Praxis
Praxis und Sound
Bereits unverstärkt klingt die Gitarre ausgewogen und hat einen runden und knackigen Ton und das Sustain ist ausgezeichnet. Obwohl die PRS-Tremolos eine bekanntermaßen gute Übertragung bieten, legt die spezielle Wraparound-Bridge noch eine Schippe Sustain obendrauf. Mit ihrer Holzauswahl tendiert die PRS 408 klanglich ganz klar in Richtung Gibson, trotzdem hat die Gitarre einen knackigen Anschlag und seidige Höhen, eine Eigenschaft, die übrigens auch eine gute Les Paul haben sollte. Sie lässt sich sehr gut bespielen, obwohl mir persönlich, wie schon erwähnt, der Hals eine Nummer zu fett ist. Aber da sind die Geschmäcker bekanntlich verschieden.
Ab Werk ist unsere Kandidatin sehr gut eingestellt. Die Pickupschaltung finde ich sehr durchdacht, zumal es zwischen Humbucker- und Singlecoilsound so gut, wie keine Lautestärkenunterschiede gibt, lediglich die Dichte und der Mittenbereich verändern sich. Der Singlecoilmodus hat einen leichten P90-Touch und ganz so schlank wie bei einem Stratpickup wird es nicht. Gut, hier spielt sicher auch die Konstruktion und die Holzauswahl eine Rolle und ein Stratocaster/Les Paul-Zwitter will die PRS 408 auch keiner sein. Im folgenden Audiobeispiel hört ihr zuerst den Stegpickup im Singlecoilmodus und dann als Humbucker in Verbindung mit dem cleanen Kanal.
Beim Halspickup klingt der Singlecoilmodus schön knackig mit einem schmatzigen Anschlag, der jedoch nichts mit dem einer Stratocaster zu tun hat. Es klingt hier besonders im oberen Frequenzbereich deutlich fetter und irgendwie definierter. Die Humbuckerschaltung tendiert dagegen mehr in Richtung Jazz und hat auch das Zeug dazu, die Herzen beinharter Kordhosenfetischisten zu brechen – der Sound hat mich in dieser Einstellung übrigens mehr an meine Gibson 335 erinnert als an meine Les Paul. Auch hier ist zwischen den beiden Splitsounds kaum ein Lautstärkenunterschied auszumachen. Zuerst kommt der Singlecoilmodus, gefolgt vom Humbuckersound mit dem cleanen Kanal.
Beide Pickups gemeinsam bringen einen Telecaster/Les Paul-artigen Sound, der für mich klanglich irgendwo in der Mitte der beiden Klassiker liegt. Diese Einstellung eignet sich aber eher für Funky- und Reaggea Sounds und weniger für einen wirklich authentischen Country Twäng. Auch hier bemerkt man so gut wie keinen Lautstärkenunterschied, wenn man die Pickups vom Humbucker- in den Singlecoilmodus schaltet.
Kommen wir zu den verzerrten Klängen. Grundsätzlich ist die Saitentrennung der Pickups erste Sahne. Selbst mit viel Gain bringt der Singlecoilmodus keinen glasigen, dünnen Sound hervor, sondern bleibt fett und röhrig. Dabei hält sich das typische Singlecoilbrummen trotz Verzerrung in Grenzen.
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Mir gefällt der recht kräftige Singlecoilmodus für sich alleine zwar besser als die Humbuckereinstellung, aber je nach Stilistik braucht man einfach mehr Mitten und einen dichteren Sound. Im Humbuckermodus büßt man nichts von der Saitentrennung ein und selbst mit viel Gain bleibt der Klang immer durchsichtig.
Im folgenden Beispiel habe ich wieder etwas Gain weggenommen und die Gitarre auf ein Open G Tuning umgestimmt, um ein Keith Richards-artiges Riff zum besten zu geben. Ich habe wieder beide Tonabnehmer aktiviert und man merkt, das sich beim Umschalten in den Humbuckermodus nicht so viel verändert, wie man erwarten könnte. Das liegt daran, dass sich die Ausgangsleistung der Gitarre kaum verändert und die Vorstufe nicht plötzlich in die Sättigung gefahren wird. Wie gewohnt, kommt zuerst der gesplittete Singlecoilmodus beider Pickups, gefolgt vom Humbuckermodus.
Zum Schluss gibt es noch zwei Soundbeispiele mit dem High Gain Kanal in Verbindung mit dem Halstonabnehmer. Auch hier bleibt der Sound unvermulmt und die Saitentrennung ist trotz der hohen Verzerrung sehr gut wahrzunehmen.
givemeajackson sagt:
#1 - 13.11.2013 um 23:51 Uhr
der Wertungspunkt "hoher Suchtfaktor" gefällt mir ;) Wunderschönes Instrument, das einzige was mich persönlich stört ist dass die Tonabnehmerfräsungen nicht mit handelsüblichen Humbuckern kompatibel sind, so schön sie auch aussehen mögen. Aber wenn sich der Geschmack ändert, oder wenn man nicht 100% zufrieden mit den Werkstonabnehmern ist, hat man ein problem, das nur schwer zu lösen ist.