Praxis
Schauen wir uns die Einzelkämpferin im Detail an. Mit ihrer Abstrahlcharakteristik von 100° x 70° ist die Box prädestiniert, pro Seite allein den Beschallungsauftrag durchzuführen. Das Horn ist zwar drehbar (Monitoranwendung), ist aber selbst im gedrehten Zustand mit 70° horizontal immer noch zu breit, um eine zweite Box interferenzfrei neben sich zu dulden. Aufgrund ihres hohen Maximalpegels kann sie größere Beschallungsaufgaben übernehmen. Der Output ist jedenfalls fett! Die Box kommt jedenfalls locker mit zwei bis drei potenten 18-Zoll-Subwoofer zurecht. Das Geheimnis ihres Schalldrucks ist schnell erklärt. Zunächst stellt das Amp-Modul reichlich Leistung zur Verfügung. Dann übernimmt der interne DSP und bearbeitet das Signal mit einer FIR-Filterung (FiRPHASE) und einem pegelabhängigen Hochpass (Bass Motion Control). Was ist das genau?
DSP-Features
FIR-Filtering ist in der Audio-Welt schon länger bekannt. Normale EQ-Punkte werden mit IIR-Filtern berechnet, die immer einen Einfluss auf den Phasenverlauf nehmen. Um dieses Problem zu umgehen, kann man alternativ mit FIR-Filtern arbeiten (Finite Impuls Response). Diese erzeugen so gut wie keine hörbaren Artefakte oder Phasenprobleme. Der Nachteil von FIR-Filtern ist, dass diese (je tiefer die bearbeitete Frequenz ist) umso mehr Latenz erzeugen. Deshalb werden Subwoofer in PA-Systemen nur in Ausnahmefällen mit FIR-Filtern entzerrt. RCF hat mit seiner FiRPHASE-Technik einen eleganten Weg gefunden, nicht nur die Phasenlage und Amplitude einer Box zu korrigieren, sondern auch die Schwächen der Treiber und die vom Lautsprechergehäuse verursachten Resonanzen bzw. Auslöschungen auszugleichen. Das Ergebnis hört man in der Praxis deutlich. Die Box klingt sehr direkt, nah und transportiert den Mix in hoher Auflösung.
Damit man der Box auch den maximalen Bass entlocken kann, verwendet RCF bei der NX 945-A die Technik Bass Motion Control (BMC). Anstatt einfach einen fixen Low Cut zu implementieren, erlaubt die BMC einen variablen Tiefpass. Bedeutet: Solange das Audiosignal und die geforderte Lautstärke den Treiber in puncto „Auslenkung“ nicht überlastet, wird der Algorithmus immer den maximalen Tiefgang in der Wiedergabe zulassen, was in der Praxis mehr Tiefton bedeutet und vor allem auch natürlicher klingt. Daher kann man der RCF NX 945-A durchaus Fullrange-Qualitäten nachsagen, falls sie nicht gerade am Limit betrieben wird. Eine gute Nachricht, dass man nicht für eine Gartenparty stets einen Subwoofer mitschleppen muss.
Sound
Zusammen mit den DSP-Features und den fetten Treibern ergibt sich ein Sound „wie aus einem Guss“. Der Übergang zwischen 15-Zöller und Hochtöner ist nahtlos und äußerst gelungen, dabei lässt der RCF 1,4-Zöller mit 4-Zoll-Schwingspule eine ungewöhnlich tiefe Trennung zu, was die Richtwirkung der Box erhöht. Die Treiber-&-Amp-Modul-Kombination erzeugt einen beeindruckenden Maximalpegel, wobei die Box nie angestrengt klingt. Mit dem „Boost“-Preset lässt sich die Basswiedergabe nochmals potenzieren. Die Bass Motion Control (BMC) hat dabei ein Auge auf die Auslenkung der 15-Zoll-Membran.
Mit aktiviertem „Stage“-Preset dient sich die Kandidatin als Bühnenmonitor an. Dabei wird vor allem der Low-Mid-Bereich hörbar zurückgenommen, was besonders der Wiedergabe von Lead-Instrumenten und Stimmen zugutekommt. Allerdings sollte man bedenken, dass selbst mit gedrehtem Hochtonhorn die Abstrahlung im Monitorbetrieb vergleichsweise breit ist. Ich sehe die NX 945-A eher als potente Fullrange-Lösung oder als Topteil über zwei bis drei potenten 18-Zoll-Subwoofern. Hier ergibt die breite Abstrahlung auch Sinn.
Dank des zahlreichen Zubehörs kann die Box auch schnell und unkompliziert geflogen werden, womit sich die Box flexibel in der Anwendung erweist.
RCF NX 945-A – mögliche Alternativen
Das Angebot an aktiven 15-Zoll-Topteilen mit sattem Antrieb ist nicht übermäßig groß. Da hat RCF mit der NX 945-A ein Flaggschiff mit Seltenheitswert in seinem Portfolio. Wer nicht unbedingt mit einer tiefen Trennung des Hochtöners liebäugelt, der findet auch andere Produkte, die vor allem in puncto On-Board-DSP punkten können. Hier lohnt ein Blick auf die Alternativen in der Tabelle.
Feature | RCF NX 945-A | DAS Audio VANTEC-15A | Yamaha DXR15 MKII |
Tieftöner | 15“ Neodym, 3.5“ Schwingspule | 15“ | 15“ |
Hochtöner | 1,4“ Neodym mit 4“ Schwingspule | 1“ | 1“ |
Gehäuse | Holz | Holz | Kunststoff |
Leistung Aktivmodul in Watt | 2.100 Peak | 1.500 Peak | 1.100 |
Maximalpegel | 135 dB | 135 dB | 134 dB |
Frequenzgang | 45 Hz – 20 kHz | 45 Hz – 20 kHz (-10 dB) | 49 Hz – 20 kHz |
Hochständerflansch | ja | ja | ja |
Monitorschräge | ja | ja | ja |
Gewicht in kg | 22,4 kg | 25,5kg | 21,8 kg |
Street-Preis Thomann Euro | 1.698,- | 1.499,- | 898,- |
Chris sagt:
#1 - 15.10.2024 um 12:35 Uhr
Wurde das Gewicht der Box selbst bestimmt? Im Artikel steht was von 22.4kg. Diese Info findet man auch auf der Thomann-Seite. Allerdings nennt RCF auf der Produktseite und im Spec-Sheet eine Angabe von immerhin 27,3kg. Das ist schon ein relevanter Unterschied. Die Box ist ja auch gegenüber dem Vorgänger NX-45A schon ein Stück voluminöser geworden. Hätte mich gewundert, wenn das Gewicht geringer wäre (die NX-45A wiegt rund 24kg).
Chris sagt:
#2 - 15.10.2024 um 12:42 Uhr
Die Erläuterung zu BMC ist offensichtlich fehlerhaft. Hier arbeitet eben kein variabler Hochpass (der ja mit entsprechender Phasendrehung und Anstieg der Gruppenlaufzeit verbunden wäre), sondern eine angepasste Auslenkungsbegrenzung. Bitte einmal bei RCF nachlesen oder im Test von "Production Partner" zur Plaste-Variante: https://www.production-partner.de/test/test-rcf-art-945-a/