DETAILS
Prequel und Sequel
Keine Sorge wegen der Überschrift! Im Folgenden bekommt ihr keine exotische Fassung von Hänsel und Gretel zu lesen. Statt einen Ausflug in die Welt von Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm anzutreten, bleiben wir lieber bei dem Vergleich mit ersten und zweiten Teilen von Kinofilmen. Genauso wie bei saalfüllenden Mehrteilern enthält Symphobia 2 nämlich nicht den Inhalt der ersten Episode, sondern knüpft daran an. Etwas pragmatischer ausgedrückt: Symphobia 2 ist eine Library, die sich einerseits als Erweiterungspaket verstehen lässt, andererseits aber auch unabhängig vom Vorgänger verwendet werden kann. Letzterer Punkt kommt allerdings vor allem für Anwender in Frage, die bereits eine der großen Orchester-Libraries besitzen und bewusst nach Mischfarben suchen. Die Soundauswahl in Symphobia 2 ist vergleichsweise speziell und zum Teil ganz offensichtlich auf Ergänzung ausgelegt. Wer Symphobia 1 noch nicht kennt, ist also eingeladen, einen Blick auf den entsprechenden bonedo-Test zu werfen, den es hier zu lesen gibt.
Symphobia 2 ist ausschließlich als Boxed-Version auf drei DVDs bzw. auf der Herstellerwebsite auch im vergünstigten Bundle mit dem Vorgänger erhältlich. Für Besitzer beider Teile schaltet sich außerdem als kleines Dankeschön von ProjectSAM ein zusätzlicher kleiner Download mit Cello- und Bass-Effekten frei. Eine volldigitale Download-Version der kompletten Library gibt es dagegen nicht, was mir persönlich bei einem Datenvolumen von etwa 20 Gigabyte (unkomprimiert 33 GB) auch zu Zeiten des Web 2.0 noch einleuchtend erscheint. Die Library läuft auf der Plattform des “Kontakt 4” bzw. des enthaltenen “Kontakt 4 Players” von Native Instruments und muss vor der ersten Verwendung über das NI Service Center einer Online-Autorisierung unterzogen werden – wie gewohnt verlief dies für den Test völlig problemlos. Sobald die Library installiert wurde, erscheint sie automatisch im Browser des Soft-Samplers.
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Ensembles, Effekte und echtes Legato
Symphobia 2 tritt in die Fußstapfen des Vorgängers und setzt sich damit deutlich von den großen und bekannten virtuellen Orchestern wie der Vienna Symphonic Library oder dem East West/Quantum Leap Symphonic Orchestra ab. Das Instrumentarium auf der virtuellen Scoring-Stage umfasst nur wenige Solo-Instrumente und im Gegenzug hauptsächlich ganze Ensembles, die über die Klaviatur eines Masterkeyboards verteilt werden, um vom Anwender mit breitem Pinsel zu einem hollywoodreifen Spektakulum zusammengesetzt zu werden.
Der grundsätzliche Gedanke, dass von mehreren Instrumentengruppen gemeinsam eingespieltes Sample-Material immer besser klingt als nachträglich gelayerte Sounds, wird von Symphobia 2 noch deutlich konsequenter umgesetzt als von Teil 1. So finden sich neben neuen (und „symphobia-typischen“) Orchester-Effekten und Texturen auch Programme, die verschiedene Stimmgruppen kombinieren und beispielsweise in Oktavabstand eingespielte Flöten und Piccoloflöten anbieten. Einen weiteren Teilbereich der Library bilden die Legato-Ensembles. ProjectSAM folgt damit dem in letzter Zeit sehr angesagten Trend, nicht nur Einzeltöne selbst, sondern auch Tonhöhenübergänge zu sampeln, was sich sehr positiv auf den Realismus einer programmierten Melodielinie auswirken kann. Ein völliges Novum dabei ist, dass diese Legato-Ensembles ebenfalls mehrere Orchestergruppen in sich kombinieren. Wer bereits Teil 1 besitzt, darf sich außerdem über eine deutliche Ergänzung der Streicher-Artikulationen freuen.
Zeit, das Licht im Kinosaal langsam abzudämmen und den Vorhang zu öffnen. Im Praxis-Teil erlebt ihr Symphobia 2 in Aktion, und auch wenn man die Library aufgrund ihres Namens mit einer Angsterkrankung verwechseln könnte, möchte ich an dieser Stelle ein dickes „Fürchtet euch nicht!“ aussprechen.