Praxis
Vorab gleich mal eine Feststellung: Der TTM57mkII bietet im Gegensatz zum Vorgängermodell keine interne Effekte mehr an. Darin sehe ich allerdings keinen gravierenden Nachteil, da die Effektbataillone der meisten DJ-Programme mittlerweile sehr ausgereift sind und sich dazu die Möglichkeit bietet, über den FX-Send/Return des Mischers ein externes Effektgerät einzuschleifen.
Timecode-Signale führt man Serato DJ über die Phono/Line-Inputs oder die Aux-Eingänge zu. Beide Decks können mittels Input-Selektor auf die vier Eingangsquellen (2x analog und 2x digital) und beide USB-Schnittstellen zugreifen. Daher ist ein Setup aus zwei Rechnern, zwei DVS-Softwares und vier Zuspielern möglich. Maximale Flexibilität bei „Ping Pong“ Sets und eine stressfreie „Arbeitsablösung“ unter DJs ist also garantiert. Schalte ich also den Input-Selektor vom Kanal 1 auf USB A, so gibt der linke Mixer-Kanal den linken, virtuellen Software-Player des an USB A angeschlossenen Rechners wieder und ich bin in der Lage, mit den zugehörigen Controllern dieses Deck zu steuern. Beim zweiten Rechners (USB B) ist es währenddessen deaktiviert und zeigt die Information „In Use“ an. Im Praxistest stellt sich heraus, dass der Betrieb zweier Rechnern mit DVS-Software frei von Störungen funktioniert.
In der Fader-Sektion ist Rane seinem Erfolgsrezept treu geblieben und so finden sich hier die bewährten 40-Millimeter-Fader, eine Channel-Swap-Funktion, eine stufenlose Fadercurve-Justierung und eine Reverse-Funktion für sämtliche drei Schieberegler ein. Die Vorhörabteilung des Pultes ist dank des optionalen Split-Cueings und des Pan-Reglers (Cue/Master) um einiges vielseitiger geworden. Der praktische Mini-Crossfader „Cue“ ist zum Glück erhalten geblieben.
Die Dreiband-Equalizer sind im Vergleich zum Vorgänger unverändert geblieben, jedoch hat sich die Positionierung der Kill- und Flex-FX-Buttons geändert und die Tasten weisen nun eine integrierte Kontrollbeleuchtung auf – optisch wie auch bedienungstechnisch eine klare Verbesserung. Ebenfalls neu sind die nützlichen 8-segmentigen LED-Displays für die Mikrofonsektion sowie Deck 1 und 2. Die Panoramaregler des Vorgängers sind bipolaren Filtern gewichen, was ich durchaus sinnvoll finde, denn sie ermöglichen interessante Klangeffekte und Pan-Regler kommen bei den meisten Hip-Hop-DJs ohnehin nur selten zum Einsatz.
Session In & Out & Co
Die Session In- und Outputs verfügen über separate Level-Regler und erlauben die Verkettung mehrerer Pulte, beispielsweise während einer professionellen Gruppen-Performance. Ebenfalls neu ist der USB Aux-Input mit Volume-Regler und Filter-Drehknopf. Bei einer Verwendung mit Serato DJ wird dieser Kanal in der Regel für den Sample-Player SP-6 genutzt und erlaubt, nicht zuletzt weil er auch andere Signale verarbeiten kann, neue kreative Ansätze in der Performance. Dicke Pluspunkte in der Gesamtbewertung.
Software-Controller
Mittels zweier Push-Encoder navigiere ich durch Playlisten und Ordner und lade neue Songs. Diese sind nun ergonomisch betrachtet besser platziert. Abgelöst wurden die beiden Buttons „Deck“ und „Group“ von den Tasten „Cues/Samples“ und „Shift“ , die unterschiedliche Hintergrund-Farbbeleuchtungen zur Visualisierung des jeweiligen Funktionsstatus annehmen können. Mit den neuen Direct Control Buttons habe ich direkten Zugriff auf jeweils vier Hotcues der beiden Player. Dabei leuchten die Tasten in der am Bildschirm angezeigten Farbe des jeweiligen Hotcues.
Auch die Samples des SP6 lassen sich mit den neuen Silikon-Buttons komfortabel vom Pult aus triggern. Und obendrein reagieren die Buttons sehr direkt, sodass man mit ihnen auch mal live einen Sample-Beat performen kann. Bravissimo – der Workflow dieser Abteilung ist absolut gelungen.
Zwei weitere Push-Encoder erlauben einerseits, automatische Schleifen oder auch Loop-Rolls anzulegen und abzufeuern. Andererseits steuern sie auch die FX-Abteilung von Serato DJ: Auswählen, (de-) aktivieren stufenlos das Dry/Wet-Verhältnis regeln und das Taktmaß (1/16 bis 8 Taktschläge) der Rhythmus-gesteuerten Effekte selektieren – kein Problem. Die Steuerungsoptionen sind zwar gemessen an den Möglichkeiten von Serato DJs FX-Sektionen recht rudimentär, aber für Hip-Hop-DJs in der Regel völlig ausreichend.
Was ich allerdings als echten Nachteil empfinde, ist die Tatsache, dass unser Testkandidat über keinen Tempo-Tap-Button für die FX-Sektion verfügt. Schließlich möchte ich an dieser Stelle noch die beiden Joysticks erwähnen, mit denen sich im Handumdrehen Instant Doubles, Slips und Censors ausführen lassen. Die Software-Steuerung des TTM57mkII ist überaus gelungen und sorgt auch ohne aufwendiges Studieren einer Bedienungsanleitung für eine Menge Spaß.
Für dich ausgesucht
Nahezu alle Bedienelemente (Fader, Drehregler, Schalter) des TTM57mkII lassen sich als MIDI-Controller nutzten. Detaillierte Informationen über den MIDI-Kanal sowie Controller-Daten finden sich im „MIDI Implementation Chart“ des Handbuchs. Im Gegensatz zum Vorgängermodell ist der TTM57mkII Audio Class Compliant, wodurch das Pult als reguläre 10-In/10-Out Soundkarte nutzbar ist. Neben Serato DJ habe ich von der Hersteller-Website das kostenlose Rane Control Panel heruntergeladen. Mit diesem nützlichen Tool lassen sich Voreinstellungen des Mixers konfigurieren und die Firmware updaten.