Praxis
Von der Verarbeitung her gibt es bei der SE 277 nichts zu bemängeln, allerdings bedarf es in Sachen Einstellung noch ein wenig Nachbearbeitung, die Saitenlage ist recht flach, was bei den dicken Saiten und der längeren Mensur an manchen Stellen zum Schnarren anregt. Ich habe die beiden B-Saiten etwas höher gelegt, außerdem waren die Pickups unausgewogen eingestellt, der Hals-Tonabnehmer war zu laut, der wurde etwas tiefer gelegt. Dabei handelte es sich allerdings um minimale kosmetische Veränderungen, die mit einem Inbus und einem Schraubenzieher in zehn Sekunden erledigt waren.
Jetzt sitzt alles, die Pegel sind ausgewogen und wir hören uns die drei Pickup-Kombinationen hintereinander mit Akkorden über sechs Saiten und einem unverzerrten Sound an.
Der Hals-Tonabnehmer liefert einen sehr warmen Sound mit fülligen Bässen, die trotz Bariton-Tuning noch sehr differenziert aus dem Speaker kommen und es mulmt auch beim Akkordspiel nicht auf den tiefen Saiten. Der Steg-Pickup ist da schon wesentlich klarer und generiert einen eher metallischen Klang, der mir auch bei Cleansounds sehr gut gefällt. Die goldene Mitte zeigt sich in der Kombination beider Pickups. Das Instrument ist durch die beiden Klang-Charaktere der Pickups recht gut und vielseitig aufgestellt.
Der Hals-Pickup eignet sich sehr gut für Akkordbegleitungen, die weich im Hintergrund klingen sollen. Eine gute Wahl für Songs im Duo, wenn die Gitarre auch mal die tieferen Register bedienen muss.
Die Kombination beider Pickups kommt mit einem recht knackigen Ton, der sich gut durchsetzt, aber mit dem Tone-Regler auch entsprechend feinfühlig entschärft werden kann. So lässt sich die Gitarre, wenn gewünscht, etwas in den Hintergrund stellen. Ihr hört nun zwei Varianten mit der Kombination beider Pickups, einmal mit voll aufgedrehtem Tone-Regler (10), beim zweiten Beispiel ist der Tone-Regler auf 6 zurückgenommen.
Zerrsounds beherrscht diese Kombination ebenfalls sehr gut. Hier hört ihr das Ganze wieder mit voll aufgedrehtem Tone-Regler und einem Tubescreamer-Pedal zwischen Gitarre und Amp.
Die Pickups bieten eine amtliche Ausgangsleistung, mit der man den Amp deutlich stärker zum Zerren bringen kann als mit herkömmlichen Singlecoils. Der Vorteil bei den PRS Soapbars ist, dass sie zudem noch eine große dynamische Bandbreite und Klangübertragung liefern, bei der man viel über den Anschlag steuern kann. Ihr hört das im nächsten Beispiel, bei dem ich am Amp einen Mid-Gain-Sound eingestellt habe und im ersten Durchgang leicht mit dem Pick und in der zweiten Runde hart angeschlagen habe.
Für dich ausgesucht
Im Mid-Gain-Bereich zerrt die Gitarre mit einem ausgesprochen satten Druck. Ehrlich gesagt vermisse ich hier keinen Zentimeter an Ausgangsleistung, und selbst für härtere Einsätze ist das Instrument mit dieser Bestückung geeignet. Zumal bei tiefer gestimmten Gitarren nur selten wirklich hohe Zerrgrade benötigt werden, weil es dabei mitunter im Bassbereich undefiniert wird. Für Stoner Rock ist die Gitarre ideal. Ihr hört nun ein Beispiel mit einem High Gain Sound, bei dem ich den Hals-Pickup mit komplett zurückgenommenem Tone-Regler benutzt habe. Hier habe ich die SE 277 auf Drop A heruntergestimmt.
Zum Abschluss kommt noch die Metalzerre zum Einsatz, ebenfalls mit einem Drop A Tuning. Für dieses Genre würde ich die SE 277 nicht als erste Wahl empfehlen, denn brachiale Zerrsounds liefern die Pickups dann doch nicht, außerdem wird das Nebengeräuschaufkommen bei hohem Gain an Amp oder Zerrer etwas zu stark.