Praxis
Unser Firefly-Test konzentriert sich auf die Verwendung mit dem E-Bass. Das dürfte auch der häufigste Einsatzbereich sein. Allerdings eignet sich diese Röhren DI-Box generell für die Abnahme sehr unterschiedlicher Instrumente wie zum Beispiel Kontrabass, E-Bass, Akustikgitarre, Dobro, Cello, Violine, Mandoline, etc.Für die Verwendung mit Piezotonabnehmern hat man darauf geachtet, den Eingang der Firefly sehr hochohmig auszulegen, um solchen Tonabnehmern gleichfalls eine optimale Anpassung zu bieten.
Um die Klangunterschiede in den folgenden Audiobeispielen tatsächlich im Detail wahrzunehmen, sollte man über gute Lautsprecherboxen oder Kopfhörer abhören.
Beginnen wir mit einem passiven, reinen Jazzbass-Signal ohne Kompressor, Klangregelung oder sonstige Soundveränderungen. Wir hören ein angenehmes und obertonreiches Signal mit hoher Dynamik und klarer Trennung. Nichts klingt verschwommen, die einzelnen Akkordtöne sind deutlich getrennt.
In den nächsten beiden Beispielen kommt ein passiver 5-Saiter ins Spiel. Auch hier kann man deutlich eine warme Tonfärbung erkennen, die tiefe H-Saite kommt klar zu Geltung. Der Sound klingt lebendig, ohne hörbar zu verzerren oder an Definition einzubüßen.
Hier derselbe Bass mit Bridge-Pickup. Die extrem knochigen Mitten werden voluminös zur Geltung gebracht und mit dem Einsatz der tiefen, knurrenden Achtel entfaltet der Bass seine Durchsetzungskraft.
Um die Wirkungsweise des Lowcut-Filters zu demonstrieren, hören wir im nächsten Beispiel einen Achtel-Bass, während der Filterregler von der Nullstellung bis zur höchsten Trennfrequenz (500 Hz) und wieder zurückgedreht wird. Auch für den E-Bass kann manchmal eine Tiefbassbegrenzung sinnvoll sein. Vor allem aber ist sie für akustische Instrumente gedacht.
Wie verhält sich die Radial Firefly DI beim gleichen Riff, aber unterschiedlich gespielt? Hier folgen drei Beispiele, die diesen Faktor beleuchten:
Beim ersten Beispiel ist ein Fender Precision an der Reihe, gespielt mit Plektrum, die Saiten mit dem Handballen abgedämpft. Durch den Obertonreichtum der Röhre hört man sehr schön den Attack und das “Schmatzen” des Anschlags mit dem Pick.
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Das gleiche Riff, ebenfalls auf einem Fender Precision, aber mit den Fingern gespielt. Der Ton klingt vollkommen anders, behält aber Wärme, Fülle und Klarheit.
Und hier noch einmal das Riff mit einem passiven Humbucker in Bridgeposition und Höhenabsenkung. Obwohl dem Ton jegliche Höhen fehlen, klingt er nicht tot. Die Röhre sorgt dafür, dass das Signal dennoch “reich” klingt und nicht verschwimmt.
Wie verhält sich die Radial Firefly mit aktiven Bässen mit hohem Output? Ich habe verschiedene von ihnen angeschlossen und festgestellt, dass sich der Firefly-Eingang zwar tolerant verhält, man aber dennoch etwas vorsichtiger agieren muss.
Bei dem hier zu hörenden MusicMan StingRay musste ich den Trim-Regler des Eingangs sehr weit zurückdrehen, um verschwommene Verzerrungen zu vermeiden. Hat man an den anderen Kanal einen passiven Bass angeschlossen, wird man den zwangsläufig an die Lautstärke des aktiven Basses angleichen müssen. Muss der aktive Bass sehr weit zurückgeregelt werden, um die Röhre nicht in die Verzerrung zu fahren, ist das auch beim passiven Instrument angesagt, damit die Lautstärkeverhältnisse stimmen. Dabei kann es passieren, dass man den „Sweet-Spot“, bei dem der passive Bass mit der Röhre am besten klingt, verlassen muss. Kein Drama, aber erwähnenswert und eine Folge des hochohmig ausgelegten Eingangs. Im Vergleich zu einer anderen DI-Box mit Röhre, der Valvotronics D19, die mit niederohmigerem Eingang ohne Regelmöglichkeit und einer anderen Röhrenbestückung auugestattet ist, scheint die Firefly in diesem Fall ein wenig an Dynamik und Frequenzweite einzubüßen. Hörbar sicher nur auf adäquaten Boxensystemen, aber wahrnehmbar.
Spannend ist natürlich die DRAG Control, der Regler also, der mit variabler Ladung auf den (passiven) Tonabnehmer des angeschlossenen Instrumentes und somit dessen Sound wirkt. Der Effekt wirkt nur bei passiven Tonabnehmern. Auf aktive Bässe, bei denen die Tonabnehmer durch aktive Elemente im Bass bereits gebuffert sind, hat der DRAG Control Regler keinen nennenswerten Einfluss. Tatsächlich verändert sich der Sound noch mehr in Richtung Röhren-Amp, vor allem, wenn man die Schraube des Reglers nach links dreht. Hier bekommt der Sound einen Vintage-Charakter.
Sound mit DRAG Control, Regler entgegen dem Uhrzeigersinn
Sound mit DRAG Control, Regler im Uhrzeigersinn
Zum besseren Vergleich hier noch einmal kurz hintereinander geschnitten:1) ohne DRAG, 2) DRAG voll nach links gedreht, Richtung Vintage-Ton und 3) DRAG voll nach rechts gedreht, mehr Klarheit/Obertöne
Zuletzt noch ein Härtetest zu den Themen Nebengeräusche, Impulsverhalten, Dynamik und Frequenzweite. Hier muss die Firefly DI gegen einen der besten (und teuersten) Transistor Class-A Preamps antreten, eine Glockenklang Bugatti Vorstufe, unbestritten in der Königsklasse anzusiedeln. Man kann durchaus feststellen, dass es minimale Unterschiede gibt. Speziell im Impulsverhalten und der konkreten Basswiedergabe im Grundtonbereich attestiere ich der Bugatti einen leichten Vorteil. In der Praxis entspricht das allerdings Erbsenzählen. Nebengeräuschunterschiede sind ebenfalls sehr minimal und daher nicht negativ in die Bewertung zu ziehen. Urteilt selbst:
Die Unterschiede sind also marginal und unterliegen überdies dem Geschmack und nicht schlichten Fakten. Die Firefly ist eindeutig ein klarer Gewinn für die Bassistenwelt und darüber hinaus für Tontechniker live und im Studio.
Pat sagt:
#1 - 11.10.2012 um 23:02 Uhr
Ein Vergleich mit der REDDI wäre sehr interessant :-)
Oliver (Bonedo) sagt:
#2 - 12.10.2012 um 03:35 Uhr
Der klangliche Unterschied zur REDDI ist nicht gross. Die Reddi liefert etwas mehr Tiefbass, das war es dann auch schon. Ich bin ein bekennender REDDI Fan, die Firefly hat mich dennoch ebenso überzeugen können.
Kaeptn Hirni sagt:
#3 - 14.10.2012 um 13:36 Uhr
Vielen Dank für den Testbericht, sehr interessant!Allerdings finde ich persönlich Klangbeispiele, die mit einem Beat hinterlegt sind tendenziell immer eher absolut unbrauchbar. Wär cool, da noch die reine Bassspur mitzugeben :)
BonedoMalte sagt:
#4 - 17.10.2012 um 12:32 Uhr
Hallo Käptn Hirni! Freut uns, dass dir der Testbericht gefällt! Und danke für deinen Input!
Oliver (Bonedo) sagt:
#5 - 26.10.2012 um 16:38 Uhr
@ Kätn Hirni: Danke für Deinen Kommentar. Die Kritik kann ich nachvollziehen. Ein einsames, isoliertes Bass-Signal klingt in den meisten Fällen allerdings relativ unspektakulär, manchmal sogar "eklig", gewinnt aber im Playback plötzlich an Wirkung and Charakter. Bestes Beispiel sind "Precision" Bässe, die als isolierte Spur oft dünn vor sich hin scheppern, aber sobald das Playback (oder auch nur ein Drumbeat) hinzukommt so klingen, als wären plötzlich EQs, Kompressoren und Preamps dabei, ihre Magie zu entfalten. In einem Test mit Solospuren müsste man dann die Bewertung abgeben: "klingt dünn und neigt zum Scheppern". Das wäre zwar faktisch korrekt, würde aber nicht den wahren Wert des Soundcharakters abbilden.Ich präsentiere in den Tests oft ein bis zwei isolierte Spuren, wo es sinnvoll erscheint. Eine Bewertung ausschliesslich nach dem Klangverhalten in einer isolierten Spur auszurichten, wäre natürlich möglich. Wäre das aber auch repräsentativ? Der Bass findet ja zu 95% innerhalb von Musik statt und nur sehr selten als Soloinstrument. Es ist mindestens genau so interessant zu hören, wie sich ein Instrument im musikalischen Kontext verhält.Ich werde Deine Anregung aufgreifen und bei künftigen Tests auch isolierte Signale zusätzlich zu den Playbackversionen anzubieten.
SteveFromBerlin sagt:
#6 - 02.11.2012 um 20:23 Uhr
Ich finde die Beispiele mitsamt Groove schön, allerdings muss ich zugeben, dass mich diese merkwürdig antik angehauchten "Beats" eher weniger ansprechen.
Paul Tietze sagt:
#7 - 18.11.2012 um 15:46 Uhr
Hallo,wollte nur mal anmerken, das Oliver Poschmann die besten Testberichte schreibt. Absolut kompetent.
Und spielen kann der Mann auch! Weiter so!