Reloop Mixtour Pro Test

Praxischeck Reloop Mixtour Pro

Der Reloop Mixtour Pro wird für den Praxischeck mit meinem Apple Computer sowie einem iPhone 13 getestet. Setup ist jedoch nicht gleich Setup, das wissen wir ja. Für die Verbindung mit einem USB-C-MacBook oder einem USB-C iPhone/iPad reicht das beigelegte USB-C-Kabel. Könnte man als zeitgemäßen Ansatz sehen. Wer bei seinem iPhone oder iPad noch ein USB-Typ-A auf Lightning-Kabel dabei hat, muss sich einen Adapter oder ein anderes Kabel besorgen. Wer USB-C auf Lighting hat, benötigt diesen nicht, muss für den Betrieb mit einem Lightning-Endgerät aber auch eine USB-C-Stromversorgung zur Verfügung stellen mit ausreichend starkem Netzteil (nicht inkludiert) – eine meiner kleineren USB-Powerbanks reichte dafür nicht aus.

Die Länge des USB-C-Kabel mag für die direkte Nutzung mit dem Laptop/Tablet vielleicht noch ausreichen, wenn man das Endgerät nah platzieren kann. Auf einer zweiten Ebene wird es mitunter schon schwieriger. Für die Stromversorgung via Steckernetzteil ist es für meinen Geschmack ebenfalls zu kurz ausgefallen. Man hat nun mal nicht immer und überall die Steckdosen direkt auf Höhe des Controllers und/oder ein Verlängerungskabel parat. Ich tendiere hier zu einem PD-Kabel mit mindestens 1 bis 2 m Länge. Gibt’s für gut 10 Euro im Handel. Ein Audioausgabekabel benötigt ihr ebenso, da kein Cinch-Kabel beiliegt. In puncto Lieferumfang wäre hier also durchaus mehr drin gewesen. Allerdings ist der „Umweltgedanke“ natürlich auch ein Aspekt – also Deckel drauf.

Reloop Mixtour Pro Test

Ist das jeweilige Gerät mit Algoriddim Djay Pro verbunden, schaltet dieses die Software frei und ihr könnt loslegen. Wenn ihr wünscht, mit lokaler Musik auf der genutzten Hardware-Plattform, ansonsten dürft ihr auch Streaming-Provider selektieren, als da wären: 

  • Apple Music
  • Djay Music
  • Tidal
  • Soundcloud
  • Beatport
  • Beatsource

Hierzu noch eine Anmerkung: Software-Internes Mix-Recording ist für die Streaming-Tracks nicht möglich. Gleiches gilt für Stems-Zerlegung (außer bei Tidal mit DJ-Plugin).

Play, Mix and Mash

Ein Browser-Encoder mit Mehrfachbelegung übernimmt das Navigieren im Datenbestand und Ladetasten befördern eure Selektion in die Decks 1-4. Von Haus aus steht das Programm auf Autoplay. Wundert auch also nicht, wenn es direkt aus dem potenten Kopfhörerverstärker und den Boxen tönt. Wie üblich gibt’s dafür Master- und Cue-Vol-Regler sowie Cuemix für das Blenden zwischen Vorhörsignal und Summe. Das 24 Bit USB-Audiointerface ist mit D/A-Wandlern von Cirrus Logic bestückt und liefert einen guten Klang. 

Mit der Transport-Sektion hat man die Tracks unter Kontrolle. Vier gummierte Tasten steuern die obligatorischen Befehle Play/Pause, Cue und Sync – dazu kommt der sogenannte „Laidback Loop“-Mode. Ein weiteres Betätigen des Loop-Buttons setzt den Loop-Exit ein. Im Grunde setzt ihr hier mit der Taste den manuellen Loop-In- und Loop-Out.

Reloop Mixtour Transportsektion

Es gibt auch noch einige Shift-Funktionen in der Transportsektion: Auto Loop zum Beispiel und Pitchbend (hätte ich gern dediziert statt geshiftet gehabt, zumal es keine Jogwheels gibt). Außerdem ist dort noch Key-Shift zum Erhöhen oder Verringern der Tonart gemappt und die Key-Match-Funktion zum Knopfdruck-Synchronisieren dieser mit dem Gegenüber-Deck. Dafür nutzt man dann die Deck-zugehörige Modus-Taste statt der Shift-Taste. Das sind schon einige coole Feature-Angebote – oder?

Doch es gibt es zudem noch – besonders auch was die Loop-Steuerung angeht – einige “Laidback Luke Signature Features“.

Laidback Luke Signature Features

  • Track Backspin (Shift + FX-Paddle)
  • Loop Half (Mode  + IN/OUT/EX-button)
  • Loop Double (Mode + SYNC-button
  • Toggle Waveform View (Shift + NM-Button) 
  • Loop Outpoint Move (Shift + Mode + Sync) 
  • Loop Inpoint Move (Shift + Mode + IN/OUT/EX-Button )
  • Tempo -0,1 BPM ( Shift + Mode + CUE-button) oder + 0,1 BPM (Shift + Mode + Play/Pause-Button)

EQs und Stems

Laufen eure Tracks, bieten sich mehrere Möglichkeiten für den Übergang an. Klar: „Crossfader rüber und gut“ ist eine. Aber für synchrone Beatmixe gibt’s hier noch mehr Stellschrauben. Zum Beispiel den 3-Band-EQ zum Ausblenden von Hi, Mid und Low Frequenzbereichen. Ein Klassiker im Dance-Segment ist hier sicherlich der Bass-Swap (zum Artikel “Mixtechniken, die du als DJ kennen solltest“). In Djay könnt ihr bei den EQs klassisch oder mit einer Kill-Funktion agieren. 

Die Software ist auch mit Stem-Mixing ausgestattet, besser gesagt heißt es hier Neural Mix-Technologie, die euch ermöglicht, Drums, Vocals und Instrumente der Tracks on-the-fly zu isolieren und miteinander zu mixen.  

Einfach per Knopfdruck aktivieren und schon lassen sich die Stems über die EQ-Regler an der Hardware ein- und ausblenden. Dazu gibt es auch noch die Stem-Mute-Tasten in den Performance-Pads mit diversen Setups.

Reloop Mixtour EQs

Der 2-Kanal-Mixer erledigt seine angestammte Aufgabe klaglos. Die fünfschrittigen LED-Meter geben euch beim Mixen Auskunft über die Lautstärke am Kanal. Ein Master-Out-Meter ist beim Mixtour nicht dabei. Hätte man dies eventuell im unteren Bereich bei den Fadern noch realisieren können? Vielleicht.

Für Freunde des Filtermixings gibt´s ein galvanisch beschichtetes, bi-polares Kanalfilter (LPF/HPF) mit LED-Aktivitätsanzeige. Die Resonanz ist in der Software einstellbar.

Controller mit iPhone

Effektarsenal

Gesteuert werden die FX mit den silberfarbenen FX-Paddles, die euch die Möglichkeit bieten, eure ausgewählten Effekte schnell für den Moment zu triggern oder dauerhaft eingeschaltet zu lassen. Der Dry/Wet-Regler bedient den Effekt-Anteil und die beiden Parameter-Tasten geben erweiterte Effektparameter-Kontrolle. Mit dem Parameter- und Modus-Taste (ergibt FX-Select) wechselt DJ von der Hardware aus den Djay-Effekt aus, der dem Kippschalter zugewiesen wird. Dies entspricht FX1 im Deck.

Reloop Mixtour Pro

Leider gibt es keine Favourites-Shortcuts, aber bei den kompakten Maßen des Controllers und der schieren Anzahl von über 60 Effekten im Pro-Abo verwundert es auch nicht. Ein wahrlich umfangreiches Effektarsenal, das auch klanglich mit der Konkurrenz mithalten kann, stammen die FX zum großen Teil doch von den Plugin-Spezialisten Sugar Bytes aus Berlin.  

Und bevor ihr euch fragt, ob man die FX wohl auch auf die einzelnen Stems statt auf das ganze Deck loslassen kann, hier die Antwort: Ja!

Djay

Reloop Mixtour Pro Performance Pads

Insgesamt acht Performance-Pads bekommt ihr an die Hand, wobei die Modus-selektive RGB-Beleuchtung für noch mehr Durchblick sorgt. Die am Mixtour Pro zur Verfügung stehenden Performance-Modi sind Hotcue, Bounce Loop, Pitch Cue, Instant FX, Auto Loop, Sampler, Skip und Neural Mix. Die Tasten sind angenehm zu betätigen und die Größe geht in Anbetracht der kompakten Hardware-Maße in Ordnung. Interessant ist hier auch der „Split Pad Mode“, der es euch erlaubt, statt alle acht Pads für einen Kanal zu nutzen, jeweils vier Pads pro Kanal zuzuweisen. 

Performance Pads

Crossfader Fusion – noch eine Mixhilfe!

Und dann möchte ich noch einmal auf das Thema „Crossfader rüber und gut“ zu sprechen kommen. Das dürft ihr in Djay mit automatischem Beatmatching und Übergangs-FX erledigen, wenn ihr die „Crossfader Fusion Funktion“ einschaltet. 

Sync, Taktlänge und den Effekt legt ihr nach Belieben fest. Dann Knopfdruck. Mix. Fertig. Damit ihr nicht ständig ins GUI wechseln müsst, sind auch spezielle CFX-Tasten als Shift über die Cue-Buttons verfügbar. Logisch, dass sich auch die Crossfader-Curve nach Gusto ändern lässt. 

Zusammen mit dem Stems-Feature und den Instant-FX aus Djay sowie den eben genannte CF-FX kann man nach kurzer Einarbeitungszeit kreative beatgematchte Übergänge mit dem gewissen Etwas quasi aus dem Handgelenk schütteln.

Aber die richtige Dynamik am Dancefloor zu erzeugen und die Auswahl von passenden Tracks beim Gig kann einem trotz aller kuratierten Playlisten und recommendation engines in moderner DJ-Software niemand abnehmen.

Djay pro

Zielgruppe

Auf den ersten Blick ist der Reloop Mixtour ein interessanter Controller für DJs, die nachfolgende Faktoren in ihren Kaufentscheid rücken.

  • Ich suche ein superkompaktes Gerät.
  • Ich möchte mit Algoriddim Djay auflegen.
  • Ich benötige viele kreative Funktionen.
  • Ich bin bereit, dafür 449 Euro auszugeben.

„The future of DJing!

Laidback Luke läss sogar verlauten, dies sei „The future of DJing! und sein Traum vom perfekten portablen Club- und Festival-Setup, weil der Mixtour Pro für seine zukünftigen Gigs rund um die Welt bietet der Reloop Mixtour Pro alle Möglichkeiten, die er für seine perfekte Performance brauche.“

Der Mixtour Pro kann natürlich auch als Backup-System eine gute Figur machen, wenn ihr mit einem größeren Setup arbeitet und beispielsweise eure Playlisten auf dem iPhone oder iPad oder Mac habt und die Geräte bzw. Djay via iCloud synchronisiert. 

Aber es wird auch sicher einige Anwender geben, die nicht mit Djay spielen und sich über eine Kompatibilität zu Serato, Traktor und Co. freuen würden. VirtualDJ hat den Support bereits in die neue Software integriert. Ob Cinch-Out oder der Preis ein Ausschlusskriterium darstellen, muss letztlich jeder selbst entscheiden.

Abseits von großen Bühnen?

Ich würde den Mixtour Pro aber gerade auch abseits von großen Bühnen sehen.

  • Mixen im Bedroom, den man sich nicht mit DJ-Playern und Mixer vollstellen möchte? Passt!
  • Wenig Platz in der Kiezkneipe? Kein Problem!
  • Kompaktes Setup an der Stranbar? Check
  • Rooftop Party mit Tablet, Controller und Akkuboxen wie Soundboks? Warum nicht, wenngleich es hierfür auch schon spezielle Stand-alone DJ-Mixstations gibt.

Um alle Funktionen des Controllers im Schlaf zu beherrschen, werden allerdings nicht nur Einsteiger etwas Einarbeitungszeit benötigen. Wer von einem größeren, traditionellen DJ-Controller oder Flaggschiff-Setup kommt, wird zudem damit zurechtkommen müssen, dass es beim Mixtour weder Jogwheels noch Pitchfader gibt. Insofern ist es fraglich, ob dies für jedermann tatsächlich ein Ersatz sein kann. 

Ich würde es vielleicht nicht so sehr im Cross-Genre oder Open-Format Sektor verorten, wo Rock auf Pop und schnelle Platten auf langsame folgen, da die Features mehr auf elektronische Musik oder Live-Remix-Action und Neural-Mix-Mashups ausgelegt sind. Hier kann der Controller aber punkten, zumal man echte haptische Bedienelemente nutzt und nicht aufs Tablet patschen muss, um FX oder loops abzufeuern. Wer sich schon einmal ein Smartphone-Gig mit Mixtour und Laidback Luke angesehen hat, weiß was ich meine.

Reloop Mixtour Pro – mögliche Alternativen

In puncto Controller im Kompakt-Design gibt der Markt Alternativen her, Hochkant zum Beispiel den Allen&Heath Xone:K2 (zum Test) oder NI Traktor Z2 (zum Test) oder NI Traktor X1 MK3 (zum Test), der zudem verschiedenen Parameter und FX-Displays aufwartet.

 Reloop Mixtour ProAllen&Heath Xone:K2NI Traktor X1 MK3  NI Traktor Z1
Layout2-4 Deck Controller4-Channel Universal2-4 Deck ControllerDual-Deck Controller
SoftwareDjayk.A.TraktorTraktor
Anschlüsse2x USB-CUSB 2.0, Xlink NetzwerkUSB 2.0, 3 x USB-HubUSB 2.0
AudioCinch / MiniklinkeCinch / MiniklinkeCinch / Miniklinke
Interface24 Bit16 bit / 48 kHz24 Bit / 96 kHz
PlattformWin, Mac, iOS, AndroidMac / WinMac/WinMac / Win / iOS
ExtrasLaidback Luke Signature Fearures3 MIDI-Layerinteg. Licht-System, 5 OLED Displayskompatibel zu Traktor DJ
Preis449,- Euro299,- Euro299,- Euro209,- Euro
Kommentieren
Profilbild von Jochen Almeida

Jochen Almeida sagt:

#1 - 16.09.2024 um 12:40 Uhr

0

Hey, insgesamt cooles Review zu einem sehr (aber sicher nicht für jeden) interessanten Controller. Bisschen schade finde ich, dass jedes Review zu einem djay pro Controller (nicht nur bei euch) immer noch zu einem großen Teil auf die Software eingeht. Zudem stimmt es nicht was ihr hierzu schreibt was die Stem-Fähigkeit bei den Streaming Portalen angeht. Mindestens Beatport und Beatsource lassen auch Stem-Separation bei Streaming zu. SoundCloud weiß ich gerade nicht. Lediglich Apple Music lässt dies nicht zu, ist allerdings überhaupt nur exklusiv in Djay Pro verfügbar. Bei den Effekten kann man sich im übrigen auch durchaus in einen Extra Ordner seine Favoriten legen und muss dann zur Not nicht alle 60+ Effekte durchklicken auf dem Controller. Mir persönlich macht das Auflegen mit dem Mixtour Pro großen Spaß. Tatsächlich frage ich mich aber bei bestimmten Evebts, ob mich meine Kunden mit so einem kleinen Set Up ernst nehmen oder ob ein großer Controller da nicht „seriöser“ aussieht, obwohl ich de facto dieselben Funktionen nutze.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.