Prechorus
Ab geht’s in den Prechorus, wo die Drums zunächst aussetzen. Auch das Piano beschränkt sich in der ersten Hälfte des Teils aufs Akkordelegen:
An einer Stelle spielt das Klavier eine kleine Melodie zur Unterstützung der Gesangslinie. Um beim Akkordpiano nicht auf das Sustainpedal und die schönen Saitenresonanzen verzichten zu müssen, habe ich dafür den gleichen Pianosound auf einer weiteren Spur geöffnet.
In der zweiten Hälfte des Prechorus wird es interessant, denn hier beginnt der Buildup zum Chorus. Zunächst brauchen wir einen Clap mit einer langen Hallfahne, die mit einem Kompressor zum rhythmischen „Pumpen“ gebracht wird. Ein rückwärts abgespielter Clap wird davor gesetzt und “zieht” in den Sound hinein, außerdem spielt der Clap leiser werdende Viertelnoten weiter. Im Send-Weg arbeitet hinter dem Hall-Plugin ein Kompressor, dessen Sidechain-Eingang von einem stummen (im Mix nicht hörbaren) Triggerimpuls gespeist wird. So drückt der Kompressor den Pegel der Hallfahne auf jeder Viertelnote rabiat nach unten, was den pumpenden Effekt erzeugt. Besondere Beachtung muss man dabei wie immer der Release-Zeit des Kompressors schenken, denn sie hat unmittelbaren Einfluss auf den „Groove“ des Pumpens.
Für die synthetische Sechzehntel-Hihat, die ebenfalls an dieser Stelle einsetzt, habe ich die Novation Bass Station II verwendet. Wie es der Zufall so will, ist das Werkspreset Nr. 64 genau der Sound, den wir suchen. Der Sequencer/Arpeggiator der Bass Station wurde per MIDI-Clock zur DAW synchronisiert.
Das Piano wechselt zu einer oktaviert gespielten Achtelfigur aus gebrochenen Akkorden mit Melodieelementen:
Für dich ausgesucht
Nun brauchen wir noch einen Synth-Sound, der Akkorde in Achtelnoten spielt. Dafür habe ich den guten alten Jupiter-8V von Arturia benutzt. Der flugs zurecht geschraubte Sound besteht aus zwei Oszillatoren mit Pulswellen, die eine Oktave auseinander gestimmt sind, und einem per Hüllkurve gesteuerten 24dB-Tiefpassfilter mit moderater Resonanz. Das Hochpassfilter des Jupiter sorgt dafür, dass es im Bassbereich nicht zu matschig wird.
Den Bassbereich übernimmt dafür ein Bass aus dem Elektron Analog Keys, der mir praktischerweise gerade zu Testzwecken zur Verfügung stand. Logisch, dass auch der Bass mit seinen langen Noten einen kräftig pumpenden Kompressor verpasst bekommt.
Endgültig in Richtung Chorus geht es mit der nun einsetzenden, aggressiven Dance-Snare, die ich aus dem Spectrasonics Stylus RMX habe. Wie vorhin bei der Strophen-Snare ist es wichtig, dass man das Sample mit kurzen Noten quasi „abhacken“ kann. Beim Stylus bewerkstelligt man das, indem man die Release-Zeit der Lautstärkenhüllkurve auf Null regelt. Die Notenlängen sind ein wichtiger Bestandteil des Grooves, den diese Snare zunächst spielt, bevor sie in einen klassischen Dance-Buildup-Roll wechselt. Die Snare wird per EQ im Tiefmittenbereich noch etwas angehoben, stark komprimiert und durchläuft dann noch einen Bitcrusher-Effekt.
Um den Phaser-Effekt zu erzielen, habe ich die Snare über einen Pre-Fader-Send abgezweigt und auf einen Bus geschickt, in dem ein Sample Delay arbeitet. Die Snare ist also doppelt zu hören – einmal unbearbeitet und einmal minimal um einige Samples verzögert. Wenn man jetzt das Sample-Delay automatisiert und die Delayzeit schrittweise verringert, klingt das so wie im nächsten Hörbeispiel. Die Delayzeit bewegt sich dabei zwischen etwa 50 und 10 Samples. Das ist im Grunde genommen nichts anderes, als auch in einem Phaser-Effekt passiert – nur dass wir es auf diese Weise gezielt steuern können.
Auf der letzten „4“ vor dem Chorus hat ein synthetisches Tom seinen großen Auftritt:
Um die Steigerung noch zu betonen, brauchen wir jetzt noch einige Noise-Effekte. Derartige Sweeps findet man in zahlreichen Sample Librarys und auch unter den Presets vieler Synthesizer. Ich bin mittlerweile dazu übergegangen, für solche Effekte einen Hardware-Synth anzuwerfen – in diesem Fall die Bass Station II – und aus Rauschgenerator und Bandpassfilter schnell einen passenden Sound zurecht zu schrauben. Dann nimmt man ein paar Takes auf, dreht jeweils per Hand am Filter, verteilt die Spuren im Stereobild und heraus kommt ein individueller Swoosh-Sound mit Stereoeindruck. Das funktioniert natürlich auch mit Softwaresynths und geht in meinen Augen sehr viel schneller, als eine Library nach einem passenden Sound zu durchforsten. Hier die drei Komponenten des Effekts – beim letzten Mal durfte ein LFO die Cutoff-Frequenz modulieren:
Bevor es in den Chorus geht, können wir uns den Buildup-Teil schon einmal anhören:
IceKeys sagt:
#1 - 15.03.2014 um 06:03 Uhr
Tolles Produce-Alike! Eins der besten so weit!Nur eine Anmerkung: Der Phasing-Trick für die Snare ist nett, aber ich glaube Zedd hat seine Snare einfach nur nach und nach hochgepitcht und teilweise mit einem (nach und nach hochpitchenden) Synth gedoppelt.
Amsonsten (wie immer) klasse Produce-Alike. Weiter so!
Lasse (bonedo) sagt:
#2 - 18.03.2014 um 03:15 Uhr
Hallo IceKeys, danke für Deinen Kommentar und das Lob! Es kann durchaus sein, dass Zedd die Snare anders gemacht hat, und es ist sogar recht wahrscheinlich. Gefragt hab' ich ihn nicht... ;-) Aber ich dachte mir, dass das mal eine gute Gelegenheit ist, diesen kleinen Trick vorzustellen, der sich natürlich auch für diverse andere Situationen und Signale eignet – zum Beispiel mal für eine verzerrte Gitarre im Break oder so. Bis zum nächsten Workshop und viele Grüße, Lasse
Kai sagt:
#3 - 23.03.2014 um 20:15 Uhr
Wow, den Track hatte ich gar nicht wirklich auf dem radar, weil mich der gesang im original ziemlich hart nervt.in deiner instrumental version hat der track richtig potential!!deine chorus synths gefallen mir zudem deutlich besser. auch den im original noch oben drauf gepackten voice-buildup mit pitch finde ich eher nervig.super produce-alike, klingt besser als das original!! mach doch mal einen offiziellen remix draus;)
Oliver sagt:
#4 - 28.04.2014 um 21:56 Uhr
Genial! Das ist wirklich eine tolle Arbeit. Vielen Dank dafür!
Könntest du villeicht von Zedd noch ein paar Songs machen?
Clarity, Spectrum oder Shave it?
Sto sagt:
#5 - 28.09.2014 um 11:02 Uhr
Generell eine schöne Idee, dass hier kommerzielle Lieder exemplarisch "reverse-engineered" werden. Schade nur, dass der Fokus ausschließlich auf moderner 08/15-Chart-Eintagsmusik liegt.Die Serie würde m.E. sehr an Nutzen gewinnen, wenn stattdessen Klassiker der Musikgeschichte (NICHT nur aus dem Pop-Genre) verwendet würden, die die Zeit überdauert haben.
peter sagt:
#6 - 29.09.2014 um 16:03 Uhr
Alles was du für den Sound deiner alten Hits brauchst ist ne SSL 4ooo, ne Studer und viel Talent - gibt es alles günstig bei ebay, not.