Noch vor einigen Jahren wurde der Hersteller Reloop von Profi-DJs oft belächelt. Zu sehr haftete den Produkten dieses Unternehmens der „Makel“ an, eine Billigmarke für Bedroom-DJs und Hobbyisten zu sein. Schaut man sich allerdings die Mixer, Controller und Turntables der letzten Zeit etwas genauer an, wird offensichtlich, dass gelten muss, diese Denke über Bord zu werfen, denn in Sachen Qualität und Sound hat Reloop einen deutlichen Sprung gemacht.
Ein gutes Beispiel hierfür scheint auch unser aktueller Testkandidat, der Reloop RMX-80 Digital Clubmixer zu sein. Dieses Pult arbeitet komplett digital (24 Bit Wandler), verfügt über vier Haupt- sowie zwei Mikrofonkanäle. Die Klangregelung erfolgt über Dreiband-EQs und bipolare Filter. Der Crossfader ist frei den vier Line Fadern zuweisbar und wurde mit einer stufenlosen Curve-Control ausgestattet. Über das gleiche Feature verfügen auch die vier Up & Down-Fader. Zur Klangmanipulation stellt der Mischer eine digitale FX-Sektion mit 13 Effekten bereit, die sich zeitgemäß temposynchron steuern lassen. Ausgangseitig liefert der RMX-80 Digital ein symmetrisches sowie ein unsymmetrisches Mastersignal. Zudem gibt es einen separat regelbaren Monitor sowie einen Recording-Out.
Diese lange Feature-Liste klingt bei einer UVP von lediglich 749 € wirklich viel versprechend. Inspiriert wurde Reloop bei Ausstattung und Design des RMX-80 Digital offensichtlich von der DJM Mixer-Serie der Firma Pioneer, insbesondere dem Modell DJM-850 Dieses Vierkanalpult ist ebenfalls mit Dreiband-EQs und einer FX-Sektion bestückt. Allerdings kostet der Pioneer 1499 € (UVP). Ein weiteres konkurrierendes Modell der oberen Preisklasse ist der Xone DB2 von Allen & Heath, der für 1784 € (UVP) zu haben ist. Dafür bekommt man allerdings auch ein internes USB-Audiointerface, zahlreiche MIDI-Features sowie zwei Effekt-Engines. Unser Bonedo-Test soll und wird klären, ob der RMX-80 Digital im Lager der Profis neben seinen kostspieligeren Konkurrenten bestehen kann.
Details
Lieferumfang
Der dunkel bedruckte Karton bringt einige Utensilien zum Vorschein. Da wären zunächst einmal der Mixer (320 mm x 107,5 mm x 382,4 mm/B x H x T) sowie ein Kaltgerätekabel zur Spannungsversorgung zu nennen. Des Weiteren finde ich vier Fader-Start-Kabel mit Miniklinkenstecker, Werbematerial (Poster, Aufkleber etc.) sowie eine deutschsprachige Anleitung in gedruckter Form vor. Diese ist zwar etwas knapp gehalten, aber dank der guten Grafiken dennoch sehr behilflich bei der Inbetriebnahme.
Erster Eindruck
Unser Testkandidat bringt ein stolzes Gewicht von 6,9 kg auf die „Digitalpultwaage“ und stellt ein sehr robustes, sauber verarbeitetes und akkurat lackiertes Metallchassis. Die Anschlussbuchsen wirken hochwertig und sind stabil im Gehäuse montiert. Die Cinch-Buchsen sind sogar vergoldet. Die Drehregler wirken robust, zudem sind sie mit sehr griffigen Gummikappen bestückt. Auch die großen, hintergrundbeleuchteten Tasten des Mischers machen eine wirklich gute Figur. Hochwertig präsentieren sich ebenso die Schalter des Mischers. Über einen extra langen Regelweg von 60 mm verfügen die vier Up & Down-Fader. Diese machen schon einen guten ersten Eindruck, sind aber leider ein wenig schwergängig. Zum Glück ist das beim 45 mm langen Crossfader anders. Dieser gleitet butterweich von einer Seite zur anderen und verfügt zudem über eine praktische Schnellwechselvorrichtung. Abgesehen von den etwas trägen vertikalen Schiebereglern ist der erste Eindruck, den der RMX-80 Digital bei mir erweckt, sehr überzeugend!
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Anschlüsse
Die Mehrzahl der Anschlüsse befinden sich wie gewohnt auf der Geräterückseite. Alle vier Main Channels des Mixers verfügen über je zwei Stereo-Cinch-Eingänge. Bei den Kanälen 1 und 4 handelt es sich dabei ausschließlich um Eingangsstufen für Geräte mit Line-Pegel für Line und CD. Channel 2 und 3 hingegen verfügen über je einen Phono-Vorverstärker und einen Line-In. Verchromte und griffige Schrauben dienen dabei zur Aufnahme der Erdungskabel der Plattenspieler. Alle vier Channels sind mit Miniklinkenbuchsen ausgestattet, die zur Fernsteuerung externer Geräte über Fader-Start dienen. Auf der Frontplatte des Mixers finde ich weitere Eingänge vor. Dort habe ich die Option, ein Mikrofon an die XLR/Klinkenbuchse (Mic 1) anzuschließen. Alternativ lässt sich dieser Kanalzug aber auch als zusätzlicher Aux-In nutzen. Dazu steht oberhalb der Mic-Buchse ein Stereo-Cinch bereit. Die 6,3 mm Klinkenbuchse für das zweite Mikrofon (Mic 2) wurde auf dem Frontplatte des Gerätes platziert.
Als optionaler Audioeingang dient der Effekt-Return, dessen zwei 6,3 mm Klinkenbuchsen wiederum auf der Rückseite des Pultes Platz gefunden haben. Gleich daneben beheimatet ist der Effekt-Send, der ebenfalls über zwei große Klinkenbuchsen verfügt. Wer auf das Ausgangssignal des Mischers zugreifen möchte, hat ganze vier analoge Anschlüsse zur Auswahl. Der Master steht unsymmetrisch über Cinch sowie symmetrisch über XLR zur Verfügung. Separat regelbar ist der Monitorausgang (Booth), der über zwei 6,3 mm Klinkenbuchsen herausgeführt wird. Nicht justierbar ist hingegen das Signal des separaten Recording-Ausgangs, das an den entsprechenden Cinch-Buchsen unsymmetrisch abgegriffen wird. Eine USB-Buchse (Typ-B) dient dazu, das Pult mit einem Rechner zu verbinden. Ferner ist unser Testkandidat mit einem aktiven dreifachen USB-Hub (Typ-A) ausgerüstet. Hier lassen sich beispielsweise diverse MIDI-Controller anschließen. Befeuert wird der Mischer über eine entsprechende Buchse für das Netzkabel. Direkt darüber liegt der Netzschalter des Gerätes und wer sein gutes Stück vor Diebstahl schützen möchte, für den stellt Reloop eine Vorrichtung für ein Kensington-Schloss bereit. Gleich zwei Kopfhörer lassen sich an das Pult anschließen. Eine 6,3 mm Klinkenbuchse befindet sich auf der Frontplatte des Pultes und eine Miniklinkenbuchse hat auf dem Rückseite Platz gefunden.
Features
Direkt nach Anschluss des Netzkabels schalte ich den Mixer ein. Zunächst einmal leuchtet der obere Teil des Displays auf, ebenso alle dazugehörigen Tasten. Und auch die Kontroll-LEDs blinken in einer Art Laola-Welle. Letzter Akt dieser „Lightshow“ ist das Aufleuchten aller Elemente der mehrfarbigen LED-Anzeige. Nun kann der Spaß beginnen. Die Eingangsquellen der vier Hauptkanäle werden durch Kippschalter ausgewählt. Während dies bei den Kanälen 1 und 4 jeweils zwei Zuspieler mit Line-Pegel sein können, sind bei den Kanälen 3 und 4 dank der internen Phono-Vorverstärker auch die altbewährten Plattenspieler als Klangquellen möglich. Diese Vorverstärker zeichnen sich durch einen detailreichen Höhenbereich sowie druckvolle Mitten aus. Dem oberen Bassbereich fehlt es nicht an Durchsetzungskraft, jedoch klingen mir die Subbassfrequenzen ein bisschen zu schwammig. Weil der Gesamtsound aber stimmig ist, gebe ich dem Phono-Vorverstärker unseres Testkandidaten ein „noch gut“.
Die Aufholverstärkung der Kanäle regle ich wie gewohnt mit Gain, während die Dreiband-EQs für die Klangmanipulation zuständig sind. Praktischerweise verfügen die Equalizer über zwei verschiedene Arbeitsmodi, die mit dem „EQ Curve Switch“ ausgewählt werden können. Der „Kill“-Modus verfügt über einen Boost von 12 dB sowie eine Absenkung der jeweiligen Frequenzbänder von 26 dB. Bei der „Classic“-Einstellung stellen die Bänder den gleichen Boost bereit, während das Frequenzband bei vollständiger Drehung in die andere Richtung komplett im akustischen Nirwana verschwindet („Full Kill“/- 80 dB). In beiden Modi klingen die Klangverbieger angenehm und warm. Sie eignen sich sowohl zum Anpassen diverser Musiksignale als auch für effektartige Einsätze. Außerdem lassen sich im Setup-Menü des Mischers die Crossover-Frequenzen verändern, doch Genaueres hierzu später. Für die Channel-EQs gehen auf jeden Fall beide Daumen nach oben!
Alle vier Main Channels verfügen über praktische LED-Ketten, bestehend aus 12 Segmenten, die separat die Pegel anzeigen. So lassen sich dank der großzügigen visuellen Rückmeldungen die Lautstärken der einzelnen Kanäle perfekt aufeinander abstimmen. Weitere Klangverbieger folgen gleich unterhalb der Kanal-EQs. Vier bipolare Filter mit extragroßen blau markierten Knöpfen locken mit wirklich gut klingenden Hoch- und Tiefpass-Effekten. Die Resonanz der Filter verleiht ihnen einen angenehmen musikalischen Klang. Praktisch sind auch die blauen LEDs, die visuelle Rückmeldung darüber geben, ob die Regler aus der Mittenstellung herausbewegt wurden.
Vier 60 mm lange Up & Down-Fader zeigen sich für die Regulierung der Kanallautstärken zuständig. Gleich darunter befindet sich der Crossfader, der den vier Kanälen dank der vier Selektions-Schalter frei zugeordnet werden kann. Diese Schalter sind praktischerweise versenkt montiert, wodurch sie einem bei Scratch-Manövern nicht im Wege stehen. Die Arbeitskurven der Up & Down Fader sowie die des Crossfaders lassen sich mit Hilfe von zwei Drehreglern stufenlos separat justieren. Scratch-Nerds kommen dabei genauso auf ihre Kosten wie auch DJs, die mehr auf weiche Überblendungen stehen. Einziger Wermutstropfen, der den Vinyl-Kratzern ein wenig den Spaß verderben könnte, sind die etwas schwergängigen Channel Fader. Alle anderen DJs werden mit den Reglern aber bestens zurechtkommen. Der Crossfader des Mischers ist InnoFader-kompatibel. Das bedeutet, dass dieser durch einen hochwertigeren InnoFader ersetzt werden kann. In der Minivariante kostet der Spaß etwa 49 €, während man für die Pro-Version circa 199 € auf den Tisch blättern muss. Sowohl die Up & Down Fader wie auch der Crossfader lassen sich für das Triggern externer Zuspieler über das Fader-Start-Protokoll verwenden. Aktiviert wird dieser durch die beiden Buttons „CH-Start“ und „XF-Start“. Neben den vier Kanälen stellt der Mischer noch zwei weitere in Form von Mic 1 & 2 bereit. Der erste Kanal der Mikrofonsektion verfügt über eine XLR/Klinkenbuchse und ist so optional auch als Stereo-Aux-Eingang nutzbar. Oberhalb der Mikrofonbuchse befindet sich daher ein RCA-Pärchen. Per „Source“-Schalter selektiere ich die gewünschte Eingangsquelle. Die Lautstärke des Mikrofon/Aux-Signals reguliere ich mit dem entsprechenden Drehregler. Der Anschluss für den Mikrofonkanal Nummer zwei (Mic 2) befindet sich auf dem Frontpanel des Pultes. Auch dieser Eingang verfügt über einen separaten Drehregler zur Justierung der Lautstärke. Beide Anschlüsse lassen sich gemeinsam über einen Zweiband-EQ klanglich beeinflussen. Beiden Mikrofonkanälen ist ein On/Off Switch anheim gestellt, zudem stellt der Reloop eine automatische Talkover-Funktion, die für eine automatische Pegelabsenkung der Musiksignale sorgt. Das funktioniert dank schnellem Attack ziemlich gut. Das Maß der Absenkung lässt sich im Mixer Setup bestimmen, doch mehr dazu später. Die beiden Mikrofoneingänge klingen druckvoll und sind angenehm rauscharm. Ihr doch etwas dumpfer Grundsound ist kein Beinbruch, da einem der gute 2-Band-EQ effektiv zu Hilfe kommen kann. Dieser erledigt seinen Job ordentlich und lässt das Signal im Handumdrehen wieder luftig klingen. So lassen sich Ansagen, aber auch kürzere Vokaleinlagen ganz gut meistern. Thumbs Up!
Jeff Hax sagt:
#1 - 26.07.2022 um 10:04 Uhr
Der RMX-80 war aufsichtlich ein guten mischpult wäre es das den FX sektion ganz schnell aufgehört hat zu funktionieren und Reloop kein bock hatte es zu fixen.