Praxis
Plug-and-Play im Proberaum
Nachdem ich nur kurz den Gain am kleinen Mischpult in meinem Proberaum ein wenig aufgedreht und alle anderen Knöpfe im Kanalzug in ihre neutrale Position gebracht habe, ziehe ich den Fader hoch und kann direkt bestätigen, dass Plug-and-Play beim PUR CBM-1 kein leeres Versprechen ist. Was ich höre, ist ein aufgeräumter Cajon-Sound mit einer schönen, räumlichen Tiefe. Die Bässe kommen satt und kräftig aus den Speakern meiner kleinen PA, auch die Snaresounds springen mir energiegeladen und crisp entgegen. Aus reiner Neugier ziehe ich den Fader noch weiter bis zur Grenze des Erträglichen hoch. Dabei erzeuge ich ein erstklassiges Feedback bei etwa 74 Hz, da hier zum einen der Grundton meines Cajons liegt und dummerweise zusätzlich auch die Problemfrequenz in meinem Proberaum. Zusammen mit der Voreinstellung des Aktiv-EQs im CBM-1, der um 70 Hz herum am meisten schiebt, kann es hier nur zu Problemen kommen, die aber dem Mikrofon nicht angelastet werden dürfen. Das Aktivieren des Low-Cuts am Mischpult behebt das Problem auch umgehend.
Das CBM-1 im Vergleich mit anderen Mikrofonen
Um das CBM-1 auch in Relation zu anderen Standardlösungen bewerten zu können, habe ich zusätzlich noch ein Shure SM91 als weitere Grenzfläche und ein Shure SM57 als allgegenwärtiges Standardmikrofon zum Vergleich herangezogen.
Das SM91 kommt dabei dem CBM-1 aufgrund seiner ähnlichen Bauart klanglich etwas näher, klingt aber räumlich flacher und weniger aufgeräumt. Im Tiefbassbereich hat es die Nase etwas vorne, da sein Frequenzgang bis 20 Hz hinabreicht, klingt aber untenrum gleichzeitig weniger fokussiert als das CBM-1, dessen Höhenspektrum auch deutlich mehr Präsenz aufweist. Eine klanglich ganz andere Richtung schlägt das Shure SM57 ein, welches zwar schön satt und rund klingt, aber vor allem in den Höhen eine drastische Anhebung vertragen könnte.
Ab auf die Bühne
Einen weiteren Test-Einsatz bestritt unser Kandidat bei einem Konzert in einem mittelgroßen Veranstaltungsraum. Die vorhandene PA erfüllte professionelle Ansprüche und auch der Mann am Pult ist ein Profi. Zu dezidierten Aussagen zum Klang des Mikrofons mochte dieser sich zwar nicht hinreißen lassen, da er mit Raum und Anlage nicht vertraut genug war. Die Plug-and-Play-Tauglichkeit des Mikrofons konnte aber auch er bestätigen, da er nur sehr geringe EQ-Anpassungen vornehmen musste, die den klanglichen Eigenschaften des Raumes geschuldet waren.
Für die folgenden Aufnahmen habe ich zusätzlich zu den drei Live-Mikrofonen noch eine Studiomikrofonierung (Neumann KM184 und Røde NT2-A als M/S-Matrix vor der Schlagfläche, Sennheiser e602 hinter dem Cajon) aufgebaut, die außer Konkurrenz läuft und lediglich einen Eindruck des Klangbildes im Raum liefern soll. Denn einen wirklich “natürlichen” Sound im Inneren des Instrumentes einzufangen ist praktisch nicht machbar – wer steckt schon den Kopf durch das Resonanzloch eines Cajons oder einer Bassdrum?
Alle Aufnahmen sind, bis auf die Lautstärkeanpassung, komplett unbearbeitet.
Gewischte Besensounds
Auch mit Besen habe ich das Cajon bearbeitet. Obwohl gerade die Wischsounds vor allem außerhalb des Cajons entstehen und hörbar sind, fängt das PUR CBM-1 diese von innen gut ein und stellt sie auch präsent dar. Etwas weniger gut aber immer noch brauchbar schafft das auch das SM91. Wegen seiner Höhenarmut kann das SM57 in dieser Disziplin jedoch nicht überzeugen und auch ein Nachregeln der Höhen lässt die Wischer nicht wirklich aufleben.
Oben, seitlich oder unten?
In der dritten Aufnahmeserie vergleiche ich die drei empfohlenen Positionen des CBM-1 im Cajon miteinander, die mittels der selbstklebenden Klettpunkte realisiert werden können. Zwei Kleber kommen dabei jeweils an eine Seitenwand und an die Unterseite des Deckels, eines direkt unter das Mikrofon. Besonders zwischen der unteren und seitlichen Position ergibt sich ein deutlich Klangbild. An der Seite wird der Klang etwas dünner und höher und verliert an räumlicher Tiefe. Den klanglichen Unterschied zwischen der oberen und unteren Position kann man im Falle meines Schlagwerk La Peru String-Cajons getrost vernachlässigen. Bei einem Cajon mit einem Snare-System, das sich nicht von oben nach unten über die gesamte Schlagfläche zieht, wird man aber sicherlich mehr Unterschiede wahrnehmen können und das Mikrofon gezielt entweder dicht an den Snares oder weit davon entfernt platzieren können. Den Beweis dafür muss ich mangels eines entsprechenden Instrumentes jedoch leider schuldig bleiben.
Auch einem Hinweis Philipp Rhombergs bin ich gefolgt, dem zufolge das Pad nicht nur die Eingangslautstärke absenkt, sondern zudem das Klangbild beeinflusst und sich so auch kreativ und klangformend einsetzen lässt. Die Testaufnahmen entstanden mit unveränderter Gain-Einstellung am Mischpult und wurden in der DAW mit dem LUFS-Pegel als Referenz auf die gleiche Lautstärke gebracht. Der Unterschied der Pegel betrug dabei übrigens 3,7 dB, klangliche Unterschiede sind von mir nicht wahrnehmbar.
Das CBM-1 in der Bassdrum
Zu guter Letzt kommen wir noch zum zweiten Buchstaben im CBM-1, der für die Eignung des Mikrofons zur Bassdrumabnahme steht. Den Padschalter muss ich auch in meiner 22″x14″ Bassdrum nicht bemühen, um einen sauberen Pegel zu erhalten. Wie im Cajon höre ich ein aufgeräumtes, aber sehr attackbetontes Bassdrum-Signal. Wäre ich Metal-Trommler, zöge sich jetzt vermutlich ein verzücktes Lächeln über mein Gesicht. Für einen klassischen Rock- und Popsound ist es mir aber ein bisschen viel des Guten, so dass ich das CBM-1 nur bedingt als Plug-and-Play Bassdrummikrofon bezeichnen würde.
Sein etwas eingeschränkter Frequenzgang von 40-16000 Hz lässt mich zudem im Bassbereich die Tiefe vermissen, die die Hosenbeine flattern und das Zwerchfell vibrieren lässt. Eine gute Portion mehr Subbass fängt das SM91 ein und klingt dabei auch etwas ausgewogener. Noch mehr Bass liefert ein typisches Bassdrummikrofon, wie in diesem Beispiel das Sennheiser e602, wobei der Attack nicht annähernd an den der beiden Grenzflächen heranreicht.