Praxis
Praxis und Sound
Die Saitenlage ist PRS-typisch bereits ab Werk perfekt eingestellt und der Hals lässt sich über das gesamte Griffbrett butterweich bespielen. Die Saiten schwingen auch bei heftigen Bendings lange und gleichmäßig aus, ohne zu schnarren, tote Punkte auf dem Griffbrett gibt es keine. Ich habe die Gitarre zuerst einem ausgiebigen Trockentest im Wohnzimmer unterzogen. Der Korpus schwingt bei jedem Anschlag und liefert einen entsprechend lauten Primärklang, bei dem alle Frequenzen gleichmäßig vertreten sind. Schließt man die Gitarre an den Verstärker an, setzt sich der ausgewogene Sound fort. Ich habe schon einige Male PRS-Gitarren mit PRS 59/09 Pickups getestet und es war jedes Mal eine absolute Wonne. Diese Tonabnehmer klingen wie eine Mischung aus Humbucker und P90. Sie bieten einen sehr ausgeglichen Sound mit einer unvergleichlichen Klarheit, die den Ton auch bei sehr viel Gain nie mulmig werden lässt.
Im ersten Soundbeispiel hört ihr die Stegposition vor dem cleanen Amp, die ich hier als Position 1 bezeichne. In der ersten Hälfte steht der Volume-Regler der Gitarre auf Dreiviertel, wodurch der Ton noch etwas mehr nach Singlecoil klingt. Ganz aufgedreht bekommt er mehr obere Mitten und etwas mehr Output.
Die zweite Position kombiniert Steg-Humbucker und Hals-Singlecoil. Der Sound ist etwas schlanker und einen Tacken leiser als eine der Humbuckerpositionen, klanglich tendiert er in Fenderregionen mit einem leicht silbrigen Beigeschmack.
Die dritte Position entspricht der Zwischenposition einer Les Paul oder Telecaster. Jetzt sind beide Humbucker aktiv und bringen einen Ton, der mich an eine gut abgehangene Les Paul erinnert. Dank der exzellenten Pickups und der hervorragenden Holzkomponenten klingt die Gitarre auch in dieser Einstellung offen und transparent.
Wenn man den Fünfwegschalter in die vierte Position bringt, ist sowohl der Stegpickup als auch der Halstonabnehmer im Singlecoilmodus aktiv. Dieser Einstellung kommt der Zwischenposition einer Stratocaster am nächsten, wobei eine Stratocaster im A/B-Vergleich allerdings wesentlich silbriger klingt.
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Der Halstonabnehmer tendiert clean gespielt eher zu soulig/jazzigen als zu bluesigen Sounds. Der Ton ist zwar warm, gleichzeitig hat er aber auch einen guten Twäng und einen klaren Anschlag, auch hier gibt es keinen Mulm. Will man noch mehr Klarheit, muss man den Volume-Regler leicht zurücknehmen.
Der Verzerrungsgrad lässt sich sehr feinfühlig mit dem Anschlag steuern, wenn man den Gainregler am Verstärker weiter aufdreht. Die Pickups bieten eine unglaubliche Dynamik, die ich so bisher nur von sehr wenigen Tonabnehmern gehört habe. Der Klang ist immer klar und durchsichtig, gleichzeitig hat man immer einen leicht schmatzigen klassischen Ton, den man so nur von guten alten Les Pauls kennt. Der Sound wirkt immer noch clean, obwohl hier der Amp bereits gut am Köcheln ist.
Position 3, also beide Humbucker gleichzeitig, eignet sich mit dem angezerrten Amp bestens für perlende Pickings. Auch hier wieder erste Sahne! Es ist eigentlich überhaupt nicht möglich, die Gitarre schlecht klingen zu lassen. Alle Einstellungen präsentieren sich ausgewogen und transparent, eine Eigenschaft, die sich bei Testgitarren in der Regel nicht sehr oft auf Anhieb einstellt.
Kommen wir zum High Gain Bereich. Auch hier glänzt die PRS Custom 24 Blue Fade mit erstklassigen Soundresultaten. Der Ton ist auch mit viel Gain durchweg harmonisch und warm mit schönem, knackigem Anschlag. Druck und Klarheit präsentieren sich in einem ausgewogen Verhältnis und bieten neben einem ausgeglichenen Sound auch ein tolles Spielgefühl. Hier der Steg-Humbucker.
Der Halshumbucker tendiert auch bei hoher Verzerrung nicht zum Mulmen, die Gitarre singt, dass es eine Wonne ist. Ich habe im Laufe der Jahre einiges in die Tonabnehmer meiner Gitarren investiert und darf behaupten, dass die PRS 59/09 neben Kloppmann und Dommenget zu den besten Pickups gehören, die ich bisher gespielt habe.
Selbst wenn beide Humbucker in der Zwischenposition mit viel Gain aufgefüttert werden, hört man jeden Ton. Mich erinnert dieser Sound an eine fette Telecaster, wobei sogar Terzen noch glockig getrennt werden und sehr sauber angeflogen kommen.
Zu guter Letzt habe ich den Gainregler des Amps auf Maximum gedreht und den Steg-Humbucker angewählt. Die Gitarre liefert zwar eine unglaublich große Bandbreite an Sounds, aber einen nasalen, kreischenden Metallsound a la Zakk Wylde beispielsweise ist ohne zusätzliche Pedale nicht machbar. Stattdessen bietet die Gitarre einen klassischeren Ton mit einer sehr direkten und schmatzigen Ansprache, und ihr Sound eignet sich bestens für Klassik-Rock oder Ausflüge in die Gefilde eines Joe Bonamassa zum Beispiel. Aber bei entsprechender Technik sind durchaus auch Van Halen Sounds möglich.