Praxis
Die Modi Operandi
Der Reloop-Player verfügt über eine Performance-Sektion, die mit Hot Cue, Hot Loop, Loop Roll und Sampler vier verschiedene Modi bereithält. Im Erstgenannten können bis zu acht Hot Cues auf dem internen Speicher abgelegt und wieder aufgerufen werden. Gleiches gilt für Hot Loops. Beiden Betriebsarten steht eine optionale Beat-Quantisierung anheim. Der hier gebotene Loop Roll ist quasi ein Autoloop-Modus mit festen Sample-Längen (Notenlängen gemäß des ermittelten BPM-Wertes) und eingeschalteter Slip-Funktion, während im Sampler-Betrieb die acht (nennen wir sie mal) „Pads“ mit dem Live-Einspielen von Samples locken. Natürlich kann auch live aus dem aktuell aufgelegten Track gesampelt und zitiert werden.
Wankelmut kommt vor dem Fall
Die Modi Hot Cue und Hot Loop funktionieren in der Tat ziemlich gut. Die Quantisierung, die sich an dem temporären Grid orientiert, funktioniert zu meiner Freude recht ordentlich. Auch das teils wankelmütige automatische Beat-Zählwerk, das manchmal mit einer langen Leitung den ungeduldigen Deejot in die Irre führt, kann unsere Heißschleifenbinderei nicht aus der Ruhe bringen und folglich aus dem Takt hauen. Es dient in diesem Fall nicht als vorherrschendes Metrum, sondern das Grid in Verbindung mit der Quantisierung wird für die Hot Cues und Loops herangezogen. Der ermittelte Wert des Counters dient nur als Grundlage für die Autoloops.
Der Auto-BPM-Zähler nähert sich häufig über mehrere Takte hinweg dem realen Wert an. Manchmal kann das auch eine Minute dauern. Selten kommt es vor, dass er den korrekten Wert nicht von allein findet. Aber es kommt vor und dann ist das handfeste Timing des aktuellen Plattenauflegers gefragt. Doch auch das „Eintappen“ dauert einige Durchgänge, bis wir uns dem korrekten Tempo angenähert haben. Zudem sind auch spontane Wertesprünge des Schlagzählwerkes im Bereich des Möglichen, was für laufende Autoloops ein echter Rohrkrepierer werden kann. Aus Münster teilte man mir mit, dass das fällige Firmware-Update aber noch in der Betaphase sei. Was eine gute und eine schlechte Nachricht in einer vereint. Reloop ist dran, aber eben noch nicht fertig. Trost: Man darf sich berechtigte Hoffnungen machen.
Handling
Der Umgang mit optischen Medien funktioniert reibungslos, das Einlesen von Daten-CDs geht mit 6-8 Sekunden relativ schnell vonstatten. Audio-CDs sind nach etwa der Hälfte der Zeit abspielbereit. Die Silberlinge sind aber im Vergleich zu den USB-Datenträgern hinsichtlich einiger Features generell außen vor: Zum Beispiel steht dem Nutzer der Slip-Modus nicht zur Verfügung. Beatquantisierte Hot Cues und Loops gehen leider auch nicht, genauso wie der Performance Mode Loop Roll.
Man sieht also deutlich, wo der Trend hingehen soll: Zu USB-Festplatten und Flash-Speicher natürlich und das nicht nur wegen der eben genannten Features, die dann freilich zur Verfügung stehen. Nein, weil es eben die moderneren Medien-Container sind, die selten kaputt gehen, wenig kosten und unglaublich viele Tracks auf einem Datenträger ermöglichen. Das ist schon echt sehr praktisch: Zwei 32 Gigabyte große USB-Sticks in der Hosentasche und fertig!?
Doch die Thematik hat natürlich zwei Seiten (wie so häufig), denn eine praktikable Funktionalität ist nur gegeben, wenn das Programm Database Builder seinen Job korrekt verrichtet und eine Datenbank kreiert, sodass die Tags blitzschnell geladen werden können und Sortierkriterien bereitstehen, die überhaupt für den praktischen Umgang mit einer großen Library absolut unverzichtbar sind. Ansonsten erleidet man Schiffbruch oder verliert sehr schnell die Lust. Zudem sollte die Navigation intuitiv zu erlernen und der Player absturzsicher sein, was ich aber prinzipiell bestätigen kann.
Einmal ist es vorgekommen, dass nichts mehr ging: Nachdem der RMP-4 in den Standby gewechselt hatte, ließ sich ein eingestöpselter Stick nicht mehr auswerfen. Die Navigation funktionierte ebenfalls nicht mehr, genauso wenig wie die Wiedergabe, sodass der Player aus- und wieder eingeschaltet werden musste.
Sound
Die Wiedergabequalitäten des RMP-4 sind soweit in Ordnung. Sowohl der Wandler als auch die Ausgangsstufe klingen transparent und vermitteln genügend Druck. Der Instant Reverse ist direkt da und klingt sehr authentisch. Die gute Auflösung des Pitchfaders vermittelt beim Einpitchen ein gutes Gefühl, die bereitgestellten Arbeitsbereiche 4, 8,16 und 100 Prozent funktionieren so weit so gut. Beim Achter-Standard geht die Auflösung aber nicht über 0,1 Prozent hinaus, für Hundertstel muss entweder die kleinste Stufe her oder temporär die Micropitch-Funktion aktiviert werden, die nebenbei bemerkt wirklich gut funktioniert. Das Mastertempo-Feature hingegen will mich nicht so recht überzeugen. Es funktioniert zwar, ist aber je nach Programmmaterial bei mehr als minus zwei bis drei Prozent schon mal völlig überfordert und es machen sich deutlich hörbare Artefakte bemerkbar. Folglich ist in vielen Fällen der Mix ohne Tonhöhenkorrektur vorzuziehen.
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Die Haptik
…des präzisen sieben Zoll großen Jogwheels ist für mich überzeugend. Ich bin damit in relativ kurzer Zeit klargekommen. Der physische Widerstand lässt sich beim RMP-4 leider nicht justieren, sodass CDJ-Jockeys eine Umgewöhnungsphase durchlaufen müssen. Die Übersetzung hingegen lässt sich im Menü ganz gut einstellen. Hier steht ein Wertebereich zwischen -20 und 20 zur Verfügung. Es sollte für jeden eine Einstellung möglich sein, mit der das Scratchen gut von der Hand geht.
Im Setup sollte zudem die Anlauf- und Abbremszeit (Start- und Brake-Time) des Decks justiert werden können, damit der Player beim Starten und Stoppen der Wiedergabe wie ein analoger Plattenspieler klingt. Um das zu checken, stelle ich mehrfach die Zeiten um, zum Beispiel die „Stop Time“ auf zehn Sekunden, doch die Wiedergabe hört einfach nur auf – egal, was ich einstelle. Keine analoge Vinylbremse, schon gar nicht zehn Sekunden lang. Ein Bug, der hoffentlich bald per Firmware-Update verschwindet.
Die Performance Sektion
…des RMP-4 weiß durchaus zu gefallen. Neben quantisierten Cues und Loops, von denen jeweils acht pro Track dauerhaft auf den internen Speicher des RMP-4 abgespeichert werden können, steht den USB-Sounds auch ein Loop-Roll-Modus zur Verfügung, der mir echt großen Spaß bereitet. Die Quantisierung greift hier wieder in Kombination mit dem Grid und es darf hier nach Herzenslust gerollt werden. Der monophone Sampler ist mir allerdings noch ein wenig zu rudimentär. Standardmäßig wird bei jedem Hochfahren die Default Bank mit sechs Drum Sounds (Bassdrum, Snare, HiHat usw.) und zwei Loops geladen. Die „Pads“ sind klein und nicht anschlagsdynamisch, was ich auch nicht erwartet habe. Ich hatte allerdings schon darauf spekuliert, dass man die Samples separat hinsichtlich der Lautstärke regulieren kann. Das ist zwar auch vorgesehen, doch es passiert leider nichts an der Stelle. Man soll hierfür das Pad zwei Sekunden lang gedrückt halten und dann das Jograd drehen, um die Lautstärke zu ändern, doch sie ändert sich nicht.
Eine Kombination aus „Shift“ und Wheel soll die Abspielgeschwindigkeit ändern, aber auch das funktioniert nicht. Zudem muss man, um die Taste zu halten, das Pad ja erst einmal spielen und der Sampler lässt sich halt nicht muten. Läuft die aktuelle Wiedergabe gerade über den Player, kann man eigentlich nichts (für das Auditorium unhörbar) vorbereiten. Als Abspielmodi kommen „One Shot“ oder „Loop“ in Frage, die mit Hilfe des Navigations-Encoders ausgewählt werden, während man mal wieder das Sample-Pad gedrückt hält.
Auf die Funktion als MIDI-Controller möchte ich an dieser Stelle nicht im Detail eingehen, da es den Rahmen dieses Tests sprengen würde. Nur soviel: Das Mapping, das der Hersteller auf seiner Homepage zum Download bereitstellt, lässt sich in das Setup meiner Traktor-Software (2.10) reibungslos importieren und nach erfolgtem MIDI-Port-Routing ist der Controller aktiv. Zwei Decks lassen sich auf Anhieb beladen, die Wiedergabe starten und mit dem Jogwheel scratchen. Na bitte.