Im ersten Teil unseres Boom-Bap-Workshops haben wir die Drums programmiert und gemischt. Im zweiten Teil geht es nun um den Bass und das Sample. Für den Bass bedeutet das, dass wir einen fetten Sub-Bass-Sound nehmen, denn Bass ist für den Hip-Hop genauso wichtig, wie die Kick-Drum oder die Drums im Generellen.
Details
Bass, aber satt bitte!
Wir suchen uns also einen satten Sub-Bass-Sound. Ich nutze wieder einen Sound, der mit Studio One ausgeliefert wird. Der hauseigene Sampler Presence bietet neben ganz vielen verschiedenen Sounds auch ein recht cleanes Sub-Bass-Preset namens Dance Bass. Ihr könnt so einen Sound aber leicht in jeder anderen DAW erzeugen, entweder in einem Sampler oder mit quasi jedem Synthesizer-Plug-in.
Dazu müsst ihr nur eine Sinuswelle als Klangerzeuger auswählen und mit der Release-Zeit herumexperimentieren. Ich spiele zunächst eine einfache Bassline ein, die wir dann später noch den harmonischen Begebenheiten anpassen können. Ich versuche dieses Mal von Anfang an, nicht ganz exakt das Timing der Drums zu treffen.
Crank it up!
Das klingt schon mal nicht schlecht, ist allerdings noch ein wenig undefiniert. So müssen wir also wieder in unsere Trickkiste greifen. Zuerst schneide ich die Tiefen mittels eines Low-Cuts jenseits der 20 Hz ab. Besonders bei Sub-Bässen ist Verzerrung unser bester Freund. So knarzt der Bass nicht nur, er wird dadurch auch viel griffiger und bekommt mehr Charakter, ist besser im Mix unterzubringen und man kann ihn so selbst auf kleinen Speakern hörbar machen.
Für dich ausgesucht
Auch hier gibt es unzählige Möglichkeiten, ich greife aber wieder bewusst zu einem Stock-Plugin von Studio One, um zu zeigen, dass man nicht immer auf teure Alternativen zurückgreifen muss. Jedes andere Distortion-Plugin funktioniert natürlich genauso.
Ich wähle das Plug-in RedLightDist, weil es einen Mixregler besitzt. So kann ich die Intensität des Effektes bestimmen, auch ohne einen Send-Effekt zu installieren. Ich nutze ein Preset als Ausgangspunkt und passe dann einige Werte an meinen Basssound an. Zum Schluss steigere ich das Mix-Level solange, bis mir der Sound gut gefällt. Und so klingt das Ganze dann:
Friedliche Koexistenz
Der Bass bekommt durch das Verzerren wesentlich mehr Kontur und wabert nicht nur vor sich hin. Zum Schluss sorgen wir mittels Sidechain-Compression dafür, dass sich Kick und Bass bei gleichzeitigem Auftreten aus dem Weg gehen. Der Bass wird also immer genau dann abgesenkt, wenn die Kick zu hören ist.
Auch dafür nutze ich ein Studio-One-Plugin, da der interne Kompressor über Sidechain-Funktionalität verfügt. Du kannst aber wieder jeden anderen Kompressor mit Sidechain-Option dafür einsetzen, den du magst. Der Kompressor wird als Insert-Effekt auf die Bassspur gelegt und die Sidechain-Funktion aktiviert. Dann muss die Kick-Drum direkt an diesen Kompressor geschickt werden. Das verschafft uns noch einmal einen klareren und griffigeren Sound. Höre selbst.
Das Sample
Wie jeder hoffentlich weiß, darf man nicht einfach vorhandene Aufnahmen eines Künstlers in seinen eigenen Kompositionen oder Produktionen nutzen. Wir lösen dieses Problem ganz einfach dadurch, dass wir uns unser eigenes Sample basteln. Mit den heutigen technischen Möglichkeiten lässt sich so gut wie jeder Sound relativ leicht herstellen.
Zu Boom-Bap-Beats passen jazzige Sounds besonders gut, deshalb spiele ich zuerst ein paar Klavierakkorde ein. Ich nutze dazu die Kontakt-Library The Gentleman, diese ist ebenfalls in Komplete Start enthalten. Anschließend mache ich einen Audio-Mixdown der Aufnahme.
Im nächsten Schritt lasse ich die Transienten des Mixdowns erkennen und teile unser eigenes Sample genau an diesen Punkten. Danach besteht die Aufnahme dann aus mehreren Teilen. Jede DAW verfügt über diese Funktionen, in Studio One muss dafür lediglich die rechte Maustaste benutzt werden, so komme ich direkt in ein dateibezogenes Menü.
Außerdem hebe ich noch den Schwellwert der Erkennung auf 84 Prozent an, denn ich möchte, dass die Datei auch zwischen den Akkorden gecuttet wird, um mir für später mehr Möglichkeiten offenzuhalten.
Divide and conquer
Nun werden wir die geteilte Audiodatei auf die Pads eines Drum-Samplers legen. So haben wir die Möglichkeit, die einzelnen Teile MPC-mäßig zu spielen. Und damit lässt sich der Eindruck erwecken, es handele sich um eine bestehende Aufnahme, die zerstückelt wurde – dabei haben wir alles selbst gemacht.
Auch das geht natürlich in jeder DAW. Studio One bietet hierfür aber einen sehr schnellen Workflow. Im ersten Schritt öffnen wir den Drum-Sampler Impact XT auf einer neuen Spur, das funktioniert in Studio One superschnell über Drag-and-drop. Dann markieren wir alle Teile der zerteilten Audiodatei, ziehen sie auf eines der Pads des Samplers und drücken zusätzlich die Shift-Taste. So wird jeder Teil der Audiodatei auf ein extra Pad im Sampler gelegt.
Jetzt kann ich die Teile des geteilten Mixdowns über meinen MIDI-Controller spielen. Ich suche mir damit passende Samples aus und verzögere bei den benutzten Pads den Attack, denn ich möchte, dass es weniger nach normalem Klavier klingt. Dann spiele ich ein Sample-Pattern ein, das quantisiert klingt.
Dann richte ich die einzelnen Events am Timing der Hi-Hats aus, damit auch die Samplespur zum Rest des Beats passt. Mit Beat klingt die Samplespur also so:
Täuschend echt
Das ist schon ziemlich gut, aber wir können das Sample-Feeling noch erheblich steigern. Schließlich gibt es Lo-fi-Plugins, die genau darauf spezialisiert sind. Der amerikanische Hersteller iZotope bietet ein Freeware-Plugin der Extraklasse. Es heißt Vinyl und kann mehr als nur Lo-fi, damit lässt sich auch Plattenknistern simulieren.
Neben dem Knistern selbst füge ich auch etwas Mechanical Noise und einen Detune-Effekt hinzu und lasse unser Piano-Sample auch noch durch einen 60er-Jahre-Filter laufen. Zusätzlich verpasse ich ihm ein kurzes Delay, wiederum über ein Freeware-Plugin. Dieses Mal ist es das Tempo Delay von Voxengo.
Jetzt klingt unser Klavier wirklich, als wäre es von einer Jazz-Platte aus den 60ern gesampelt worden. Hier ist es erst solo und dann mit Beat.