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Propellerhead Reason Compact Test

Mit Reason 10 erweiterte Propellerhead die modulare DAW um einen Wavetable-Synthesizer namens „Europa“. Daraufhin hat man den jüngsten Reason-Synth der VST-Welt zugänglich gemacht hat und ihn zusätzlich auch als kostenlosen Internet-Browser-Synth zur Verfügung gestellt. Nun kommt der nächste Freeware-Move der Schweden: „Reason Compact“ für iOS.

Propellerhead_Reason_Compact_Bild_01_Aufmacher


Dabei handelt es sich nicht – wie man zunächst annehmen könnte – um eine „kompakte“, mobile Reason-Version, sondern ebenfalls um den Europa-Synth, als abgespeckte iOS-Variante. Mit dabei sind MIDI-Spielhilfen wie feste Skalen, Chord-Trigger und Arpeggiator. Die musikalischen Ideen lassen sich in der App aufzeichnen und in Reason am Computer ausarbeiten. Wie haben’s ausprobiert!
Noch mehr iOS-Apps und Hardware für Musiker findet ihr in unserem großen iOS-Special.

Details und Praxis

Bedienoberfläche und Konzept

Nach dem Start der App gelangt man in den Songbrowser, in dem Kompositionen erstellt und geöffnet werden. Das Hauptfenster besteht aus Menüleiste, Parameter-Sektion des Synths, Skalen-Keyboard und Soundpreset-Menü. Abgesehen vom Songbrowser gelangt man in der Menüleiste zum eigentlichen Soundbrowser, in dem sich Presets laden, jedoch seltsamerweise keine neuen speichern lassen. Stattdessen kann man sich hier weitere Soundpacks für je 1,09 Euro hinzukaufen. In der Mitte befinden sich die Transportfunktionen: Record, Stop und Play. Rechts daneben lässt sich die Pianorolle einblenden. Anders als in DAWs verläuft diese vertikal statt horizontal – hat ein bisschen was von „Guitar Hero“ für die Wii. Da die App nur vertikal genutzt werden kann, passt es aber zum Gesamtkonzept. Ganz rechts befinden sich in der Menüleiste die Settings, mit denen sich Tempo, Tonart, Metronom, Raster der Pianorolle, Loop Länge, Export, Ableton Link und Background Audio einstellen lassen.

Fotostrecke: 2 Bilder Pianorolle

Von den Synth-Parametern darf man nicht zu viel erwarten: Mit Filter Cutoff, Waveform, Reverb und Delay muss man sich in der „Freeware-Version“ zum Soundschrauben zufriedengeben. Für 10,99 Euro In-App-Kauf werden weitere Synth-Module freigeschaltet: Engine, 2 Unison, Mix, Filter, Amplifier, 2 Envelopes, 2 LFOs, Distortion, Delay und Reverb. Wer in der App nur Ideen aufzeichnen/entwickeln will, um sie in Reason am Rechner auszuarbeiten, kann getrost drauf verzichten – Europa hat in der großen DAW ja weit mehr auf Lager. 
Propellerheads App „Figure“, die wir ebenfalls im Test hatten.

Fotostrecke: 9 Bilder In der kostenlosen Standard-Variante der App sind eine Handvoll Parameter verfügbar.

Spielhilfen, Recording und Editing 

Der App-Name „Reason Compact“ ist aus Marketing-Sicht wahrscheinlich geschickt gewählt. Aber leider besteht das Ganze aus einem einzigen Synth, mit dem pro „Song“ nur eine Spur aufgezeichnet werden kann. Das ist zum Komponieren ein bisschen mau (auch unterwegs auf dem Smartphone). Um nur eine Melodie oder Akkordfolge aufzuzeichnen, reicht es, beides zusammen ist aber nur mit ein und dem selben Sound möglich. Unpraktisch beim Recording ist, dass die App keinen Vorzähler besitzt. Drückt man auf „Record“, startet die Aufnahme erst, sobald man eine Note anspielt. Um im Timing zu spielen, ist das eher unvorteilhaft. 
Erstellt man ein neues Projekt, werden Grundton, Skalen und Sounds vordefiniert. Natürlich lässt sich alles ändern, aber beim „Einfach-drauf-los-Spielen“ kommt immer was Amtliches raus. Zum Aufzeichnen der Performance hält Reason Compact ein Smart Keyboard bereit, das in vorgefertigten Skalen, aber auch chromatisch spielbar ist. Statt live zu spielen, kann man auch Noten einzeichnen. Praktischerweise zeigt die Pianorolle die Notennamen an, was eine einfache Programmierung ermöglicht – die untypische, vertikale Pianorolle ist allerdings gewöhnungsbedürftig. Mit dem Chord-Trigger kommt man zu authentischen Ergebnissen. Seine Parameter sind zwar lange nicht so umfangreich wie in Reasons Chord-Player, aber die Notenanzahl der Akkorde und Umkehrungen sind justierbar. Hinzu kommt ein Arpeggiator, in dem Oktaven, Abspielverhalten, Rasterwert und Notenlänge anpassbar sind; fertige Presets lassen sich öffnen, aber keine eigenen abspeichern. Insgesamt ist man von Reasons Player-Tools Besseres gewohnt. Immerhin: Chord-Trigger und Arpeggiator sind kombinierbar – mit einer gedrückten Note auf dem Smart Keyboard spielt man somit nach Bedarf Chords oder auch Arpeggiator-Figuren.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Chord-Trigger-Funktion von Reason Compact.

Import in Reason 

Um die festgehaltenen Ideen in Reason am Rechner zu öffnen, hat man in den Settings drei Optionen: Europa Sound Patch, Reason 10 Song oder Audiofile. Die typischen iOS-Übertragungsoptionen, wie E-Mail, Airdrop, iCloud Drive, Dropbox, iMessage etc., stehen zur Verfügung, um Song, Sound oder Audiodatei zu übertragen. 
Wirklich gut umgesetzt finde ich, dass beim Öffnen eines übertragenen Songs auch Reasons Player im Song enthalten sind. So ist beispielsweise der Player „Chords and Scales“ im Projekt enthalten und auch auf die korrekte Tonart eingestellt. Gleiches gilt für den Arpeggiator-Player, dessen Settings sauber übertragen werden und sich dann  wesentlich ausgiebiger ausarbeiten lassen. Die Soundsettings klingen ebenfalls 1:1, was allerdings auch kein großes Kunststück ist, schließlich kann man in der App nur fertige Sounds öffnen und abändern.

In Reason werden alle Parameter-Settings einschließlich der Player übernommen.


Klang
In Reason werden alle Parameter-Settings einschließlich der Player übernommen.


Klang

Klang

Der „Europa“-Sound ist modern und sehr vielseitig. Mir persönlich fehlen aber fette Sounds mit Biss und vor allem einem runden Fundament. Seine Stärken liegen eher bei gläsern-metallischen Klängen, von synthetischen Bells bis Supersaw-Sounds. Ich persönlich sehe den Synth eher im EDM-Bereich, und dann auch nur bei Sounds, die bewusst einen flachen Charakter haben dürfen.

Audio Samples
0:00
1.Odyssey 2.Remember Me 3.Wonky

Fazit

Mit Reason Compact liefert Hersteller Propellerhead eine abgespeckte Variante des mit Reason 10 veröffentlichten Synthesizers „Europa“. Die kostenlose iOS-App überzeugt mit Skalenklaviatur, Chord-Trigger und Arpeggiator, um spontane Ideen einzufangen. Die fertigen Projekte lassen sich problemlos in Reason am Computer öffnen, wobei die Settings sauber übernommen werden. Wer auch in iOS den Zugriff auf weitere Parameter nicht missen möchte, kann die Gratis-Version per In-App-Kauf erweitern. Um mal eben eine Hookline oder Akkordfolge mit einem einzelnen Synth-Sound einzuspielen und leicht zu tweaken, reicht Reason Compact aus. Der ganz große Wurf, der dem Namen „Reason Compact“ gerecht werden würde, ist Propellerhead mit dieser App leider nicht gelungen.

Pro
  • gut umgesetzter Reason-Import
Inspirationslieferant
intuitive Bedienung
Scales und Chords als Spielhilfen
chromatisch spielbar
  • anpassbarer Arpeggiator
  • Darstellung von Notennamen in Pianorolle
Contra
  • eingeschränkte Parameter in Freeware-Variante
nur eine Spur und Sound pro Song
kein Vorzähler bei der Aufnahme
  • vertikale Pianorolle
Features
  • Propellerhead Reason Synth für iOS
  • Freeversion: Distortion, Reverb, Delay, Filter und Waveform
  • Chords: Notes und Inversions
  • Arpeggiator: Rate, Length, Octave und Presets
  • Songbrowser
  • Soundbrowser
  • Transport-Sektion: Record, Stop, Play
  • Settings
  • Export-Feature: Audioloop, Europa-Synth-Patch oder Reason-Song
  • Per In-App-Kauf erweiterbar: Engine, Unison, Mix, Filter, Amplifier, Envelopes, LFO, Effects
  • Systemvoraussetzungen: iPhone oder iPad, die iOS 11 unterstützen
Preis
  • kostenlos
  • In-App-Käufe möglich
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • gut umgesetzter Reason-Import
Inspirationslieferant
intuitive Bedienung
Scales und Chords als Spielhilfen
chromatisch spielbar
  • anpassbarer Arpeggiator
  • Darstellung von Notennamen in Pianorolle
Contra
  • eingeschränkte Parameter in Freeware-Variante
nur eine Spur und Sound pro Song
kein Vorzähler bei der Aufnahme
  • vertikale Pianorolle
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Propellerhead Reason Compact Test
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Profilbild von Pedro Kraft

Pedro Kraft sagt:

#1 - 02.09.2018 um 08:16 Uhr

0

Als ich durch Zufall im App Store "Reason Compact" gesehen habe, ist mein Blutdruck gefährlich hochgeschnellt. Die Ernüchterung folgte auf dem Fuß. Es hat mit Reason nichts, abr auch gar nichts zu tun. Es erinnert vielmehr an Figure. Die sollten einfach ihre "Gadgets" ;-) nach und nach als Plugins verkaufen, dann könnte man sie mit Cubasis nutzen.

    Profilbild von Alexander Eberz

    Alexander Eberz sagt:

    #1.1 - 02.09.2018 um 16:44 Uhr

    0

    Hallo Pedro, danke für dein Kommentar. Da gebe ich dir absolut Recht. Aus Sicht des Marketings ist der Name der App geschickt gewählt; "Europa Mobile" oder ähnliches würde allerdings besser passen. Nach Figure wäre Reason für iOS meiner Meinung nach auch sinnvoll gewesen. Nun muss man sich eben mit dem abgespeckten Synth zufrieden geben – immerhin kann man die wesentlichen Features kostenlos nutzen.Beste Grüße,
    Alex

    Antwort auf #1 von Pedro Kraft

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