ANZEIGE

Reloop Mixon 4 Test

Praxis

Neben der Anleitung, einem USB-Kabel und dem externen 12V/3A-Netzteil fallen besonders das Lightning- und das OTG-Kabel positiv auf. Chapeau, solche Adapter packt nicht jeder Hersteller mit drauf. Mit Maßen von 65,7 x 37,6 x 4,5 cm und einem Gewicht von 5,3 kg macht der Mixon 4 einen robusten und nicht gerade schüchternen Eindruck. Mal eben mitnehmen ist nicht, eine geeignete Tasche oder das passende Case sollte man für mobile Einsätze in Erwägung ziehen.
Das Layout ist übersichtlich. Schwarzweiß-Kontraste prägen das Design, die Beschriftung ist dadurch gut lesbar. Lediglich die Markierungen der EQ- und FX-Potis sind dunkelgrau bzw. dunkelblau gehalten, nicht ideal im schummrigen Club-Licht. Der Controller wirkt solide, nichts rappelt, die Regler sitzen fest an ihrem Platz, die Verarbeitung ist insgesamt sehr gut.
Die Installation der unterstützen Software geht erfreulich leicht von der Hand. Mixon und Serato verbinden sich automatisch, nicht einmal ein beiliegender Produkt-Key muss eingegeben werden, das habe ich schon stressiger erlebt. Djay PRO kann eine ähnlich pragmatische Einbindung vorweisen, auch hier funktioniert Plug’n’Play tadellos. Das sorgt dafür, dass man direkt in die eigentliche Sache einsteigen kann: das Mixing.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Mixon 4 verbindet sich automatisch mit Serato DJ

Workflow

Das Arbeiten mit dem Mixon 4 geht sehr gut von der Hand: Der wuchtige Controller gibt einem das Gefühl, das alles unter Kontrolle ist. Dank seiner Gummifüße liegt er bombenfest auf, das saubere Layout sorgt für eine optimale Übersicht. Insgesamt macht sich ein professioneller Eindruck breit, mit diesem Gerät braucht man sich im Club nicht zu schämen. Wer sich mit DJ-Controllern bereits auskennt, wird keinerlei Einarbeitungszeit brauchen.   Das Beatmatchen funktioniert reibungslos, die virtuellen Plattenteller drehen sich geschmeidig und flüssig, die LED-Anzeige der Nadel ist eine große Hilfe beim Setzen von Cuepoints und beim Scratchen. Man könnte sich lediglich wünschen, dass die Jogwheels ein wenig mehr Höhe hätten, gerade wenn man Pioneers CDJs gewöhnt ist, aber das ist Geschmackssache und tut der Sache keinen großen Abbruch.
Die EQ-Potis fühlen sich hochwertig an, sie sind in ihrer Größe denen eines Clubmixers ebenbürtig und haben auch einen ausreichenden Abstand zueinander. Der Drehwiderstand fühlt sich gut an, ebenso wie der sanft einrastende, aber trotzdem deutlich spürbare Nullpunkt.
Eine praktische Unterstützung beim Anpassen der Kanallautstärken sind die fünfstelligen Level-Anzeigen neben den EQs, denn sie sorgen dafür, dass die Decks untereinander spielend im Gleichgewicht bleiben und dass eine Übersteuerung schon vor dem Mixer ins Auge fällt.
Die Größe des Mixon 4 ist einer seiner Vorteile, die meisten Taster sind folglich auch nicht klein gehalten worden, zu keinem Zeitpunkt erweist sich die Steuerung als fummelig. Verdrücken oder verfehlen dürfte so nicht vorkommen. Die Kanal-Fader fühlen sich in der Betätigung wertig an, nicht zu starr, nicht zu leichtgängig, ebenso der Encoder für die Auswahl der Tracks. Ein wenig mehr Widerstand hätten vielleicht die Pitchfader (14 Bit Auflösung) vertragen, aber auch hier stört das eigentlich kaum. Toll ist auch die Loop-Sektion, hier wird mittels fünf Lämpchen angezeigt, welche Loop-Taktung gerade aktiv ist. Ein wenig überraschend ist, dass der Loop-Encoder die Schleife selbst nicht de/-aktiviert. Wenn man aber bedenkt, wie empfindlich die Steuerung dann für Ausrutscher wäre, erscheint einem der separate Loop-Button sinnvoll.
Die Performance Pads fühlen sich angenehm an. Schön, dass die Farbe der Beleuchtung in Serato einfach angepasst werden kann. So lassen sich beispielsweise Drumloops in Schwarz, Synthlines in Rot und Effekte in Gelb speichern und man behält die Übersicht. Loben möchte ich vor allem das Layout der Transportsektion. In der Praxis erweist sich die Anordnung der Buttons und Pads als wohl durchdacht und komplikationslos zu handhaben.
Die Harmonic-Sync-Funktion funktioniert tadellos, die Harmonien fügen sich nach Betätigung gut zueinander. Ob man dieses Feature unbedingt braucht, ist jedem selbst überlassen, aber auf jeden Fall „nice-to-have“.
Der Mixon 4 ist auch für den Einsatz mit Seratos neuer Pitch-Play-Funktion ausgerüstet worden. Dieses Feature erlaubt es, gesetzte Cue-Points mittels der Pads um bis zu sieben Halbtonschritte hoch oder herunter zu transponieren. Das jeweilige Pad spielt dann ab dem Cue-Punkt in der ausgewählten Tonart ab, jedem Pad ist dabei ein anderer Wert zugewiesen. Das gibt dem DJ ein cooles Tool in die Hand, um das Set um Live-Remix-Elemente zu bereichern. In der Praxis konnte dann noch ein weiteres Feature Pluspunkte sammeln: Das mit einem weiteren Effekt belegbare Filter erleichtert Spannungseffekte ungemein. Die freie Hand kann dann genutzt werden, um bspw. die Taktung eines Delays zu erhöhen, das funktioniert sehr flüssig.

Audio Samples
0:00
Filter + Delay Filter + Phaser Filter + Reverb

Software

Die Serato DJ Vollversion gibt’s kostenlos auf der Website, djay PRO müsst ihr extra kaufen.
Bei einem Blick in die PDF-Anleitung und der darin enthaltenen Gegenüberstellung der Funktionen fällt auf, dass Algoriddim nicht ganz die Fülle von Serato erreichen kann. So sind beispielsweise für manche FX-Potis keine entsprechenden Effekte in djay PRO (Mac-Version) belegt, auch die Library wird anders angesteuert.
In den globalen Serato-Einstellungen lassen sich diverse MIDI-Presets laden, verändern und speichern. Wem also das Standard-Mapping des Mixon 4 nicht gefällt, der kann nach Belieben seine eigenen Präferenzen umsetzen. Auch die Latenz (1-20 ms) wird hier eingestellt. Dabei habe ich selbst auf der schnellsten Stufe kein Knacken vernommen, aber das ist ja auch immer abhängig vom genutzten Rechner. Das Einstellen der Latenz ist bei djay Pro für Mac oder iOS nicht möglich und auch MIDI-Learn funktioniert nicht so reibungslos wie bei Serato. Dafür kann Algoriddims Software mit Spotify-Integration punkten. Der Online-Streaming-Dienst mit seinen zig Millionen verfügbaren Titeln kann dann quasi als DJ-Library genutzt werden, leider ist aber noch keine Offline-Speicherung seitens Spotify möglich. Welcher der beiden unterstützten DJ-Softwares man jetzt den Vorzug gibt, hängt von den Vorlieben des Nutzers ab, die grundlegenden Funktionen sind bei beiden gut umgesetzt und arbeiten zuverlässig.
Also flugs noch via Lightning-Adapter das iPhone an den Mixon gekoppelt, djay angeschmissen und siehe da, es ist unglaublich einfach mit diesem riesigen Controller, das kleine Smartphone zu bedienen. Und nicht nur das: Es macht auch noch richtig Laune. Schade nur, dass die App nicht MIDI-Learn-fähig ist. Während des Tests fiel mir noch auf, dass die Level-Anzeigen des Mixon 4 manchmal kurz einfrieren. Ich habe allerdings ein iPhone 5s und kann daher nichts über die neueren, mit mehr Rechenleistung ausgestatteten Apple Smartphones und iPads sagen. Fest steht, dass die Möglichkeit zum Anschluss von iOS- und Android-Geräten eine wirkliche Bereicherung darstellt. Sein Handy hat jedermann dabei, sodass beim Ausfall des Laptops auch kurzerhand Ersatz bereitsteht. Und ein iPad könnte dann mit mehr Rechenleistung und größerem Display den Laptop gänzlich verschwinden lassen. Das ist wirklich gut gemacht und ein sinnvolles Feature.

Sound

Die Softwares auf den verschiedenen Plattformen klingen über die Soundkarte des Controllers allesamt druckvoll, einen vielleicht zu erwartenden Qualitätsabfall bei der Nutzung des iPhones konnte ich nicht feststellen. Mit seinem 16 Bit/44,1 kHz Power-House-Interface sorgt der Mixon auf dem Papier vielleicht nicht gerade für Jubelstürme, dennoch klangen auch hochwertige WAV-Tracks in der Praxis wirklich gut. Wenn man im Club nicht gerade auf einer perfekt ausgemessenen Funktion-One Anlage oder zuhause auf einem Hi-Fi-System spielt, wird der Unterschied eh nur schwerlich nachzuempfinden sein.
Der Kopfhörerausgang punktet mit gutem Klang und solider Lautstärke. Der Mic-Input ist erstaunlich rauscharm. Leider marschiert dessen Signal direkt zu den Master-Ausgängen durch und kann somit nicht mit EQs und Effekten bearbeiten werden.

Audio Samples
0:00
Sound/EQs mit Serato Sound/EQs djay PRO MacOS Sound/EQs djay PRO iPhone 5s
Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.