PRS SE Kestrel Bass Test

Der PRS SE Kestrel Bass besitzt eine etwas traditionellere Ausrichtung als der Kingfisher Bass – PRS-Qualität zum moderaten Preis ist aber auch hier Programm. Die in den 90er-Jahren eingeführte Midprice-Reihe “SE” des renommierten US-Gitarrenherstellers PRS war bislang vor allem den Gitarristen vorbehalten, die damit eine Möglichkeit erhielten, hochwertige PRS-Gitarren zu erschwinglicheren Preisen erstehen zu können. Seit dem Sommer 2014 hat PRS sein SE-Portfolio nun auch endlich um zwei passive E-Bass-Modelle erweitert. Das Modell Kingfisher haben wir hier bei Bonedo bereits kennengelernt. Heute widmen wir uns deshalb dem zweiten Modell, welches auf den Namen Kestrel hört.

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Wie beim Kingfisher ist auch Kestrel der Name eines Vogels – in diesem Fall handelt es sich um einen Falken. Ob dem PRS SE Kestrel ähnlich souveräne Eigenschaften wie dem gleichnamigen Raubvogel beschieden sind, soll unser Test zeigen.

Details

Wie der PRS SE Kingfisher wird auch der Kestrel in einem gut gepolsterten und hervorragend am Körper hängenden braunen Gigbag ausgeliefert, in der auch sämtliche nötigen Werkzeugschlüssel sowie ein schriftliches Zertifikat zum Beweis der absolvierten Endkontrolle im Werk zu finden sind.
Im Gegensatz zum Kingfisher besitzt der Kestrel eine etwas traditionellere Ausrichtung, was bereits beim Design beginnt und sich bei den erhältlichen Farboptionen fortsetzt. Der PRS SE Kestrel ist in den folgenden drei Farboptionen erhältlich:
1. Tri-Color Sunburst mit weißem Sattel und schwarzem Pickguard (wie beim Testbass)
2. Black mit schwarzem Pickguard und schwarzem Sattel
3. Metallic Red mit weißem Pickguard und weißem Sattel
Erwähnenswert ist hierbei, dass bei allen Modellen nicht nur der Korpus, sondern auch Hals und Kopfplatte farblich lackiert sind. Unter der tadellosen Lackierung befindet sich ein durchgehender, fünffach laminierter Hals mit drei breiten Streifen Ahorn und zwei schmalen Walnussstreifen. Das Palisandergriffbrett wurde mit 22 Bünden bestückt. Optisch sticht bei unserem Testbass vor allem das weiß eingefasste Palisandergriffbrett (das sogenannte Fretboard Binding) ins Auge, wie man es aus den 70er-Jahren kennt. In das Vintage-Bild passt außerdem das Pickguard, auf welches die beiden Lautstärkeregler sowie eine passive Tonblende montiert sind.

Fotostrecke: 4 Bilder Der Bass wird in einem komfortablen Gigbag ausgeliefert…

Die Korpusform des Kestrel ist mit der des Kingfisher identisch. Somit besitzt auch der Kestrel die bekannte an den Jazz Bass angelehnte Asymmetrie. Ohnehin fühlt sich die gesamte Ergonomie des Bodies aufgrund der Nähe zum Jazz Bass sehr vertraut an, verfügt sie doch ebenfalls über die anschmiegsame Ausfräsung auf der Rückseite und die abgeflachte Unterarmauflage am oberen Korpusende. Und dann wären da natürlich noch die Tonabnehmerbestückung mit zwei passiven Singlecoils und das Pickguard mit der bereits beschriebenen Poti-Bestückung, die eindeutig auf Jazz Bass-Liebhaber als Klientel abzielen. Doch der Kestrel besitzt auch Eigenständigkeit, zum Beispiel aufgrund seiner typischen kleinen PRS-Kopfplatte mit den Hipshot-Mechaniken in 2:2-Anordnung, dem durchgehenden Hals und einer massiven Hipshot TransTone Bridge.

Fotostrecke: 6 Bilder Der Korpus im Jazz-Bass-Style besteht aus Sumpfesche

Das Palisandergriffbrett hat man wie erwähnt mit 22 Bünden versehen und perfekt in das weiße Griffbrettbinding eingefasst. Die Mensur beträgt 34 Zoll. Wie alle PRS-Bässe und -Gitarren hat man auch hier die Griffbretteinlagen zur Bundmarkierung mit Vogelmotiven gestaltet. Die genaue Zuordnung dieser Vogelmotive kann man in den Tests zum Gary Grainger-Bass und dem SE Kingfisher nachlesen; ich möchte sie hier deshalb nicht noch einmal gesondert aufführen. An der oberen Seite des Griffbrettbindings (entlang der E-Saite) befinden sich zusätzlich schwarze Dots, die aufgrund ihres Kontrastes zur weißen Einfassung des Griffbretts auch bei schwachem Licht sehr gut zu erkennen sind. Da der Hals des Kestrel etwas kürzer ist als der des etwas moderner ausgerichteten Kingfisher, die Mensurlänge aber dennoch dem gängigen Longscale-Standard entspricht, musste die Bridge des Kestrel etwas weiter am Korpusende montiert werden.

Die typischen PRS Vogel-Inlays verzieren das Palisandergriffbrett
Die typischen PRS Vogel-Inlays verzieren das Palisandergriffbrett

Die Hipshot TransTone-Brücke gestattet das Verankern der Saiten sowohl von hinten, also durch den Korpus hindurch, als auch von oben durch die Aussparungen an der Brücke selbst. In klassischer 2D-Konstruktionsweise lassen sich die Reiter wie üblich für die Höhe der Saitenlage und die Intonation verstellen. Ein seitwärts ausgerichtetes Verstellen des Stringspacings ist hier nicht nötig, denn die Saiten laufen perfekt über die Polepieces der Tonabnehmer. Die Einstellung zur Bundreinheit geschieht mittels einer Inbusschraube und lässt sich mithilfe einer zusätzlichen Schraube auf jedem einzelnen Bridgereiterchen arretieren. Die Bridge wirkt sehr massiv: die Reiter sind in Form von kleinen Blöcken konstruiert, die in Schienen auf der Brücke aufliegen. Diese einzelnen Reiterblöcke verschieben sich nach dem Entfernen der Saiten nicht und können auch nicht aus der Schiene herausfallen, denn dies wird durch die Arretierungsschrauben auf jedem einzelnen Reiterelement verhindert.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Saiten lassen sich wahlweise “durch die Brücke” oder durch den Korpus hindurch aufziehen

Komplett identisch mit dem Kingfisher sind beim Kestrel der Headstock und die Mechaniken. Den nachfolgende kursiven Absatz habe ich daher 1:1 dem Kingfisher-Test entnommen:
Die in zwei Zweiergruppen angeordneten halboffenen Mechaniken (Hipshot HB6) bestehen aus gewichtsparendem gehärtetem Aluminium: sie sind durchschnittlich 30% leichter als vergleichbare Modelle aus Chrom oder Messing. Als besonders angenehm empfinde ich die Tatsache, dass die Mechanikflügel keinerlei Fingerabdrücke aufnehmen, wie man dies von verchromten Mechaniken kennt, weil diese Stellen (ebenso wie die Mechanikachsen, Muttern und Unterlegscheiben) matt gebürstet wurden! Auf der mit dem Logo “SE Kingfisher” markierten Kopfplatte prangt eine kleine schwarze PRS-Abdeckplatte, die den Zugang zur Halsverstellschraube verdeckt. Sie wird lediglich mit einer einzigen Kreuzschraube befestigt, die sich im Handumdrehen entfernen lässt. Auch der Zugang zum Halsstab selbst ist sehr einfach zugänglich, denn er befindet sich in einer Aussparung der Kopfplatte und nicht versenkt unter dem Sattel. Der Sattel seinerseits wurde aus schwarzem Kunststoff gefertigt.

Fotostrecke: 2 Bilder Die verwendeten Mechaniken bestehen aus leichtem Aluminium

Der Hauptunterschied, der den Kestrel wirklich erst zu einer Alternative zum Kingfisher werden lässt, liegt natürlich in der Tonabnehmerbestückung: Hier finden wir zwei Singlecoils im J-Style, genau genommen firmeneigene SE 4B S-Singlecoils mit jeweils zwei Polepieces pro Saite. Die Klinkenbuchse wurde im Korpus selbst an der unteren Zarge angebracht – eine Stelle, an der sich wie immer die Geister scheiden werden: Während viele Bassisten frontmontierte Buchsen bevorzugen, speziell weil sie weniger Probleme beim Spielen im Sitzen machen, mögen andere lieber Buchsen an der Unterseite, damit man auch bei agiler Betätigung auf der Bühne nicht unnötig an den herausragenden Klinkenstecker stößt; die Abwesenheit von Winkelsteckern vorausgesetzt.

Fotostrecke: 3 Bilder Zwei Singlecoils im J-Style (firmeneigene SE 4B S) sorgen für den guten Ton
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