Praxis
Unterschiede zum Spectralis Filter
Die Unterschiede zum ursprünglichen Spectralis Filter sind nicht viele, dennoch steckt der Teufel im Detail. Der erste Unterschied besteht darin, dass der RT 451 komplett analog aufgebaut ist. Beim Spectralis lief das Audio zunächst durch einen Wandler, auch die Steuerspannungen waren digital. Diese Änderung resultiert aus der Adaption zu einem Eurorack-Modul.
Da es sich beim RT 451 um ein reines Filtermodul handelt, werden auch keine Wandler benötigt. Dieser Filter klingt immer hochwertig und voll. Er weißt ein sehr geschmeidiges und ausgewogenes Klangverhalten auf, ohne dabei zu kühl oder zu schmutzig zu klingen. Hat man das Bedürfnis nach einem etwas raueren Klang, so kann man eine der beiden CV-Buchsen mit einem Audiosignal füttern. Dosiert man diese Modulation dann vorsichtig mit den Attenuverters, erhält man sehr schöne Audiomodulationen und einen schmutzigeren Klang. Da hier nicht nur Abschwächer, sondern Attenuverters zur Verfügung stehen, erhält man die Möglichkeit die gleiche Audiomodulation auf der einen Seite zu invertieren um somit interessante Stereoeffekte zu erzielen.
Die zweite Änderung zum originalen Spectralis Filter liegt im Regelbereich der Resonanz. Wo der Filter beim Spectralis schon relativ früh in die Eigenresonanz geriet, liegt er beim RT 451 bei voll aufgedrehtem Resonanz-Poti nur knapp davor. Das ermöglicht eine genauere Justierung der Resonanz und macht bei diesem Filter wirklich Sinn, da die gebotene Resonanz sehr vielseitig und lebendig klingt. Bei höheren Frequenzwerten fängt der Filter dann doch an, mal in die Eigenresonanz zu gelangen und fällt dann aber auch wieder ab.
Klang & weitere Eigenschaften
Das absolute Highlight bei dieser Resonanz und deren Konfiguration sind jedoch die Filter-Pings. Filter-Ping bedeutet, dass man die Resonanz soweit aufregelt bis der Filter kurz davor ist in Eigenresonanz zu geraten Schickt man nur einen ganz kurzen Trigger, oder eine sehr knackige Hüllkurve in den Audioeingang, so gerät der Filter dadurch kurzzeitig in Eigenresonanz und erzeugt Klänge mit einem natürlichen Decay. Das Decay kann dann auch mit dem Resonanz-Poti in seiner Länge eingestellt werden. Nicht jeder Filter ist dafür geeignet schöne Filter-Pings zu erzeugen und in der Regel ist es ein wirkliches Gefummel, die richtige Poti-Einstellung für die Resonanz zu finden. Hat man dann diesen Punkt gefunden, ist der Sweet-Spot dafür meistens so klein, dass man nicht wirklich Kontrolle über das Decay-Verhalten hat.
Beim RT 451 Filtermodul ist das Erzeugen von Filter-Pings nicht nur ein Kinderspiel, diese klingen auch wirklich großartig. Durch die Attenuverters und den Regelbereich der Resonanz kann man somit das Decay nicht nur hervorragend manuell, sondern auch per CV steuern. So ist dieser doppelte Multimode Filter auch ein wunderbarer duophoner Klangerzeuger für glockenähnliche Klänge. Die beiden CV-Eingänge bieten weiterhin Möglichkeiten, die beiden Stimmen mit einem Sequenzer tonal zu spielen und dabei gleichzeitig die zweiten CV-Eingänge für Frequenzmodulation zu nutzen.
Auch im Bereich der Frequenzmodulation (FM) bietet der RT 451 Potenzial. Wenn man die beiden Filtereinheiten sich gegenseitig frequenzmodulieren lässt, erhält man sehr interessante Klangergebnisse. Schade nur, dass keiner der CV-Eingänge auf 1V/Okt. geeicht ist, denn das Modul eignet sich auch hervorragend als Tonerzeuger. Es besteht zwar die Möglichkeit die eingehenden CV Eingänge mit den Attenuverters auf 1V/Okt zu regeln, jedoch ist das so fummelig, dass man das in der Praxis wohl kaum anwenden wird.
Das RT 451 kann aber nicht nur Filter-Pings und glockenartige Sounds generieren. Dreht man die Resonanz voll auf und führt eine feste Steuerspannung in einen der gebotenen CV-Eingänge, so gerät dann auch dieser Filter in die volle Eigenresonanz, die auch bis herunter in tiefe Frequenzen reicht. Auch das ist eher selten bei Filter Modulen und so lässt sich dieses Modul auch prima als Sinus-Oszillator nutzen. Aber auch hier vermisst man leider den 1V/Okt. Eingang.
Der Lösungsweg Kippschalter für die einzelnen Filtertypen einzusetzen, anstatt dedizierte Ausgangsbuchsen zu bieten, ermöglicht zwar nicht ganz so komplexe Patchmöglichkeiten, eignet sich dafür aber umso mehr für den Einsatz im Live-Betrieb. So lassen sich nicht nur schnell die Filtertypen ändern, ohne dabei Kabel umstecken zu müssen, sondern erhält auch die Möglichkeit, beide Filter schnell aus- und wieder einzuschalten.
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Audiobeispiele zu Radikal Technologies RT 451 Dual Multimode Filter
dr w sagt:
#1 - 31.01.2019 um 15:26 Uhr
so ein schoenes modul!
<3