Seit 60 Jahren zählt die Firma Promark, unter deren Endorsern sich zahlreiche Top-Drummer wie Neil Peart, Mike Portnoy, Ringo Starr oder Steve Ferrone finden, zu den führenden Herstellern von Drumsticks. Das Familienunternehmen gehört seit 2011 zur Firmengruppe des Saitenherstellers D‘Addario, produziert aber weiterhin in seiner Fabrik in Houston/USA Drumsticks aus japanischer Eiche, Ahorn und Hickory. Aus dem zuletzt genannten Holz sind auch die zum Test vorliegenden „Select Balance“ Modelle geschnitzt, die wir in den fünf gängigsten Stärken zur Verfügung gestellt bekamen.
Die Möglichkeit, die Balance des Sticks zu wählen, stellt in der Tat etwas Besonderes dar, denn nicht nur Größe und Gewicht, sondern auch die Tatsache, ob ein Stock eher kopf- oder grifflastig ist, wirkt sich entscheidend auf das Spielgefühl aus. Die vor drei Jahren von Promark eingeführten Bezeichnungen „Forward“ und „Rebound“ legen bereits nahe, dass es sich bei zuerst Genannten um kopflastige Modelle handelt, während der Schwerpunkt der Rebound Sticks eher in Richtung Griffende liegt. Beide Varianten bekamen wir in den Stärken 7A, 55A und 5B sowie in zwei unterschiedlichen 5A-Stärken geliefert. Wie sich die zehn Testmodelle im Test schlugen, erfahrt ihr im Folgenden.
Details & Praxis
Hartes Holz trifft kräftigen Hals
Die Sticks der Select Balance Reihe sind allesamt aus amerikanischem Hickory gefertigt, einem harten Holz, das eine wesentlich höhere Dichte als beispielsweise Maple besitzt und sich daher hervorragend zum Bau von Trommelstöcken eignet. Die Spitzen der 16 Zoll (40,6 cm) langen Stöcke verfügen über eine Tropfenform, bei Promark Teardrop genannt. Im Vergleich zu anderen Modellen mit ähnlich geformten Spitzen verjüngt sich der Stock zum Übergang hin nur geringfügig, wodurch ein kräftiger Hals entsteht und die Gefahr eines Bruches an dieser Stelle deutlich verringert ist. Gegenüber rund geformten Spitzen bewirken bei der Tropfenform unterschiedliche Anschlagwinkel auch leicht unterschiedliche Sounds auf Trommeln und Becken, weshalb man über eine kontrollierte Spielweise verfügen sollte, um die Möglichkeiten nutzen zu können.
Bezüglich Verarbeitung und Abstimmung zeigen sich leichte Schwächen
Die lackierten Oberflächen der Sticks sind teilweise im Übergangsbereich zur Spitze nicht ganz glatt, was sich, da man mit dieser Stelle nicht in Berührung kommt, in der Praxis allerdings nicht auswirkt. Gravierender ist, dass zwei der insgesamt 20 Sticks im oberen Drittel etwas krumm geraten sind, was man mit dem bloßen Auge kaum erkennt, aber beim Rollen über eine glatte Fläche sichtbar wird. Auch wenn der Makel sich beim Spielen aufgrund der geringen Ausprägung so gut wie nicht bemerkbar macht, erwartet man von einem führenden Markenhersteller, dass solche Sticks zumindest als B-Ware markiert werden. Die Gewichtsdifferenzen innerhalb der Paare betragen größtenteils null bis ein Gramm, Ausreißer gibt es mit zwei Gramm beim 7A Forward und grenzwertigen drei Gramm beim 5B Rebound Modell.
Wähl die Balance!
Bei den Forward Modellen verjüngt sich der Stock zur Spitze über eine Strecke von 2 ¼ Zoll (5,7 cm) und damit knapp zwei Zentimeter weniger als bei den Rebounds. Die Folge ist eine leichte Kopflastigkeit, aufgrund derer diese Modelle am ehesten für Spielertypen geeignet sind, die bereits mit wenig Aufwand kraftvolle Schläge erzielen wollen. Durch die Gewichtsverlagerung zur Spitze hin wird die Vorwärtsbewegung verstärkt, was sich beispielsweise beim Spiel auf dem Ride-Becken deutlich bemerkbar macht. Das Becken schwillt durch die höhere Schlagenergie schneller an als mit konventionell ausbalancierten Sticks. Einen klaren Vorteil bieten die Forward Modelle bei Rimclicks, da mit diesen Sticks schon bei der herkömmlichen, nicht umgedrehten Stockhaltung genug „Fleisch“ auf den Spannreifen trifft.
Wie der Name schon sagt, verstärkt die Gewichtsverteilung der Rebound Modelle den Rückprall, was durch einen verlängerten Übergang zwischen Spitze und Schaft (3 Zoll / 7,6 cm) bewirkt wird und dadurch ein ausgewogeneres Feeling zur Folge hat. Somit eignen sich die Rebound Modelle vor allem für Drummer, die eine filigrane Spielweise bevorzugen. Im Vergleich mit Konkurrenzprodukten beispielsweise von Vic Firth, die keine unterschiedlich gewichteten Sticks anbieten, zeigte sich übrigens, dass von den beiden Promark-Varianten die Rebound-Modelle bezüglich ihres Schwerpunktes am ehesten mit konventionellen Stöcken vergleichbar sind.
Für dich ausgesucht
Die 7A Modelle – filigrane Sticks für Jazz und mehr
Die Promark 7A Sticks sind etwas länger als die 7A-Modelle der meisten anderen Hersteller, aber dennoch relativ leicht und können – neben ihrer generellen Tauglichkeit für für akustische Musik jeglicher Art – als Allzweckwaffe für Jazz mit verlängerter Reichweite bezeichnet werden. Freunde der lateinamerikanischen Spielarten des Jazz sollten das Forward-Modell checken, das den Tom-Schlägen etwas mehr Gewicht verleiht und dynamischere Rimclicks ohne Umdrehen des Sticks ermöglicht.
Modellbezeichnung: RBH535TW (Rebound)
Gewicht pro Stock: 44 g / 45 g
Länge: 40,6 cm (16“)
Durchmesser: 1,35 cm (.535“)
Eigenschaften: ausgewogen, dünn, federnd
Modellbezeichnung: FBH535TW (Forward)
Gewicht pro Stock: 43 g / 45 g
Länge: 40,6 cm (16“)
Durchmesser: 1,35 cm (.535“)
Eigenschaften: kopflastig, dünn, für filigranes Spiel
Die 5A Modelle – vielseitige Allrounder
Zwei Varianten des Klassikers 5A bietet Promark an, wobei man die Version mit .550“ Durchmesser auch als 5A Light bezeichnen könnte. In der Forward-Ausführung wirkt das Spielgefühl für einen Stick mit diesem eher geringen Durchmesser für meinen Geschmack etwas zu träge. Das Rebound-Modell ist dagegen all jenen, die sich einen leicht abgespeckten 5A wünschen, uneingeschränkt zu empfehlen
Demgegenüber bieten die beiden Modelle mit .565“ Durchmesser exakt das, was man von einem 5A erwartet: Nicht zu dick, nicht zu dünn, hervorragende Allround-Qualitäten, geeignet für gemäßigten Rock ebenso wie für Jazz und alles dazwischen. Bezüglich Stärke, Länge und Spielgefühl ist beim Rebound-Modell gegenüber der Konkurrenz kaum ein Unterschied auszumachen. Das Forward-Modell – das im Falle des Testpaares noch keine „Forward“-Beschriftung trägt – wirkt etwas kraftvoller, erfordert durch den nach vorne verlagerten Schwerpunkt aber mehr Arbeit bei komplexen Workouts. Kurioserweise ist dieser Stock minimal leichter als der schlankere .550“ Forward.
Modellbezeichnung: RBH550TW (Rebound)
Gewicht pro Stock: 50 g / 51 g
Länge: 40,6 cm (16“)
Durchmesser: 1,4 cm (.550“)
Eigenschaften: ausgewogen, schlankere Alternative zum herkömmlichen 5A
Modellbezeichnung: RBH565TW (Rebound)
Gewicht pro Stock: 51 g / 52 g
Länge: 40,6 cm (16“)
Durchmesser: 1,44 cm (.565“)
Eigenschaften: ausgewogen, guter Allrounder
Modellbezeichnung: FBH550TW (Forward)
Gewicht pro Stock: 51 g / 51 g
Länge: 40,6 cm (16“)
Durchmesser: 1,4 cm (.550“)
Eigenschaften: kopflastig, schlankere Alternative zum herkömmlichen 5A
Modellbezeichnung: FBH565TW (Forward)
Gewicht pro Stock: 50 g / 50 g
Länge: 40,6 cm (16“)
Durchmesser: 1,44 cm (.565“)
Eigenschaften: kopflastig, guter Allrounder mit kräftigem Spielgefühl
Die 55A Modelle – für die Unentschlossenen
Die „Power-Variante“ des 5A nennt sich 55A und fällt – bei gleicher Länge – geringfügig dicker aus. Auch hier fehlt beim Testpaar der Aufdruck „Forward“. Die Gewichtung lässt sich nur aus dem Kürzel FBH heraus lesen – offenbar handelt es sich nicht um die aktuellste Variante. Während der 55A Forward sich in der Performance schon fast wie ein 5B anfühlt, kann man die Rebound-Variante als die perfekte Symbiose aus 5A und 5B bezeichnen. Wer sich also zwischen den beiden bewährten Klassikern nicht entscheiden kann, wird mit dem 55A-Modell womöglich glücklich.
Modellbezeichnung: RBH580TW (Rebound)
Gewicht pro Stock: 53 g / 53 g
Länge: 40,6 cm (16“)
Durchmesser: 1,47 cm (.580“)
Eigenschaften: ausgewogen, goldene Mitte zwischen 5A und 5B
Modellbezeichnung: FBH580TW (Forward)
Gewicht pro Stock: 55 g / 55 g
Länge: 40,6 cm (16“)
Durchmesser: 1,47 cm (.580“)
Eigenschaften: kopflastig, kräftige Alternative zum 5A
Die 5B Modelle – erste Wahl für Rock
Die 5B-Größe hat sich über viele Jahrzehnte als ideal für jegliche Arten von Rockmusik erwiesen. Wahrscheinlich hat jeder Drummer irgendwann in seinem Leben schon einmal ein solches Paar in den Händen gehalten. Sticks dieser Gewichtsklasse werden gerne härter rangenommen, somit dürfte sich der kräftig dimensionierte Hals positiv auf die Haltbarkeit auswirken und der Grund dafür sein, das man dem Promark-Modell gegenüber der Konkurrenz den Vorzug gibt. Auch in diesem Fall bietet die Forward-Version – trotz ihres geringeren Gewichtes – etwas mehr Power als das gewichtsmäßig schlecht abgestimmte Rebound-Modell.
Modellbezeichnung: RBH595TW (Rebound)
Gewicht pro Stock: 58 g / 61 g
Länge: 40,6 cm (16“)
Durchmesser: 1,51 cm (.595“)
Eigenschaften: ausgewogen, guter Allrounder für Rock/Pop
Modellbezeichnung: FBH595TW (Forward)
Gewicht pro Stock: 55 g / 55 g
Länge: 40,6 cm (16“)
Durchmesser: 1,51 cm (.595“)
Eigenschaften: kopflastig, Allrounder mit erhöhter Power
TrentReznor sagt:
#1 - 03.02.2017 um 10:53 Uhr
Interessanter Artikel und gut geschrieben! Ich bin auf der Suche nach neuen Sticks auch auf die Firma "Agner" aufmerksam geworden, diese bieten innerhalb der 5A oder 5B Reihe auch noch Kategorien unterschiedlicher Gewichtsklassen an. Es gibt also einen 5A "Code Red", 5A "Code Blue", 5A "Code Green" und jeder dieser Sticks hat ein entsprechendes Gewicht.