In diesem Feature ergründen wir für euch, welche Schlagzeug-Konfigurationen heutzutage besonders beliebt sind und wo diese Drum Setups ihren Ursprung haben. Außerdem erfahrt ihr hier, für welche Musikrichtungen sie sich eignen. Los geht’s!
Vom Mini-Drumset zur Doublebassdrum-Burg
Seit ungefähr hundert Jahren gibt es das Drumset in seiner jetzigen Form schon. Das wirft die Frage auf, was eigentlich ein Drumset ist. Und ob es statt einer einzigen nicht vielmehr ganz verschiedene Formen annehmen kann. Wikipedia führt dazu aus, dass es sich bei einem Schlagzeug um eine „Kombination verschiedener Schlaginstrumente“ handelt. Und weiter: „Diese Kombination kann vom jeweiligen Musiker individuell zusammengestellt, variiert und mit Hilfe von Stativen und Befestigungseinrichtungen seiner Spielweise entsprechend angeordnet werden.“ Alles klar, da haben wir es.
- Drei Drum Setup Aufbau-Klassiker
- 18“, 12“, 14“: Das „Bopkit“
- 22“, 13“, 16“ plus Snaredrum: Das „Beatles-Kit“
- 22“, 12“, 13“, 16“ plus Snaredrum: Das „5-Piece-Kit“
- Bassdrum, 10“, 12“, 14“ plus Snaredrum: Das „Fusion-Set“
- „2 Up 2 Down“ – ein weiterer Standard
- 24“, 13“, 16“, 18“ plus Snaredrum: Das Classic Rock-Kit
- Zwei Bassdrums und etliche Toms: Das Metal-Drumset
- Weniger ist mehr: Minimal-Setups
- Hybridkits: Mischung aus akustischen und elektronischen Elementen
Drei Drum Setup Aufbau-Klassiker
Obwohl es heute eine Vielzahl unterschiedlicher Schlagzeug-Konfigurationen gibt, begegnen uns bestimmte Zusammenstellungen besonders häufig. Drei von ihnen dürfen als Klassiker gelten, die sich immer noch großer Beliebtheit erfreuen und Genre-übergreifend eingesetzt werden. Alle drei Konfigurationen haben sich in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts herauskristallisiert und stehen heute noch für bestimmte Stile und Klangvorstellungen.
18“, 12“, 14“: Das „Bopkit“
Man muss noch nicht lange Schlagzeug gespielt haben, um diese Trommel-Konfiguration mit einer Musikrichtung zu assoziieren. Kein anderes Setup ist so sehr mit Jazz, Bebop und Swing verbunden wie die klassische Zusammenstellung aus 18“ x 14“ Bassdrum, 12“ x 8“ Racktom und 14“ x 14“ Floortom. Viele nennen sie daher auch einfach Jazzkit oder Bopkit und alle wissen, was gemeint ist. Ergänzt werden die Basis-Trommeln mit einer 14“ Snaredrum, einer Hi-Hat und zwei größeren, eher leichten Becken, die sich sowohl als Ridebecken als auch als Crashbecken einsetzen lassen. Die traditionelle Stimmung eines Bopkits ist deutlich höher als bei einem Rockschlagzeug.
Auch die Bassdrum soll eher eine weiche, offene und dynamische Spielweise ermöglichen und so den Kontrabass musikalisch ergänzen. Historisch gesehen ist das typische Bopkit allerdings noch gar nicht so alt. Erst in den 60er Jahren tauchten Drum Setups mit der charakteristischen 18“ Bassdrum in den Katalogen auf. Davor wurde Swing- und Bigband-Musik mit größeren Bassdrums gespielt. Einer der einflussreichsten Bopkit-Spieler ist sicherlich Elvin Jones, welcher die tonalen Möglichkeiten seines Drumsets maximal ausreizte und zu den legendären Jazzmusikern zählt.
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Ein Jazzkit hat kleinere Kessel und wird traditionell höher gestimmt
Ein traditionell aufgebautes und getuntes Bopkit ist immer noch die beste Möglichkeit, sich dem Sound und dem Feeling von Jazz, Swing und artverwandter Musik anzunähern. Die Konfiguration bietet aber noch viel mehr und ermöglicht in modernen Studio- und Live-Setups eine Vielzahl unterschiedlicher Sounds. So spricht nichts gegen eine deutlich tiefere Stimmung der Toms, eine gedämpfte Bassdrum oder modifizierte Becken. Nicht zuletzt eignen sich die kompakten Trommeln hervorragend als wandelbares Reisekit.
22“, 13“, 16“ plus Snaredrum: Das „Beatles-Kit“
Eine der am häufigsten gespielten Schlagzeug-Konfigurationen überhaupt besteht aus einer Bassdrum, einem Racktom und einem Floortom, üblicherweise in den Größen 22“, 13“ und 16“. Diese Zusammenstellung wird auch als „Beatles-Kit“ oder „Fab Four“-Kit bezeichnet. Bei der legendär gewordenen Ed Sullivan Show im Jahre 1964 trat Drummer Ringo Starr mit einem 20“/12“/14“-Schlagzeug der Marke Ludwig auf, dazu verwendete er eine 14“ große Snaredrum. Er wechselte jedoch später zu den größeren Trommeln, welche sich auch heute wieder größter Beliebtheit erfreuen.
Klanglich könnt ihr mit so einer Kombination nahezu alles spielen. Die größere Variante mit der 22“ Bassdrum liefert etwas mehr Volumen in rockigen Kontexten oder wenn keine Mikrofonierung vorhanden ist, während die Konfiguration mit der 20“ Bassdrum der perfekte Allrounder ist und auch jazzige Tunings sehr überzeugend umsetzt. Auch für Reisen oder Drummer mit geringerer Körpergröße ist die kompakte Schlagzeug-Konfiguration empfehlenswert.
22“, 12“, 13“, 16“ plus Snaredrum: Das „5-Piece-Kit“
Ebenfalls seit den 60er Jahren verkauften die Hersteller vermehrt Drumsets mit einem Racktom mehr, heute bekannt als typisches „5-Piece-Kit“. Diese Schlagzeuge wurden unter Namen wie „Big Beat“ oder „Rock ‘n’ Roll“ angeboten und besaßen zwei auf der Bassdrum montierte Racktoms, die nicht selten identisch dimensioniert waren. Durchgesetzt hat sich jedoch die Kombination aus 22“ oder 20“ Bassdrum, einem 12“ x 8“ Racktom, einem 13“ x 9 Racktom“ und einem 16“ x 16“ Floortom. Solche Sets ermöglichten melodischere Fills und insgesamt mehr tonale Ausdrucksmöglichkeiten und waren eine Antwort der Hersteller auf die zunehmende Bedeutung des Drumsets.
In den 80ern blieben die Durchmesser erhalten, auf lautere, basslastigere Stile reagierte man allerdings mit verlängerten Kesseln. Bassdrums wuchsen in der Länge auf 16“, Racktoms wurden zunächst auf 12“ x 9“ und 13“ x 10“ verlängert, später sogar stufenweise weiter bis hin zu sogenannten „Turbo“-Maßen, also beispielsweise 12“ x 12“. Dieser Trend endete jedoch bereits Ende der 1990er Jahre. Heute sind wieder die traditionellen Tiefen angesagt.
In Sachen Sound gilt hier dasselbe wie für die oben beschriebene kleinere Ausführung. Allerdings erhaltet ihr mit dem zusätzlichen Racktom weitere Ausdrucks- und vor allem auch Setup-Möglichkeiten. Komplett aufgebaut, überbrückt die zusätzliche Trommel die Lücke zwischen dem ersten Racktom und dem Floortom, was speziell bei schnellen Fills von Vorteil sein kann. Solltet ihr nur ein Racktom bevorzugen, habt ihr die Wahl zwischen einem 12“- und 13“-Modell. Manche Drummerinnen montieren eines der Racktoms auch nach unten neben das Floortom oder links neben die Hi-Hat. Ihr seht, dieses Drum Setup bietet einige Konstellationen.
Bassdrum, 10“, 12“, 14“ plus Snaredrum: Das „Fusion-Set“
Ab Mitte der 80er Jahre erweiterten die Schlagzeughersteller die Palette an verfügbaren Trommeln deutlich. Plötzlich gab es acht und zehn Zoll große Toms, was die klanglichen Möglichkeiten deutlich erweiterte. In vielen Songs waren opulente Tom-Fills zu hören, in den Drum-Katalogen dominierten doppelseitige Fotos mit riesigen Sets. Die wurden zwar selten verkauft, der Trend zu drei oder mehr Toms war jedoch klar zu erkennen. Drummer wie Steve Gadd, Dave Weckl oder Vinnie Colaiuta zeigten in Jazzrockbands ihre technische Brillanz und machten kleinere Toms mit höherem Grundton und schneller Ansprache populär. Das „Fusion-Set“ fing an, den traditionellen Schlagzeug-Konfigurationen den Rang abzulaufen. In den 90ern gehörte ein 10“ Racktom zum guten Ton auch bei Rockbands, Dave Weckl hatte sogar ein Achter in seinem Standard-Setup. Auch aufgehängte Floortoms waren ein typisches Merkmal dieser Schlagzeuge.
„2 Up 2 Down“ – ein weiterer Standard
Sowohl die 8“ Toms als auch die gehängten Floortoms sind heute nicht mehr so angesagt, bei 10“ beginnende Tom-Reihen allerdings umso mehr. Mit einem 10“/12“/14“/16“ Setup lassen sich alle Musikstile prima spielen, zudem habt ihr sehr viele Kombinationsmöglichkeiten. Diese Aufbauten werden manchmal auch als „2 Up 2 Down“ bezeichnet. Eine weitere populäre Schlagzeug-Konfiguration besteht aus 10“ und 12“ Racktoms und einem einzelnen 16“ Floortom. Solche „Fusion-Set“ oder „Standard-Set“ genannten Zusammenstellungen rangieren ganz oben in den aktuellen Beliebtheitslisten.
24“, 13“, 16“, 18“ plus Snaredrum: Das Classic Rock-Kit
Parallel zu den Allrounder-Kombinationen mit 20“ oder 22“ großen Bassdrums haben sich in den 70er Jahren Drum Setups entwickelt, mit denen sich Drummer gegen die zunehmend lauter werdenden Gitarren-Amps behaupten konnten. Heavy Metal wurde populär, PA-Systeme zur Verstärkung der Schlagzeuge gab es allerdings nur bei größeren Konzerten. In dieser Zeit wurde mit Led Zeppelin eine Band weltberühmt, deren Drummer bis heute als Maßstab für einen großartigen Rocksound gilt. Sein Name war John Bonham und sein Drumset war wie Donnerhall. Es bestand aus einer 26“ Bassdrum mit darauf montiertem 14“ oder 15“ Racktom. Als Floortoms kamen 16“ und 18“, manchmal sogar 18“ und 20“ große Modelle zum Einsatz.
Ein – aus heutiger Sicht – ungewöhnlich hohes Tuning sorgte für maximale Durchsetzungskraft der Trommeln auch in unverstärkten Situationen. Auch wenn Ludwig, deren Drums John Bonham damals spielte, immer mal wieder Reissue Drumsets auf den Markt bringt, sind Drum Setups mit 26“ Bassdrums und 14“ oder 15“ Racktoms eher selten, ganz zu schweigen von 20“ Floortoms. Trotzdem hat sich die sogenannte „1 Up 2 Down“-Konfiguration durchgesetzt, wenn auch in etwas verkleinerten Maßen.
Für rockig-saftige Drumsounds bevorzugen viele Drummer die Zusammenstellung mit 24“ Bassdrum, einem 13“ Racktom sowie 16“ und 18“ Floortoms. Diese großen Drums erzeugen naturgemäß einen tieferen Grundton und mehr Lautstärke als ihre ziviler dimensionierten Kollegen, benötigen aber auch mehr Kraft beim Spielen. Auch in Sachen Reisetauglichkeit sind sie kompakterem „Besteck“ unterlegen. Dafür liefern sie bei Bedarf enormen Druck und Volumen, auch der optische Aspekt sollte nicht außer Acht gelassen werden.
Zwei Bassdrums und etliche Toms: Das Metal-Drumset
Schlagzeuge mit zwei Bassdrums gibt es schon sehr lange. Der Bigband-Drummer Louie Bellson gilt als einer der ersten, die mit so einem Drum Setup bekannt wurden. Allerdings unterschieden sich sowohl seine Spielweise als auch die damit gespielte Musik von dem, was man heute von einem Doublebassdrum-Set erwartet. Der Sinn zweier Bassdrums ist zunächst, Schlagabfolgen mit beiden Füßen zu spielen, die mit einem Fuß nicht möglich sind. Als es noch keine Doppelfußmaschinen gab, waren zwei Bassdrums also die einzige Möglichkeit, diese Klangvorstellung umzusetzen. Drummer, denen es in erster Linie um die Funktionalität ging, wechselten auf Doppelpedale, als diese verfügbar waren.
Der Platzbedarf, der zusätzliche Bedarf an Mikrofonen und nicht zuletzt die Anschaffungskosten sollten Doublebassdrum-Schlagzeuge eigentlich überflüssig gemacht haben. Und tatsächlich hat sich das Kit mit zwei Bassdrums nie als Allrounder durchgesetzt. In der Metal-Szene ist es jedoch nach wie vor sehr populär. Frei nach dem Motto „Hubraum ist durch nichts zu ersetzen“. Hinzu kommt der pompöse optische Eindruck, der besonders live eine besondere Wirkung entfaltet.
Aber was zeichnet so ein Kit aus? Die Antwort ist einfach: zwei Bassdrums. Für Metal werden meistens zwei identisch dimensionierte Modelle verwendet, manchmal sehr ihr jedoch auch unterschiedlich große Instrumente. Drei Toms dürfen als standesgemäße Minimalausstattung gelten, nicht selten werden aber auch fünf oder mehr verwendet. Mit der Unterstützung von Harry Reischmann konnten wir euch ein beeindruckendes Beispiel eines neiderregenden Doublebassdrum-Kits aufbauen. Wenn ihr tiefer in die Geschichte des Doublebass-Spiels einsteigen möchtet, lest einfach im verlinkten Artikel weiter.
Moderne Drum Setups
In den letzten 20 Jahren haben sich die Anforderungen an ein Drumset in einigen Musikrichtungen verschoben. So hat die Vermischung elektronischer Stile mit akustischen Elemente dafür gesorgt, dass viele Drummer ihre Schlagzeuge um Elemente wie Drummodule, Samplepads, Pads und Trigger erweitert haben. Ein weiterer moderner Trend ist der „Rückbau“ und die Verkleinerung der akustischen Drumsets.
Weniger ist mehr: Minimal-Setups
Riesige „Ballerburgen“ mit Unmengen an Toms und Bassdrums, am besten in monumentalen Drumracks verankert – solche Sets sind immer noch der Traum vieler Schlagzeuger, der Trend scheint jedoch in eine andere Richtung zu gehen. Viele Musikstile benötigen einfach keine oder nur wenige Toms, und auch das Schlagzeugsolo scheint in vielen Szenen eher auf dem Rückzug zu sein. Nimmt man dann noch die Kosten, den Platzbedarf und die Rückenprobleme ganzer Drummer-Generationen hinzu, schien der Rückbau nur eine Frage der Zeit zu sein. Und tatsächlich, auf vielen Bühnen sieht man nur wenige oder gar keine Toms, dafür zwei oder mehr Snaredrums und speziell präparierte Becken und Percussion-Instrumente. Die Setups sind hier fast so vielfältig wie ihre Spieler, daher möchten wir euch hier nur ein Beispiel zeigen.
Hybridkits: Mischung aus akustischen und elektronischen Elementen
In den 90er Jahren bahnten sich elektronische Musikstile mehr und mehr ihren Weg in „handgemachte“ Bandmusik. Drummer begannen, die gesampleten Loops auf ihre Schlagzeuge zurück zu übertragen, HipHop-Produzenten wie JDilla begannen, nicht nur DJs zu prägen, sondern auch Schlagzeugerinnen. Die elektronisch aufbereiteten Sounds und auch die berühmten 808-Bassdrums und Claps waren rein akustisch gar nicht so einfach zu reproduzieren und so begannen Banddrummer, ihre Schlagzeuge um Drummodule und Pads zu ergänzen. Das Ergebnis waren die sogenannten Hybrid-Sets, welche heutzutage fast gang und gäbe sind. Sie bestehen meistens aus einem akustischen Kernschlagzeug mit einer Bassdrum, einer oder zwei Snaredrums und Becken. Elektronische Einzelsounds werden hingegen über ein Drummodul, ein Mehrfachpad oder Trigger angesteuert.
Dieser Artikel hat natürlich nur eine kleine Auswahl der wichtigsten Drum Setups beleuchtet. Feste Regeln gibt es eigentlich gar nicht, viele Drummer wählen ihre Setups auch gar nicht mehr nach einer bestimmten Musikrichtung aus. Tatsächlich sind auch eurer Kreativität beim Zusammenstellen eures eigenen Schlagzeugs kaum Grenzen gesetzt. Solltet ihr gerade erst mit dem Trommeln angefangen haben, checkt auch mal unseren Aufbau-Workshop. Hilfe beim Stimmen eures Drumsets bekommt ihr bei unserem Drumtuning Workshop.