwas auf. Zwei verschiedene Samples kommen zum Einsatz: Nummer 1 darf alle zwei Takte auf der „1“ spielen und dient – rückwärts abgespielt und davor gesetzt – zugleich als „Zieh-Effekt“. Gleichzeitig markieren die Tubular Bells alle zwei Takte die „1“. Das höhere und dünnere Becken Nummer 2 spielt immer zusammen mit der Snare und ist etwas leiser.
Der Bass ist mal wieder von der Sorte „unauffälliger, aber satter Synth-Bass“. Also habe ich mit dem Freeware-Synth TAL U-NO-62 schnell einen Sub-Bass mit Chorus zurecht geschraubt. Ein spezielles Effekt-Plugin sorgt mit künstlich erzeugten Obertönen dafür, dass der Bass trotz der geringen Mitten- und Höhenanteile auch auf kleinen Boxen nicht völlig untergeht.
Und so klingt der erste Chorus: