Praxis
Da der Rane FOUR noch brandneu ist, bedarf es zunächst eines Updates auf die aktuelle Serato DJ Pro Version. Anschließend noch den Treiber installiert und schon erkennt mein MacBook Pro den Controller.
Beim Start der Konsole durchzieht sämtliche beleuchtete Elemente ein wahres Farbspektakel. Solange der Controller noch nicht von der Software geknechtet wird, läuft auf den beiden runden LC-Displays ein Bildschirmschoner mit passender Beschriftung: Rane und FOUR.
Zur Soundkontrolle schließe ich meine Neumann Studiomonitore an den Masterausgang des Testkandidaten an.
Rane FOUR System-Menü
Ehrlich gesagt, ich brauchte schon etwas Zeit, um auf das System-Menü zu stoßen, das erfreulicherweise ohne Laptop aufgerufen und angepasst werden kann. Drückt man die Tasten Shift und HW/SW-FX gleichzeitig, erscheint das Menü auf dem FX-Display. Hier wird dann mit dem Joystick manövriert, um beispielsweise den Cut-in des Crossfaders, die Empfindlichkeit und Hold-Time des Talkovers oder das Echo des Mikrofons einzustellen.
Der optische Eindruck und die Haptik
Der amerikanische Hersteller legt seit jeher großen Wert auf eine hochwertige Verarbeitung und Robustheit. Diese Eigenschaften kann man dem Rane FOUR blind attestieren, bevor man ihn in Betrieb genommen hat. Das Finish des Stahl-Chassis ist recht kratzfest. Selbst bei heftigen Cut-Salven am Crossfader dürfte die Beschriftung halten. Zum Schutz der Elemente an der Frontleiste sind links und rechts jeweils ein Abstandshalter aus Gummi platziert.
Sämtliche Drehregler fühlen sich dank der gummierten Aufsätze sehr griffig an. Weiß abgesetzt schimmern sie auch im düsteren Club hervor. Sie sind leicht gedämpft und um 12 Uhr einrastend, womit sich schnell agieren lässt, ohne die Kontrolle über die Position der Regler zu verlieren.
Obwohl der Controller von üppiger Tiefe ist, musste Rane beim Platz zwischen den Reglern sparen. Es fühlt sich spürbar enger an, als beim Rane Seventy-Two MKII. Ich komme zwar nicht mit dem Nachbarregler ins Gehege, aber dickeren Fingern könnte dies durchaus passieren. Aber letztlich geht der Platz auf Kosten der üppigeren Effekt-Sektion, was man bei diesen neuen Features auch gern in Kauf nimmt.
MAG FOUR XF-Crossfader und Linefader
Rane ist für seine qualitativ hochwertigen Fader bekannt. Dem wird auch der verbaute verschleißfreie MAG FOUR XF-Crossfader in Sachen Qualität und Haptik gerecht. Im Vergleich zum MAG FOUR im Seventy-Two MKII fühlt sich der XF von seiner Masse noch leichter an. Er flutscht regelrecht. Sollte der Gleitwiderstand nicht den eigenen Ansprüchen genügen, einfach das Faceplate abmontieren und diesen an der Stellschraube anpassen.
Nach etlichen Cut-Sessions können die Fader auch etwas schwerer gehen. Nach einer Reinigung mit dem beigelegten Öl rutschen sie wieder über die Faderbahn – buchstäblich wie geschmiert.
Bei den vier Channel-Fadern verbaut Rane herkömmliche Fader, womit der Hersteller bei mir zwar nicht in Ungnade fällt, allerdings hätten sie für meinen Gschmack ruhig etwas leichter gleiten dürfen. Cuts auf die Kick, Snare oder HiHat gelingen noch, aber deutlich schnellere werden ausgebremst.
Jogwheels am Rane FOUR
Bei den beiden Decks stechen die beiden richtig großen 8,5 Zoll großen Jogwheels ins Auge, das sind 1,5 Zoll mehr als der Durchmesser einer herkömmlichen Vinyl-Single (!). Viel Platz, um es sich mit den Fingern gemütlich zu machen. Mit ihrer Oberfläche, ihren Stroboskopspiegeln und mit ihrer Schwungmasse wirken sie tatsächlich wie kleine Turntables.
Um sich deutlich vom Rane ONE abzugrenzen, verzichtete der Hersteller auf die Motorisierung. Das finde ich sehr schade, denn die angetriebenen Teller hätten dem Controller noch besser gestanden.
Abgesehen von der Optik kommt in meinen Augen so kein wahres Vinyl-Feeling auf und auch das Fangen einer Position im laufenden Track wirkt für mich etwas schwammig. Da muss ich mich als Vinylaufleger erstmal reinfitzen. Aber nach ein paar Routines habe ich den Dreh raus, mit dem Jogwheel umzugehen. Im Zusammenspiel mit dem grandiosen Crossfader gelingen dann auch recht flotte Scratch-Cuts. Scratches gelingen gut, wobei mir mitunter dennoch das Signal unter dem Jogwheel leicht weggrutscht
Wer sicher beim Starten der Decks lieber auf die Transport-Sektion verlässt, der triggert die beleuchteten Cue- und Play/Pause-Tasten, die von anderen Produkten des InMusic-Imperiums übernommen wurden. An deren Hub kann man sich gewöhnen. Dagegen erfordert der zu überwindende Click-Widerstand beim Taster schon etwas mehr Engagement als bei anderen Controllern. Ich habe das Bedürfnis, recht stark auf den Taster zu hauen, damit der Track auch wirklich gecuet beziehungsweise gestartet wird. Da Rane-Produkte allerdings als sehr robust gelten, gehe ich davon aus, dass die Tasten das langfristig abkönnen.
Der schmalere Cue-Taster beeinträchtigt zwar nicht die Trefferquote und die Ergonomie, aber mehr Fläche hätten man dem Cue-Button vom gleichgroßen und damit meines Erachtens überdimensionierten Sync-Schalter schenken können.
Die RGB-illuminierten Performance-Pads aus Weichplastik reagieren dagegen äußerst schnell auf den jeweiligen Performance-Mode, obwohl die Pads beim Drücken deutlich nachgeben.
Etliche Displays beim Rane FOUR
Der Rane FOUR gibt reichlich Infos per Display Preis, wobei die hochauflösenden, allerdings monochromen OLED-Bildschirmchen den Effekt-Paramatern und Stems- beziehungsweise Performance-Pad-Infos vorbehalten sind. Für Letztere kassiert der Controller ein Extralob, denn wie oft kontrolliert man auf dem Laptop bei den Rolls oder Beat Jumps, die übrigens auch zusätzlich in der unteren Reihe der Rolls geparkt sind, die momentan aktive Länge.
Bei den runden mehrfarbigen Jog-Wheel-Displays spart Rane an der OLED-Technolgie und setzt auf LCD aufgrund ihres üppigen Durchmessers von 5,5 cm. Deren Optik lehnt sich an die der virtuellen Teller der Software an.
Der Needle-Marker, vergleichbar mit dem Sticker auf einem Vinyl, der die momentane Spielposition auf dem Jog-Wheel darstellt, ruckelt im Track-Progress-Ring (noch) sichtbar, als wäre die Bildschirmwiederholungsrate der Software stark minimiert. Zudem hängt der Marker beim Scratching etwas hinterher, das irritiert. Für mich die größten Schwachstellen des Rane FOUR.
Die Effekt-Sektion zum Zweiten
Zum Schluss widme ich mich den eigentlichen Alleinstellungsmerkmalen. Bei 22 On-Board-Effekten benötigt man bei diesem Controller keine Software-Effekte mehr. Und wenn doch, einfach mit dem HW/SW-Button umschalten. Wer allerdings ganz gern Hardware- und Software-Effekte kombiniert, der muss darauf leider verzichten. Letztlich bietet der Rane FOUR aber wirklich innovative FX von Haus aus, die vor allem einen effektvollen Ausklang aus dem Mix bescheren.
Den Besten reserviert Rane bereits werkseitig einen Platz auf den Tastern, aber auch Pitch DN, Rider, STTR Out sollten unbedingt ausprobiert werden, indem man sie mit dem FX-Select-Encoder auswählt. Für Build-ups und eigene Break-Downs eignet sich der neue Recycler prächtig. Sämtliche Effekte sind in ihren gängigen Parametern am Mixer anpassbar, wobei der Joystick den Workflow erleichtert. Die vier Channel-FX bieten zwar keine große Überraschung, aber dafür jede Menge Schraubspaß, um aus den Tracks die bissigsten Frequenzen dramaturgisch herauszukitzeln.
Die Hardware-FX überzeugen!
Stems
Als weiteres und momentan noch einzigartiges Kaufargument gilt die dedizierte Stems-Sektion, bei der man letztlich selbst entscheiden muss, ob man sie benötigt. Denn mit der Überschreibung eines weniger oft benutzten Performance-Pad-Modes durch den Stems-Mode sind dir vier extrahierten Spuren (Vocals, Melody, Bass, Drums) mitsamt ihren Effekten auch ohne die Sektion gut zu bedienen.
Die beiden Buttons für Acapella und Instrumental plus Stems-FX mögen zwar den Workflow etwas erleichtern, aber nicht revolutionieren. Dagegen empfinde ich die Split-Funktion, mit der ein Track per Instant-Doubles auf zwei Decks gelegt wird, um über deren Kanäle die Acapella- und Instrumentalspur mischen zu können, deutlich spannender und innovativer. Man ist nicht nur auf die vier Stems-Effekte angewiesen, sondern kann die Spuren auch mit jeglichen anderen Effekten unterlegen.
Noch ein Vorschlag, wie man diese Idee mit dem Stems-Split sogar noch etwas weiterspinnen könnte: Mit einem Tastentruck extrahiert man die Vocals und Instrumentals von zwei verschiedenen Tracks auf zwei parallelen Decks, um letztlich vier Spuren von vier Songs zu mashupen.
Klang des Rane FOUR
Im Rane FOUR schlummert eine Cirrus Logic 24 Bit PCM-Soundkarte mit einer Sampling-Frequenz von 48 kHz. Der DSP arbeitet mit einer Auflösung 32 Bit Floating-Point Double-Precision-Basis. Technische Argumente, die für einen sehr knackigen und hochauflösenden Sound sprechen, der auch den Anforderungen bei Profianwendungen gerecht wird.
Auch die beiden Mikrofoneingänge liefern dank ihrer Höhen- und Tiefenregelung ein sehr gut verständliches Sprachsignal, das auch dank einstellbarem Talkover sehr schnell auf Gesprochenes reagiert. Dieses Talkover macht das Regeln der Hand überflüssig.
Rane FOUR – mögliche Alternativen
Der Rane FOUR hat etliches zu bieten, was er sich aber auch kosten lässt. Es gibt zwar preislich attraktivere DJ-Controller, die allerdings von der Ausstattung nicht mithalten können.
Rane FOUR | Pioneer DJ DDJ-1000SRT | Reloop Mixon 8 Pro | |
Serato DJ Pro Lizenz | ja | ja | ja |
Stand-Alone | ja | ja | ja |
On Board-Effekte | 22 | 14 | – |
Crossfader | MAG FOUR XF | MAGVEL Fader | No Name-Fader |
Mikrofon | 2 | 2 | 2 |
Besonderheiten | dedizierte Stems-SektionOLED-Display für Performance-Pads8,5” große Jog-Wheels | Full-Size Jog-Wheels vom CDJ-2000NXS2 | 30×30 mm große PadsUSB-C-AnschlussVier Effekt-KippschalterAlgoriddim DJAY Pro AI-kompatibel |
Preis | 2279,99 Euro | 1649,00 Euro | 1299,00 Euro |