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Propellerhead Record Test

PRAXIS

Bei Geld hört der Spaß auf! Um den Kopierschutz zu gewährleisten, wird  Record mit einem Ignition-Key genannten Dongle ausgeliefert. Das hat nichts mit iLok zu tun, sondern ist eine eigene Technologie Propellerheads. Will man Record nutzen, muss der Dongle im Rechner stecken oder man muss sich bei jedem Start einer Onlineverifizierung unterziehen, was besonders mobilen Laptopnutzern sauer aufstoßen wird.

Einziger Trost: Der Demo-Modus, in dem unlimitiert aufgenommen, bearbeitet und auch gespeichert werden kann. Allerdings können in diesem Mode keine Audios exportiert und auch keine Projekte – außer den Demosongs – geöffnet werden.

Ignition Key, Demo- und Online-Mode stehen zur Auswahl
Ignition Key, Demo- und Online-Mode stehen zur Auswahl

Die Navigation in Record hingegen ist leicht, für jeden Reason Nutzer ein Kindespiel und gestaltet sich auch für totale Neulinge nach einer gewissen Eingewöhnungszeit recht einfach.

Die Aktivierung und Kombination der drei Teilbereiche Rack, Mixer, Sequenzer über F5, F6, F7 und den sich ergebenden Kombinationsmöglichkeiten ist sehr effektiv gelungen. Miniaturvarianten der Teilbereiche, zusätzliche Links im Mixer zu dem korrespondierenden Gerät und der Sequenz, sowie Aufhellung des Mixerkanals bei der Auswahl von Sequenz oder Rackgerät erhöhen die Übersichtlichkeit zusätzlich. Wofür war dieser Effekt nochmal? Ah, genau, Synth Drone im Kanal 96 …

Um sich ganz dem „Musiker“ zu widmen, wurde auf umfangreiche Dropdown-Menüs verzichtet, und so laufen viele „ton-technische“ Entscheidungen automatisiert im Hintergrund ab. Record kümmert sich selbstständig um unterschiedlich Audioformate, Samplerates und Bitauflösungen und „frisst“ somit ziemlich jedes erdenkliche Audiomaterial.

Erstaunlich ist auch, mit welcher geringen Latenz gearbeitet werden kann. Mein Fireface lief mit 64 Samples knackfrei. Somit konnte auch „direkt ins Pult“ gespielt werden.

Viele Modifikationsbefehle sind im Kontext eingebettet. Bestes Beispiel ist die automatische Take-Aufnahme: Sind Loop-Punkte gewählt und ein Track wird aufgenommen, legt Record pro Durchgang einen Take in derselben Spur an. Hörbar und sichtbar ist immer der letzte Take. Wenn es an der Zeit ist, zu selektieren, reicht ein Doppelklick auf den Clip und Record öffnet den Comp-Editor, mit dem sich aus allen Takes das Beste zusammenschneiden lässt.

Der Comb Editor: Ruck-Zuck saubere Takes.
Der Comb Editor: Ruck-Zuck saubere Takes.

Auch Overdubs lassen sich sehr einfach realisieren: Mit einem Click auf den Overdub-Button legt Record automatisch einen neuen Track an und kopiert die verwendeten Trackeinstellungen wie Effekte und Routings gleich mit.

Eigentlich selbstverständlich, trotzdem sollte es noch einmal erwähnt werden: Da Audios und Clips voneinander getrennt sind, werden die Audios während der Bearbeitung nicht verändert, sondern mittels Clip werden nur Ausschnitte aus dem Audiofile definiert. Selbst der hundertste Schnitt kann wieder rückgängig gemacht werden. Non-Destruktives Editieren nennt sich das im Fachjargon.

Auch Tempoautomationen beherrscht Record und passt resultierende Timestretches bei Audiomaterial von selbst an – und das mit beachtlicher Qualität. Propellerhead scheint da einen neuen Weg zu verfolgen, hält sich aber noch bedeckt.

Die Instrumentensektion von Record fällt ein wenig spärlich aus. Um genau zu sein, gibt es nur ein Instrument: ID8, das vorgefertigte Sounds mit sehr einfachen Regelmöglichkeiten bietet und für einfache Keyboardsounds ausreicht.

Wer mehr will, kauft Reason besser gleich mit. Dafür erhält man ein sehr umfangreiches Arsenal an Synths, Samplern und zusätzlichen Effekten. Und zusätzliche getrennt erhältliche Add-Ons versorgen einen auch zukünftig mit  aktuellen Sounds.

Line 6 ist für amtliches Guitar-Modeling bekannt und macht auch bei Record keine Ausnahme. Alle Modelle klingen sehr Line6 typisch und bieten im Zusammenspiel eine Fülle an Sounds. Eingangseitig muss natürlich nicht immer unbedingt eine Gitarre anliegen. Sinn ergibt ein wenig Verzerrung – je nach Musikrichtung- eigentlich auf fast jedem Instrument!

Weitere neue Effekte, die man noch nicht von Reason kennt, bietet Record nicht. Wer die Qualität der Reason-Effekte kennt, weiß, dass sie gut, aber nicht High End sind. In Anbetracht des Preises und der Produktplatzierung geht das aber vollkommen in Ordnung.

Der Mixer allerdings hat mich vom Klang her sehr überzeugt – vor allem der Bus-Compressor weiß zu gefallen. Hier muss sich Propellerhead nicht vor anderen Lizenzinhabern verstecken. Auch die EQs klingen sehr gut, aber ich würde nicht so weit gehen und sagen, dass sie wie echte analoge SSLs klingen.

Audio Samples
0:00
Mix Buss Compressor Record SSL Buss Compressor Duende SSL Buss Compressor Waves

Der neue Mixer wird auf jeden Fall seiner Hauptaufgabe „ einfache und übersichtliche Schaltzentrale“ gerecht. Wer der Sache und seinem eigenen Können nicht traut, dem bietet das Bounce Mixer Channel-Feature umfangreiche Exportmöglichkeiten, um auch professionellen Studios alle nötigen Daten für einen externen Mix zu liefern.

Das Audiobeispiel stammt aus einem Record Demo Song. Das sind die Record eigenen Credits.
Das Audiobeispiel stammt aus einem Record Demo Song. Das sind die Record eigenen Credits.

Praktisch und fehlerresistent fällt auch die Dateiverwaltung aus: Ein Song = eine Datei, in die alle Tracks, Audios, Clips, Patches, Crossfades und andere relevante Songinformationen gepackt werden. Das hat nur einen kleinen Nachteil: Beim häufigen Austausch eines Songs im Rahmen einer Kollaboration werden alle Daten – auch unveränderte –  immer wieder mitsynchronisiert. Je nach Umfang des Projektes und der Internetverbindungsgeschwindigkeit kann dies ganz schön Zeit kosten. Eine reine Projektdatei wäre wahrscheinlich nur wenige Kilobytes groß.

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