Praxis
Wie schon einleitend erwähnt, gibt es an der Verarbeitung des Instruments nichts zu meckern und auch die Werkseinstellung ist tadellos. So ermöglicht die PRS SE Zach Myers ab der ersten Minute eine leichte Bespielbarkeit und hängt mit ihren 3 kg angenehm und ausgewogen am Gurt. Der matt lackierte Hals mit seinem Wide Fat Profil liegt zudem gut in der Hand und wirkt in der Breite keinesfalls überdimensioniert.
Bei den ersten trocken angespielten Akkorden und Melodielinien staune ich dann tatsächlich nicht schlecht. Im akustischen Klang bewegt sich das Modell in etwa zwischen einer Solidbody und einer Semiakustik, was bei der Konstruktion natürlich auch naheliegend ist. Vor allen Dingen bin ich aber von der tonalen Ansprache angetan, die erstaunlich knackig ist, aber dennoch sehr rund auflöst. Ein so kultiviert wirkendes Schwingungsverhalten erlebt man in dieser Preisregion auf jeden Fall nicht alle Tage. Die recht dünnen Saiten kommen dabei den rockigeren Spielern entgegen. Ich könnte mir aber dennoch vorstellen, dass auch etwas dickere Stricke diesem Modell sehr gut stehen würden.
Für den Praxis-Check spiele ich die Gitarre zunächst über ein Fender Silverface Bassman 50 Topteil. Später kommen auch ein VOX AC-15 und ein Line6 HX Stomp zum Einsatz. Die Signale der Röhrenamps laufen über eine Universal Audio OX Box, die die Lautsprechersimulationen übernimmt und werden anschließend aufgezeichnet. Diverse Bodenpedale sind ebenfalls am Start und werden in den Hörbeispielen angegeben.
Wir starten wie immer mit den unverzerrten Tönen und hören zunächst eine Bestandsaufnahme der Pickups, beginnend mit dem Halstonabnehmer.
Die Pickups passen für mein Empfinden sehr gut zum Instrument und wirken ausgewogen. So besitzt der Hals-Pickup genug Wärme, ohne zu prominent in den tiefen Frequenzen zu werden. Mit Hinzunahme des Steg-PUs wird der Klang glockiger. Im Solobetrieb löst der Humbucker am Steg dann typischerweise mit mehr Mitten und einem etwas schärferen Sound auf, der auch im Clean-Betrieb eine tolle Figur macht. Wie es sich zeigt, ist man in Clean-Gefilden mit diesem Setup sehr gut aufgestellt. Warme Jazzgitarrentöne gehen hier genauso wie knackige Rhythmusgitarren. Mit einem Dyna Comp Compressor fahre ich im dritten der folgenden Hörbeispiele außerdem den Amp mit dem Stegtonabnehmer schon ganz leicht in den Breakup, was einen vollen und kräftigen Ton zur Folge hat.
Weiter gehts mit etwas mehr Gain. Wir hören dazu zunächst ein Wampler Tumnus Overdrive vor dem Bassman, dessen Zerrintensität gut über den Anschlag und das Volume-Poti justiert werden kann. In den letzten beiden der folgenden Beispiele kommt außerdem der VOX AC-15 ins Spiel, dessen Normal-Channel schon etwas weiter aufgerissen ist. Hier punkten die Pickups ebenfalls mit einer organischen und nuancierten Wiedergabe.
Für dich ausgesucht
Am meisten überzeugen mich die Pickups mit Zerre im Low-Gain und Mid-Gain-Bereich. Das ist insofern interessant, als dass auch Zach Myer mit Shinedown recht harte Töne anschlägt. Im High-Gain-Betrieb könnte die Gitarre für meinen Geschmack dennoch etwas tighter im Bassbereich auflösen und auch die Kompression wirkt im direkten Vergleich zu einer SG und einer ES-335 aus meinem Studio ein wenig schwammig. Aber das sind Nuancen. Ordentlich Riffen kann man mit der Gitarre auf jeden Fall, wie auch die beiden abschließenden Beispiele belegen. Ihr hört die Gitarre hier über die Simulation eines Engl Amps aus dem Line6 HX Stomp.