Praxis
Auch wenn man bei der Konstruktion des Pedals darauf geachtet hat, dass die Schalter und Regler möglichst keine Doppelfunktionen haben, ist die Bedienung kein einfaches Unterfangen und alles andere als intuitiv. Will man nicht nur Delaysounds einstellen, ist man ohne intensives Studium der Betriebsanleitung aufgeschmissen. Der Editor, der leider nur über Google Chrome läuft, ist zwar hilfreich, aber selbst hiermit sind die Ergebnisse nicht immer vorausberechenbar. Unglaublich aber wahr: Derzeit gibt es trotz 127 interner Speicherplätze keine Factory-Presets, mit denen man einfach mal ein paar Sounds ausprobieren kann. Außerdem ist es weder möglich, Sounds von der Homepage runterzuladen, noch eigene Sounds in andere Pedale zu beamen. Auf Nachfragen beim Hersteller wurde mir aber versichert, dass man an diesem Problem arbeitet.
Soweit zu den negativen Seiten. Auf der Habenseite bietet das Red Panda Raster V2 nicht nur eine sehr hohe Soundqualität, sondern auch eine unglaubliche Klangvielfalt, die man in dieser Klasse nur selten findet. Und genau deswegen kann ich euch im Rahmen dieses Tests nur einen winzigen Einblick in die unendlichen Klangwelten bieten. Die ersten drei Soundbeispiele basieren auf einem Harmonizer/Delay mit Modulation und verschiedenen Settings der Feedback- und Delayzeiten. Das erste Soundbeispiel hat kein Feedback und klingt, wenn man perfekt auf die eingestellte Delayzeit spielt, als würden zwei Gitarristen im Duett spielen – Adrian Belew lässt grüßen. Wegen der um eine Quinte verstimmten Echowiederholung wird dieser Effekt zusätzlich verstärkt.
Mit etwas mehr Feedback klingt es dann weitaus schwebender und spaciger. Im Gegensatz zu klassischen Harmonizer-Sounds kann man dem transponierten Ton eine Modulation hinzufügen, wodurch das Ganze organischer und weicher klingt. Hier eine Mono- und eine Stereoversion.
Hier ein 12-String-Imitat mit einer leichten Modulation, das man in dieser Klasse selbst mit dem alten Eventide H 3000 nicht hinbekommt. Der Sound ist analog „schmutzig“ und hat eine leichte Schwebung, wodurch er sehr natürlich klingt.
Für dich ausgesucht
Fünfter im Bunde ist ein facettenreicher Chorussound. Auch hier keine Spur von der gefürchteten digitalen Kälte. Damit der Sound besser zur Geltung kommt, habe ich es hier mit dem Effektanteil absichtlich übertrieben.
Aktiviert man den Shift-Mode, lassen sich Phaser- und Vibe-artige Sounds einstellen. Wichtig ist hier, dass man es mit der Tiefe der Modulation nicht übertreibt, denn sonst klingt es einfach zu aufgesetzt.
Bei der Stereovariante des Phaser/Vibe-Sounds habe ich das Effektsignal für einen 3D-Effekt mit einen kurzen, eiernden Delay aufgeblasen. Das Ganze klingt wunderbar rotzig und erinnert entfernt an einige Michael-Landau-Sounds auf dem Album „The Star Spangled Banner“. Um solche Klänge hinzubekommen, braucht man normalerweise zwei bis drei Pedale.
Auf der Suche nach abgefahrenen Sounds stößt man beim Red Panda Raster auch auf alte Klassiker wie den guten alten Ringmodulator, den einige von euch sicher von Jeff Beck kennen. Bei Akkorden ist dieser Sound zwar so gut wie unbrauchbar, aber für Soloeinlagen durchaus interessant, solange man es nicht übertreibt.
Hier noch ein Beispiel dafür, dass man auch ohne den Einsatz von bewusstseinserweiternden Drogen vollkommen abgedrehte Sounds erschaffen kann. Beim Red Panda Raster muss man nur lange genug herumprobieren und sollte dann tunlichst darauf achten, die mühsam zusammengeschraubten Effekte auf einem der 127 Speicherplätze zu sichern.
Zum Schluss noch ein warmes Ping-Pong-Stereodelay mit Modulation und auch hier gibt es überhaupt nichts zu meckern. Mit dem Tone-Regler kann man die Echowiederholungen bei Bedarf zwar noch dumpfer einstellen, aber so hat es mir am besten gefallen. Wie gesagt kann das Teil noch sehr viel mehr, aber das alles vorzuführen würde den Rahmen des Tests bei Weitem sprengen.