Die Gitarre in unserem aktuellen bonedo-Test, die PRS Custom 24 Artist Package Wood Library Blue Fade, setzt sich nicht nur optisch vom Gros ihrer Mitbewerber ab. Das gilt bekanntermaßen für die meisten Instrumente des amerikanischen Herstellers Paul Reed Smith, und selbst die beiden Dinosaurier Fender und Gibson zollen der Edelgitarrenschmiede Respekt, die seit ihrer Gründung Mitte der Achtziger Jahre in punkto Verarbeitung und Sound Maßstäbe setzt. Immerhin sitzt im Gegensatz zu den beiden Großkonzernen hier ein musikbesessener Gitarrist im Chefsessel, dessen Credo Perfektion und Liebe zum Detail sind. Außergewöhnliche und edle Instrumente, die allerdings auch ihren Preis haben, sind das Resultat.
Unsere Testgitarre gehört zur Custom 24 Serie und ist eine Nachfolgerin des ersten Serienmodells von Paul Reed Smith, das er 1985 erstmals auf der NAMM-Show vorstellte. Optisch erinnert die Gitarre an eine entfernte Verwandte der Les Paul Special, wobei ihre Mensur mit 635 Millimeter zwischen den Maßen von Fender (25,5 Zoll/648 mm) und Gibson (24,56 Zoll/624 mm) liegt. Die Schönheit, die ich nun vorsichtig aus ihrem Koffer hebe, hat sich optisch zweifellos schon nach wenigen Augenblicken sämtliche verfügbaren Punkte verdient. Es bleiben die Vorschusslorbeeren, die ihr PRS auch in Sachen Ton und Bespielbarkeit mit auf den Weg gegeben hat und die wir im folgenden bonedo-Test an der Realität messen werden.
Details
Korpus
Wie bei PRS üblich, verwendet man auch bei der Custom 24 Blue Fade einen Mahagonikorpus mit aufgeleimter Ahorndecke. Bei diesem Modell kommt allerdings ein besonders schönes und gut klingendes Brettchen aus der PRS Wood Library zum Einsatz, das zudem mit einer atemberaubenden Maserung verwöhnt. Das “Fade Blue”-Finish bietet ein außergewöhnliches Farbenspiel mit einer Reihe dunkler Blautöne, die zu den Cutaways hin allmählich in Türkis übergehen, wobei rückseitig der Mahagoni-Naturton durchschimmert. Die Gewichtsverteilung der nur etwa 3,3 kg leichten Gitarre ist exzellent und mit ihrem charakteristischen PRS-Shaping schmiegt sie sich, ähnlich wie der Korpus einer Stratocaster, perfekt an den Körper.
Außer den vergoldeten Mechaniken ist die restliche Hardware, also das Tremolo und die mit weißen Pickuprähmchen eingefassten Tonabnehmer, vernickelt. Das PRS-Tremolo ist sowohl mit einem Block als auch mit Saitenreitern aus Messing ausgestattet. In punkto Tremolo hat sich bei PRS in den letzten Jahren einiges getan, und die Systeme tragen nicht nur ihren Teil zum Klang bei, sie halten auch ausgesprochen gut die Stimmung – und zwar oftmals wesentlich besser als viele Tremolosysteme der Konkurrenz, die schon durch meine Hände gingen.
Der Hals
Unserer Testgitarre besitzt einen Riegelahornhals mit aufgeleimtem Ebenholzgriffbrett. Als Orientierungspunkte dienen stilisierte Vögel in unterschiedlichen Flugmanövern, auf der dem Spieler zugewandten Halsseite übernehmen diese Aufgabe kleine weiße Punkte. Das “Pattern Thin”-Halsprofil liegt ausgesprochen gut in der Hand und für mich als Liebhaber klassischer C-Profile ist die Bespielbarkeit ein absoluter Traum. Das ist aber bekanntlich Geschmackssache und unterscheidet sich von Spieler zu Spieler. Das Gegenteil wäre ein fettes U-Profil, das besonders von Telecaster-Spielern geschätzt wird. Dreht man die Gitarre um, sieht man, dass der Hals längs gemasert ist. Bei diesem Konstruktionsmerkmal soll sich der Klang besser ausbreiten, was in unserem Fall einen Teil zum ausgewogenen Gesamtsound der Gitarre beitragen könnte. Über den perfekt gefeilten Sattel laufen die Saiten zu den Phase III Locking Mechaniken, die nach hinten geöffnet sind. Die Teile arbeiten zuverlässig und halten im Zusammenspiel mit dem hauseigenen Tremolo die Stimmung erstaunlich gut. Bleibt noch der Zugang zum Halsjustierstab, der sich unmittelbar hinter dem Sattel befindet.
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Die Elektronik
Die PRS Custom 24 Blue Fade ist mit jeweils einem Masterregler für die Ausgangslautstärke und die Höhenbeschneidung ausgestattet. Zwar ist die Schaltung passiv aufgebaut und keines der Potis bietet irgendwelche Doppelfunktionen via Push/Pull, aber der Strat-typische 5-Weg Pickup-Wahlschalter erlaubt mithilfe der beiden PRS 59/09 Bass- und-Treble Pickups diverse Splitsounds. Bei unserer Testkandidatin lauten daher die Positionen, angefangen beim Stegpickup, wie folgt:
Position 1: Steg Humbucker
Position 2: Steg Humbucker & Hals Singlecoil
Position 3: Steg Humbucker & Hals Humbucker
Position 4: Steg Singlecoil & Hals Singlecoil
Position 5: Hals Humbucker