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Reloop RHP-20 Knight Test

Praxis

Genug der schnöden Äußerlichkeiten, schreiten wir zum Hörtest: Als Vergleichsmuster dienen mir auch dieses Mal wieder der TMA-1 von Aiaiai (Test: hier), den ich besonders für seine sehr voluminöse, stramme Basswiedergabe schätze und der Audio Technica ATH-500 Pro MK2, der für seine Preisklasse (knapp über 100,- Euro – Test: hier), eine tadellose Neutralität und sehr gute Stereofeld-Abbildung liefert.
Beim schwungvollen Kurbeln am Kopfhörer-Poti des Traktor Kontrol Z2, der im Test sowohl als AD/DA-Wandler als auch als Kopfhörerverstärker dient, erweist sich der RHP-20 Knight auf Anhieb als ausgesprochen guter Stromverwerter. Denn bereits kurz hinter der 12-Uhr-Position des Lautstärkereglers inszeniert der Kopfhörer ein mächtiges Schallgewitter. Er liegt dabei ungefähr gleichauf mit dem TMA-1. Der erste Klangeindruck lässt sich am besten mit dem Attribut „elegant“ beschreiben. Die Musik perlt nämlich ausgesprochen agil, breitwandig und druckvoll aus den Membranen, die laut Datenblatt einen Schallpegel bis 110 dB entwickeln können. Besonders im frequenztechnischen Untergeschoss macht der RHP-20 mächtig was her und ist dabei nicht nur laut, sondern klingt auch angenehm rund und satt. Im Bereich unter 500 Hz gebe ich dem Kopfhörer daher Bestnoten in dieser Preisklasse. Auch den mittleren Frequenzbereich – das Spektrum also, auf das traditionell der Großteil des musikalischen Geschehens entfällt – reproduziert der Reloop Kopfhörer sehr ausgewogen, sauber durchzeichnet und mit schöner Transientenabbildung, von der natürlich auch das Stereofeld profitiert. Im direkten Vergleich geben sich der TMA-1 und auch der ATH-500 Pro MK2 hier ein Stück weit forscher, direkter und präsenter. Wohlgemerkt vergebe ich hierfür kein „Pro“ oder „Contra“, sondern erwähne es nur, um einen Eindruck von den unterschiedlichen Gewichtungen in der klanglichen Abstimmung zu geben.
Persönlich empfinde ich eine etwas strammere und präsentere Mittenwiedergabe (lautmalerisches Stichwort: „Pock“) beim Auflegen im lauten Club als hilfreich, weil sich dadurch das musikalische Geschehen gut kontrollieren lässt. Für das Genusshören von Musik würde ich dagegen den ausgewogenen, unangestrengten Sound des RHP-20 bevorzugen. Auch hier handelt es sich nicht um „besser oder schlechter“, sondern einzig und allein um persönliche Präferenzen beim Hören. Kommen wir zu guter Letzt in den luftigen Bereich des Frequenzspektrums und zwar zu den Höhen. Hier leistet der RHP-20 eine einwandfreie Darstellung des klanglichen Geschehens und erneut erstaunt mich die Entspanntheit, mit der er zu Werke geht. Nein, der Reloop macht keine Anstalten, durch effekthascherische Überbetonung der Höhen den vordergründigen Eindruck von Brillanz schinden zu wollen. Vielmehr glänzt er durch muskulöses Understatement. Er kann, wenn man es ihm abverlangt und den EQ entsprechend tritt, in den Höhen glitzern bis blenden. Wenn er aber nicht muss, ruht das Klangbild homogen und ausgewogen vor den Ohren des Rezipienten und überzeugt.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Silhouette des Reloop RHP-20 Knight folgt fast einer Kreisform. Gut zu erkennen ist die Polsterung des Kopfbügels.

Nach meiner ausgedehnten Hör-Session kann ich mir dann auch ein Urteil über den Tragekomfort bilden. Grundsätzlich sitzen die 270 Gramm des Kopfhörers sehr verbindlich, aber sauber austariert auf den Ohren, sodass auch wilde Kopfaktivitäten den Verbleib des Ohr-Nahbeschallers am Ort des Geschehens nicht gefährden. Das verdankt der RHP-20 zwei Konstruktionsdetails:
a.) einem ziemlich steifen Kopfbügel
b.) der annähernd kreisrunden Silhouette, die im Ergebnis dazu führt, dass die Ohrmuscheln nach unten hin sehr eng anliegen.
Den auftretenden Druck dämpft der Reloop mittels Memory-Foam sowohl an den Ohrpolstern als auch am Kopfbügel. Das gelingt grundsätzlich sehr gut, dennoch ist der RHP-20 weit davon entfernt, luftig auf dem Kopf zu sitzen. Den Reloop zieht man nicht mal eben locker übers Ohr, vielmehr „trägt“ man ihn. Dieses dominante Auftreten hat als positiven Nebeneffekt eine wirkungsvolle Außengeräusch-Abschirmung zur Folge. DJs, die sich gerne „in Ruhe“ ihrer Arbeit widmen, dürften hiermit entsprechend sehr zufrieden sein. Musikdienstleistern, die sich bei der Arbeit eher frei und „unverkabelt“ fühlen wollen, dürfte der RHP-20 dagegen wohl etwas zu mächtig auftragen, zumal sich der Kopfhörer aufgrund des hohen Andrucks auch beim Absetzen mit annähernd klammernder Zuneigung um den Hals des DJs schmiegt.

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