Instrumental Hook
Im nun folgenden Instrumentalteil kommt endlich die Kickdrum hinzu und die Spannung entlädt sich. Ich habe die Bassdrum aus zwei Komponenten zusammengesetzt. Untenherum sorgt eine tiefe, länger ausklingende Kick nach Art einer Roland TR-808 für das Fundament. Ihr habe ich mit einem EQ die meisten hohen Frequenzanteile herausoperiert. Mit einem Enveloper-Plugin habe ich außerdem den Ausklang etwas abgedämpft, weil es sonst allzu “boomy” geworden wäre. Bei einer solchen Kick mit einer ausgeprägten Tonalität sollte man zudem unbedingt darauf achten, dass sie passend zum Song gestimmt ist. Das muss nicht zwingend der Grundton der Songtonart sein, nur passen und sich gut anfühlen sollte es. In diesem Fall (der Song steht in D-Moll) spielt die Kick ungefähr ein G und kommt damit im zweiten Takt auf dem Grundton des Akkords und im vierten Takt auf der Quinte zu liegen. Funktioniert.
Hinzu kommt eine zweite Kick aus dem Stylus RMX, die für den “Punch” zuständig ist. Sie wird wiederum untenherum etwas ausgedünnt:
Zusammen durchlaufen die Kicks einen Bus, auf dem ein Kompressor arbeitet und die Sounds “zusammenschweißt”. Das hört sich so an:
Die Snare spielt auf “2” und “4”. Sie darf nicht zu laut sein, da sie ebenfalls recht viele tiefe Frequenzanteile besitzt. Man soll sie nicht richtig hören, sondern eher den kleinen zusätzlichen “Punch” in der Magengrube spüren.
Die Claps spielen ebenfalls auf “2” und “4”, ergänzt um einen leiseren Schlag auf der “3 und”, also ein klassisches Disco-Pattern. Die rückwärts abgespielte Hallfahne eines Claps sorgt davor jeweils für eine gefühlte Beschleunigung:
Die Hi-Hat spielt Achtelnoten und geht in jedem zweiten Takt auf der “3 und” auf:
Für dich ausgesucht
Wie eine Art Becken wirkt ein Noise-Sound, den ich auf der Bass Station II programmiert habe. Grundlage ist Rauschen, das mit einem Bandpassfilter bearbeitet wird. Ein zum Songtempo synchronisierter LFO erzeugt eine fallende Sägezahnschwingung und moduliert damit das Filter. Zusätzlich sorgt die Filterhüllkurve dafür, dass die Filterfrequenz am Anfang hoch beginnt und dann langsam absinkt. So pulsiert der Sound fast wie ein in Viertelnoten geschlagenes Crashbecken:

Alle Drums werden auf einen gemeinsamen Bus geroutet und noch einmal komprimiert. Zusammen klingt das dann so:
Der Bass behält seine Figur weitestgehend bei, spielt aber jetzt Achtelnoten, wobei die Offbeats stärker betont werden. Der Slide auf der “4” bleibt.
Fast alle Elemente aus dem Chorus laufen ebenfalls weiter: Akkord-Strings, Piano, Mute-Gitarren, Offbeat-Synthesizer, Achtel-Synthesizer und natürlich die Melodie von den Streichern und dem Synth Lead. Allerdings setzt das Synthesizer-Sechzehntelpattern hier wieder aus. Die Streicher spielen nun Oktaven, allerdings sind die oberen Noten deutlich leiser als die unteren:
Um die Melodie noch breiter zu machen, kommt sie zusätzlich noch einmal vom Juno-60, natürlich gedoppelt:
Insgesamt haben wir nun also Streicheroktaven, Bass Station und zweimal Juno auf der Melodie:
Und das war es auch schon fast. Am Anfang des Teils habe ich noch einmal den Juno-Rauscheffekt eingebaut. Und natürlich darf auch hier ein Sidechain-Kompressor nicht fehlen, der alles außer die Drums bei jedem Bassdrumschlag etwas im Pegel nach unten drückt. Dazu routet man alles auf einen Bus, in dem ein Kompressor arbeitet, dessen Sidechain-Eingang von einer Kickdrum gespeist wird. Das kann auch eine Kick sein, die ansonsten im Mix gar nicht zu hören ist – so kann der Effekt auch weiterlaufen, wenn die eigentliche Bassdrum aussetzt, so wie zum Beispiel im letzten Takt unseres Instrumentalteils.
Der fertige Teil klingt nun so:
2. Strophe
In der zweiten Strophe setzen die verschiedenen Leadsounds außer der Mute-Gitarre wieder aus. Auch die Akkord-Strings haben Pause. Dafür kommt die hohe, verzerrte Gitarre mit ihren langgezogenen Tönen wieder dazu. Die Drums laufen weiter, allerdings ohne das “Noise-Becken”. Jetzt wäre zum Beispiel ein guter Zeitpunkt, um die Drums zu bouncen, zu filtern und in die erste Strophe zu packen. Ansonsten passiert hier nicht mehr viel:
Und auch danach brauchen wir keine neuen Elemente mehr. Den nächsten Chorus und den darauf folgenden Instrumentalteil können wir einfach kopieren. Die einzige Änderung ist, dass der Bass in der ersten Hälfte des zweiten Chorus lange Noten statt Offbeats spielt. Und damit haben wir den Hit weitestgehend nachgebaut, denn auch danach passiert nichts Aufregendes mehr:
Ich hoffe, dass euch diese Folge Spaß gemacht hat! Bis zur nächsten Folge Produce-alike!
Daniel sagt:
#1 - 30.01.2015 um 21:38 Uhr
Hallo Lasse,das war mal wieder ein super Workshop,auf den ich gewartet habe. Mach weiter so!
Dan sagt:
#2 - 01.02.2015 um 02:39 Uhr
Hi Lasse,wo hast du die "Elektrik Guitar" aus der Kontakt Factory Libary her? Bei mir gibt es da nur die "Jazz-Guitar" und die "Rock Guitar".
Lasse Eilers (Redaktion bonedo sagt:
#3 - 03.02.2015 um 00:25 Uhr
@ Daniel: Danke! Die nächste Folge ist schon in Arbeit.@ Dan: Ich könnte mir vorstellen, dass es an der Komplete Version liegt. Bei mir läuft Komplete Ultimate 9. Vielleicht hast du eine kleinere Version, in der nicht alle Sounds enthalten sind? Das ist der einzige Grund, der mir einfällt.
Slashgad sagt:
#4 - 07.02.2015 um 02:09 Uhr
SUPER FOLGE!!! Echt cool! Na ja, die Hardware habe ich nicht... Geht aber sicher auch ohne. Vielleicht mit SAMPLE MOOG o.ä.KONTAKT GUITARS muss ich mal genauer durchforsten - allerdings habe ich kein ULTIMATE.WEITER SO !!! Macht Laune!!!