Praxis
Für den RANE Twelve MK2 Test nutze ich ein MacBook Pro und den RANE Seventy-Two MK2. Beim Rane Seventy-Two ist die einfachste Möglichkeit, bis zu zwei Twelve-Player über das Mischpult-interne USB-Hub zu verbinden. Sind keine USB Typ-A Buchsen im DJ-Pult vorhanden, lässt sich der 12er direkt an den Laptop anschließen.
Über die Taste „Hold for DVS Mode“ lassen sich folgende Einstellungen selektieren:
- Serato USB
- Serato DVS
- VDJ USB
- VDJ DVS
- Traktor (steht für Traktor Modus DVS)
Außerdem lässt sich mittels Encoder hier noch die Lautstärke des jeweilig auf die entsprechende Software angepasste (Noisemap, 1 kHz, 2 kHz) Timecode-Signals festlegen (0-100 %).
Check Serato
Serato erkennt den Player als „Certified Add-on“ und wenn ihr den USB-MIDI-Mode gewählt habt, ist der interne Serato-Abspielmodus statt relativ zu selektieren, was die Software beim Umschalten automatisch erledigt. Wer möchte, kann für das individuelle Turntable-Feeling zwischen Hi- oder Low-Torque Drehmoment (HI = 5.0 kgf/cm start und 3,4 kgf/cm stable sowie LOW = 3,2 kgf/cm / 1,4 kgf/cm) wechseln, die Auflösung des Platters beträgt 3600 Ticks pro Umdrehung. Der Twelve verfügt über Pitch-Regler lässt sich das Tempo bis auf Hundertstel BPM anpassen, dazu benötigt es etwas Feingefühl.
Was mir noch aufgefallen ist: Laufen zwei Instant Doubles an exakt identischer Position können diese nach einigen Minuten antriebsbedingt minimalst auseinanderdriften, was beim Vergleich mit reinen MIDI-Controllern des 72ers nicht auszumachen war. Sync gibt’s natürlich nicht, ebensowenig Cue oder Track-Skip, wie bei vielen Mediaplayern. Ausserdem musste ich feststellen, dass Seratos Sticker-Lock-Feature in der vorliegenden Software-Version mit dem Twelve MK2 nicht zu funktionieren scheint. Ein Fall für den Bughunter?
Der Teller selbst lässt sich nicht nur gut handhaben, er arbeitet auch sehr direkt und überträgt langsamste wie schnelle Bewegungen sehr akkurat. Vielleicht hätte sich manch einer einen stufenlos einstellbaren Antrieb gewünscht und die Option, das Anlauf- und Bremsverhalten justieren zu können, doch im Grunde ist dies einfach eine Sache der Gewohnheit. Beim Stoppen ist mir noch aufgefallen, dass der Teller auch schon mal nachpendeln kann, ein Quäntchen mehr vielleicht als der „echte“ PLX-Plattenspieler daneben, aber für mich keinesfalls störend.
Dies gesagt, möchte ich hinzufügen, dass ich im Laufe der letzten Jahre neben einigen Turntables und Controllern so manchen Player mit direkt angetriebenen Tellern/Jogwheels unter den Fingern gehabt habe, beispielsweise den Numark NS7, Numark V7, Denon SC-3900 und S3700 oder unlängst den SC-5000M Prime, doch vom Gefühl her bietet der Twelve MK2 für einen Controller das beste Turntable-Erlebnis, das ich bisher notieren konnte.
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Dazu kommen zahlreiche weitere Goodies: Nehmen wir mal das kleine Display. Es zeigt nicht nur den Software-Modus an, sondern versorgt einen mit BPM-Infos aus der Software, hundertstelgenau. Oder der Scroll-Encoder. Er macht den Griff zum Touchpad für das Track-Laden mitunter obsolet, das ist von Vorteil. In Kombination mit dem Back-Button browst man so bequem zwischen Seitenliste und Playlisten, Crates, Streaming-Service etc. Jedoch hätte ich mir eine Option zum Versenken im Chassis gewünscht.
Mit dem Instant-Doubles-Button befördert ihr automatisch synchronisierte Dubletten eurer Tracks ins Deck. Das geht zwar auch via doppeltem Encoder-Click, ist aber per Taste deutlich eleganter für mich.
Dass man über dem Needle-drop-Stripe eine Titel-Fortschrittanzeige hat, ist eine praktische Sache. Hotcues werden zudem mit ihren Farben angezeigt, lassen sich anlegen und löschen – sehr gut. Dabei könnt ihr mit dem RANE Twelve im MIDI-Modus vier Decks in Serato DJ Pro steuern (vorausgesetzt ein kompatibles Mischpult oder SL4 ist verfügbar). Somit lässt sich auf begrenztem Raum auch ein Single-Player-Setup realisieren oder ein Mix aus Plattenspieler und TT-Controller.
Audioausgänge
Durch die neuen Audioausgänge habt ihr zudem die Möglichkeit, euren Lieblingsmischer in Kombination mit einem Audiointerface anzudocken, beispielsweise wenn man ein RANE SL4 oder eine DENON DJ DS1 nutzen möchte. Hierfür ist in den DVS-Mode am Turntable und auf den relativen Modus innerhalb der Software umzuschalten. Das klappt problemlos, auch in diesem Modus werden seitens Serato die weiteren Controller autokonfiguriert und der DVS-Reiter erkennt einen schönen runden Kreis – hatte nichts anderes erwartet und der Track marschiert und folgt auf dem Fuß.
Was die Serato Integration und das Handling des Twelve angeht, muss man schon sagen, dass die Inmusic Brands angehörenden Marken wie Denon, Numark und Rane nach reichlich Erfahrungen mit „direkt angetriebenen Controllern“ hier gute Arbeit geleistet haben.
Surprise, surprise
Das war wirklich eine Überraschung, mit der wohl nicht nur ich nicht gerechnet habe. Der Twelve funktioniert auch mit Traktor und VDJ. Und wenn man so möchte, eigentlich auch als tonaler Impulsgeber für Mixxx, Rekordbox DJ, Scratch Live und alle anderen Programme, die den gleichen Timecode verwenden oder einstellen lassen.
Im Grunde befolgt man in VDJ das gleiche Prozedere wie beim Serato Setup, lediglich in Traktor gibt’s keinen USB-Mode. Im Detail bedeutet dies:
Check Virtual DJ
Das Programm erkennt den Twelve von selbst und richtet alle Funktionen, die einem auch beim Serato-Setup zur Verfügung stehen, automatisch ein. Die Tracks folgen dem Teller auf den Fuß, lediglich die BPM-Ausgabe am Display war (noch?) nicht vorhanden.
Besondere Erwähnung finden sollte hier, dass man bei einem RANE Battle-Setup, also inkl. Verwendung eines Seventy-Two MK2, auch dessen Display für Virtual DJ nutzen kann. So werden dort Wellenformen angezeigt, ebenso die Performance-Modi usw. Nachstehend ein paar Bilder dazu.
Check Traktor
Die Traktor-Integration hingegen ist in der jetzigen Traktor-Stable-Version (noch) nicht vollständig umgesetzt, doch es gibt bereits eine Beta Version, die DVS-Control für den Platter und USB-Steuerung für Navigation und Cue-Points etc. ermöglicht. Lange wird es also nicht mehr dauern. Update folgt an dieser Stelle. Im Test gab es aktuell noch innerhalb Traktors seltsame (abschaltbare) Kalibrierungs-Fehlermeldungen, funktioniert hat es trotzdem.
Check mehr Software
Ich habe es mir nicht nehmen lassen, auch gleich noch mal einen Testlauf mit rekordbox nebst DJM-900 NXS2 zu machen und fand es auch interessant herauszufinden, ob Serato Scratch Live ebenfalls funktioniert, was mancher sicher gern wissen würde.
SSL funktionierte in Kombination mit passender Audio-Hardware (Rane SL3) auf Anhieb im „Noise Map Modus“. Der Twelve wird als MIDI-Controller angezeigt, die Funktionen sind indes erwartungsgemäß nicht gemappt.
Das Gleiche gilt für rekordbox, allerdings stieg die Software beim DVS-Mode zeitweise aus, wenn ich sehr langsam agierte, also beispielsweise die Platte angehalten habe. Dann war es nicht mit einfach loslassen getan, sondern es benötigte schon FWD/Back-Cues, um wieder auf Empfang zu gehen. Das konnte ich so beispielsweise bei Scratch Live oder Serato DJ nicht ausmachen.
Von einem seltsamen Ereignis möchte ich noch berichten, das einmal nach einem längeren Stillstand über mehrere Stunden auftrat: der Teller wollte offensichtlich etwas „nachholen“ und drehte mit mindestens 78+ rpm. Strange, aber Power-Knopf ausschalten bzw. mit Serato verbinden und der Geist in der Maschine war gebändigt. Kam danach auch nicht wieder vor, ich wollte es allerdings nicht unerwähnt lassen.