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Randall RD1H Diavolo Test

Der Randall RD1H im bonedo-Test – Der Markt für kleine Völlröhrenamps erfreut sich nach wie vor ungebrochener Beliebtheit und so schießen in regelmäßiger Folge wohnzimmertaugliche Gitarrenverstärker wie Pilze aus dem Boden. Besonders High-Gain-Fans kommen auf ihre Kosten, da man die Endstufen leistungsschwacher Röhrenverstärker schneller in die Sättigung fahren kann. Als Don Randall 1970 seinen Abschied vom Posten des Fender-Vizechef nahm und seine eigene Firma gründete, waren eher laute und große Verstärker an der Tagesordnung.

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Heute möchte der amerikanische Hersteller natürlich auch vom Boom der Winzlinge profitieren und schickt mit dem Randall RD1H ein kleines Topteil ins Rennen. Der Mini-Rocker bietet gerade einmal ein Watt Endstufenleistung und ist entsprechend klein, leicht und preiswert. Aber wie steht es bei einem solchen Zwerg eigentlich mit der Praxistauglichkeit?  

Details

Konzept und Aufbau

Der Randall RD1H ist extrem spartanisch ausgestattet und das Frontpaneel bietet gerade einmal so viele Regler, wie sie ein durchschnittlicher Verzerrer zum Überleben braucht. Wo wir schon einmal beim Gegenüberstellen sind: Es gibt viele Verzerrer, die weitaus teurer sind als unser Randall RD1H, und gerade Anfänger werden sich die Frage nach der Verhältnismäßigkeit stellen, denn hier kann man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Bei unserem auf High-Gain-Sounds spezialisierten Gitarrenamp steht ganz klar die fette Verzerrung im Fokus, denn durch den kleinen Headroom respektive die schwache Endstufenleistung sind cleane Sounds nur sehr leise realisierbar.  Der geneigte Hank Marvin Fan wird also nicht auf seine Kosten kommen, da sich der Grundsound einfach zu rau präsentiert. Dafür kann der Amp mit einigen Features glänzen, die sich auf der Rückseite offenbaren und die bei einem Zerrpedal üblicherweise nicht unbedingt zur Ausstattung zählen. Dort bietet der Amp neben einem seriellen Einschleifweg eine frequenzkorrigierte Speaker-Emulation inklusive Dummy Load, die automatisch aktiviert wird, wenn kein Lautsprecher angeschlossen ist.

Ein wenig größer als ein Verzerrerpedal ist der RD1H schon – aber nicht unbedingt teurer!
Ein wenig größer als ein Verzerrerpedal ist der RD1H schon – aber nicht unbedingt teurer!

Das Frontpaneel

Neben dem Gitarreneingang sitzt das Gainpoti als zentrales Tongestaltungswerkzeug.  Hier geht es relativ flott ans Eingemachte, denn man kommt von leicht angezerrten Sounds schnell in wirklich böse Regionen. Je nach Pickupbestückung dringt man auch bedingt in Heavy- und Metal-Sphären vor, die man so einem Zwerg erst einmal nicht zutrauen würde. Die Klanggestaltung teilen sich der mittig gelegene Tone-Regler und der dreistufige „Tone Stack Shift“, kurz T.S.S. genannt, mit dem sich der Mittenbereich verändern lässt. Aber dazu später mehr. Für die Masterlautstärke ist der Volumeregler zuständig. Er fährt die Endstufe ab Halbgas allmählich in die Sättigung und den Amp gleichzeitig in die Kompression.  

Fotostrecke: 3 Bilder Die Bedienoberfläche des Diavolo RD1H ist übersichtlich bestückt:

Die Rückseite

Der serielle Einschleifweg des RD1H verfügt über die obligatorischen Send- und Returnbuchsen, er greift standesgemäß den kompletten Preampsound vor der Endstufe ab und schickt ihn durch ein angeschlossenes Effektgerät, bevor er per Returnbuchse wieder der Endstufe zugeführt wird. Somit wirkt sich die Qualität des eingeschleiften Effektgerätes massiv auf den Gesamtsound aus. Je besser es ist, desto unbeeinflusster bleibt der Grundsound des Amps.  Ein weiteres Feature ist die integrierte Speaker-Emulation, die ihr Signal über eine XLR-Buchse ausgibt. Hier liegt das frequenzkorrigierte Endstufensignal an, wodurch sich auch ohne eine mikrofonierte Gitarrenbox Aufnahmen realisieren lassen. Ein Groundlift-Taster hilft bei Masseproblemen mit dem Interface oder dem Mischpult, eventuelles Brummen lässt sich so schnell und effektiv ausschalten.  

Rückseite des Amps
Rückseite des Amps

Natürlich gibt es auch einen Lautsprecherausgang. Hier sollte man idealerweise eine Box mit wenigstens 8 Ohm verwenden. Ist die Buchse nicht belegt, schaltet sich automatisch die integrierte Dummy Load ein und man kann völlig verstärkerlos mithilfe der Speaker-Emulation ein Mischpult oder Interface mit dem Signal versorgen. Abschließend soll noch das fest am Gerät angebrachte Netzkabel erwähnt werden.

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Praxis

Der RD1H ist auf verzerrte Sounds spezialisiert und beginnt erst bei mittleren Anzerrungen brauchbar zu klingen. Wirklich clean geht es hier nur bei sehr, sehr leisen Einstellungen zu, wobei der Amp dabei eher matt und kraftlos klingt. Erst ab Gaineinstellungen um die 10 Uhr erwacht er klanglich zum Leben. Um den Ton stabil zu gestalten, sollte man den Volumeregler dann idealerweise über die 12-Uhr-Marke hinausdrehen. Optimal sind Einstellungen zwischen 14 und 15 Uhr. Das geht natürlich nicht immer, denn trotz seiner geringen Endstufenleistung von nur einem Watt macht der kleine Brüller im heimischen Wohnzimmer relativ viel Lärm. Je mehr Gain und je stärker der Ausgangspegel der Pickups, um so weiter muss man den Volumeregler zurücknehmen, da sich der Amp ansonsten förmlich verschluckt. Mit Humbuckern und Maximumgain habe ich den Volume-Regler deshalb nie über 12 Uhr gedreht. Bei den Einspielungen blieb der Tone-Regler immer in der 12-Uhr-Position, weil mir der Sound hier am besten gefiel. Die Aufnahmekette bei allen Tests besteht aus einem ToneTubby Red Alnico Hanf Speaker, einem SM 58 (ohne Korb) über einen UAD 6176 Preamp und ein Apogee Ensemble Audio-Interface. Aufgenommen wird in Logic Pro.

1 Watt muss bekanntlich nicht "leise" bedeuten.
1 Watt muss bekanntlich nicht “leise” bedeuten.

Bei meinem ersten Audiobeispiel habe ich den Gainregler auf 10 Uhr gestellt, der Volume-Regler steht auf 14 Uhr. In dieser Lautstärke beginnt die kleine Endstufe bereits heftig zu komprimieren. Die verwendete Gitarre ist eine Stratocaster in der ersten Zwischenposition (Steg- und mittlerer Tonabnehmer). Der Sound klingt schmutzig und unprätentiös und eignet sich sehr gut für Undergroundrock und alten Blues.

Audio Samples
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Old School

Das zweite Soundbeispiel habe ich mit dem Stegpickup (Singlecoil) meiner Strat eingespielt. Obwohl der Amp in der 13-Uhr-Position des Gainreglers schon einen recht hohen Verzerrungsgrad bietet, klingt es hier noch sehr klassisch. Der Volumeregler befindet sich in der 15-Uhr-Position, wodurch die Schärfe des Pickups dank der hohen Endstufenkompression weich abgerundet wird. Mit Humbuckern würde man in dieser Einstellung einen eher breiigen Mulm erhalten, aber mit dem Singlecoil der Strat klingt es eher nach Keith Richards.

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Rolling

Beim dritten Soundbeispiel wollen wir uns mit der Wirkungsweise des T.S.S.-Schalters beschäftigen. Im ersten Drittel des folgenden Soundbeispiels hört man die linke Position des Schalters. Hier werden die mittleren Frequenzen leicht geboostet, wodurch die Bässe und Höhen in den Hintergrund geraten. Mit dieser Einstellung kann ich nicht wirklich viel anfangen, da mir der Sound einfach zu muffig ist. In der mittleren Position sind alle Frequenzen gerecht verteilt. Hier ist der Mittenbereich weder besonders gefeatured noch  entschärft. Diese Position hat mir am besten gefallen, da man hier die besten Soundergebnisse erhält. Die dritte Position höhlt die Mitten leicht aus, Bass und Höhen kommen stärker zum Tragen und der Klang tendiert mehr in Richtung Hard/Heavy/Metal.

Audio Samples
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Muff

Zum Schluss noch ein Audiobeispiel mit meiner Gibson Les Paul und maximalem Gain. Damit sich der Amp bei diesen hohen Gaineinstellungen nicht verschluckt, muss man mit dem Volumeregler etwas herumprobieren. Der Grund für das Verschlucken bei hohen Lautstärken ist die leichte Überbetonung bei etwa 100 Hz. Damit klingt der Amp in diesem Bereich leicht aufgeblasen, was sich aber noch im vertretbaren Rahmen hält. Hier habe ich den T.S.S. Schalter in die rechte Position geschaltet, wobei der mittlere Frequenzbereich leicht ausgehöhlt wird. Interessanterweise klingt der Amp in dieser Einstellung fett und rund, ohne in einen Gleichmachersound zu verfallen. Sehr gut gefällt mir hier auch der lebendige Obertonbereich, mit dem sich der Sound gut durchsetzt.

Audio Samples
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Max. Gain
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Fazit

Der Randall RD1H ist ein Übungsamp, mit dem man ohne großen Aufwand und schnell anständige Recordingsrealisieren kann. Im Proberaum kommt man allerdings in puncto Lautstärke mit der spartanischen Endstufenleistung nicht weit, obwohl man im heimischen Wohnzimmer durchaus einen gewissen Lärmpegel erreicht. Gegen Schlagzeug und Bass hat man im Proberaum aber keine Chance. Deshalb sehe ich seinen Einsatz eher als Übungsamp und im Studio bei Gelegenheiten, in denen es etwas schroffer und unpolierter klingen soll.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Preis/Leistung
  • gute verzerrte Sounds
  • Einschleifweg
Contra
  • cleane Sounds nur bei sehr niedrigen Lautstärken möglich
Artikelbild
Randall RD1H Diavolo Test
Verzerrte Sounds sind sein Fachgebiet: der Randall Diavolo RD1H
Verzerrte Sounds sind sein Fachgebiet: der Randall Diavolo RD1H
Spezifikationen
  • Leistung: 1 Watt
  • Anschlüsse: Gitarreneingang, Speakerausgang (8 Ohm)
  • XLR Buchse für Speaker Emulation, IN/OUT für den seriellen Effekteinschleifweg
  • Röhren: 2 x 12AX7 Vorstufenröhre 1 x 12AU7 Endstufenröhre
  • Regler: 1 x Gain-Regler, 1 x Tone-Regler, 1 x Mastervolumen
  • Schalter: 3-fach Tone-Stack-Shift-Schalter für Midrange Contour , ON/OFF
  • Serieller Class A Effekt-Einschleifweg, integrierte Dummy Load
  • Gewicht : 5 kg
  • Maße (cm): 17,6 x 31 x 22 (H x B x T)
  • Preis: € 272,– (UVP)
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