VOCALS
Die Gesangsproduktion in „Run The World (Girls)“ verbindet Beyonces charakteristische, rhythmische Chorsätze mit einem sehr technischen und etwas durchgeknallten Produktionsstil. Da wird fast in jedem Takt mit Pitch-Effekten, Stutter-Edits, verschiedenen Räumlichkeiten und dergleichen mehr jongliert, sodass die Backing-Vocals zu Hauptdarstellern werden. Der wichtigste Aspekt hierbei ist, dass ständig irgendetwas passiert, buchstäblich in jeder einzelnen Sekunde. Und das muss gar nicht immer ein aufsehenerregender Effekt sein – auch mit einfachen Mitteln erzielt man große Wirkung. Zum Beispiel gibt es im Refrain eine Stelle, an der das Wort „Girls“ alleine steht, und alles andere für eine Viertelnote komplett gemutet wird – inklusive aller Räume. Da der Song ansonsten recht üppig mit Hall versehen ist, ergibt das einen echten Hinhörer, ohne dass man irgendetwas außer einer Mute-Automation dafür bräuchte.
Was die Effekte angeht, ist ansonsten alles erlaubt – Hauptsache, es groovt mit dem Beat und es passiert laufend etwas. Spuren werden zerstückelt, gefiltert, gepitcht, rückwärts abgespielt und durch Modulationseffekte wie Flanger und dergleichen geschickt. Dabei ist es natürlich ausdrücklich auch erlaubt, Effekte zweckentfremdet oder mit extremen Einstellungen zu verwenden.
Das letzte „Girls“ im Refrain habe ich zum Beispiel einfach auf den Audiospuren zerschnitten, den Attack („G…“) dreimal kopiert und rhythmisch davorgesetzt. Dabei darf man ruhig auch etwas rabiat vorgehen und den Attack zum Beispiel nicht wie üblich an einem Nulldurchgang der Wellenform, sondern an einem Maximum schneiden. Das entstehende Knacken treibt Audio-Hygienefanatikern den Schweiß auf die Stirn, kann aber in einem solchen Fall den gewünschten Effekt verstärken. Zusätzlich habe ich dann auf dem Bus, den die Einzelspuren durchlaufen, einen Low-Pass-Filter eingesetzt und automatisiert, sodass die Schnipsel quasi in das eigentliche „Girls“ hineinrutschen.
Alles ist erlaubt, was Spaß macht und ungewöhnlich klingt. Dabei sollte man nur im Kopf behalten, dass die Vocals als Einheit mit dem Beat funktionieren müssen; sie ersetzen in diesem Fall ja sogar sämtliche Begleitinstrumente.
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Endmontage
Jetzt haben wir den Punkt erreicht, an dem wir Beat, Bass, Vocals und den Vocal-Synth zu einem Ganzen verbinden und uns das Endergebnis anhören können. Ich hoffe, diese Folge hat euch auch so viel Spaß gemacht wie mir. Bis bald zu einer neuen Ausgabe „Produce-Alike“!
Timmy sagt:
#1 - 16.06.2011 um 11:39 Uhr
Hey,
mal wieder ein super Workshop. Sehr freundlich und kompetent erklärt. Jetzt bleibt mir nur noch die Frage, wo ich die ZIP-Datei mit den Projektdateien finde. :-)LG,
Timmy
bonedo-Redaktion sagt:
#2 - 16.06.2011 um 14:35 Uhr
Hallo Timmy,
danke erst mal für dein Lob - freut uns, dass dir der Workshop gefällt. Ein weiteres "Danke" für den Hinweis, dass der Download fehlte. Wir haben den Download nun aktiviert.
Viele Grüße!
fos sagt:
#3 - 21.06.2011 um 23:06 Uhr
Super Workshopreihe, großes Kompliment! Gäbe es evtl. auch die Möglichkeit das Projekt als Pro Tools Session zu bekommen? VG Daniel
Eric sagt:
#4 - 23.06.2011 um 22:32 Uhr
Echt coole Workshopserie! Würde mich freuen wenn ihr sie weiterführen würdet! Aber wo ist die Projekt-Datei für Cubase zum downloaden?
Lg - Eric
Vitalij sagt:
#5 - 23.09.2011 um 01:18 Uhr
Danke für den Workshop!
Man sollte Beyonce aber nicht so übertrieben für dieses Lied loben und sie gleich als total innovativ hinstellen. Sie samplet "Major Lazer's" Beat von "Pon De Floor" einfach.
Zugegeben etwas Mut gehört dazu, ist aber nicht so bahnbrechend wie das hier beschrieben wird.