Während der weltweiten Corona-Pandemie erlebten nicht nur E-Drums, sondern auch Practice Pads einen regelrechten Boom. Eine ganze Reihe von Herstellern brachte neue Produkte in diesem Segment heraus. Neben den üblichen Verdächtigen wie dem Evans HQ Pad und einigen Newcomern der letzten Jahre, wie der kürzlich von Zildjian übernommenen Marke Reflexx, machte auch der US-amerikanische Hersteller Prologix von sich reden. Etwas hat es gedauert, bis die Bonedo-Redaktion eine Auswahl zum Test bekommen hat. Was das Abklopfen der Prologix Practice Pads ergeben hat, lest ihr hier.
Eine gummierte Oberfläche, die einen möglichst natürlichen Rebound erzeugen soll, plus eine Holzplatte aus Sperrholz – die Grundrezeptur eines Standard Practice Pads scheint seit vielen Jahrzehnten vorgegeben. Auch der Hersteller Prologix weicht kaum vom eingetretenen Pfad ab, man versucht aber, mit einer Vielzahl von namhaften Endorser-Modellen und einem interessant aussehenden Thunderkick Pad durchaus eigene Akzente zu setzen. Jedes Pad ist in einer Schachtel aus Recyclingkarton verpackt, bis auf zwei Ausnahmen kommt kein Plastik als Umverpackung zum Einsatz. Das ist schon mal sehr löblich. Schauen wir uns die Modelle mal im Einzelnen an.
Das Prologix Thunderkick Pad
Das massive Pad besteht aus Birkenholzschichten, die abgerundeten Ecken und fein geschliffenen Flächen schmeicheln der Hand. In einer runden Aussparung wird die beidseitige Schlagfläche aus Schaumstoff eingelegt. Eine weitere Schlagfläche liegt als Ersatzteil mit im Karton, ebenso ein Filzbeater mit umgedrehtem Schaft, der an jeder handelsüblichen Fußmaschine befestigt werden kann. Das Pedal dockt sicher an einer gummierten Lippe an, auch die Unterseite des Pads ist mit einem breiten Gummibelag versehen, so kann nichts rutschen. Ähnlich wie beim alten KD-7 Kickpad von Roland, bewegt der Beater sich beim Treten nach unten. Das funktioniert hervorragend, das Pad spielt sich sehr natürlich und auch recht dynamisch.
Die unterschiedlichen Spielflächen erzeugen einen etwas bassigeren (schwarze Oberfläche) oder einen etwas definierteren Ton (graue Oberfläche). Der Hersteller spricht hier von der Simulation zweier unterschiedlicher Trommelgrößen, soweit würde ich nicht gehen. Insgesamt ist das Pad gut hörbar, aber akustisch nicht sehr laut – also ideal zum Üben im stillen Kämmerlein. Für Doppelpedale ist es nicht konzipiert, auch der aufgerufene Anschaffungspreis könnte für etwas Kopfkratzen sorgen.
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Green Logix Traditional und Blue Lightning Heavy Resistance
Diese beiden Pads stammen aus einer Linie mit insgesamt vier Modellen, die jeweils in 8“ und 12“ erhältlich sind. Wir hatten die handlichen 8“-Versionen vorliegen. Das Green Logix Traditional Pad ist ein Basismodell mit einer mittelharten Spielfläche auf der Oberseite, wie sie bei vielen Herstellern zu finden ist. Das blaue Heavy Resistance Modell hat dagegen deutlich weniger Rebound, das Spielgefühl gleicht in etwa einem Floortom. Der Pitch ist im Vergleich zum Green Logix tiefer, dadurch wirkt es auch etwas leiser. Beide Pads haben eine Grundplatte aus Birkenholz, außerdem einen eingelassenen Rim aus Gummi beim Blue Resistance und aus Plastik beim Green Logix, sodass auch Rimshots gespielt werden können. Letztere klingen beim grünen Pad aber sehr knallig.
Für Beginner ist das grüne Pad ideal, um Rudiments zu üben, zum Warmspielen für fortgeschrittene Spieler finde ich die blaue Version interessanter, die Stöcke springen noch, die Muskeln müssen aber – wie bei der härteren Fläche des Reflexx Pads – direkt etwas mehr arbeiten. Durch den tieferen Pitch ist es auch weniger „nervig“ für die Musikerkollegen. Beide Pads haben eine rutschfeste Unterseite aus Gummi, die als zweiter Sound beworben wird. Diese springt etwas weniger als die grüne Fläche, fühlt sich aber unter dem Stick recht hart an. Mit den beiden Modellen Blackout (noch weniger Widerstand als das blaue) und Red Storm (Zwischending zwischen grün und blau) gibt es übrigens noch weitere Varianten. Hier kann also ein jeder das ideale Pad für sich finden.
Ein Klassiker: das Prologix 10,75“ Method Pad
Das Method Pad ist der „normalste“ Vertreter im Testfeld. Hier wird auf allen möglichen Schnickschnack verzichtet, wodurch es auch im Anschaffungspreis etwas moderater taxiert ist. Die abgerundete Holzplatte besteht, wie bei den anderen Modellen auch, aus Birkensperrholz. Das Pad hat aber keinen aufgeklebten Rim, sondern einfach eine runde, angenehm dimensionierte Spielfläche. Der Rebound ähnelt einem mittelhart gespannten Snarefell, er fällt also ähnlich wie beim eben angesprochenen Green Logix Pad aus. Im Video demonstriere ich auch die zweite, rutschfeste Spielfläche auf der Unterseite. Diese spielt sich etwas härter und klingt lauter, der Stock springt dafür etwas weniger stark zurück.
Das Rich Redmond Crash Pad
Beim Rich Redmond Crash Pad geht es optisch und haptisch etwas anders zu. Das schwarz lackierte 12“ Pad ist auf der Spielfläche zweigeteilt, zudem hat es einen recht hohen eingeklebten Rand aus Gummi, welcher beim Crash Pad auch als angenehm klingende Soundergänzung nutzbar ist. Die obere dunkelrote Fläche hat einen mittelstarken Rebound – der Stock springt also etwas weniger als bei dem Method Pad –, die untere Fläche klingt bassiger und spielt sich recht weich, hat aber immer noch genügend Rebound, um auf ihr Double Stroke Rolls o.ä. zu üben. So lassen sich zum Beispiel Patterns zwischen den beiden Flächen aufteilen, die das Üben / Warmspielen etwas kreativer gestalten könnten. Die Unterseite ist ebenfalls als weitere Spielfläche ausgeschrieben. Diese klingt, wie bei den übrigen Pads auch, recht hart und spielt sich auch so. Auch der Anschaffungspreis von 165 Euro ist alles andere als ein Schnäppchen.
Das Russ Miller ALLN1 Pad
Weiter geht’s mit dem Russ Miller ALLN1 Pad, mit dem der Studiodrummer und bekannte Markenbotschafter scheinbar alle Bedürfnisse, die hinsichtlich eines Practice Pads aufkommen können, befriedigen möchte. Das Pad hat nicht nur den größten Durchmesser, sondern auch drei Spielflächen, wovon zwei als Einlagen aufgelegt werden können. Auf der Unterseite hat es drei Aussparungen zur sicheren Platzierung im Korb des Snareständers. Auf der Oberseite ist ebenfalls wieder ein Rand eingelassen, der aber relativ hart ausfällt und mehr als Platzhalter für die unterschiedlichen Spielflächen gedacht ist. Während die grüne Lage des ALLN1 Pads dem typischen Standard-Rebound entspricht, kann man mit der grauen Einlage den Rebound deutlich reduzieren.
Die dritte Einlage ist weiß und beschichtet, damit soll dann auch das Spiel mit Besen trainiert werden können. Das Pad hat ebenfalls einen eingelassen Rand, sodass alle Spielflächen an Ort und Stelle verbleiben. Allerdings war bei unserem Testexemplar die weiße „Brushes Only“ Besenspielfläche sehr stark nach innen gebogen, sodass hier der Spielspaß auf der Strecke blieb, da die Fläche nicht plan aufliegen wollte. Ganz cool fand ich bei den beiden normalen Spielflächen, dass der Sound sich von der Mitte zum Rand hin verändert. Im Video könnt ihr das gut sehen und hören. Auch dieses Pad ist recht teuer und durch das hohe Gewicht auch eher unhandlich als Reisepad. Für den Unterrichtsraum ist es aber sicher eine Überlegung wert, sofern man so tief in die Tasche greifen möchte.
FAZIT
Die ProLogix Pads machen im Test einen guten Eindruck. Offensichtlich hat der US-Hersteller sich hier einige Gedanken über kreative Erweiterungen zum bereits vorhanden Repertoire an Practice Pads gemacht.
Das Thunderkick Pad spielt sich sehr angenehm und dynamisch, auch der Lieferumfang mit Beater und Ersatzspielfläche ist gut konzipiert. Ebenfalls überzeugen konnte das Brot-und-Butter-Modell, das Method Pad in 10,75“. Hier bekommt man eigentlich alles, was man von einem Pad mit einem Snare-ähnlichen Rebound erwartet.
Wer es etwas handlicher möchte, sollte sich die 8“-Varianten anschauen. Mit insgesamt vier erhältlichen, unterschiedlich festen Oberflächen werden alle Facetten bedient.
Etwas ausgefallener geht es bei den Signature Pads von Rich Redmond und Russ Miller zu. Das 12“ große Crash Pad von Rich Redmond überzeugte mit einer zweigeteilten Spielfläche und dem gut bespielbaren Rim. Beim 13“ ALLN1 Pad von Russ Miller lassen sich zwei der drei Spielflächen austauschen. So gibt es zwei unterschiedliche harte Untergründe für das Spiel mit Sticks plus eine Besenspiel-Auflage. Letztere war bei unserem Testmodell allerdings so verformt, dass sie nicht sicher platziert werden konnte. Die Preise für die Prologix Pads sind mit dem aktuellen Dollar-Euro-Kurs alles andere als Schnäppchen, aber wer es sich leisten kann, sollte sie mal anspielen.
- gutes Konzept
- gute Verarbeitung
- kreative Umsetzung beim Crash Pad
- angenehm spielbares Thunderkick Pad
- hohe Preise
- Besenfläche beim ALLN1 Pad verbogen
- Hersteller: Prologix
- Herkunftsland: USA
- Material: Gummi, Birkenholz, Kunststoff
- Modelle:
- Green Logix Traditional 8“
- Blue Lightning Heavy Resistance 8“
- Method Pad 10,75“
- Rich Redmond Crash Pad 12“
- Russ Miller ALLN1 Pad 13“
- Thunderkick Bass Drum Pad
- Preise (Verkaufspreise Oktober 2022):
- Green Logix 8“ EUR 72,-
- Blue Lightning 8“ EUR 72,-
- Method Pad 10,75“ EUR 55,-
- RR Crash Pad 12“ EUR 165,-
- RM ALLN1 Pad 13“ EUR 185,-
- Thunderkick Pad EUR 219,-
Herstellerseite: https://prologixpercussion.com