Praxis
Reloop Concorde Blue
Das blaue Modell hat, genau wie seine Geschwister, einen sphärischen Nadelschliff, wobei die nominale Auflagekraft zwischen 2 und 5 Gramm (nM) liegt und der Hersteller eine Nadellast von 4 Gramm empfiehlt. Zunächst prüfe ich die „Rillenfestigkeit“ unter Zuhilfenahme der sehr laut gepressten Maxisingle „Have a nice Day“ von Roxanne Shante (1987/Cold Chillin Records/US). Zu meiner Freude stelle ich fest, dass Concorde Blue beim regulären Abspielen der Platte lediglich 1,5 Gramm Auflagegewicht benötigt, um sicher in der Spur zu bleiben und ein Signal abzuliefern, das frei von jeglichen Verzerrungen ist. Das sind ganze 0,5 Gramm unterhalb der vom Hersteller empfohlenen Mindesteinstellung. Somit ist das System beim „Plattenlauschen“ wirklich Vinyl-schonend. Top!
Bei mittelschnellen Baby-Scratches und „normalen“ Backspins schlägt sich der „blaue Flieger“ ebenfalls gut, denn er benötigt lediglich 2 Gramm Auflagekraft, um diese Prüfung zu meistern. Schnellere Backspins fordern die empfohlenen 4 Gramm ein, für schnelle Scratch-Bewegungen, wie beispielsweise Skribbles, werden gar 4,5 Gramm benötigt. Der Nadelträger des Tonabnehmers besitzt eine recht weiche Aufhängung, die das System beim Hin- und Herbewegen der Platte doch ziemlich stark seitlich „schlackern“ lässt. Diese Eigenschaft bedingt leider auch, dass beim Scratching relativ starke niederfrequente Nebengeräusche entstehen, was mich zu dem Ergebnis kommen lässt, das der Concorde Blue Tonabnehmer sehr gut für DJs geeignet ist, die sich primär auf das reguläre Mixing und Blending konzentrieren und nicht auf allzu wilde Turntable-Akrobatik.
Als nächstes möchte ich zu einem nicht unwesentlichen Punkt kommen, nämlich der Frage nach dem Klang. Concorde Blue verfügt laut Herstellerangaben über einen Frequenzumfang von 20 – 18000 Hz und liefert eine Ausgangsspannung von 6 mV (bei 5 cm/s). Allgemein erzeugt dieser Tonabnehmer ein recht kraftvolles, warm klingendes Gesamtsignal, bei dem der gesamte Bassbereich sich sehr druckvoll und vorbildlich transparent präsentiert. Durchsetzungsstark und voluminös dringen auch die Mitten in meine Ohren, wohingegen die Höhen zwar allgemein sauber reproduziert werden, doch der oberste noch hörbare Bereich dieses Frequenzabschnitts etwas verschwommen wirkt. In Schulnoten ausgedrückt würde unser Testkandidat in dieser Disziplin eine 2 erhalten.
Reloop Concorde Black
Die schwarze Variante lässt sich mit einem Auflagegewicht zwischen 3 und 5 Gramm verwenden und auch hier empfiehlt Reloop 4 Gramm. Unter gleichen Bedingungen (Roxanne Shante Klassiker auf den Teller) reichen bei diesem Tonabnehmer ebenso 1,5 Gramm Nadellast aus, damit er sicher in der Rille bleibt und meine Ohren ein „sauberes“ Signal zu hören bekommen. Prima, dann sind nun die DJ-Eigenschaften an der Reihe. Um bei mittelschnellen Baby-Scratches und den Standard-Backspins nicht zu verspringen, benötigt Concorde Black ein ziemlich niedriges Auflagegewicht von 2 Gramm. Bei schnellen Backspins sind 3 Gramm einzustellen und bei den „härteren“ Scratches benötigt der Tonabnehmer noch ein halbes Gramm mehr für eine sichere Performance. Der Nadelträger verfügt beim schwarzen Modell über eine ziemlich steife Aufhängung, daher wundert es mich nicht, dass die beim Scratching entstehenden niederfrequenten Nebengeräusche entsprechend gering ausfallen. Ob Scratching, Mixing oder „Plattenhören“, das Reloop Concorde Black System ist als ziemlich Vinyl-schonend einzustufen. Die Fraktion der Scratching-DJs und Turntablists dürfte meiner Meinung nach an der schwarzen Concorde die meiste Freude haben.
Klanglich bietet unser Testkandidat ein äußerst kraftvolles Gesamtsignal. Das ist von daher ein wenig verwunderlich, da dieser Tonabnehmer (Frequenzumfang: 20 – 18000 Hz) von allen drei getesteten Modellen mit 5 mV die geringste Ausgangsspannung liefert. Für den kräftigen Gesamtsound sorgt hier ein sehr mächtiger und fein aufgelöster Mittenbereich. Die Bässe präsentieren sich nicht ganz so plastisch wie beim Concorde Blue, haben aber einen angenehm molligen Sound. Die Höhen reproduziert das System sehr akkurat, doch sind sie im Gesamtklangbild ein wenig zu stark vertreten. Das ist die Hauptursache, warum mir der Sound des Concorde Black in der Summe ein wenig „aggressiv“ erscheint, wenngleich ich sagen muss, dass dies gerade für Turntablists und Scratch-DJs ideal ist, da sich Scratches bei einer Betonung der Höhen gegen das Playback besser durchsetzen. Klanglich bekommt der Concorde Black von mir die Schulnote 2-.
Reloop Concorde Green
Für das Reloop Concorde Green empfiehlt der Hersteller ein Auflagegewicht von 3 Gramm, der Nutzbereich liegt nominal zwischen 2 und 4 Gramm. Erneut lege ich die laute Maxisingle auf und taste mich an die Abspielen-Auflagekraft heran – mit dem Ergebnis, dass auch diesmal wieder „schmale“ anderthalb Gramm ausreichen, um diesen Part meines Tests zu meistern. Da kann und möchte ich nicht meckern! Um die einfacheren Spins und Scratches performen zu können, muss ich die Auflagekraft von 1,5 Gramm noch nicht einmal erhöhen. Thumbs up! Schnellere Bewegungen erfordern 3,5 Gramm. Die „Königsdisziplin“ der schnellen Scratches bewältigt Concorde Green bei 4,5 Gramm. Was die Aufhängung des Nadelträgers angeht, so würde ich diese als „mittelhart“ bezeichnen. Die Scratch-Nebengeräusche sind zwar etwas stärker ausgeprägt als beim Concorde Black, allerdings für Scratch-DJs und Turntable-Akrobaten noch völlig vertretbar. Obschon der „grüne Flieger“ sicherlich etwas besser für Scratch-DJs geeignet ist als die blaue Variante, möchte ich Turntablisten dennoch eher das schwarze Modell empfehlen.
Von allen drei getesteten Tonabnehmern liefert Concorde Green (Frequenzgang: 20 – 20000 Hz) die höchste Ausgangsspannung: satte 8 mV laut Hersteller. Das prädestiniert dieses System für DVS-Anwendungen, denn ein hoher Ausgangspegel ist für Timecode-DJs ziemlich wichtig, da er zur optimalen Kalibrierung des Trägersignals benötigt wird.
Unser Testkandidat liefert ein ziemlich luftig klingendes Gesamtsignal: Präzise zeigen sich die Bässe, auch wenn der Sub-Bereich für meinen Geschmack ein wenig untergeht. Der mittlere Frequenzabschnitt wirkt sehr massig und geht dennoch wohltuend ins Ohr. Eine etwas höhere Auflösung hätte ich mir für die Höhen gewünscht, die nichtsdestotrotz sehr ausgewogen klingen. Ich gebe dem Sound des Concorde Green die Schulnote 3. Nachstehend noch einmal die drei Audiosignale im Download (in 24 Bit und 96 kHz) zum Direktvergleich.
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Needle-Drop
Um die Nadel per Augenmaß an die gewünschte Stelle auf der Schallplattenoberfläche abzusetzen, muss die Nadelspitze des entsprechenden Tonabnehmers von oben sichtbar sein, was dank einer Aussparung an der Spitze des Tonabnehmers respektive des aufsteckbaren Stylus bei allen drei Modellen der Fall ist. Des Weiteren ist es wichtig, dass die Nadelspitze über eine farbliche Markierung gut sichtbar ist. Bedauerlicherweise bieten die grünen und blauen Markierungen an den entsprechenden Systemen etwas zu wenig Kontrast gegenüber einer schwarzen Vinyl-Scheibe. Einzig die Nadel des Concorde Black mit ihrer gelben Markierung wird hier meinen Ansprüchen gerecht.
Dani “kleines_d” sagt:
#1 - 14.02.2018 um 10:19 Uhr
Hallo,
kurze Frage, sind diese Nadeln auch für einen Reloop RP-4000 MKII geeignet? Nach der Installation einer Ortofon Pro S musste ich leider feststellen, dass diese leichtes Spiel hat am Tonarm. Also ein wenig wackelig war und nicht so fest saß, wie die Reloop Headshell.