RANE Serato Scratch live 3 Test

Klang
Die neuen D/A-Wandler des SL-3 mit 24 Bit und 48 kHz wirken sich erwartungsgemäß positiv auf den Sound aus. Im Gegensatz zum alten SL-1 Interface  klingt das SL-3 nun etwas transparenter und ein wenig ausgeglichener im Bereich der oberen Mitten. Der höhere Ausgangspegel und die größere Dynamik von bis zu 104 dB (A-bewertet) führen nicht zwangsläufig zu einem druckvolleren Sound. Es ist zwar eine klangliche Verbesserung zu erkennen, diese hätte aber eigentlich etwas deutlicher ausfallen können. Deshalb liegt die Vermutung nahe, dass hier nur die Hardware, nicht aber die Software-eigene Audio Engine überarbeitet wurde. Absolutes Highlight sind allerdings die neuen Phono-Preamps des SL-3, die druckvoll und transparent klingen und über eine brillante Wiedergabe des Höhenbereichs verfügen.


Audio Samples
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Der Preamp des Rane SL-3 Der Preamp von Pioneer DJM-909

Das gleiche Signal einer Vinyl-Schallplatte wurde einmal durch den Phono-Preamp des Rane SL-3 und einmal durch den Preamp Pioneer DJM-909 verstärkt.

(Song: Rick Ski & The Funkmasters “Hop To This „)

Handling
Der Anschluss des SL-3 hat sich im Vergleich zum Vorgänger wesentlich vereinfacht. Die integrierten Phono-Preamps sorgen dafür, das bei einen Standard-Setup mit zwei Turntables nur noch zwei Stereo Cinch-Kabel mit dem Mixer verbunden werden müssen. Außerdem sind durch die genaue Kennzeichnung der Kanäle mit Left Deck, Right Deck und so weiter mögliche Fehlerquellen minimiert worden. Das Problem mit den kurzen Anschlusskabeln der Turntables bleibt allerdings nach wie vor. Hat man beide Decks mit dem SL-3 verbunden, ist es nahezu unmöglich, das Interface links oder rechts neben dem DJ-Setup zu platzieren. Übrig bleibt in der Regel nur der kleine Platz unmittelbar vor dem Mixer, doch dort tummeln sich bekanntermaßen Unmengen von Anschlusskabeln und potentiellen Störquellen wie zum Beispiel Mehrfachsteckdosen. Das Ganze wirkt leider weder optisch toll noch technisch besonders gut gelöst. Andere Hersteller wie Native Instruments beispielsweise zeigen hier bessere Lösungsansätze. Allerdings muss man fairerweise anerkennen, dass Scratch Live auch unter sehr harten Arbeitsbedingungen wirklich stabil läuft. Dazu gehören die bereits erwähnten einstreuenden Stromkabel genau so wie alte Nadeln, abgenutzte Timecode-Vinyls oder auch starker Körperschall. All diese Schwierigkeiten meistert das System vorbildlich.

Zur Steuerung der Decks können sowohl Plattenspieler als auch CD-Player eingesetzt werden. Der Eingangspegel wird am SL-3 wie bereits erwähnt mittels DIP-Schalter eingestellt. Leider ist dieser ziemlich versteckt angebracht und wie bereits erwähnt, nicht ohne Hilfsmittel zu erreichen. Das hätte meiner Meinung nach auch praktischer gelöst werden können. Positiv verbuchen wir hingegen, dass der so eingestellte Eingangspegel automatisch in das Software-Preset übernommen wird. Ein weiteres Plus ist die Option, im Setup exakt in 0,5 mV Schritten den Ausgangspegel des jeweils verwendeten Tonabnehmersystems einstellen zu können. Dies garantiert einen optimalen Arbeitspegel des Vorverstärkers und verbessert die Interpretation des Timecode-Signals.

Die Key-Lock-Funktion sorgt dafür, daß sich bei geändertem Pitch nur die Abspielgeschwindigkeit, nicht aber die Tonhöhe des Audiomaterials ändert. Im „normalen“ Bereich zwischen etwa -5% und +5% arbeitet diese Funktion sehr sauber. Bei allem, was darüber hinausgeht, ergeben sich hörbare Artefakte. Bei vielen anderen DJ-Softwares ist es kaum oder gar nicht möglich, im Key-Lock-Modus zu scratchen – nicht so bei Scratch Live! Hier hat man sich wirklich Gedanken gemacht und dieses Feature derart programmiert, daß Scratches automatisch direkt als solche erkannt werden. Sobald gescratcht wird, setzt der Key-Lock aus, um danach verzögerungsfrei wieder einzusetzen. Trotz der dauerhaften „Überwachung“ arbeitet diese Funktion sehr ressourcenschonend. Da kann man nicht meckern.

Mit der Funktion „Input Reverse“ können die beiden Eingänge von SL-3 softwareseitig vertauscht werden. Dieses Feature ermöglicht das Mixen mit nur einem Turntable, falls das zweite mal im laufenden Betrieb ausfallen sollte. Zudem erleichtert diese Funktion DJs auch den Switch in den „Hamster Mode“.

Alle Aktionen und Operationen von Scratch Live wie zum Beispiel „Track Load“ und „Pitch“ lassen sich entweder mit Maus oder Tastatur steuern. Das Midi-Setup ist sehr einfach und übersichtlich aufgebaut. Sämtliche Parameter kann man dort problemlos einem externen Midi-Controller zuordnen.

Programmfenster im MIDI-Assign-Modus

Loop-Punkte
Pro Song können neun verschiedene Loop-Punkte abgespeichert werden. Außerdem bietet die Software eine „Auto Looping“ Funktion, mit der man spontan Loops erzeugen kann. Mögliche Längen reichen von einer 1/32 Note bis hin zu 8 Takten – alles auf den Punkt und sehr sauber.
Außerdem können alle Loops im Relativ-Mode sowohl pitchmäßig manipuliert als auch gescratcht werden. Neu ist die „Loop Roll“ Funktion, die den Song während des Loops im Hintergrund weiter spielen lässt. Der Mix bleibt auch nach dessen Ende automatisch im Takt. So lassen sich Loops viel intuitiver einsetzen.
SP-6
Ebenfalls neu ist der Sample-Player mit Namen „SP-6“. Mit diesem kann man zusätzliche Sounds wie Jingles oder Effekte in sein Set integrieren, ohne einen zusätzlichen Hardwaresampler mitzuschleppen. Die sechs Samples lassen sich einfach per Drag & Drop den einzelnen Kanälen zuordnen. Diese verfügen über vier verschiedene Abspiel-Modi inklusive einer Loop-Funktion, und alle Samples lassen sich einzeln in ihrer Lautstärke anpassen. Den Ausgang des SP-6 kann man wahlweise auf die beiden Ausgangskanäle oder auf den Aux-Output routen, wobei leider keine Möglichkeit besteht, einzelne Presets abzuspeichern. Zudem hätte ich mir eine Ducking-Funktion gewünscht, die das Musiksignal im Pegel abschwächt, wenn ein Sample angetriggert wird. Im Großen und Ganzen ist der Sample-Player aber gut gelungen und stellt eine praktische Neuerung dar.

Die Recording-Funktion kann dazu benutzt werden, den aktuellen Mix mitzuschneiden oder Vinylplatten in den Computer zu überspielen. Als Input kann man entweder den linken, den rechten oder den Aux-Input wählen. Das Aufnehmen funktioniert sehr einfach und erfolgt in 16 Bit und 44,1 kHz. Misslungene Aufnahmen können dabei problemlos wieder verworfen werden.

Die Oberfläche während der Aufzeichnung. Der Aufnahmepegel wird angezeigt.

Die „Live Feed“ Funktion ist ein neues und durchaus gelungenes Feature für experimentierfreudigere DJs. Sie macht es möglich, ein am Aux-Eingang anliegendes Signal nahezu verzögerungsfrei auf eines der virtuellen Player zu „streamen“. Dies kann natürlich auch der Main-Output des Mixers sein. Klanglich muß das Live Feed Signal im Vergleich zum anliegenden Eingangssignal leichte Einbußen hinnehmen, doch es funktioniert erstaunlich gut und ermöglicht sehr ausgefallene Effekte und neue Arbeitsweisen.

Der Pioneer DJ-CD Player MEP-7000 ist ab Software Version 1.9.0 plug & play-mäßig als Controller zu benutzen. Andere kompatible Geräte sind der Pioneer CDJ-400, Numark DMC 2, Numark ICDX, Denon DN-HD 2500 und der Denon DN HC 4500.

Das externe Netzteil gehört beim SL-3 nun endlich zum Lieferumfang! Außerdem bekommt man die passenden internationalen Steckdosenadapter gleich mitgeliefert. Für DJs, die international viel unterwegs sind, ist das ein absolutes Muss!

Wenn kein Rechner angeschlossen ist oder dieser ausfällt, schaltet das SL-3 automatisch in den Phono-Modus. Dies mindert zum einen die Folgen eines Computerabsturzes und ermöglicht zum anderen den Wechsel der Laptops im laufenden Betrieb.


Vinyl Feeling

Scratch Live vermittelt täuschend echt den Eindruck, man würde wirklich mit Schallplatten arbeiten. Die ressourcenschonende Programmierung erlaubt sehr geringe Latenzen und zusammen mit der nahezu verzögerungsfreien Übertragung der Handbewegungen auf das Audiofile erwächst daraus der maximale Spaßfaktor. Auch extrem langsame Bewegungen der Timecode-Platte werden perfekt wiedergegeben. Daran gibt es absolut nichts auszusetzen!

Audio Samples
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Langsame Scratches Schnelle Scratches Slow Start Slow Stop

Musik-Files verwalten
Die Playlisten lassen sich mit Hilfe von virtuellen Plattenkisten organisieren, den sogenannten Crates. Außerdem ist Scratch Live in der Lage, komplette iTunes-Libarys zu importieren. DRM-geschützte Files können dabei aber leider nicht in Serato abgespielt werden. Unterstützte Audioformate in variabler und konstanter Bitrate sind: Mp3, Ogg Vorbis, AAC und AIFF, und auch M3u-Playlisten werden unterstützt. Wenn das Interface nicht angeschlossen ist, erstellt die „Analyse Files“-Funktion Stripes der Songs, also Wellenform-Ansichten, damit diese anschließend schneller in die virtuellen Decks geladen werden können. Parallel dazu können die Geschwindigkeiten der Songs durch die „Auto-BPM“-Funktion  analysiert werden. Außerdem ist es möglich, den individuellen Ausgangspegel jedes einzelnen Songs per „Auto-Gain“ automatisch ermitteln und angleichen zu lassen. All diese Funktionen arbeiten sehr zuverlässig. Sollte die Geschwindigkeit eines Songs nicht richtig analysiert worden sein, kann diese bequem per „Tempo-Tap“ manuell korrigiert werden.

Analyse der Files bei entfernter Hardware

Mit der neuen „History“ Funktion kann das gespielte Set in Form einer Playlist abgespeichert werden. Diese läßt sich später erneut laden und das Set kann später „nachgespielt“ und bei Bedarf um neue Songs ergänzt werden. Mit der Export-Funktion kann man seine Sessions in den drei verschiedenen Formaten txt, csv oder m3u ablegen. Mit dem neuen Feature „Custom Crate Columns“ können neben regulären Songs auch vorher abgespeicherte Playlists aus der History importiert werden.

Mit History-Funktion schreiben Playlists Geschichte…

Die Cover der Songs können durch die „Show Album on Deck“-Funktion nun auch neben dem jeweiligen Player angezeigt werden. Das ist nicht mehr ganz neu, aber fein, da es etwas vom visuellen Aspekt des Auflegens zurückbringt. Allerdings hätte die Anzeige der Cover etwas größer ausfallen dürfen.

Der neue „Key Tag Support“ bietet nun die Möglichkeit, die Tonart der Songs anzuzeigen. Diese kann innerhalb des ID-3 Tags gespeichert werden – interessant für die DJs, denen Harmonien im Mix wichtig sind.

Update
Generationsupdates der Software sind bei Scratch Live grundsätzlich kostenlos. Die Software wurde sehr ressourcenschonend programmiert und läuft daher auch auf älteren Laptops sehr stabil. Allgemein zeichnet sich Scratch Live durch eine einfache Bedienbarkeit und eine extrem hohe Betriebssicherheit aus. Ein übersichtlicher Aufbau der einzelnen Funktionen sorgt für optimale Performance, ernsthafte Software-Bugs sind mir nicht bekannt.

Programmoberfläche
Das Setup ist einfach und auch für Serato-Neulinge leicht zu überblicken, die grafische Oberfläche wirkt sehr aufgeräumt und übersichtlich. Die beiden virtuellen Decks sind durch rotierende Labels gekennzeichnet, in denen außerdem alle wichtigen Informationen wie BPM, Pitch, Remain Time und weitere visualisiert werden. Die Wellenform des jeweiligen Songs wird stehend im Track Overview Display und sich bewegend im Main Waveform Display dargestellt. Das „ Beat Matching Display“ stellt außerdem die Wellenformen der beiden geladenen Songs einander gegenüber. Diese zusätzliche Kontrolle ermöglicht es dem DJ, mit ein wenig Übung Beats auch ohne Kopfhörer zu „matchen“. Diese Anzeige kann wahlweise vertikal oder horizontal dargestellt werden.

Fotostrecke: 2 Bilder Horizontale Wellenformansicht

Ausbaufähig
Leider vermisst man am SL-3 solche Features wie Midi-Anschlüsse oder einen symmetrischen Mikrofoneingang. So ist man gezwungen, externe Midi-Controller beispielsweise zur Steuerung des Sample-Players über einen weiteren USB-Anschluss zu betreiben, und diese sind bei Notebooks bekanntermaßen immer Mangelware. Außerdem wäre ein zusätzlicher Mikrofoneingang in dieser Preisklasse sehr wünschenswert. Wie bereits erwähnt, hätte man meiner Ansicht nach die Probleme, die generell bei der Verkabelung des SL-3 auftreten, durch zusätzliche Kabelpeitschen eleganter lösen können.

Ein wirkliches Ärgernis sind die regulär mitgelieferten Timecode-Vinyls von Scratch Live. Seit Jahren sind diese sehr oft nicht hundertprozentig eben. Dies war leider auch bei den Platten unseres Testgerätes der Fall. Eine leichte Tellerform sorgte dafür, dass die Platten auf der einen Seite durchrutschten, während sie sich auf der anderen Vinyl Seite so verhielten, als seien sie am Plattenteller festgeklebt. Da ich bei mindestens zehn verschiedenen Timecode-Vinyls stets das gleiche Problem hatte, kann man hier nicht mehr von einem Zufall sprechen. Für viele DJs ist dieses Manko vielleicht weniger schlimm, doch für Scratch-DJs wie mich ist ein perfektes Gleitverhalten der Platten sehr wichtig.

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