Psytrance produzieren: Im vorausgegangenen Artikel habt ihr bereits etwas über die Enstehung des Genres, Labels und Subgenres erfahren. Im ersten Teil unseres Workshops widmen wir uns nun den Grundelementen eines Psytrance-Tracks. Hier werdet ihr lernen, wie ihr eine kräftige Kickdrum mit einer Rolling-Bassline erstellt und Percussion-Elemente richtig einsetzt, um eine solide Basis für euren eigenen Psytrance-Track zu erschaffen…
Das Grundgerüst jedes Psytrance-Tracks ist die Kombination aus Kick und Bass. Sollte diese nicht stimmig und problemfrei umgesetzt werden, kann sich das auf die Qualität des gesamten Tracks auswirken. Kick und Bass stellen schließlich das Fundament für alle anderen Elemente dar. In der Regel besteht dieses Fundament aus einer Kickdrum, gefolgt von drei kurzen Bassschlägen.
Wie die meisten elektronischen Musikstücke, basieren auch Psytrance-Tracks auf einem 4/4-Takt, bei dem auf jedem Schlag, also jeder Viertelnote, die Kickdrum spielt. Die Bassline hingegen wird in drei Sechszehntelnoten nach dem Anschlag der Kickdrum platziert. Der Aufbau sollte also wie folgt aussehen:
Psytrance produzieren: Aufbau einer Psytrance Kick
Eine kräftige und solide Kickdrum macht bereits den Unterschied, ob ein Psytrance-Track funktioniert oder nicht. Sie gibt nicht nur den tanzbaren Rhythmus vor.Ddie Kickdrum ist neben der Bassline auch das sich am häufigsten wiederholende Element, wodurch Zuhörer hier im Verlauf des Tracks einen besonderen Fokus entwickeln.
Die Kickdrums können sich abhängig vom Subgenre in Anschlag und Länge unterscheiden, basieren grundliegend jedoch immer auf einer elektronisch erzeugten Sinusschwingung mit einem schnellen Pitch-Down-Sweep. Für die Erstellung solcher Kickdrums können nicht nur Synthesizer, wie Serum von Xfer Records verwendet werden, es gibt auch speziell auf Kickdrums zugeschnittene Tools wie Kick 2 von Sonic Academy, die sehr präzise Werkzeuge zum Erstellen der eigenen Kick bieten.
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Was eine Psytrance-Kickdrum von anderen elektronischen Kicks unterscheidet, ist der Lautstärke- und Pitch-Verlauf. Je langsamer der anfängliche Pitch-Abfall gewählt ist, desto betonter klingt der Anschlag der Kick, was vor allem in frühen, klassischen Psytrance Produktionen häufig verwendet wurde.
Der Lautstärkeverlauf definiert anschließend den Anschlag der Kick. Dafür wird die Lautstärke kurz nach dem Transienten gesenkt und anschließend wieder angehoben, wodurch effektiv der Frequenzbereich von 200 bis 600 Hz gesenkt wird, der häufig für einen eher „hölzernen“ Klang der Kickdrum verantwortlich ist. Um genügen Platz zum Entfalten der Bassline zu haben, sollte die Kick nicht länger als eine Achtelnote lang sein. Die finale Schwingungsform der Kickdrum sollte anschließend in etwa wie folgt aussehen.
Die Psytrance-Kicks lassen sich dabei grob in zwei Kategorien unterteilen: klassisch & modern.
Klassische Psytrance Kick
Wie bereits angedeutet, besitzen klassische Kicks aus häufig älteren Psytrance-Produktionen meist einen anderen Anschlag. Da viele der heutigen Tools zum Erstellen einer Kickdrum bei älteren Produktionen noch nicht existierten, zeichnet sich der klangliche Unterschied durch die ältere Technik aus. Dadurch sind viele klassische Kicks neben dem prägnanteren Anschlag dank langsamerem Pitch-Downsweep auch ein wenig dumpfer. Dieser Stil lässt sich mit den modernen Tools aber sehr leicht nachempfinden, indem beispielsweise die Startfrequenz des Pitch-Sweep niedriger angesetzt wird.
Moderne Psytrance Kick
In modernen Psytrance Produktionen werden unterschiedlichste Methoden verwendet, um die Kickdrum möglichst prägnant im Track zu platzieren, sodass sie auch bei einem sehr vollen Mix nicht untergeht und stets im Mittelpunkt bleibt. Um das zu erreichen, wird versucht, die Kick so gut es geht zu unterstützen. Dafür kann der Kick-Transient mit kurzen HiHats, anderen hochfrequenten Klicks oder dem Anschlag zusätzlicher Kick-Samples gelayert werden.
Aber auch andere Techniken, wie ein sehr kurzer, dezenter Hall, der lediglich die hohen Frequenzen des Kick-Anschlags unterstützt, können die Kick präsenter machen. Im direkten Vergleich zur klassischen Psytrance Kick besitzt die moderne Kick häufig auch einen etwas schnelleren Pitch-Down-Sweep, wodurch der Fokus der Kick mehr auf den Höhen des Anschlags und den Bässen des Ausklangs liegt.
Psytrance produzieren: Aufbau einer Bassline
Die Bassline eines Psytrance-Tracks besteht aus kurzen, schnell aufeinander folgenden Bassschlägen, die in der Regel jeweils eine Sechzehntelnote lang sind. Im Gegensatz zu den meisten Basslines aus anderen Genres besitzt der Psytrance-Bass einen klaren, hochfrequenten Anschlag, wodurch er im gesamten Frequenzspektrum präsent ist. Erzielt wird dieser Anschlag durch eine Filter-Hüllkurve im Sounddesign-Prozess. Ein häufig genutzter Synthesizer zur Erstellung der Bassline ist beispielsweise Xfer Records Serum. Wir beginnen mit einer obertonreichen Schwingungsform, meist einer Sägezahnschwingung, die anschließend durch ein Lowpass-Filter geformt wird.
Der Envelope-Generator zur Steuerung des Filters wird anschließend so eingestellt, dass zu Beginn der Bass-Note nahezu alle Frequenzen durchgelassen werden und sich das Filter anschließend innerhalb weniger Millisekunden schließt. Dadurch erhalten wir den typischen Pluck-artigen Bass-Sound. Um den Psytrance-typischen rollenden Effekt der Bassline zu erhalten, wird die erste Bass-Note nach der Kickdrum einfach in ihrer Lautstärke reduziert. Wie stark die Lautstärke reduziert werden muss, hängt dabei stark von dem gewünschten Effekt ab. Hier ist also künstlerische Freiheit geboten.
Um sicher zu stellen, dass jede Bass-Note einen klaren Transienten besitzt, ist es wichtig darauf zu achten, dass der Ausklang sich nicht mit dem Anschlag der nächsten Bass-Note überschneidet. Ähnlich wie bereits bei der Kick, gibt es auch hier einige klangliche Unterschiede zwischen klassischen und modernen Basslines.
Klassische Bassline
Genau wie bei den klassischen Kickdrums, erhält auch die klassische Bassline ihren besonderen Klang vorrangig durch die damalige Technik. An Oszillatoren konnte meist noch keine konstante Phaseneinstellung vorgenommen werden, wodurch jeder Bass-Anschlag leicht unterschiedlich klingt. Der anfängliche Anschlag ist daher weniger präsent und der Filter-Envelope-Generator besitzt meist ebenfalls eine etwas langsamere Einstellung. Dadurch entsteht ein insgesamt etwas organischerer Bass-Sound.
Moderne Bassline
Modernere Psytrance-Produktionen besitzen hingegen sehr prägnante und präzise Bassschläge. Erzielt werden diese vor allem durch eine konstante Phase des Oszillators, sodass der Anschlag jeder Bass-Note identisch klingt. Häufig kann der Bass zusätzlich durch Stereo-Tools oder Layering weiterer Synths breiter im Stereofeld platziert werden. Dadurch erscheint die Bassline noch voller im Mix. Dabei ist es wichtig darauf zu achten, dass die Stereoanteile sich nicht über die fundamentalen Bassfrequenzen erstrecken. Daher sollten derartige Bearbeitungen stets parallel stattfinden und mit einem Lowcut versehen werden. Für noch deutlichere oder aggressivere Anschläge der Bassline können wie bereits bei der Kick auch HiHats für das Layering verwendet werden.
Psytrance produzieren: Bass-Arten
Je nach Subgenre können sich die Basslines auch stark unterscheiden, nicht jeder Psytrance-Track braucht eine typische Rolling-Bassline. Eine beliebte Methode, um für Abwechslung zu sorgen, ist es, durch unterschiedliche Lautstärken, Notensprünge oder das Weglassen einzelner Bass-Noten interessante Rhythmen zu erzeugen. Alternativen sind beispielsweise auch der Offbeat-Bass, wie er häufig im Progressive-Psytrance verwendet wird. Hier werden die Bass-Noten im Offbeat, also eine Achtelnote nach der Kick, platziert und klingen auch eine Achtelnote lang aus. Weitere Beispiele sind Triplets oder die Swing-Bassline.
Zusammenspiel aus Psytrance Kick & Bass
Da Kick und Bass das Fundament eines Psytrance-Tracks darstellen, auf dem alle anderen Elemente aufbauen, ist es hier besonders wichtig, auf eine solide Basis zu achten. Natürlich kann sich der Klang und Stil von Kick und Bass in den jeweiligen Subgenres stark unterscheiden. Es gibt aber dennoch ein paar grundliegende Richtlinien, an die sich gehalten werden sollte. Wie die Kickdrum und die Rolling-Bassline aufgebaut sind, haben wir ja bereits behandelt, doch für die Verschmelzung beider liegt der Fokus in erster Linie auf der Überlappung von dem Kick-Tail und der ersten Sechszehntelnote der Bassline.
Der rollende Effekt durch die leisere erste Note der Bassline ist hierbei nicht nur für den Stil der Bassline wichtig. Er setzt bereits den ersten Grundstein für die Verschmelzung der Kick und Bassline. Damit der Tail der Kickdrum perfekt in die erste Bass-Note übergeht, ist es wichtig, dass sich der Grundton der Bassline und der Bassausklang der Kick nicht gegenseitig durch Phasenverschiebungen auslöschen. Im Idealfall sollte der Ausklang der Kick daher die gleiche Frequenz wie der Grundton der Bassline besitzen.
Um die Phasenauslöschung zu verhindern, gibt es mehrere Möglichkeiten:
1. Sound-Auswahl & Tempo:
Die einfachste Möglichkeit bietet die richtige Auswahl der Sounds selbst. Sollten sich Kick und Bass gegenseitig auslöschen, kann es bereits ausreichen, eine andere Kickdrum oder einen anderen Bass-Sound zu verwenden. Soll sich der grundlegende Sound jedoch nicht verändern, könnte das Umkehren der Phase von einem der Elemente Abhilfe schaffen. Alternativ kann auch das Tempo des Projekts geändert werden, da bereits minimale Tempoänderungen dafür sorgen, dass die Bass-Note an einer anderen Stelle des Kick-Tails startet und so ein besseres Zusammenspiel der beiden entstehen kann.
2. Bass-Fundamental entfernen:
Eine weitere Möglichkeit für ein besseres Zusammenspiel aus Kick & Bass lässt sich beim Sounddesign der Bassline erzielen. Hier kann durch verschiedene Techniken die Grundtonfrequenz der ersten Bass-Note entfernt werden. Somit bekommt der Tail der Kickdrum den nötigen Platz, die Frequenzen der Bass-Grundtonfrequenz zu ersetzen. Dies kann durch einen einfachen Low-Cut auf der ersten Bass-Note erzielt werden.
Sollte die Bassline allerdings unterschiedliche Noten spielen, müsste der Low-Cut an die Grundtonfrequenz jeder Note angepasst werden. Da dies in der Regel zu aufwendig ist, gibt es hier auch eine einfachere Methode, bei der noch während der Klangsynthese im Synthesizer die Grundtonfrequenz aus der Schwingungsform des Oszillators entfernt wird. Dadurch ist auch bei verschiedenen Noten jede auf die gleiche Weise im Grundton beschnitten.
3. Phase-Alignment:
Die dritte Technik konzentriert sich darauf, das Problem der nicht zueinander passenden Phasen der Kick- und Bass-Frequenzen zu korrigieren. Dabei wird lediglich die Phase der Bassfrequenzen rund um den Grundton verändert, bis Kick und Bass phasengleich sind und sich somit ideal ergänzen.
Für die Umsetzung können verschiedene Tools, wie ein Multipass verwendet werden, der das einkommende Signal in mehrere Frequenzbereiche aufteilt und anschließend wieder summiert. Dabei werden auch ohne sonstige Bearbeitung die Phasen der einzelnen Frequenzbereiche zueinander verschoben. Aber auch ein einfacher Low-Cut kann schon Abhilfe schaffen, da selbst bei einer geringen Cutoff-Frequenz unterhalb der Ausklangfrequenz der Kick, beispielsweise 18 Hz, bereits die Phase der Bassfrequenzen verschoben wird. Anhand der Cutoff-Frequenz kann anschließend die Phase so verschoben werden, dass Kick und Bass in Phase sind.
Psytrance produzieren: Percussion
Steht das Grundgerüst aus Kick und Bass, also dem Low-End des Tracks, ist der nächste Schritt das Hinzufügen der Percussion-Elemente, die das Top-End darstellen. Im Verlaufe des Tracks sollten sich die Percussion-Elemente mit der Zeit auf- und abbauen, um die Energie der jeweiligen Passage zu unterstützen. Daher ist es ratsam, zunächst eine energiereiche Passage mit allen Percussion-Elemente zu erstellen. Anschließend entfern ihr einfach einzelne Elemente für ruhigere Abschnitte des Tracks. Die hier genutzten Percussions lassen sich in zwei zentrale Gruppen aufteilen: Snares und Cymbals.
Die Snare
Die Main-Snare ist ein wichtiges Element, um den Groove des Tracks zu unterstützen. Sie befindet sich in der Regel, wie in vielen anderen Genres auch, jeweils auf der zweiten und vierten Viertelnote des Taktes. Die Snare sollte sich gut in das bestehende Gerüst aus Kick und Bass einfügen und dennoch präsent sein. Dafür benötigt sie einen starken Punch im mittleren Frequenzbereich und Brillanz im oberen Frequenzspektrum.
Um das zu erreichen, ist der einfachste Weg das Layern von verschiedenen Snare-Sounds. Egal ob aus Samples-Bibliotheken, Drum-Machines oder selbstkreierten Sounds, die richtige Kombi macht den Unterschied. Jeder Layer sollte dabei eine bestimmte Rolle übernehmen.
Eine fertige Snare könnten bespielhaft wie folgt aufgebaut sein: eine 909 Snare für den Punch, eine Clap für klare Mitten und Höhen und eine Stereo-Snare für einen volleren Sound.
Die einzelnen Layer-Elemente sollten mit Equalizern so bearbeitet werden, dass sie in erster Linie nur ihre zugewiesene Rolle erfüllen. Also könnte die 909 Snare in den Höhen beschnitten werden, um Platz für die anderen Layer zu bieten, während die anderen Elemente im mittleren Frequenzbereich abgesenkt werden.
Da die Main-Snare nur in Verbindung mit Kick & Bass eingesetzt wird, ist es wichtig darauf zu achten, kein unnötiges Low-End in der finalen Snare zu haben. Je nach Belieben können für einen ausgeprägteren Groove auch noch weitere, leisere Snares abseits der Main-Snare platziert werden.
Cymbals
Der grundlegende Kern der Cymbals besteht meist aus HiHats und Crash-Becken. Andere Elemente wie Rides, Shaker und ähnliches werden lediglich zu Unterstützung des Grooves verwendet. Doch bevor wir uns dem Ausbau des Grooves widmen, sollten wir uns erst einmal um die HiHats kümmern.
Da die energiegeladensten Passagen, in denen in der Regel die Open-HiHat zum Einsatz kommt, meist der wichtigste Abschnitt eines Tracks darstellt, sollten wir hier mit dem Aufbau der Cymbals beginnen. Die Open-HiHat wird dabei auf der Achtelnote zwischen den Kickdrums gesetzt. Sie kann ähnlich wie die Snare aus mehreren Layern aufgebaut sein. Der klassische Klang einer 909 Open-HiHat ist dabei immer eine gute Wahl.
In weniger energiegeladenen Abschnitten wird die Open-HiHat durch eine Closed-HiHat ersetzt. Diese lässt sich gegebenenfalls zusätzlich als Layer für die Open-HiHat verwenden. Zur Unterstützung der Open-HiHat werden sogenannte Top-Loops, bestehend aus kurzen Sechszehntel Closed-HiHats verwendet. Diese lassen sich mit verschiedenen HiHats oder leichten Modulationen kreieren.
Für einen schnelleren Workflow können aber auch fertige Top-Loop-Samples verwendet und kombiniert werden. Anschließend können Crash-Becken für mehr Energie bei Beginn oder Ende einer 16-Bar-Passage eingesetzt werden.
Um dem-Top-End nun das gewisse Etwas zu verleihen, bieten andere Cymbals wie Rides und Shaker eine gute Möglichkeit, einen Groove zu erzeugen. Die finalen Percussions sollten dann in etwa wie folgt aussehen:
Je nach Subgenre können auch orchestrale Trommeln als weiteres Element eingesetzt werden. Dabei ist es wichtig, auf das Low-End und die Stärke der Transienten zu achten, damit es nicht zu Problemen mit Kick und Bassline kommt.
Soweit das Kick- und Bass-Gerüst.Iim nächsten Teil erfahrt ihr mehr zum Aufbau der Melodien und dem passenden Sounddesign. Außerdem wie der richtige Einsatz von Effekten eurem Track das gewisse Etwas verleihen kann.
Psytrance – weitere Links
- Best Psytrance Festivals 2024
- Psytrance auf Discogs