Praxis
Wenn man sich den Sound des Lautsprechers bei offenem Deckel anhört, fällt sofort der positive Effekt des Bassreflexrohrs auf, die Box klingt recht druckvoll und mit einer guten Portion Bassfundament. Wie sich das alles auf die Abnahme mit dem Mikrofon auswirkt, wird jetzt genauer betrachtet. Los geht es mit den Vergleichsaufnahmen in verschiedenen “Standardsituationen”. Dafür habe ich sieben Beispiele mit identischen Ampeinstellungen für alle Boxen aufgenommen. Die Lautsprecher klingen natürlich unterschiedlich, mal mehr Höhen, mal weniger, deshalb sollte man das Ganze nicht zu eng sehen. Aber man bekommt eine Idee davon, wohin die Reise geht. Für die Standardsounds wurde ein SM-57 verwendet und am Übergang von der Kalotte zur Membran positioniert.
Für die Testreihe mit den sieben Standardsounds habe ich einen The Valve 3|100 benutzt, die Ampeinstellungen findet ihr in der Zusammenfassung.
Clean Channel – Strat Picking
Der Vintage 30 gibt einen runden Ton ohne übermäßig betonte Frequenzbereiche von sich, ideal für einen guten Cleansound. Im Vergleich zu den Greenbacks aus meiner Marshall-Box sind hier die Höhen einen Hauch härter, was aber im cleanen Bereich nicht so stark ins Gewicht fällt.
Clean Channel – Semi Akustik Jazz
Ich hatte schon die Befürchtung, dass der Bassbereich etwas heftig klingen könnte, aber das hat sich nicht bestätigt. Auch bei muffigen Jazzsounds wirkt das Ganze nicht “boxy”, sondern immer noch aufgeräumt und klar.
Crunch Channel – Tele Stones Crunch
Jetzt geht es etwas dreckiger zur Sache, der Crunch Channel am Amp ist angewählt und ein leicht angezerrter Sound wird mit der Tele erzeugt. Hier macht das Randall Iso Cab eine sehr gute Figur, der Attack wird adäquat übertragen und im Vergleich zu den Mitbewerbern ist der Klang sehr druckvoll und präsent mit guter Durchsetzungsfähigkeit.
Crunch Channel – SG Classic Rock
Auch in der nächsten Runde kann die Box punkten, ein klassischer Rocksound mit viel Mitten vom Amp und der Gibson SG. Es wird eine Ecke aggressiver, der Sound klingt etwas körniger als zum Beispiel die Marshall Box mit den Greenbacks. Aber hier bewegen wir uns in feinen Nuancen, bei denen es auf den eigenen Geschmack ankommt, von besser oder schlechter kann man nicht sprechen.
Lead Channel – Les Paul Powerchords
Weiter geht es mit dem Lead Channel und einem Mid Gain Sound mit einer Les Paul. Dabei zeigen sich die etwas härteren Höhen ein wenig, es wird leicht bissig.
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Lead Channel – Baritone
Bei tiefen Frequenzen, erzeugt durch tiefer gestimmte Gitarren, hier eine Bariton Les Paul, gibt es keine Beanstandungen. Die tiefen Saiten werden sauber übertragen, es gibt keine Probleme mit einem wummernden Bassbereich. Im Vergleich zu den anderen Mitbewerbern kommt der Sound sehr frisch aus dem Randall Iso Cab.
Lead Channel – Mid Scoop Metal
Die siebte Disziplin ist der Mid Scoop Metalsound, bei dem die Mitten am Amp leicht herausgefiltert wurden. Auch dabei gibt es nichts zu meckern, aus der Kiste kommt eine körnige Verzerrung, die sich auch gegen den Rest der Band gut durchsetzen kann.
Mikrofon Position
In der nächsten Runde geht es um die Möglichkeiten der Klangvarianten, die mit der Mikrofonposition einzustellen sind. Je nach Schwingungsverhalten von Lautsprecher und Mikrofon kommen hierbei extrem unterschiedliche Sounds zum Vorschein. Das Problem bei der Randall Box ist natürlich die Mikrofonhalterung, die im Auslieferungszustand einige Grenzen setzt. Ich hatte eingangs schon erwähnt, dass die Halterung eigentlich zu tief montiert ist, ein Sennheiser MD421 würde die Kalotte berühren. Entweder man besorgt sich eine zusätzliche Klemme, zum Beispiel eine, die normalerweise zur Abnahme von Perkussionsinstrumenten (Congas, Timbales) benutzt wird und schraubt sie an die Befestigung. Das allerdings verursacht zusätzliche Kosten und ist nicht im Sinne des Erfinders, und schon gar nicht des Benutzers. Also sollte man den optimalen “Sweet Spot” des Mikrofons austüfteln und dann die Befestigung so montieren, dass die entsprechende Position reproduzierbar ist. Ich habe jetzt die beiden Extrempositionen des SM57 aufgenommen, einmal gnadenlos in die Mitte des Speakers und dann an den äußeren Rand. Das Ergebnis ist wie zu erwarten: In der Mitte ist es zwar extrem bissig, aber noch brauchbar. Der Sound des am Rand abgenommenen Speakers kommt sehr weich, aber immer noch direkt, eine sehr gute Bandbreite ist hier erzielbar.
Meine favorisierte Einstellung mit dem SM-57 ist die Position am Übergang von der Kalotte zur Membran, allerdings mit etwas höherem Abstand zum Lautsprecher als bei den vorangegangenen Beispielen. Das Mikrofon befindet sich ca. 15 cm von diesem Punkt im Speaker entfernt. Der Ton klingt weich, hat aber noch genügend Höhen für einen durchsetzungsfähigen Sound.
Andere Mikrofone
Jetzt wird das Mikrofon gewechselt, auch hier gibt es immer große Klangunterschiede und Klangfärbungen, wie ihr gleich hören werdet. Mit dem nächsten Kandidaten, dem Sennheiser e906, wird der Klang meines Erachtens noch etwas transparenter und es gefällt mir besser als das SM-57. Hier ist ein Beispiel mit dem Mikro ebenfalls am Übergang von Kalotte und Membran, allerdings etwas näher positioniert und leicht schräg auf den Rand gerichtet.
Das MD421 (Sennheiser) liefert einen dezenten “Scoop” Sound, die oberen Mitten werden vom Mikrofon leicht abgesenkt und eine Portion Bässe gibt’s extra. Für gewisse metallische Anwendungen ist das natürlich sehr erwünscht. Die Kombination von Speaker und Mikrofon funktioniert auch hier sehr gut, wobei mir das e906 tatsächlich aufgrund seines neutraleren Klangverhaltens besser gefällt und vielseitiger einsetzbar ist. Zwei Einstellungen sind zu hören, einmal das Mikrofon am Rand und dann am Übergang von der Kalotte zur Membran.